Einen hohen Stellenwert bei den BING-Modellbahnspielwaren räumt die Firma Bing dem Signal- Beleuchtungswesen in der Zeit des Beginns des 20sten Jahrhunderts ein. Es wird in den Katalogen aus der Zeit bei den Signalen und anderen Beleuchtungseinrichtungen vor der Elektifizierung dieser Nachtsignalgebung , die ab ca.1909 nachgewiesen werden kann, bei den Signalen bei der Beleuchtung lediglich auf „Laternen zum Brennen“ , „Bogenlaternen zum Brennen mit Öl“, und bei Bestellnummer 9956/111, 1902, „Wasserkrahn, Signallaterne für Petroleumbeleuchtung eingerichtet“ hingewiesen. Gustav Reder weist in seinem Buch „Mit Uhrwerk Dampf und Strom in dem Kapitel XI. „Romantik am Schienenstrang“ auf die kleinen Öllaternen aus Blech hin, die mit „ ihren winzigen Dochten ein kümmerliches Licht gaben und einen üblen Geruch verbreiteten.“
Verschiedene Begriffe bei den Laternen, Kandelabern und Brennstoffen dieser Zeit tauchen auf. Erklärungen:
Öllampen: Sind Vorrichtungen zur Beleuchtung mittels der bei gewöhnlicher Temperatur flüssiger Öle. Im Altertum tierische Fette und Pflanzenöle.(1)
Kaiseröl: raffiniertes Erdöl, Petroleum, aus welchen die niedrig siedenden, die Feuergefährlichkeit des Oels bedingenden Anteile vollkommener als aus der gewöhnlichen Handelsware ( Standard oil bzw. Kerosin für russische Oele) entfernt sind. (1)
Petroleum: auch Erdöl, Berg- oder Steinöl genannt, im engeren Sinn was zwischen 150 Grad und 300 Grad destilliert. (1,2)
Rüböl: Fettes Öl aus den Samen verschiedner Brassicaarten, namentlich von Brassica naptus L. (Raps-,Repsöl), und Brassica rapa (Rübsenöl)
In frischem Zustand bräunlichgelb, ohne Geruch und Geschmack, sehr dickflüssig, erstarrt zwischen -2 Grad und – 10Grad, wird bei 0 Grad wieder flüssig. Es wird durch Auspressen oder Extraktion gewonnen und dient als Brennöl und Schmiermittel zum Einfetten von Leder (Kernöl)und Wolle. (1)
Literatur:
1. Otto Lueger, Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Siebter und achter Band, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Leipzig, 1904.
2. A. F. Hollemann, F.Richter, Lehrbuch der organischen Chemie, Walter de Gruyter & Co, Berlin 1961
Ein chemisch verändertes Produkt des Rapsöls ist der BIO-Dieseltreibstoff, Werbebegriff für Fettsäuremethylester, der in Deutschland vor allem aus Rapsöl durch chemische Umsetzung mit Methanol erzeugt wird (Rapsölmethylester (RME). RME ist ein Kraftstoff aus landwirtschaftlicher Produktion. (LB-Lohmann Lexikon)
Da dieses Produkt dem Rüböl sehr nahe kommt und es an der Tankstelle erworben werden kann, hab ich mal mit diesem Öl 2 Signale, eine Feine Bogenlampe und eine Straßenlaterne von Bing betrieben.
Zunächst Reinigen der Laternen, Einziehen jeweils eines dünnen Baumwolldochtes, gewonnen aus einfachem Stickgarn in das Doch führende, 2mm starke Messingröhrchen,
Auffüllen des kleinen Tanks mit 1ml Biodieselöl, Anzünden.
Während der Größenentwicklung der Flamme dann Kürzen, also Zurückschneiden der Dochtanteile bei brennender Flamme auf die tolerierte Größe der erwünschten Flammengröße.
So konnte ein Betrieb über gut 5 Minuten erzielt werden, ohne dass das System entflammte.
Ich folgere daraus, dass ein gut saugender Baumwolldocht Voraussetzung ist, die nötige Brennstoffmenge nachzutransportieren, eben so viel, wie bei der „zurechtgeschnittenen“ Flamme verbrennt. Trotz dieser Maßnahmen kam es zu einer zunehmenden Erwärmung des Systems, dass zu Folge hatte, dass die Flamme doch wieder an Größe mit Erhitzung der Umgebung, Messingröhrchen, Tank und Laternengehäuse, zunahm. Die Dochtspitze verkohlt dann, wenn mehr Brennstoff verbrennt als nach diffundieren kann. Wie bei einer Kerze, der das Paraffin ausgeht.
Einen Versuch mit Petroleum hab ich nicht gestartet, da wegen des niedrigen Siedepunktes die Flamme schnell außer Kontrolle geraten kann.
Unklar ist weiterhin, wie „die Alten“ einen längeren Betrieb verantwortungsvoll durchführen konnten.
Hänge mal die gefertigten Bilder ohne weiteren Kommentar an.
Bitte mich nicht steinigen, es war halt nur ein Versuch, der zeigt, dass ein langfristiger Betrieb der Laternen mit „Öl, Kaiseröl, Rüb- oder Rapsöl“, ohne dem System zu schaden, nicht möglich erscheint.