Märklin Uhrwerke im Detail

#1 von Rhombe , 13.02.2024 17:36

Hallo,

In letzter Zeit war das Thema Uhrwerke von Märklin-Lokomotiven hier im Altblechbereich relativ oft vertreten. Oftmals verbunden mit Fragen zum Zustand oder z.B. zur Zuordnung.
Gerade die Zuordnung ist immer ein Thema, gerade, weil es -meines Wissens- auch keine gebündelten Nachschlagemöglichkeiten gibt. Als Uhrwerker, der das jetzt mittlerweile auch schon seit einiger Zeit als Hobby betreibt und bis Dato immer noch nicht das Interesse und den Spass an den alten Rädern und Trieben verloren hat, ist das natürlich auch bei mir ab und an angesagt.
Eine Gesamtübersicht der Uhrwerke von Märklin im Detail halte ich aber schlicht für aussichtslos, dass ist einfach zu viel von allem. Man muss die Werke erstmal überhaupt haben, dann muss man sie auch noch zerlegen wollen und daneben auch noch Bock auf den (auch nicht komplett unerheblichen) Aufwand der Dokumentation haben.
Ich will hier trotzdem einen Versuch starten und in diesem Thread immer mal ein Werk vorstellen und auf ein paar Details eingehen, um ein paar Ansätze zur Wiedererkennung und zur Einschätzung des Zustandes zu geben.

Wichtig, darum vorab: Das wird hier keine Wiki oder eine Art online-Buch der Federwerke, ich kann nicht chronologisch vorgehen und auch nicht eine Type in allen Unterarten und Varianten vorstellen, dass geht einfach nicht.
Ebenso ist das hier KEINE Reparaturanleitung oder -hilfe, die meisten Werke sind vernietet und schon darum eigentlich ungeeignet für solche Aktionen. Die Feder steht auch im abgelaufenen Zustand im Werk unter Spannung und kann, unbedarft behandelt, dem Werk als auch dem Schrauber verdammt weh tun. Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, fällt einem sowieso auf, dass die eigentliche Kunst nicht das Zerlegen ist, sondern erst beim Zusammenbau anfängt...

Ich fange gleich mit einem relativ unscheinbaren und leicht zu findenden Werk an, mal sehen wo die Reise hingeht in Zukunft. Wer Spass an diesem etwas nerdigen Thema hat, ist herzlich eingeladen.

Viele Grüsse, Daniel


 
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zuletzt bearbeitet 13.02.2024 | Top

RE: Märklin Uhrwerke im Detail

#2 von Rhombe , 13.02.2024 18:23

Fangen wir mit einem Brot und Butter - Werk an. Das Standard-Werk der R1040. Die Lok muss sich gut verkauft haben, sie ist auch heute noch leicht zu finden.
Das Problem ist also eher nicht die Seltenheit, allerdings sehr häufig der Zustand. Die meisten Werke sind viel gelaufen und nicht wenige völlig zerspielt - Schicksale einer wahren Spielzeuglok.
Da ist dann oft Ende, weil es an zu vielen Stellen hakt.

Das Werk hat ein paar Eigenarten, ich muss ehrlich sagen, ich mag es nicht sonderlich, weil ich es stellenweise auch in sich nicht immer schlüssig finde. Manches ist solide gelöst, aber in der Mehrheit merkt man den Fokus auf ein preisgünstiges Massenprodukt.
Durch seinen langen Hebel zur Umstellung der Fahrtrichtung ist es sehr markant. Es gab noch Unterarten für Elektroloks (RS 1030), bei denen der Hebel nochmals verlängert wurde, aber auch in der R990 wurde es (teilweise) verbaut.
Auf dem Grundlayout basieren auch noch Versionen mit anderer Fahrtrichtungsänderung über eine "normale" Schaltstange, die teilweise auch in der R1040 verbaut wurden, aber wohl am häufigsten in der R950 zu finden sind. Darum soll es hier aber nicht gehen.


Das Werk einer R1040, es sitzt vorne und hinten seitlich verschraubt in der Lok. Verbaut waren die damals "klassischen 35mm Eisenräder, Vierkantaufnahme mit Mutter:
(Hinweis: die Verschraubung der Platinenhälften ist nicht original)



Blick von oben, Regulierung und Bremse, hier wurde nicht gespart, darunter die eigentliche Kaskade. Man merkt, dass, obwohl die Platinen eigentlich sehr lang sind, die Mechanik vorne eng verschachtelt angeordnet wurde. hinten ist viel Luft umbaut und es gibt wenig zu sehen:



So sieht das Werk in der Lok von unten aus:



Ohne Platine, man sieht den langen Hebel der Richtngsumstellung, ein grosses erstes Beisatzrad, um nach unten zur Wippe zu kommen:





von der anderen Seite ist die eigentliche Kaskade etwas genauer zu verfolgen:



Die Fahrtrichtungsumschaltung, Hebel ist unten, die Wippe in über den Trieb des zweiten Beisatzrades verbunden (grösseres Rad), das kleine Rad wäre ohne Eingriff.
vom Gleis aus kann auch umgeschalten werden, dafür wurde ein Extrahebel implementiert mit dem Drehpunkt auf der Aufzugwelle. vorn, relativ Nahe der eigentlichen Wippe sieht man noch eine Art "Rastung", ein Federbelasteter "Nocken" fällt in eine von zwei möglichen Ausfräsungen (Vor- bzw. Rückwärtsposition) und sichert so die Position der Umschaltung. Ich finde es alles in allem eher eine ziemlich wilde Konstruktion, nicht mein Fall:



genau umgekehrt Rückwärts, das kleinere Rad greift jetzt in das erste Beisatzrad ein:


Hier noch eine Bauteileübersicht, daraus besteht das Federwerk einer R1040:


Zum Schluss noch ein paar Daten zum Werk:

Achsstand: 56mm
Vierkant Uhrschlüssel: Gr. 6 (3,75mm)
Klingenbreite Feder: 10mm
Klingenstärke Feder: 0,5mm
Feder Länge: 210cm


Grüsse, Daniel


 
Rhombe
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RE: Märklin Uhrwerke im Detail

#3 von Dilettant , 15.02.2024 14:46

Hallo Daniel,

das was Du bisher über das Uhrwerk der R 1040 gezeigt und geschrieben hast beeindruckt mich
und ist das, was ich mir so in Gedanken vorgestellt hatte, aber nicht umsetzen konnte mangels Detailwissen und mangels geeigneter Anschauungsobjekte.

Wie Du richtig schreibst, kann man nur präzise dokumentieren, wenn man das betreffende Uhrwerk selbst besitzt und dann noch bereit ist, es zu zerlegen.

Meine Versuche einer Dokumentation zur Zuordnung mündeten nur in eine wenig ergiebige Vergleichsliste als Excel-Tabelle.

Selbst da wäre ich zur Erweiterung und Komplettierung auf die Zuarbeit anderer Foristen angewiesen gewesen, was nur zum Teil passierte.

Ich verfolge Dein Vorhaben und wünsche Dir viel Erfolg damit.

Viele Grüße

Friedemann


Rhombe hat sich bedankt!
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