Servus,
im Jahr 1950 begann bei ROKAL die Produktion von Güterwagen. Der erste Güterwagen war ein offener Güterwagen der Bauart "Essen". Er basierte auf einem Chassis, das auch als Tafelwagen verkauft wurde. Darauf wurde ein Metall-Oberteil geschraubt, das lediglich aus den Seitenwänden bestand. Von diesem Modell gab es bereits ab 1951 verschiedene Varianten, die ich hier auch vorstellen möchte. Der offene Güterwagen war auch das mit Abstand am häufigsten produzierte ROKAL-Modell. Die einfachste Version wurde über 30.000 mal gebaut und mit allen Varianten kommt man wohl auf mehr als 50.000 Wagen. Das ist nichts im Vergleich zu den Produktionszahlen anderer Hersteller, aber für ROKAL war das schon viel.
Der einfache offene Güterwagen "Essen" mit der ROKAL-Nummer "G 203" hatte ein Länge von 74 mm und war komplett aus Metall-Druckguss gefertigt. Da ROKAL noch keine isolierten Metallräder herstellen konnte, wurde die erste Version mit Trolitulrädern ausgeliefert. In der Ladefläche waren zwei für ROKAL typische Entkupplungsstifte eingelassen.
Ab 1955 standen isolierte Metall-Speichenräder für die Güterwagen zur Verfügung. Zudem wurde auf die Entkupplungsstifte im Wagenboden verzichtet.
Die aufwändigen Metall-Speichenräder wurden im Jahr 1959 durch einfachere Metall-Scheibenräder ersetzt. Ab 1960 wurden zusätzlich Kupplungen und Puffer schwarz lackiert
Zwischen 1961 und 1962 wurden bei ROKAL Chassis und Aufbauten der zweiachsigen Güterwagen von Metall auf Kunststoff umgestellt. In dieser Übergangsphase gab es einige interessante Zwitter, da die Altbestände aufgebraucht werden mussten. So gab es Kesselwagen mit Metall-Chassis und Kunststoff-Kessel und offene Güterwagen mit Kunststoff-Unterteil und Metall-Aufbau.
Dies gilt übrigens für alle Übergangsphasen bei ROKAL, so auch beim Übergang von Trolitul- zu Speichenrädern und weiter zu Scheibenrädern. Man muss immer von einem Zeitraum von mindestens einem Jahr ausgehen, in dem es Mischformen gegeben hat. Dies macht die Kategorisierung und Beurteilung der Modelle mitunter sehr schwierig. Präsentiert ein Sammler so eine Mischform, gibt es unter ROKALern oft den Standardspruch: "Das hat es so nie gegeben", jedoch gilt dieser Spruch nur so lange, bis plötzlich aus einer zweiten Quelle ebenfalls ein solches Modell auftaucht.
Klarer ist die Sache bei der ersten reinen Kunststoff-Version ab 1962. Mit dem EUROP-Zeichen in fetter Schrift wurde nun nicht mehr von der Bauart "Essen" gesprochen. In dieser Ausführung war der Wagen sogar für den Modellbahner aus Frankreich, Holland oder Belgien passend, da der Wagen grenzüberschreitend eingesetzt werden durfte.
So um 1964 wurde die Beschriftung des Wagens verfeinert. Zudem wurde die geschraubte Kupplung durch die Einhängekupplung ersetzt. Diese Kupplung hatte jedoch den Nachteil, dass der dünne Haltestift leichter brach als die geschraubte Vorgängerversion. Kippte in einer Kurve mal ein Zug wegen Überlänge um, machte es Knack und mindestens eine Kupplung war abgebrochen. Kleben ließ sich das nur schwer und so hat es wohl viel Schrott gegeben.
Aber das Thema Kupplungen wird noch mal separat behandelt.
Nur bei Startsets zwischen 1963 und 1969 gab es diesen vereinfachten offenen Güterwagen ohne Beschriftungen.
Die erste Variante des offenen Güterwagens war der "Essen" mit Bremserhaus mit der ROKAL-Nummer "G 208". Diesen Wagen gab es in den gleichen Ausführungen wie den "G 203", jedoch hatte er eine LüP von 81 mm.
Dieses Modell gab es ab 1962 auch in der Kunststoff-Ausführung mit der ROKAL-Nummer "00208".
Als weitere Variante gab es den Bühnenwagen, den es jedoch nur in der Metall-Ausführung mit der ROKAL-Nummer "G 223" von 1951 bis 1956 gab.
Was wären offene Güterwagen ohne Ladung und Modellbahner ohne Kohle. ROKAL hat beide damit versorgt. Den Wagen mit Kohle als Ladung - und den Modellbahner somit auch mit Kohle, nachdem er die 'andere Kohle' zum MoBa-Händler seines Vertrauens getragen hat. Es handelte sich übrigens um echte Kohle, die auf einen dünnen Metallträger geklebt war. Dieser Metallträger wurde dann in den offenen Güterwagen eingesetzt und klemmte dort so fest, dass man ihn nur mit Gewalt entfernen konnte.
