[Dem letzten Technik-Beitrag folgt hiermit zwangsläufig der wichtige nächste ...]
... ROKAL war innovative Technik! (Teil V)
Im Jahre 1967 löste das vierte und letzte Gleissytem mit Vollprofil-Neusilberschienen die ROKAL-Hohlprofilschienen und -Elektroweichen aus Beitrag #125 ab. Bei den neuen Elektroweichen war nun ALLES anders, was unter den damaligen ROKAL-Freunden einige Verwirrung auslöste. Doch von Anfang an ...
Die neuen Elektroweichen gab es wieder in drei verschiedenen Ausführungen: Als Handweiche, als Elektroweiche und als Elektroweiche mit zusätzlichen entkoppelten Umschaltkontakten zur direkten weichenstellungsabhängigen Steuerung bspw. von Lichtsignalen ...
Die Beschreibung der neuen Vollprofil-Elektroweichen im letzten ROKAL-Katalog 20/D von 1969.
Die neuen Elektroweichen besaßen wie die letzten Hohlprofilweichen geschlitzte Stellschrauben zur Wahl der Fahrstraßenumschaltung, jedoch keine beleuchtete Weichenlaterne mehr. Die interne Verschaltung der Weichen änderte sich daher. Mit nun zwei getrennten Elektrospulen konnte die Weiche gestellt werden: Spannung zwischen roter und gemeinsamer schwarzer Leitung stellte die Weiche auf Abbiegen, zwischen grüner und schwarzer Leitung auf Geradeausfahrt. Die neuen Weichen wurden nun mit Wechselspannung betrieben. Hier die externe Verschaltung der neuen Elektroweichen ...
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Man erkennt die Änderungen der Weichenschaltung zur "gewohnten" Hohlprofilweiche: Der Bedienschalter für die Vollprofil-Elektroweiche musste nun links am Fahrregler (Wechselspannungsversorgung) angesteckt werden. Anstelle des bisherigen Fernbedienschalters mit blauem Stellhebel, der zwischen roter/grüner und schwarzer Leitung eine Dauerspannung für die Weichenlaterne lieferte, musste nun zwingend ein Fernbedienschalter 01681 mit gelbem Stellhebel verwendet werden. Dieser schaltete als Momenttaster die Spannung immer nur für den kurzen Stellvorgang auf die jeweilige Weichenspule.
Auf den "richtigen" Bedienschalter wurde im Kopf der mehrsprachigen Bedienungsanleitung zur neuen Elektroweichen hingewiesen, nur in diesem Beispiel gelb unterlegt! Einen deutlicheren Hinweis auf den gelben Stellhebel unterließ das ROKAL-Werk unglücklicherweise.
Es kam dann, wie es kommen musste ... Viele ROKAL-Freunde übersahen diesen viel zu kleinen Hinweis auf den notwendigen Bedienschalter, verwendeten den gewohnten Bedienschalter mit blauem Stellhebel und steckten diesen weiterhin rechts an den Fahrregler auf dessen Gleichspannungsversorgungsseite, die zudem mit einem Weichensymbol gekennzeichnet war. Als Resultat überhitzten die mit einer Dauergleichspannung überlasteten Vollprofil-Elektroweichen und die Spulenabdeckkappen schmolzen. Hier ein starkes und ein schwaches Schadensbild am Weichenspulenkasten ...
Stark beschädigter Spulenkasten, Weichenspule wahrscheinlich mit einem irreparablen Windungsschluss.
Geringfügige Beschädigung durch angeschmolzenen Spukenkasten. Wer einen solchen Spulendeckel nun durch einen unbeschädigten ersetzen wollte, zerstört die Weichenspule durch Abreißen der mit dem Deckel verschmolzenen Spulendrähte in der oberen Wicklungsschicht. Besser ist es, eine solche Weiche so zu belassen!
Auch die wichtige Änderung, dass die neue Vollprofil-Elektroweiche nun mit Wechselspannung betrieben und dazu links an den Fahrregler angesteckt werden sollte, wurde vom ROKAL-Werk nur unzureichend kommuniziert. Als Folge dieser Unterlassung zu Beginn der Ausgabe der neuen Elektroweichen gingen zahlreiche Weichenspulen durch fehlerhafte Handhabung kaputt. ROKAL tauschte anfangs alle defekten Elektroweichen über die Händler auf dem Kulanzweg aus und die Händler bekamen die Anweisung, die Kundschaft über diese Problematik ausreichend zu informieren.
Trotz aller "guten Worte" der ROKAL-Händlerschaft kam es weiterhin zu Weichendefekten wegen falscher Verschaltung der Elektroweichen. Ein anfangs von ROKAL übersehenes Problem war die weitere Verwendung der Anschlusssymbole für die Bedienschalter auf den Fahrreglern ...
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Links ein Fahrreglergehäuse mit den beiden Anschlusssymbolen, d.h. einem Weichensymbol an der rechten Schalterseite, rechts ein geändertes, späteres Fahrreglergehäuse mit fehlenden Symbolen.
Unwichtig, dass die Schaltungen in den Gleisplänen und Bedienungsanleitungen ein Anschließen des "gelbhebeligen" Weichenbedienschalters ab 1967 an die linke Fahrreglerseite vorgab: Das noch einige Zeit weiter verwendete Weichensymbol verführte die Kundschaft zum Anstecken des Weichenschalters an die rechte Fahrreglerseite und damit fälschlicherweise an Gleichspannung. ROKAL reagierte auf fortgesetzte Ausfallmeldungen neuer Elektroweichen dann mit einer Änderung der Fahrreglergehäuse. Beide Symbole waren an neu gefertigten Fahrreglern entfernt. Ein Problem blieben die bislang benutzten Alt-Fahrregler beim Kunden und die Fahrregler-Altbestände in der Händlerschaft.
Auch der letzte ROKAL-Katalog 20/D von Mitte 1969 zeigt gut erkennbar noch einen Fahrregler 00051 mit dem problematischen Weichensymbol rechts.
Übrigens können - entgegen der oftmals zu hörenden Meinung - zum Betrieb der neuen Vollprofil-Elektroweichen nicht nur die neuen "gelben" Bedienschalter mit Schraubkontakten verwendet werden, sondern ebenso die älteren Bedienschalter mit gelben Stellhebel und Steckbuchsen für Kleinstecker, die funktionsgleich für die bis Anfang der 1960er Jahre angebotenen Flügelsignale vorgesehen waren.
Fazit: Die neuen Vollprofil-Elektroweichen sollten immer nur per vorgesehenen Bedienschalter mit gelbem Stellhebel, angesteckt an der linken Fahrreglerseite betrieben werden. Andere Betriebsarten verursachen zumeist irreparable Schäden an den Elektrospulen der Weiche.
K_E_B
[Fortsetzung folgt ...]