Bings Bahnhöfe, ein Bildausflug in die Zeit um 1902-1912
Nachdem Bing in dem Verkaufskatalog von 1898 und in den Bing-Heften „Der kleine Eisenbahningenieur“ aus dieser Zeit die Modellbahn-Bauwerke vorwiegend mit glatter Wandstruktur der Gebäudemauern anbietet, werden im Folgekatalog, der Spezialpreisliste für Spielwaren des Jahres1902, „Neue Bahnhöfe in wirkungsvoller, plastischer Prägung und origineller Lackierung“ vorgestellt.
Die frühen Ausführungen von 1898 sind so rar, dass diese nur schwer zu finden sind und dementsprechend hier nicht dargestellt werden können, da nicht verfügbar.
Einer der ersten, neuen Bahnhöfe von 1902 ist der Bahnhof mit der Nr. 13121, „Bahnhof, plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert, mit geprägtem Dach und Wellblechvordach, sowie plastischen Fenstern, für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, mit Figuren, 35 cm lang, 23 cm hoch“ kann hier gezeigt werden, wobei auf meinen Bildern die Figuren von Elastolin sind und nicht den ursprünglich beschriebenen entsprechen.
Ein Bahnhofsgebäude mit Einsteighalle wird unter der Nr. 13240/I
als „plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert, mit geprägten Dächern, Halle mit Wellblechdächern, mit plastischen Fenstern und farbigen Gläsern, für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, mit abnehmbarer Einstieghalle und Figuren passend zu Eisenbahnen mit Spurweite I=48 mm“, 32,5 cm lang, 24,5 cm hoch", ebenfalls in der Preisliste von 1902 aufgeführt, wobei interessant ist die großflächige Fensterverglasung mit rotem Mineralglas.( Bedeutsam deshalb, da rotes, planes Mineralglas heutzutage nicht mehr erhältlich ist)
Ein weiterer "Bahnhof mit Halle und mechanischem Läutewerk" wird auf den folgenden Seiten der Spezialpreisliste von 1902 unter der Nr. 13124 mit der Beschreibung
„plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert, mit geprägten Dächern, plastischen Fenstern und farbigen Gläsern, für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, mit grosser Durchgangshalle mit Wellblechdach und Figuren, Läutebude mit solidem Uhrwerk mit Auslösung, 42 cm lang, 32 cm hoch",vorgestellt.
Daran anschließend empfiehlt Bing auf der nächsten Seite des Kataloges von 1902 passend zum Bahnhof 13124 die "Einstieghalle Nr. 13449 für 2 Geleise, hochfein lackiert, mit Wellblechdach und Figuren, Tafeln mit Aufschriften, 43 cm lang, 21,5 cm hoch".
Hier die Bilder dazu. Bitte Staub ignorieren!
Einen großen " Blechpalast" bietet Bing unter der Nr. 13130 an: "hochfeiner grosser Bahnhof mit mechanischem Läutewerk, plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert, mit geprägten Dächern und plastischen Fenstern, 2 Hallen, 1 Signalglocke, und 2 (imitierten),hier 1, Bogenlampen, mit farbigen Gläsern,( in den folgenden Bildern bereits mit Cellon-Farbfenstern) für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, mit Figuren, Läutebude mit solidem Uhrwerk mit Auslösung, 65 cm lang, 41 cm hoch.
Die vorherigen Bilder geben die Angebots-Vielfalt von 1902 wieder.
Im Gesamt- Katalog von 1909 gibt es neue Bahnhofsmodelle, wobei unter der Nr.13183 ein "Billiger Bahnhof in feiner Polychromlackierung mit Vorbau und Durchfahrtshalle, 34 cm lang, 17,5 cm breit und 21,5 cm hoch" angeboten wird. ( Einer der ersten in Polychromlackierung,für Spur O bestimmt).
Auf der gleichen Seite des 1909er Kataloges wird unter der Nr. 13846/I der "Bahnhof in feiner Polychromlackierung, plastisch geprägt, mit ziegelähnlich geprägtem Dach und Fahne, für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, incl. 2 Kerzenhaltern (D.R.G.M.)" aufgeführt.
Im 1912er Katalog sind nun weitere, neue Bahnhofsmodelle in plastischer Prägung zu finden, wobei sich die Ausführung mit der Nr. 7042 bis in die 1920er Jahre hielt und dann die lithografierten Ausführungen in den Vordergrund traten.
Der Bahnhof 7041 , "plastisch geprägt u. hochfein mauerartig lackiert, mit geprägtem Dach, sowie plastischen Fenstern und Türen, für Kerzenbeleuchtung eingerichtet, 25,5 cm lang, 16 cm breit, 26 cm hoch",erscheint in verschiedener Farbfassung, hat sich lang gehalten und ist immer wieder auf Börsen zu finden.
Dazu zwei Beispiele:
Last not least der Bahnhof Nr. 7063, Katalog 1912,"plastisch geprägt und hochfein mauerartig lackiert, mit geprägtem Dach, sowie plastischen Fenstern und Türen, für Kerzenbeleuchtung eingerichtet mit 2 Hallen mit Wellblechdächern, 38 cm lang, 16 cm breit, 29,5 cm hoch".