Der einfache offene Metall-Güterwagen mit Kohle hatte die ROKAl-Nummer "G 205" und es gab ihn von 1951 bis 1961 in den gleichen Ausführungen wie den "G 203"
Es gab diesen Wagen auch in Kunststoff mit zwei Beschriftungen als "00205" von 1962 bis 1969
Mit Bremserhaus gab es den offenen Güterwagen mit Kohle natürlich auch. Und während ich das schreibe, frage ich mich, wo eigentlich meine Metall-Ausführung von dem Wagen ist. Futsch, so ein Mist. Gut, ich könnte schnell eine für ein Foto zusammen schrauben, aber jetzt will ich nicht mehr. Da muss die Kunststoff-Version reichen. Basta . Ach so, die Metall-Version gab es von 1951 bis 1960 mit der ROKAL-Nummer "G 210 M".
Warum "M"??
Noch vor Umstellung auf das neue Nummernsystem wurde die Kunststoff-Version als erstes Plastikmodell vorgestellt. Um den Wagen von seinem Vorgänger unterscheiden zu können, erhielt er die ROKAL-Nummer "G 210 KS". Diese besondere Ehre hat ihm jedoch nicht viel genutzt, da er nur noch bis 1961 produziert wurde und somit keine "00" Nummer mehr bekam. So, und jetzt ist wieder Zeit für ein Foto:
Einen Wagen wollte ich hier eigentlich gar nicht zeigen, da er sich zum Fototermin so blöd auf die Schienen gestellt hat.
Den Bühnenwagen mit Kohle gab es natürlich auch, allerdings nur von 1951 bis 1956 als ROKAL-Modell "G 224". Und wer sich nun das Bild genau anschaut und aufmerksam gelesen hat, der wird feststellen, dass der Wagen auf dem Foto eine Fälschung ist. Der hat Scheibenräder, die erst ab 1959 verwendet wurden. Also auch bei solchen durchaus seltenen Wagen ist Vorsicht beim Kauf angebracht.
Einen hab' ich noch - besser fünf - denn jetzt gibt's Sand ins Getriebe
Als "G 206" gab es den offenen Güterwagen mit echtem Kies oder Sand von 1951 bis 1959. Die Beladung hat ein ROKAL-Mitarbeiter wohl beim Sonntagsspaziergang gesammelt, denn je nachdem, wo er in Lobberich unterwegs war, hatte der Sand bzw. Kies eine andere Farbe
Und - ihr werdet es schon ahnen - es gab den Wagen auch mit Bremserhaus als "G 211" und Bremserbühne als "G 225". Beide wurden von 1951 bis 1955 produziert und sind die seltensten Varianten aller offenen Güterwagen. Daher kann ich auch nur mit einem echten und einem falschen Bremserhauswagen dienen. Für den Bühnenwagen müsst ihr euch das Häuschen einfach wegdenken.
Quasi als Nachschlag geht's jetzt noch mal in die Untiefen der ROKAL-Geschichte. Es ranken sich Gerüchte und Spekulationen um grüne ROKAL-Güterwagen, die in Belgien in einer Zugpackung verkauft wurden. Ich habe das, was ich dazu weiß, hier im Forum schon mal geschrieben unter: ROKAL Umbauten
Klarer ist die Sache mit diesen beiden Jubiläumswagen, die es im Rahmen der Ausstellung "60 Jahre ROKAL" im Jahr 2008 gab:
So, das war zumindest was die Bilder angeht, recht farblos. Ich denke, in anderen Wagengruppen wird es wieder etwas bunter.
Hier noch einmal eine Übersicht der verschiedenen Varianten des offenen Güterwagens ohne mit mit Ladung
Sobald sich neue Erkenntnisse ergeben, wird diese Liste überarbeitet.
