Der Erwerb einer Bing-Zugpackung vor Jahren zur Weihnachtszeit, leider in desolatem Zustand, stellte eine Herausforderung insofern dar, sich auch mal an der Restauration eines Papp-Kartons zu versuchen. Deshalb auch "ewig" vor sich hergeschoben, weil damit keine Erfahrung. Der Inhalt des Kartonwracks stellte sich offensichtlich als vollständig dar, passten doch die Gleise, die Wagen und die Lok in die dafür vorgesehenen Fächerkontouren. Dabei handelt es sich um eine frühe Zuggarnitur mit Uhrwerklok und Tender, drei lithographierten Wagen, (1.er und 2.ter Klasse Personenwagen sowie Gepäckwagen) und Schienenmaterial für einen Kreis, in Spurweite I. Die Ausführungen: Kleeblattkupplungen, GBN-Rautenprägung in den Böden der Wagen, patentierte Ausführung der Lok
und die Ausführung der Gleise mit den Schwelleneinprägungen A, D und PATENT G.B. BAVARIA ,
sowie die Bing-Firmenlogos GBN, verschlungen, und die Bavaria-Figur auf dem Bild des Karton-Deckels ermöglichen die zeitliche Einordnung der Herstellung in die Jahre 1900-1908. Der Karton hatte unter einer stattgehabten Gewalteinwirkung schwer gelitten, Papptrennwände waren zerrissen und flogen frei herum, Wandabschnitte des Kartons fehlten, das über hundertjährige Alter hatte die Papp-Papierstrukturen neben der Verschmutzung zusätzlich spröde und brüchig werden lassen. Glücklicherweise war der Pappdeckel noch ansehnlich und bestach durch das schöne Bild mit den beiden uralten Bing-Logos. Auf der Rückseite des Deckels zeigte sich die aufgeklebte „Bedienungsanweisung zur Inbetriebsetzung des Zuges“ als noch gut leserlich vorhanden. Vor der Restauration
Die technische Überholung der mechanischen Komponenten war schnell durchgeführt. Durch die fehlenden Wandabschnitte des Pappkartons gestaltete sich die Rekonstruktion hierbei anspruchsvoller. Mit Hilfsstabilisierungen unter Verwendung von Stecknadeln beim Zusammenfügen der rekonstruierten Wandabschnitte konnten die Fehlteile eingepasst werden, ebenso die herausgerissenen Trennwände der Fächer. Immer ein Gegner der angestrebten Stabilisierung ist die Zeitspanne der verbindenden Durchtrocknung des aufgebrachten Klebers und die Ungeduld des Bastlers. Letztlich konnte eine belastbare Stabilisierung erreicht werden und die Maßnahme mit der Patinierung der neu verbauten Wandabschnitte abgeschlossen werden. Nach Aufbau des Kreises und Aufziehen des Uhrwerkes fährt der Zug mit den drei Wagen 11 Runden, wie vor 100 Jahren. Die Bilder im Folgenden zeigen die restaurierte Bing Zugpackung mit Inhalt und den Betriebskreis.
danke für den schönen Bericht von der Restaurierung einer über 100 Jahre alten Bahn, das Thema passt gut zu einem Adventssonntag in der Vorweihnachtszeit
Hallo, schaut mal auf die Abbildung der Lok auf dem Kasten - die sieht sehr exotisch aus - gab es aber: Pfalzbahn Nr. 263, Dr. v. Clemm. Krauss 1900 Man sieht, Bing - Künstler waren auf der Höhe der Zeit - nur das Modell war stark vereinfacht. Gruß, blechotto
meine Gratulation zur gelungenen Restaurierung der Zugpackung von BING Spur I inkl. Karton !!! Zu dieser Zeit war BING und MÄRKLIN in Qualität gleich auf. Obschon BING sich nicht mehr mit der Handlackierung der Bahnen befasste und díese lithographierte, gefallen diese Bahnen vielen Sammlern auch heute noch.
