Beitrag zu den technischen Varianten der Fahrtrichtungsänderung früher BING-Elektromotore
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Bei den frühen Bing-Lokomotiven wurde die Umschaltung bei den Uhrwerkmotoren zur Änderung der Fahrtrichtung der Lokomotiven mittels Einbau weiterer Zahnradkombinationen bewerkstelligt, siehe auch dazu: Bings Zahnradschutz beim Uhrwerk-Umschaltvorgang vorwärts-rückwärts. Bei den Elektromotoren ist es naheliegend, sich zur Fahrtrichtungsänderung des elektrischen Stromes zu bedienen. Um so erstaunlicher ist es, dass Bing, offensichtlich auf dem Weg zur elektrischen Fernumschaltung, die Zahnradumschaltung zur Fahrtrichtungsänderung auch bei einem Starkstrommotor anwandte.
Bings frühe elektrische Umschaltung und die technische Neuerung ab 1924
Ein jüngst vorgelegter Starkstrommotor, bei dem, wegen stattgehabter Umbauveränderungen, mittels rekonstruktiver Maßnahmen die Stromaufnahme in einen annähernd ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden soll, wird quasi als Nebenbefund das Vorhandensein einer mechanischen Zahnradeinrichtung zur Drehrichtungsumschaltung vorgefunden, sodass auf diese bisher nicht bekannte Vorrichtung eingegangen werden soll.
Der Grund des vorgesehenen Eingriffs liegt in der Aufgabenstellung: Eine veränderte, grob montierte Schleiferstromaufnahme ist technisch zurückzubauen, um der ursprünglichen Originalausführung nahezukommen. Bei der Ausführung der Stromabnahme von Starkstrommotoren wurden zu dieser Zeit Rollenstromabnehmer verwendet. Dabei handelt es sich um einen frühen Bing-Starkstrommotor der Spurweite I, wie diese Bauart in den Lokmodellen180/523 und 181/569 in dem Händler-Spielwarenkatalog des Jahres 1908 zu finden sind.
Der zu bearbeitende Motor wurde, unter Montage einer Bing-Kunststoffplatte, die von einem späteren Motormodell stammt, mit Schleifern umgerüstet.
Typisch für diese Zeit ist jedoch, dass die Strom Aufnahme mittels Rollenkontakt zum Mittelleiter erfolgte. Beispiele davon gibt es in genügender Zahl.
Nach Ausbau der Platte mit den Schleifern erfolgt die Anfertigung eines „Ebonit-Isolationsbalkens“, auf den die Rollen aus der Ersatzteilkiste montiert und verdrahtet werden.
Das sieht dann so aus:
Bei den Bing-Starkstrommotoren ist zur Drehrichtungsumschaltung die elektrische Fernsteuerungseinrichtung mit elektromagnetischer Bedienung des mechanischen Polwenders bekannt, wie z.B. bei der Schnellbahnlokomotive 201/2561 von 1912. Prof. Dr. U. Becher und W. Reiche erläutern das in ihrem Buch „Bodenläufer, Spielbahn, Supermodell“, Alba-Verlag 1981 auf Seite160 in Form einer „Explosionszeichnung“. Repräsentative Bilder dazu:
Das Besondere bei dem zu behandelnden Motor jedoch ist die vorgefundene Ausführung, zeitlich wahrscheinlich vor der Ausrüstung mit der elektromechanischen Fernumsteuerung einzuordnen, die Fahrtrichtungsumsteuerung mittels Umstellung eigens dazu zusätzlich montierterder Zahnräder. Auf einem Messinghebel sind 2 Zahnräder derart aufgebracht, dass die " Zahnradkaskade" jeweils nach Schwenkung des Hebels zur Folge hat, dass wechselnd das obere oder untere Zahnrad auf ein weiteres mit dem Achsenspeichenrad verbundenes Zahnrad eingreift und so die Drehrichtung umgekehrt wird, also Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt erfolgt.
Dazu einige Bilder, die die Zahnradeingriffe wiedergeben:
Auch die Motorfunktion konnte wieder hergestellt werden. Gleichstrombetrieb bei 34 Volt und 0, 4 Ampere: Ruhiger, konstanter Lauf, wobei die mechanische Richtungsumstellung fixiert werden muss, da andernfalls eine Trennung der Zahnradeingriffe einen Leerlauf zur Folge hat. Perfekte Funktion auch bei Anwendung des „Hochspannungspultes“ mit zwei 16 cd Kohlenfadenbirnen.
Es wurde mal gefragt, ob eine Funktion mit „modernen“ Wolframwendelbirnen auch möglich sei, so kann das bejaht werden: Mit zwei 60 Watt Birnen und auch zwei 100 Watt Birnen flotter, zügiger, kraftvolle Lauf des Motors.
Gedanken zum Bing-Starkstrombetrieb mit Darlegung des spezifischen, chakteristischen Widerstandsverhaltens der Kohlenfaden Birnen wurden vor Jahren publiziert.
Bing und der " Starkstrombetrieb" mit Bildanhang Starkstromloks
15. 03. 2019
R. R.