ich habe noch mal die bisherigen ROKAL-Berichte hier im Forum durchgesehen und dabei ist mir aufgefallen, dass wir noch eine Lok vergessen haben. Das geht ja schon mal gar nicht.
Die Freunde der Trix-Express Modellbahn werden die E 05 002 kennen. Die E 05 002 wurde mit zwei Schwesterlokomotiven (E 05 001 und E 05 103) Anfang der 1930er Jahre als Prototyp einer neuen elektrischen Schnellzuglokomotive für den Raum Halle-Leipzig entwickelt. Als weiterer Entwurf wurde die E 04 entwickelt, die sich letztlich im Vergleich mit den anderen drei Baumustern durchsetzte und in Serienproduktion ging. Die Aufbauten der E 04 und E 05 waren ähnlich und entsprachen dem damals üblichen "Krokodil"-Design, das man ebenfalls bei der E 44 und natürlich mit "langer Schnauze" bei der E 93 bzw. E 94 findet. Das Anforderungsprofil an die neue Schnellzuglok sah eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h vor. Man wollte im Vorfeld der Produktion jedoch die Möglichkeit des Tatzlagerantriebs für Schnellzuglokomotiven erproben. Dieser im Vergleich zum Federtopfantrieb kostengünstigere Antrieb kam bis dato nur bei langsamen Güterzugloks zum Einsatz. Die drei E 05 wurde 1933 in Dienst gestellt, konnten aber wegen der schlechteren Laufeigenschaften des Tatzlagerantriebs im Vergleich zur E 04 nicht überzeugen. Eine Serienproduktion blieb daher aus. Das Vorbild der E 05 002 blieb bis 1946 in Leipzig, wurde dann als Reparationszahlung in die Sowjetunion abtransportiert und kam 1952 wieder zurück nach Leipzig. In Dienst gestellt wurde die Lok jedoch nicht mehr und 1962 verschrottet.
So, dies mal ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit, da es schon etwas ungewöhnlich ist, dass ein kleiner Modellbahnhersteller ausgerechnet einen solchen Exoten in sein recht überschaubares Sortiment aufnahm. Und damit sind wir bei ROKAL.
Im Jahr 1955 wurde bei ROKAL das Vollmer-Oberleitungssystem eingeführt und eine Nachbildung des Triebwagens ET 56 als erstes Modell im Zweizugbetrieb herausgebracht. Für die Entwicklung einer Lokomotive wollte man nach Möglichkeit auf vorhandene Baugruppen zurückgreifen. Und dies war in diesem Fall das Fahrgestell der "C" gekuppelten Baureihe 03.10 - einer Dampflok also.
Die E 05 war die einzige deutsche Elektrolok, die über eine nahezu symmetrische Achsfolge "C" verfügte (1'C 1'). Dass das Fahrgestell der 03.10 symmetrisch war und die Räder viel zu groß waren, konnte man damals noch locker als Verschnitt durchgehen lassen. Das Fahrgestell wurde nur noch minimal für Vor- und Nachläufer abgeändert. Auf das Fahrgestell wurde ein Chassis gesetzt, das die viel zu großen Laufräder mit Motorimitationen verdeckte. Insgesamt war der Aufbau aus Metall-Druckguss recht gut gelungen, alledings hatte sich ein Konstruktionsfehler eingeschlichen. Das graue Kunststoffdach wird durch eine Schraube gehalten, die im Chassis eingeschraubt wird. Zieht man die Schraube fest an, kommt es zu Spannungen im Dach, wodurch der spröde werdende Kunststoff irgendwann bricht. Aus diesem Grund findet man heute praktisch keine einzige ROKAL E-05 mehr, die nicht diesen Spannungsriss im Dach hat - meine auch, wie man auf dem zweiten Bild erkennen kann.
Das Modell der E 05 002 wurde 1956 von ROKAL herausgebracht und blieb bis 1960 im Sortiment.
Nach so viel Text aber erst mal ein paar Bilder zur Entspannung
ROKAL-Katalog 1959
Eigentlich gehören an die E-05 die grünen Metall-D-Zug-Wagen, aber die fehlen mir leider
Meine Kamera hat anscheinend ein Problem mit dem Weißabgleich. Dieses Bild zeigt die Lok in ihrer richtigen Farbe.
#3 von
Erich-Ludwig
(
gelöscht
)
, 19.07.2015 18:07
Grüß Gott, die E 05 war tatsächlich ein faszinierendes Modell, hat mir sehr gut gefallen. Vor allem waren bei dieser Lok - Gegensatz zu E 04 - die "Räder" gleichmäßig verteilt. Gemeint sind natürlich die Treibradsätze, als Kind hat man halt von Rädern gesprochen. Mein Beitrag kommt zwar spät, bin ganz neu hier. Dafür habe ich ein Bild aus dem Jahr 1957 von der E 05 mit Personenzug auf meiner Modellbahn angehängt. Gruß Erich
ein sehr schönes altes Foto einer historischen ROKAL-Modellbahn - sogar mit Oberleitung! Danke für's Einstellen.
Das Stellwerk ist wohl ein Kartonmodell, oder?
K_E_B
Hallo Klein_Elektro_Bahn,
das Stellwerk ist tatsächlich ein Kartonmodell, es könnte aus der Serie der Hafengebäude sein. Im Hintergrund sieht man die aus Wilhelmshavener Modellbaubogen gebauten Speichergebäude. Links im Bild ist ein Kirchturm erkennbar, dabei handelt es sich um ein Holzspielzeug. Hat aber alle irgendwie zusammengepasst! Die Faller-Stadthäuser habe ich heute noch, sie sind für mich bis heute faszinierend und stehen nun auf meiner derzeitigen Anlage, am besten passten sie freilich zu Rokal.
Ja, die Faller Stadthäuser passen sehr gut zu ROKAL oder auf eine TT-Bahn der Epoche III. Dazu noch ein Beispiel. Man beachte ebenso das dort verlinkte PDF des Artikels im Modelleisenbahner vom März 2008.
K_E_B
Gruß aus Lobberich, der Heimatstadt der ROKAL-Bahn