Bahnhof etwas belebter:
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die gezeigten Bilder lediglich einen kleinen Ausschnitt der umfangreichen Gebäudepalette der GBN wiedergeben. Sie alle strahlen den warmen, lieblichen Charme des alten Blechspielzeugs aus.
Bei den Abbildungen handelt es sich um Stücke, die auf dem
Sammler Markt noch zu finden sind. Die noch hochwertigeren Bahnhöfe sind selten und sprengen das Volumen des schmalen Geldbeutels.
Die später einmal vorzustellenden lithographierten Bahnhöfe wurden von den BING-Werkenen in moderner Ausführung, den Bauten der Reichbahn angeglichen, bis zum Ende der bedeutenden Firma für den Spielzeugmarkt angeboten.
Nachtrag:
Die Bilder des Carette-Bahnhofs aus der Zeit mit der Nrn.. 647/128, belegen die hier "optische Verwandschaft" zu Bing, was hin und wieder zur falschen Zuordnung führt, wie aktuell bei EBAY Nr:171278247707
Weiter mit Bing-Gebäuden:
Im Folgenden werden weitere BING-Bauwerke aus der Zeit 1900 - 1912
vorgestellt.
Zum lebendigen Betrieb eines BW gehört natürlich ein Lokschuppen mit Drehscheibe.
1902 führt Bing in der Spezialpreisliste für Spielwaren unter der Nr. 13233/0 den „Lokomotivschuppen, Spurweite 0=35 mm, plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert mit plastischen Fenstern und abnehmbarer Drehscheibe, Spurweite 0, 59 cm lang"
und mit gleicherer Beschreibung die Nr. 13233/I, „Spurweite I=48mm, 75 cm lang, 28 cm hoch, 67 cm breit“, wobei allein die Standfläche dieser Ausführung mit 80 cm x 80 cm von vorn herein eine große Spielfläche in einer nicht beengten Wohnung vorrausetzt.
Einen Kompromiss zu den Rund-Lokomotivschuppen stellt die unter der Nr. 7234 im Katalog des Jahres 1902 aufgeführte „Wagenremise, auch als Lokomotivschuppen verwendbar, plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert mit 4 Thüren zum Oeffnen, im Innern mit 2 Gleisen, 40 cm lang, 33,5 cm breit“ dar.
Der „Lokomotivschuppen für 1 Lokomotive passend, mauerartig geprägt, ffein lackiert, mit Flügeltüre, Wellblechdach und einfachem Einfahrtgeleise, Spurweite I = 48 mm, Schuppen 40 cm lang, 19,5 cm hoch, 21 cm breit, wird 1909 unter der Nr. 6166/I angeboten“.
Etwas realitätsfern erscheint der im Katalog von 1909 angebotene „Lokomotivschuppen für 1 Lokomotive passend, mauerartig geprägt, ff. lackiert, mit Flügeltüren, geprägtem Dach, plastischen Bogenfenstern, mit Drehscheibe und Signalscheibe für Spurweite 0=35 mm, Nr 14451/0, 33 cm tief, 14,5 cm lang, 24 cm hoch". (Wenn jemand ein Bild der Ausführung mit der beschriebenen Signalscheibe besitzt, bitte zeigen.)
Der auf der gleichen Seite des Kataloges aufgeführte Lokschuppen mit der Nr.6167/0, kann nur durch das Glas einer Auststellungsvitrine im Museum gezeigt werden.
Zu einem korrekten Eisenbahnbetrieb gehört natürlich ein Güterschuppen, unter der Nr. 9912/2 1902 angeboten: „Güterhalle, plastisch geprägt und feinst mauerartig lackiert, mit Schiebethüren, geprägtem Dach und Laderampen und Krahnen, mit Säckchen und Kistchen, 34 cm lang, 14 cm breit, 19,5 cm hoch
Auch eine „Fahrkarten ausgabe, Nr.8328, plastisch geprägt u. feinst mauerartig lackiert, für Beleuchtung mit Kerzen eingerichtet, mit farbigen Glasfenstern, 2 Fahrkartenschaltern und mechanischer Vorrichtung zum Entnehmen der Fahrkarten mit 100 Fahrkarten und Figuren, die hier fehlen,18 cm lang, 21 cm breit 17 cm hoch“, wird 1902 angeboten.
Zählt man Wellblechbuden auch zu Gebäuden, so ist im Spielwarenkatalog von 1912 unter der Nr. 8296/3 das „Bahnwärterhäuschen( Wellblechhaus), fein handlackiert, mit drehbarer Signalscheibe und Bahnwärter, Türe zum öffnen, 17,5 cm lang, 15 cm hoch“ zu finden.
Nicht zu vergessen die Zeitungs- und Erfrischungshäuschen in der Ausführung 1912 unter den Nummern 10202 als Zeitungskiosk und 10202 als Stations-Buffet
und 1928 unter den Nummern 106113 als Zeitungskiosk und 106112 als Erfrischungshäuschen.
.Ein größerer Wellblechbau wird 1914 unter der Nr. 10536 als „Haltestation mit Semaphor, Wellblechhalle mit durchbrochenen Fenstern mit offenem und geschlossenem Warteraum, letzterer mit Türe zum Oeffnen, hochfein lackiert, 35 cm lang, 21 cm breit, Halle 16 cm hoch“ vorgestellt.
wobei die Tür mit 13cm x 8 cm sehr groß dimensioniert erscheint.
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