Hallo,
hier mal ein Beispiel, wie man Blech treibt:
https://www.youtube.com/watch?v=Jlp4Yfr1SXc
oder
https://www.youtube.com/watch?v=XnJfXmpOc5c
oder Herstellung eines Bechers aus Silberblech
https://www.youtube.com/watch?v=rYAln9aXHn0
Sieht fast einfach aus, ist aber doch ganz schön schwierig, vor allem, wenn wie bei der BR 05 003 beide Seiten gleich aussehend getrieben werden müssen. Die Frontpartie meiner BR 05 002 habe ich auch so hergestellt, allerdings muss ich sagen, dass ich das Treiben gelernt habe (Kurse an der Volkshochschule). Da war das für mich etwas einfacher.
Mein Lehrmeister war der Künstler, der einige der 5 m hohen Türen des Kölner Domes nach dem Krieg entweder repariert oder auch ganz neu hergestellt hat. Die getriebenen Wölbungen kann man vor Ort anfassen, und man stellt fest, die sind glatt wie ein gepelltes Ei. Alles Arbeit mit verschiedenen Treibhämmern usw. und Asphalt als Untergrund, damit man das Metall nicht durchschlägt. Sandsäckchen kannte man damals noch nicht bzw. mein Lehrmeister hat davon nie etwas gesagt.
So eine Arbeit gelingt nur nach vielen Versuchen, und gelötet muss auch werden und zwar nicht zu wenig. Das kommt daher, weil man nun kein Meister ist, der ei-gleich treiben kann. Es bleiben immer Unebenheiten, und die feilt man weg mit dem Ergebnis, dass an manchen Stellen das Blech so dünn wird, dass Lötzinn aufgetragen werden muss. Und ein weiteres Problem ist das Schleifen der Oberfläche: Da treffen zwei Materialien auf das Schleifpapier, und wenn man zu feste schleift, wird das Lötzinn mehr abgetragen als das Blech, und man muss erneut Zinn auftragen.
Ich habe festgestellt, dass zur Glättung der Wölbung es am Besten ist, wenn man mit einer großen, aber feinen Feile sanft die Rundungen feilt. Das dauert etwas, aber das Ergebnis ist schon ganz gut. Wenn man sanft feilt, erzielt man eine hervorragend glatte Oberfläche ohne Feilriefen. Trotzdem habe ich bestimmt gefühlte 50 x gefeilt und grundiert und immer wieder kleine Unebenheiten feststellen können.
Der Höhepunkt kam, als ich keine Unebenheiten mehr sah und auch keine fühlte. Endlich fertig ! und dann blieb ich mit der Kleidung an einer der sechs hervorstehenden Schräubchen hängen. Das Teil stürzte so (natürlich !) zu Boden, dass es mit der Schnauze aufschlug mit dem Ergebnis, dass vorne ein zwei cm langer schräger Riss entstand.
Na toll ! Was erst einmal wie Pech aussah, war aber ein Glücksfall, denn es stellte sich heraus, dass der im Inneren Bereich zur Stabilisierung festgelötete halbkreisförmige Ring eine Kaltlötstelle aufwies. Man stelle sich einmal vor, die Lok ist fertig, entgleist und prallt unglücklich so auf, dass so ein Riss entsteht. Allein der Gedanke ist schrecklich. Nun ist ein neues Stabilisierungsblech eingelötet, aber diesmal richtig, und ich bin nach weiteren Glättungsversuchen nun fast fertig.
So gerne ich auch vor dem Blechschneiden mit Karton als Muster arbeite, so muss ich doch sagen, dass das gezeigte Kartonbeispiel mit der V 200 gut aussieht, aber das klappt bei der 003 vermutlich nicht, weil insgesamt drei Biegungen aufeinander treffen. Meines Erachtens geht das Herstellen einer solchen Wölbung, und dann auch noch spiegelbildlich auf beiden Seiten, nur durch Treiben. Zudem sind die Türen und Löcher zu früh ausgeschnitten. Felix, das musst du, wenn du dich für das Treiben entscheiden solltest, neu machen, sonst verzieht sich alles.
Schönen Gruß
Udo