spät, im Jahr 1967 stellte Rokal ein vollkommen neues Gleismaterial vor. Es war bereits die 4. Generation nach der Bakelit, und Hohlprofil mit Papp- und Kunststoffschwellen Ähra. Das neue Gleis hatte ein ansprechendes Kunstoffschwellenband mit nur 2,4 mm Neusilberprofilen. Im Gegensatz zu den Hohlprofilschienen war es absolut rostfrei!
Die Gleisgeometrie war exakt die Gleiche wie bei den Vorgängern, gerade Gleise 220 mm lang mit Halben und Viertel, 2 gebogene Gleisradien 572 mm Durchm. und 660 mm Durchmesser mit Halben und Viertel. Dazu Weichen elektr. und handbetrieben, Kreuzungen, ein Schaltgleis, Entkuppler, ein Übergangsstück 4. auf 3. Generation, einen Prellbock, Anschluß- und Trenngarnitur.
Die Weichen waren herzstücklos und hatten eine sichere Stromübertragung, sodass alle Loks ruckfrei drüber fahren konnten. Trotzdem waren die Modellbahner nicht restlos überzeugt. Die Antriebe waren nach wie vor recht groß und die exzentrischen Umschalt- Drehknöpfe für die Einstellung der Weiche (Fahrstraßenschaltung) als "Stoppweiche" oder für die Funktion als "Trenngleis" waren unübersehbar auf den Schwellen zwischen den Profilen angebracht. Außerdem gab es im Gegensatz zu den damaligen N-Weichen, keine Endabschaltung! Ein "Aufschneiden" war auch nicht mehr möglich, sodass reihenweise die Züge entgleisten.
Als Sahnehäubchen, um den letzten Rokal-Bahner gar zu verwirren, mußten für die neuen Weichen auch noch neue Schalter verwendet werden! Dies stand zwar ausdrücklich in der Anleitung, wurde aber scheinbar auch oft nicht gelesen. So wurden häufig die alten Schalter verwendet und dazu auch noch fälschlicherweise an Gleichstrom angeschlossen (war bei den alten weichen so üblich). Die neuen Weichen wurden aber mit Wechselstrom geschaltet!
Dadurch wurden reihenweise die Spulen abgefackelt oder häufig durch die Hitze die Kunstoffabdeckung der Spulen verformt.
Die Herstellung erfolgte bei einer Firma Fischbach, die den Kunststoff spritze und mit den angelieferten Neusilberprofilringen alle Gleise und Weichen komplett montierte.
Die Bilder zeigen Weichen, Sondergleise und Zubehör...
Modell-Elektroweichen links und rechts
Modell-Elektroweichen links und rechts mit eingebautem einpoligem Umschalter
Wichtig: nur mit dem Schalter (50)1681 (gelber Knopf und Schraubkontakte) schalten! An Wechselstrom anschließen!!
Entkupplungs- und Schaltgleis
Anschluss- und Trenngarnitur, Prellbock. Somit waren keine extra Gleise mehr notwendig, jetzt konnte beliebig an jeder Stelle der Strom zugeführt oder unterbrochen, und der prellbock aufgesteckt werden.
Mit diesem Übergangsgleis konnten die alten Hohlprofilschienen weiterverwendet und mit den neuen Gleisen verbunden werden
Die Preissituation: für die langen Gleisstücke werden in gutem, gebrauchten Zustand ohne abgebr. Schwellen ca. 1.50 €, für die kürzeren Gleise und den Prellbock ca. 1.- € bezahlt. Für das Übergangsgleis sowie die Trenngarnitur sind ca. 2.- € fällig. Schaltgleis und Entkupplung kosten ca. 5.- €, elektr. Weichen das Stück 13.- €, mit Umschalter 15.- € das Stück. In neuwertigem Zustand etwas mehr (alle Preise durchschnittlich, beobachtet bei ebay). Zu Guter Letzt, leider wird der Kunststoff mit zunehmenden Alter etwas "spröde". Oft findet man Gleise, an denen einige Schwellen an den Außenseiten abgebrochen sind, oder die bei einer Demontage vom Anlagenbrett an den Schwellen für die Nagelbefestigung beschädigt sind.
Horst hat eigentlich schon alles gesagt, vielleicht noch zwei Ergänzungen. Zum einen gab es beim Neusilber-Vollprofil wie schon bei den Hohlprofilschienen die "linke" und "rechte" Kreuzung, wirklich ein Unikum in der Modellbahn-Welt. Hier störte besonders der große "ROKAL" Schriftzug im Herzstück, der auf dem Bild durch den Blitz etwas kaschiert wurde. Leider sehen meine Kreuzungen lange nicht so gut aus wie Horst's Weichen.
Eine Doppelkreuzungsweiche ließ sich wegen der speziellen ROKAL Radsätze nicht konstruieren und die bei "N" übliche Bogenweiche wurde bei den ROKAL Freunden ebenfalls schmerzlich vermisst. Dies verhinderte elegante Gleispläne, da gerade bei wenig Platz mit Bogenweichen großzügige Bahnhofseinfahrten möglich sind.
