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Beitrag zur „Laterna magica“
Vor mehr als hundert Jahren war es üblich, auf gemalten, gezeichneten Papierbildern den Kindern Informationen, z. B. beim Erzählen von Märchen, aber auch zu anderen Vorgängen in der realen Welt, zu vermitteln.
Als eine Art des Diaprojektors ist die „Laterna magica“ zu sehen, die um 1900 Einzug in die Kinderzimmer hielt. Führend waren hier auf dem Markt die Firmen Planck, Bing und auch weitere vertreten.
Das Prinzip: Eine Lichtquelle, in der Regel eine Petroleumflamme, Rund- oder Flachbrenner, in einem Blechgehäuse befindlich, durchstrahlt mittels Lichtbündel ein auf eine Glasplatte aufgebrachtes Gelatinebild über ein optisches Linsensystem vergrößert an eine weiße Leinwand oder einfach nur an eine weiße Wand. Dazu werden dem interessierten Kind Erklärungen zu den jeweiligen Bildsequenzen gegeben.
Ein solcher Projektor von E. Plank, in einem Holzbehältnis geliefert, hat überlebt:
Natürlich wird auch die Eisenbahn gezeigt: TAF: II, E P
Bing bot ähnliche Modelle an, erweiterte aber die Technik, indem auch „bewegte Bilder“ erzeugt wurden, praktisch ein Film gezeigt werden konnte.
Claude Jeanmaire zeigt in seinem Archiv Nr. 124 (ISBN:3 b5649 124-4) „Bing Händlerkatalog für 1909“ unter Optische Spielwaren und Lehrmittel das umfangreiche Angebot dieser „Laternae magicae“ und Kinematographen auf den Seiten 165-202 nebst „Glasbildern zu Laterna magica und
Bilder mit Bewegung in Holz- und Blechrahmen“. Grob überschlagen werden hier mehrere hundert Bilder nebst dazugehörigen Titeln angeboten, wie z.B. „Lange Glasbilder, Durchziehbilder, in 10 verschiedenen Serien, Kinderszenen, Komische Bilder, Tierköpfe, Landschaften, Sportbilder, Feuerwehr, Schiffsszenen, Nordpolbilder, Jahreszeiten, Karikaturen“ etc. Es folgen weitere „neue Serien langer Durchziehbilder“ mit jeweils 4 Bildern auf der Glasplatte als Märchenbilder, z.B. Rotkäppchen, Schneewittchen, Kleiner Däumling, Hänsel und Gretel, Dornröschen, Aschenbrödel, um nur einige zu nennen. Bei den technischen Bestandteilen für Laterna magica werden einfachste Objektive, Condensatoren, Blenden und achromatische Objektive aufgeführt, 2 Lichtquellenarten sind vertreten: Petroleumlampen mit Flachbrenner und Rundbrenner mit dem jeweils dazugehörigen „Bauchzylinder und Kniffcylinder“ mit 5- bis 14-linigen Dochten . Eine einfache Laterna magica-Packung:
Daraus „Hänsel und Gretel“:
Ein Glasstreifen „ Roter Sandleuchtturm mit Lloyddampfern“, der Dampfer schippert vorbei, indem der Glasstreifen im Rähmchen verschoben wird.
Was für ein Aufwand: Holzrahmen mit Kurbelmechanismus zum Drehen der bunten Glasscheibe in einer Messinghalterung.
Bing bietet 1909 mit dem Kinematographen ein Modell an, mit dem sowohl Glasbilder als auch bewegte Bilder mittels Filmstreifen projiziert werden können.
Ein Original der Zeit:
Der Aufbau ist schnell erfolgt:
Die Einschub Rähmchen eignen sich zum Projizieren „beweglicher Farbenspiele“.
Für den Filmbetrieb wird die optische Einrichtung zur Seite geschwenkt.
Die patentierte Filmtransportmechanik:
Die dazugehörige Patentschrift von 1906:
Zur Entnahme der Leuchtquelle ist die rückwärtige, verschraubte Klappe nach oben zu schlagen.
Mit Bedienung der Kurbel läuft der Film ab. (Risikobehaftet, da nach 100 Jahren das brüchige Celluloid Schaden nimmt)
Der Bing-Film aus der Serie VI 1, Zeppelinfahrt, zeigt den Flug eines Zeppelins über ein Dorf, Stadt, mit Kirche.
Mit Suchglück konnte man früher auf Flohmärkten manchmal noch Filme finden, die überlebt haben und nicht entsorgt worden sind, z. B. Schachtel No. 6663 mit einigen Filmen und einem Verzeichnis.
Gruß,
Rie
10.02.2019