Nummer Baujahr Mat LüP Farbe Bauart Schriftzug Schrift Räder Kupplung Anmerkung
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G 203 1950-55 M 74 braun Std Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt Entkupplungsstifte
G 203 1950 M 74 grün Std Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt nur in Zugpackungen für Belgien
G 203 1955-59 M 74 braun Std Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 203 1959-60 M 74 braun Std Essen+Nr Stempel Scheiben vernickelt
G 203 1960-61 M 74 braun Std Essen+Nr Stempel Scheiben schwarz
G 203 1961 M/K 74 braun Std ohne ohne Scheiben schwarz Mischform Metall/Kunststoff
G 203 1961 K 74 braun Std EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt im Katalog 21/D als K-Modell abgebildet
00203 1962-64 K 74 braun Std EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt
00203 1964-68 K 74 braun Std EUROP-fein geprägt Scheiben eingehängt
500203 1968-69 K 74 braun Std EUROP-fein geprägt Scheiben KopfGewicht
ohne 1963-69 K 74 braun Std ohne ohne Scheiben Einhängekupplung und Schraubkupplung mit Gewicht
G 208 1951-55 M 81 braun Bhs Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt Entkupplungsstifte
G 208 1955-59 M 81 braun Bhs Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 208 1959-60 M 81 braun Bhs Essen+Nr Stempel Scheiben vernickelt
G 208 1960-61 M 81 braun Bhs Essen+Nr Stempel Scheiben schwarz
G 208 1961 K/M 81 braun Bhs EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt im Katalog 21/D als Mischform abgebildet
00208 1962-64 K 81 braun Bhs EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt
00208 1964-68 K 81 braun Bhs EUROP-fein geprägt Scheiben eingehängt
500208 1968-69 K 81 braun Bhs EUROP-fein geprägt Scheiben KopfGewicht
G 223 1951-55 M 81 braun Bühne Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt Entkupplungsstifte
G 223 1955-56 M 81 braun Bühne Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
Nummer Baujahr Mat LüP Ladung Bauart Schriftzug Schrift Räder Kupplung Anmerkung
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G 205 1951-55 M 74 Kohle Std Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt ohne Entkupplungsstifte
G 205 1955-59 M 74 Kohle Std Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 205 1959-60 M 74 Kohle Std Essen+Nr Stempel Scheiben vernickelt
G 205 1960-61 M 74 Kohle Std Essen+Nr Stempel Scheiben schwarz
G 205 1961 K 74 Kohle Std EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt im Katalog 21/D als K-Modell abgebildet
00205 1962-64 K 74 Kohle Std EUROP-fett geprägt Scheiben geschraubt
00205 1964-68 K 74 Kohle Std EUROP-fein geprägt Scheiben eingehängt
500205 1968-69 K 74 Kohle Std EUROP-fein geprägt Scheiben KopfGewicht
G210M 1951-55 M 81 Kohle Bhs Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt ohne Entkupplungsstifte
G210M 1955-59 M 81 Kohle Bhs Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G210M 1959-60 M 81 Kohle Bhs Essen+Nr Stempel Scheiben vernickelt
G210KS 1960-61 K 81 Kohle Bhs EUROP-fett geprägt Scheiben schwarz komplett Kunststoff
G 210 1961 K/M 81 Kohle Bhs EUROP-fett geprägt Scheiben schwarz im Katalog 21/D als Mischform abgebildet
G 224 1951-55 M 81 Kohle Bühne Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt
G 224 1955-56 M 81 Kohle Bühne Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 206 1951-55 M 74 Sand/Kies Std Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt ohne Entkupplungsstifte
G 206 1955-59 M 74 Sand/Kies Std Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 206 1959 M 74 Sand/Kies Std Essen+Nr Stempel Scheiben vernickelt
G 211 1951-55 M 81 Sand/Kies Bhs Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt ohne Entkupplungsstifte
G 211 1955-56 M 81 Sand/Kies Bhs Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
G 225 1951-55 M 81 Sand/Kies Bühne Essen+Nr Stempel Trolitul vernickelt ohne Entkupplungsstifte
G 225 1955-56 M 81 Sand/Kies Bühne Essen+Nr Stempel Speichen vernickelt
Spalte Nummer : ROKAL-Katalog-Nummer
Spalte Baujahr : Produktionszeitraum mit Übergangsbereich bei Ausstattungswechsel
Spalte Mat : M=Metallausführung, K=Kunststoffausführung, M/K=Metall-Oberteil/Kunststoff-Unterteil, K/M=Kunststoff-Oberteil/Metall-Unterteil
Spalte LüP : Länge über Puffer in Millimeter
Spalte Bauart : Std=Standardausführung, Bhs=Bremserhaus, Bühne=Bremserbühne
Spalte Räder : Trolitul=Trolitul-Kunststoffräder, Speichen=Metall-Speichenräder, Scheiben=Metall-Scheibenräder
Spalte Kupplung: vernickelt =Kupplungen geschraubt mit Niederhaltefeder, Kupplung und Puffer vernickelt
schwarz =Kupplungen geschraubt mit Federplättchen, Kupplung und Puffer schwarz lackiert
geschraubt =Kupplungen geschraubt mit Federplättchen, Puffer Teil des Chassis
eingehängt =Kupplungen in Plastikhalter am Boden eingehängt, Puffer Teil des Chassis
KopfGewicht=Kupplungskopf mit Aufsatz und Zusatzgewicht, Puffer Teil des Chassis
Gabi: Text angepasst und Übersicht erweitert