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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#101 von frank_from_munich , 20.10.2017 11:00

Riera,
Vielen Dank für einen interessanten und informativen Thread! Ich bin gerade aus dem USA zurückgekommen, und musste die Bahnhöfe erwähnen, die für den US-Markt hergestellt wurden.

Für unseren US-Weihnachtsbaum. 70/620 (540/10) 1912-1923



Für unseren deutschen Weihnachtsbaum, der mir als Bing verkauft wurde, keine Bing-Markenzeichen, hat Bing Charakter und ich liebe es, wer auch immer die Eltern sind.



gruß
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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#102 von riera , 27.12.2017 17:21

Hallo!
Beitrag zum Thema Bing-Bahnhöfe

Ursprünglich lautete das Thema. ..… vor 100 Jahren. Wenn wir ca. 87 Jahre zurückgehen, dann fällt ein besonders hübsches Bahnhofempfangsgebäude auf, das in einem der letzten Bing-Verkaufskataloge von 1930 unter der Nummer 106168 aufgeführt ist. Ein solches Gebäude ist zu restaurieren und kann vorgestellt werden.

Im Verkaufskatalog von 1931 weist Bing bei dem weiter angebotenen Gebäude auf die "imitierte Blockeinrichtung" hin, sicherlich um den pädagogischen Informationswert im Spiel, dem realen Eisenbahnbetrieb entsprechend, zu erhöhen. Ein Blick auf eine kleine Stellwerkseinrichtung real sieht in etwa so aus: Ex Bahnhof Harsdorf, Strecke Neuenmarkt Wirsberg – Bayreuth, bereits vor Jahren schon demontiert wegen ESTW-Fahrbetriebssicherung. Der Stellwerkerarbeitsplatz ist überflüssig, ist der Vollautomatisierung gewichen.






Die Restauration wird über die Feiertage durchgeführt. Wie immer bei überlebtem altem Spielzeug ist der Zustand teildefekt, verschmutzt, verbogen und inkomplett.
Diagnostik, Befunde und Therapie:
-Flächenhafte gefestigte Staubauflagerungen innen und außen.



Der Schriftzuges „Vorstand“ wurde übermalt. Freilegen und Nachzeichnen der Lettern.



-Im Inneren des Gebäudes multiple Kerzenwachsauflagerungen mit teilweisem Lackfarbverlust der mit Kerzenwachsabtropfungen und Wachsverlaufsflächen betroffenen Bodenflächen als Folge von eigentlich nicht vorgesehener Kerzenbeleuchtung. Durch den Kerzenbeleuchtungsbetrieb sind die ursprünglichen „Celluloidverglasungen“ weggeschmolzen. Ein Rest zeigt die ursprüngliche „Verglasung“.



-Abtragen der relativ festen Staubschichten mittels Lackreiniger und feinster Stahlwolle.
Dach ist abnehmbar, verschraubt über 2 Gewindestangen, die in den Kaminen jeweils in einem 3 mm Gewindeabschnitt enden und am anderen Ende gewinkelt verlötet sind mit dem darunterliegenden Querträger ; die Lötstelle unter dem querverlaufendem Dach hat sich gelöst. Es wurde offensichtlich versucht, die Dachkonstruktion abzuheben, gegen Widerstand, sodass Lackabsplitterungen an verschiedenen Dachabschnitten resultierten.
Dunkelpatinierung der silberhell glänzenden Lackdefektflächen.
Dann Refixierung des lockeren Gewindestabwinkelabschnitts mittels 2 mm drehstabiler Zugschrauben, um nicht durch eine Lötthermik weitere Lackschäden zu verursachen.



Das Uhrenziffernblatt mit den beiden Zeigern ist nach innen ins Gebäude gefallen. Säubern der transparenten Celluloidscheibe und Replantation derselben in die Aussparung unter dem Dachgiebel.
Nun entfernen der geschmolzenen Celloidfensterscheibenreste mit vorsichtigem aufbiegen der Blechlaschen und Zurechtschneiden von roter Folie, Anlegen der Inzisionen und „Einbau der neuen Fenster“.
Für die elektrische Beleuchtung Einbau einer E 10 Birnen Gewindefassung in die dafür vorgesehene Öffnung der Bodenplatte. Herstellung der Stoffkabelleitung. Probebetrieb mit 18 Volt Spannung eines Bing-Trafos T K 1, II .