Ein echtes Manko, das die Weichen eigentlich zu einer Fehlkonstruktion machte, war die Spulenabdeckung. Die Reisezugwagen alter Bauart (mit Dachentkuppler) und einige Lokomotiven stießen mit den Trittstufen nach einer Kurvenausfahrt gegen die Spulenabdeckung der Weiche und entgleisten. Die beiden nachfolgenden Bilder zeigen einen DSG Speisewagen, der aus der Kurve kommend gegen die Abdeckung stößt.
Die einzige Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen ist, zwischen Kurve und Weiche mindestens eine 1/4 lange Gerade einzubauen. Was habe ich bei meinen Entwürfen schon geflucht, weil es an einer Stelle wieder nicht gepasst hat und ich alles wieder umschmeißen konnte.
Radikaler war da der Ansatz vieler Modellbahner, die kurzerhand die Trittstufen bei den alten Wagen abgeschnitten hatten. Wenn man also einen Wagen wie den rechten Postwagen findet, weiß man, dass der Vorbesitzer Vollprofil Weichen verwendet hat.
Zitat von tischbahn 2 gebogene Gleisradien 572 mm Durchm. und 660 mm Durchmesser mit Halben und Viertel.
Hallo Horst,
Nur mal zur Erklärung für nicht-Rokalisten, bezieht sich das (Ganze, Halbe, Viertel) auf Viertelkreise, also 90°, 45° und 22°30' Stücke? Oder sind es Zwölftel als "Ganze", somit 30°, 15° und 7°30'? Welchen Winkel hatten die Weichen-Zweiggleise und welchen Radius?
Dank und Gruss Axel
Neue Interimsanlage Märklin, digital mit 6021; Vorbilder u.a. SNCB, CFL, SNCF - außerdem interessiert an Trix Express u. Schiebetrix 1:180
Hallo Axel, ...hab mich vieleicht ein bißchen blöd ausgedrückt..
Also, der Normal-, genauso wie der Parallelkreis bestehen aus 8 Gleise je Kreis (Gleislängen sind also 1/8, 1/16, 1/32), oder wie du es ausdrücken würdest 45°, 22°30', 11°15'. Der Normalkreis ist Durchm. 572 mm, der Parallelkreis ist Durchm. 660 mm, also ist der Abstand 44 mm zwischen den beiden Radien.
Bei der 3. Gleisgeneration (Vorgänger) wurden für den Parallelkreis noch 16 Stücke benötigt, es gab keine 45°-stücke.
Die Weichen entsprechen dem 572 mm Kreis und sind 22°30', also 1/16 des Normalkreises.
Ein weiteres wichtiges Gleis in der ROKAL Gleisgeometrie ist das 119mm lange Ausgleichstück für Gleisfächer. Wenn man den Fächer nicht wieder spiegelverkehrt schließt, braucht man schnell eine große Menge dieser Gleisstücke, um die Gleise auf gleiche Länge zu bringen.
vielen Dank für die Erklärungen zum Gleissystem. Ich glaube, mit dem "spiegelverkehrt" hast Du, Stefan, eigentlich gemeint "180° gedreht", denn sonst braucht man doppelt so viele 119mm Stücke...
Gruss von Axel
Neue Interimsanlage Märklin, digital mit 6021; Vorbilder u.a. SNCB, CFL, SNCF - außerdem interessiert an Trix Express u. Schiebetrix 1:180
zur Verdeutlichung noch mal die drei möglichen Varianten in einem Bild. Bei der ersten benötigt man die Ausgleichstücke, dafür aber gleich viele links und rechts Weichen. Ohne Ausgleichstücke wird der Weichenverbrauch schnell einseitig (2/4, 2/6, 2/8, usw.). Unten links sieht man ein weiteres Beispiel, den Gleisfächer mit der gleichen Anzahl Ausgleichstücke aufzubauen.
Ein Tipp noch für alle Anlagenbauer. 5 Ausgleichstücke hintereinander (595mm) kann man durch normale Gleisstücke 2x1/1 + 1x1/2 + 1x1/4 ersetzen.
ja so wird das was! Vielleicht haben sich viele über die Geometrie des märklin C-Gleises gewundert mit den beiden ähnlichen Gleisstücken 24188 und 24172, aber das erspart unheimlich viel Knobelei mit Ausgleichsstücken.
Bei Verwendung der Rokalweichen diagonal eingebaut wie im oberen Bild haben nämlich strenggenommen nicht alle Parallelgleise den gleichen Abstand zueinander (kann man aber in der Praxis meist vernachlässigen). Damit funktioniert die Gleisfigur rechts unten auch nur unter Ausnutzung geringfügiger Toleranzen. Aus dem selben geometischen Grund hat man die linke und die rechte Kreuzung gebaut, kein Unikum, bei Arnold N gab es das auch.
Gruss von Axel
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