Das Führerhaus ist in amerikanischem Stil und war in erster Linie für den USA- Export bestimmt. Für den Europa-Markt war das Führerhaus wie auf dem Kartonbild erkennbar. Diese über 100-jährigen Loks waren auf dem Kessel häufig mit dem Namen "VIKTORIA" versehen. Die im Hintergrund des Deckelbildes erkennbare Portalbrücke produzierte BING ebenfalls. Hier steht meine namenlose BING Lok Sp. I auf der Abfahrtrampe dieser Portalbrücke.
Allen im Forum eine schöne Weihnacht und gute Fahrt ins neue Jahr 2014 wünscht F.E.
Dank für den Hinweis auf die Bing-Brücke, hatte ich nicht erkannt. Zu der Lok mit dem veramerikanisierten Führerhaus möchte ich sagen, dass es nicht so recht nachweisbar ist, dass die lediglich für Amerika bestimmt war. Konnte bis jetzt keinen Kataloghinweis finden. Will sagen, dass die Lok mit den lithografierten Wagen auch in Deutschland zu erhalten war. Katalog von 1908, in Uhrwerk, Schwach und Starkstromausführung, Spur 0 und I. Der Verkäufer des Kartons mit dem Inhalt versicherte mir, dass das ein kompletter Dachbodenfund in Lüneburg gewesen sei. Hab auch eine weitere Lok dieser Art in Deutschland erstanden. Siehe auch Vorstellung 2er Spur I Bing-Uhrwerklokomotiven von riera, 08.01.2013 im Forum. Naja, ist ja auch nicht so wichtig.
Interessant der Hinweis auf die Viktoria. Bing startete ja nach Entwicklung der Lithographiedrucktechnik mit dem jetzt möglichen "feineren" Erscheinungsbild der Modelle so richtig durch. Zitat Claude Jeanmaire. „Wie den Katalogen zu entnehmen ist, baute Bing viele Varianten in ein- und derselben Grundform". Möchte mal ein paar „Produkte“ aus dieser Zeit mit Lokomotiven vom bauähnlichen Typus der Viktoria in" feiner Polychromlackierung", Uhrwerk und Spur I-Ausführung zeigen. Zunächst die Viktoria in Uralt-Ausführung:
Frühe Lithographie, Bavaria im Führerhaus, Dampfdome mit „Stufe“,
Die Folgegeneration, ohne Namenszug, GBN in Raute
Auch eine Namenlose
Die Planewagen sind noch in alter Hand(?)-Lackierungsausführung
Noch zwei frühe Ausführungen
Wobei die Lithographietechnik dazu führte, (verführte), die Fenster der Wagen nicht mehr auszuschneiden, sondern die fensterblechbelassenen Flächen mit „Spiegelreflexen“ des imaginären Glases zu bedrucken, sicherlich auch ein Beitrag zur Senkung der Herstellungskosten.
Trotzdem wurden auch weiterhin lithographierte Wagen mit verbilligten Kupplungen, aber ausgeschnittenen Fensteröffnungen angeboten
Abschließend die Viktoria im klassischen Erscheinungsbild wie wir sie alle kennen.
so, das mag genügen. Wünsche Frohe Weihnachten und viel Freude mit der alten Modellbahn. Grüße, R.R.
klaro, auch in deutschen BING - Katalogen und den Spielzeugläden waren die für den Export gebauten Loks vorhanden.
Mir gefallen die "hochliegenden" amerikanischen Führerhäuser weniger gut, vor allem dann, wenn an der Lok weder ein Kuhfänger noch eine Dampfdomglocke angebracht ist......
Hier ein Foto der Portalbrücke von BING aus der Frühzeit. Auch BING übernahm von LUTZ Zubehör-Artikel nach deren Schliessung wie diese Portalbrücke, die in der Folgezeit dann leicht verändert wurde.
Ist die schöne BING-Brücke in Litho und gemarkt? Danke, Rie [/quote]
hallo RIERA,
die Brücke ist handbemalt und hat (noch) kein Markenemblem von BING. Paul Klein-Schiphorst zeigt in seinem Buch "Die goldenen Jahre..." S.284 Abb.722 eine ähnliche Turmbrücke Sp.0 von 1898 mit gleicher Portalverzierung. Meine gezeigte und älteste Ausf. wird oft MÄRKLIN zugeteilt, was aber nicht zutrifft.