Auch die Fenster und die Uhr leuchten.



Putzig der Briefkasten, in dunkelblau gehalten.





Besonders interessant der „Bereich des Vorstandes“.



Die Schriftzüge auf dem Blockwerk sind bis auf „Berg - München, Ankunft(?) Abgang“, nicht lesbar. Die Kurbeln lassen sich ohne Funktion drehen.







Abschließend soll das ganze mit einer Spur I Garnitur und 7,5 cm Elastlinfiguren in Szene gesetzt werden.





Grüße zu Weihnachten 2017
R.R.


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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#103 von Gelöschtes Mitglied , 27.12.2017 21:00

Hallo riera,

der Block ist lediglich der grüne Kasten mit den Tasten auf Deinem ersten Bild. Der Rest ist ein Kurbelwerk und diente zum Stellen der Weichen und Signale. Eine sehr interessante Technik.

MfG Lastra



RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#104 von caepsele , 27.12.2017 22:48

Interessant an diesem Bhf ist, dass er überhaupt nicht mehr in die Zeit von Bing passt. Gelötet, handlackiert, altmodisch. Ansonsten galt eher der nüchterne Stil der modernen Sachlichkeit. Trotzdem ein schönes, gesuchtes Stück. Danke für die mal wieder exzellent dargestellte Wiederherstellung dieses schönen Bhf.
Gruß
Harry


 
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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#105 von Fritz Erckens , 28.12.2017 13:43

Hallo RIERA !


der Bahnhof ist ein TRÄUMCHEN !!! Freue mich jedesmal über deine Berichte !

Gute Fahrt ins neue Jahr wünscht Fritz Erckens


 
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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#106 von riera , 28.12.2017 16:44

Zitat von caepsele im Beitrag #104
Interessant an diesem Bhf ist, dass er überhaupt nicht mehr in die Zeit von Bing passt. Gelötet, handlackiert, altmodisch. Ansonsten galt eher der nüchterne Stil der modernen Sachlichkeit. Trotzdem ein schönes, gesuchtes Stück. Danke für die mal wieder exzellent dargestellte Wiederherstellung dieses schönen Bhf.
Gruß
Harry


Hallo Harry,
orientiert man sich an den alten „Bing-Strukturen, so stimme ich Deiner Anmerkung zu. Auch ist zu bedenken, dass nach dem „Erlass des VDE vom 01. O4. 1927“
ein technisches Umdenkenbei allen Firmen, eben auch bei Bing stattgefunden hatte. Siehe auch: Bing und der elektrische Betrieb des Eisenbahnspielzeugs
Zugleich erweiterte in dieser Zeit die DRBG, bzw. Deutsche Reichsbahn gewaltig den Betriebsfuhrpark und das Streckennetz. Was liegt da näher, die in den Vorworten der Verkaufskataloge der immer wieder erwähnte pädagogische Verpflichtung, der „Erziehung der Jugend im Spiel “, diese auch nach dem realen Vorbild im Eisenbahnspiel auszurichten, unter Bau eines "alten Kleinstadt (landbahnhofes)", bei dem die Stellwerkstechnik noch außen angebracht war, eben alt.
So deute ich zumindest die leider nur spärlich vorhandenen Druckbeilagen der Kataloge aus dieser Zeit.
Bing versuchte zu punkten mit Erklärungen und Verdeutlichungen des realen Eisenbahnbetriebes im „neuen, ungefährlichen aber lehrreichen Eisenbahnspiel“. Das bezog sich auch auf das Signalwesen, nicht zuletzt auch auf das Sicherungsblockwesen, auf das in Form des „imitierten Stellwerkes“ (Katalog 1930) und der „imitierten Blockeinrichtung mit beweglichen Kurbeln“ (Katalog 1931) aufmerksam gemacht wird und sicherlich den kaufinteressierten Eltern vom Verkäufer erklärend rübergebracht wurde, denn es galt ja, das kindliche Interesse zu wecken; was liegt da näher, wenn ein Betriebsattribut am Bahnhof z.B. vom Vater zur verdeutlichenden Erläuterung des Heranwachsenden führen kann.
Dazu einige Bing-Schriftdokumente der Zeit, die vorliegen und für sich sprechen:








Es taucht der beschriebene Bahnhof mit imitierter funktionsloser Blockeinrichtung in einem komplexen Signalsystem auf. Das dürfte zu kindlichen Fragen oder Erklärungen der kundigen Eltern beim Spiel geführt haben.