Den Namen "RECORD" auf deiner gezeigten Sp.0 B Lok kenne ich nur von Fotos.
Guten Abend! Im Grunde genommen ist das eine Herausforderung, sich auch mal mit den Bing-Brücken zu beschäftigen. Bei Märklin ist alles übergewichtig vorgetragen und verfügbar. Man sollte mal eine " Lanze für Bing" in diesem Sinne brechen. Würde denn Interesse bestehen? Wenn ja, bitte mitmachen. Frage wegen des damit verbundenen Zeitaufwandes. Gruß, Rie
Hallo RieRa, Deine Beiträge interessieren kolossal! Mich jedenfalls. Man sieht selten so qualitative Aufnahmen von Bing. Ich glaube Du leistest eine wichtige Arbeit! Brücken wären auch spannend, nur beitragen kann ich wenig, da das Material fehlt.
zum tollen Thema Weihnachtspackung kann ich nur meine Freude über die wertvollen Inhalte beitragen.
Wer noch etwas mehr Weihnachtsstimmung möchte:
Wir waren im SWR-Fernsehen anlässlich der Pfälzer Waldweihnacht. Die komplette Sendung ist in der SWR Media-Thek und eine Zusammenfassung auf unserer Internetseite
Hallo E & K! Ich glaube, die Frage ist primar an F E gerichtet. Darf ich mit einer anderen Frage nerven? In Erinnerung an die Einordnung des Märklinsignals, danke dafür, wurde ich angeregt, ein weiteres Märklin-Signal auf einem Antik-Markt zu kaufen. Signalgläser wieder Mineralglas Alles ist Märklin-typisch, jedoch ist nirgends das sonst typische Märklin-Zeichen zu finden. Hat Märklin in dieser Zeit auch ohne Firmenlogo den Markt beliefert? Zur Erinnerung:
Dank für den Hinweis auf die Bing-Brücke, hatte ich nicht erkannt. Zu der Lok mit dem veramerikanisierten Führerhaus möchte ich sagen, dass es nicht so recht nachweisbar ist, dass die lediglich für Amerika bestimmt war. Konnte bis jetzt keinen Kataloghinweis finden. Will sagen, dass die Lok mit den lithografierten Wagen auch in Deutschland zu erhalten war. Katalog von 1908, in Uhrwerk, Schwach und Starkstromausführung, Spur 0 und I. Der Verkäufer des Kartons mit dem Inhalt versicherte mir, dass das ein kompletter Dachbodenfund in Lüneburg gewesen sei. Hab auch eine weitere Lok dieser Art in Deutschland erstanden. Siehe auch Vorstellung 2er Spur I Bing-Uhrwerklokomotiven von riera, 08.01.2013 im Forum. Naja, ist ja auch nicht so wichtig. ERGÄNZENDER NACHTRAG: Konnte nun einen Katalogbildnachweis der oben beschriebenen Zugkomposition, nicht Kartonverpackung, finden, Frankreich, 1906. Da der Text der Bedienungsanleitung des oben beschriebenen Kartondeckels in Deutsch gehalten ist, gehe ich davon aus, dass diese Packung für den deutschen Markt bestimmt war und die Auslieferung (Vielleicht nach Lüneburg?) ins Deutsche Kaiserreich erfolgte, der Katalognachweis lässt den Schluss zu, dass diese Komposition auch zur Belieferung des französischen Marktes erfolgte, ebenso ist der Schluss erlaubt, davon auszugehen, dass Lieferungen, in Analogie zur Belieferung des französischen Marktes, auch nach Amerika erfolgten. ( dann sicherlich mit englischer Beschreibung). So stellt sich mir das dar.
Interessant der Hinweis auf die Viktoria. Bing startete ja nach Entwicklung der Lithographiedrucktechnik mit dem jetzt möglichen "feineren" Erscheinungsbild der Modelle so richtig durch. Zitat Claude Jeanmaire. „Wie den Katalogen zu entnehmen ist, baute Bing viele Varianten in ein- und derselben Grundform". Möchte mal ein paar „Produkte“ aus dieser Zeit mit Lokomotiven vom bauähnlichen Typus der Viktoria in" feiner Polychromlackierung", Uhrwerk und Spur I-Ausführung zeigen. Zunächst die Viktoria in Uralt-Ausführung:
Frühe Lithographie, Bavaria im Führerhaus, Dampfdome mit „Stufe“,
Die Folgegeneration, ohne Namenszug, GBN in Raute
Auch eine Namenlose
Die Planewagen sind noch in alter Hand(?)-Lackierungsausführung
Noch zwei frühe Ausführungen
Wobei die Lithographietechnik dazu führte, (verführte), die Fenster der Wagen nicht mehr auszuschneiden, sondern die fensterblechbelassenen Flächen mit „Spiegelreflexen“ des imaginären Glases zu bedrucken, sicherlich auch ein Beitrag zur Senkung der Herstellungskosten.
Trotzdem wurden auch weiterhin lithographierte Wagen mit verbilligten Kupplungen, aber ausgeschnittenen Fensteröffnungen angeboten
Abschließend die Viktoria im klassischen Erscheinungsbild wie wir sie alle kennen.
so, das mag genügen. Wünsche Frohe Weihnachten und viel Freude mit der alten Modellbahn. Grüße, R.R.
Guten Tag1 Im Grunde genommen ist eigentlich schon alles gesagt. In ähnlich lagerten Fällen gehe ich folgendermaßen vor: Entsprechend der Regel " Similis similia solvuntur", geht das Werk in ein Ölbad. Die eingetrockneten, verkrusteten alten Öle und Fette werden weich. Dann mit 0000-Stahlwolle, in eine Pinzette oder Klemme eingespannt, unter Lupenbrillenkontrolle die Metallflächen, Zahnräder und Zahnradachsen "abwischen". Verhärtungen in den Zahnradtälern mit Skalpell oder feinem Messer entfernen. Geht das nicht, härtere Maßnahmen ergreifen, z.B. ein Nitroverdünnerbad anrichten und einwirken lassen, Benzin müsste auch gehen, (vorher die Räder demontieren) oder mit in Nitro eingetauchten und Nitro-getränktem Pinsel mit härteren Borsten oder mit der oben beschrieben Stahlwolle die "Harze" bürstend entfernen. Wichtig ist, dass die Kontaktflächen der Feder rein sind, gut geölt, gefettet sind und beim Aufziehen und Ablaufen unbehindert mit möglichst geringer Reibung gespannt werden können und dem entsprechend mit minimalen Reibungsverlusten beim Entspannen sich die Kraft wirksam entfalten kann. Abschließend nicht die Zahnräder ölen, sondern nur die Achsen in ihren Lagern und die kontaktierend reibenden Federflächen. Das ist mein Vorgehen, jeder macht das nach eigenem Gutdünken und sammelt so Erfahrungen, ist für seine Vorgehensweise selbst verantwortlich. Garantien für möglicherweise auftretende Schäden der erklärten Vorgehensweisen kann ich nicht geben. Fürs Auge die Lok in I
Zitat von blechotto im Beitrag #5Hallo, schaut mal auf die Abbildung der Lok auf dem Kasten - die sieht sehr exotisch aus - gab es aber: Pfalzbahn Nr. 263, Dr. v. Clemm. Krauss 1900 Man sieht, Bing - Künstler waren auf der Höhe der Zeit - nur das Modell war stark vereinfacht. Gruß, blechotto
Hallo Rivera,
Sehr schöne Kasten! Auch interesant das antwort from blechotto: "Abbildung der Lok auf dem Kasten - die sieht sehr exotisch aus - gab es aber: Pfalzbahn Nr. 263, Dr. v. Clemm. Krauss 1900. Man sieht, Bing - Künstler waren auf der Höhe der Zeit - nur das Modell war stark vereinfacht."
Nicht nur "auf der Höhe der Zeit", das bild auf der American Zugpackung ist eine sehr gelungen Plagiat von ein bild von der 20th Centruy Limited. Ich setze das bild und eine postcard in Bub / Bing » Restaurierung einer alten Bing Originalverpackung so bald ich es finden kann.