Die Bing - Broschüre erklärt weiter:









So stellt sich das mir dar.
Denke, Lastra wird nun die Streckenblockeinrichtung erklären, oder auch nicht.
Wiki:https://de.wikipedia.org/wiki/Streckenblock
und
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhofsblock

Grüße,
R. R.


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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#107 von pvmann , 28.12.2017 21:53

Hallo Riera,

Vielen Dank für Deinen interessanten und detaillierten Bericht. Dein schöner alter Bing Landbahnhof hat mir schon immer gefallen. Seit August habe ich eine neue Stelle in der Nähe von München wohin ich jeden Tag mit der S8 am Bahnhof Neuaubing vorbeifahren muss. Seitdem wundere ich mich jeden Tag über die große Ähnlichkeit zwischen Deinem alten Bing Landbahnhof und Bahnhof Neuaubing.

Schöne Grüße!
Sandor

Altes Foto:

Heutiger Zustand:


 
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RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#108 von Gelöschtes Mitglied , 29.12.2017 08:01

Hallo rira,

wenn es von Interesse ist, kann ich Euch natürlich den Bahnhofsblock und den Streckenblock erklären.

MfG Lastra



RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#109 von Gelöschtes Mitglied , 30.12.2017 23:35

Hallo Riera,
sehr schöner Bericht über das "Aufmöbeln" des Landbahnhofs. Ferner Glückwunsch zu den zahlreichen original Bing-Druckschriften. Erstaunlich, dass Bing in seiner Spät-Phase noch handlackierte Gebäude hergestellt hat.
Viele Grüße
Wolfgang



RE: Bings Bahnhöfe, das Angebot vor gut 100 Jahren

#110 von riera , 05.08.2018 15:52

Hallo!
Wiedermal „Bahnhof“:
Zweifelsohne stellen die Bahnhofsempfangsgebäude von Bing, gefertigt in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg in ihren geprägten, handlackierten Ausführungen ob ihres ansprechenden Erscheinungsbildes immer einen Blickfang dar, zumal sie nicht allzu häufig zu finden sind.

Neben dem oben aufgeführten Modell „Feiner Bahnhof …., Nr.7065 sind auf der gleichen Seite des Verkaufskataloges von 1912 zwei weitere Modelle zu finden, die als Bing`s schönste frühe Bahnhofempfangsgebäude gelten.

Es sind die Modelle 11574, „Hochfeiner Bahnhof, plastisch geprägt und hochfein lackiert, mit Halle, für Beleuchtung eingerichtet, mit Inneneinrichtung, Schalter, Tische, Bänke, Figuren etc., 36 cm lang, 21,5 cm breit, 26 cm hoch, …per Stück Mk. 16.70“, und die größere Ausführung Nr. 13175.




Die Restauration der kleineren Gebäudeausführung erwies sich, wie immer bei diesen alten Objekten, wegen der stattgehabten altersbedingten „zerstörenden“ Einflüsse, zeitaufwendig und anspruchsvoll.
Das Ergebnis kann im Rahmen des Bildprotokolls gezeigt werden, da ein weiterer Verfall, der sich bereits abzeichnete, gestoppt werden konnte. Es sind die Befunde: Verschmutzung, sandende, teildefekte Lackfassung, Fehlteile, Durchrostung, usw. Es würde zu weit führen, die einzelnen Schritte aufzuführen, daher nur das Bildmaterial des aufgefrischten und konservierten Gebäudes, das sich für Spurweite 0 und I eignet.
Mit Spur 0 Zug



mit Spur I Zug



















































Die größere Ausführung, wie diese beim Auktionshaus Lankes, mit freundlicher Genehmigung, angeboten wurde: Nr. 13157, Hochfeiner Bahnhof, plastisch geprägt, hochelegant lackiert, mit Halle und für Beleuchtung eingerichtet, mit Inneneinrichtung (Schalter, Bank, tisch etc.) Perron sperre etc. und Läutebude, 42,5 cm lang, 29,5 cm breit,33,5 cm hoch.

Gruß,
Rie


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