Guten Tag!
Bin neu hier, mein Interessensgebiet ist das frühe Bing-Modelleisenbahnwesen, vorwiegend die Spurweite I.
Quasi als Eintritt habe ich mal ein paar Gedanken niedergeschrieben in der Hoffnung, dass der Text mit den Bildern zu verstehen ist und nicht verwirrt.
Anmerkungen zu 2 frühen Bing-Uhrwerkslokomotiven , Spur I, mit Zahlenaufschriften.
Der Erwerb einer Bing Uhrwerkslokomotive mit Tender in Spurweite I ist Anlass, diese zu beschreiben und zu einer zweiten, identischen, fast baugleichen Bing-Lok Unterschiede herauszuarbeiten.
Die B-Uhrwerk-Lokomotive mit dem „überhängenden Führerhaus“ weist als Merkmal auf der Heizer- und Lokführerseite, und auf beiden Seiten des Tenders die Zahl 2990 auf. Die Maschine ist nur für den Vorwärtslauf und mit der Bremseinrichtung von der Schiene aus eingerichtet. Kleeblattkupplung lediglich am Tender, vorn an der Lok nicht. Enge Stellung der Dampfdome, Abstand 13mm. Der Tender ist 2-achsig ausgeführt, weist aber Achslagerblenden und Bohrungen für den Einbau einer dritten, mittleren Achse auf. (Bild 1-4)
Nach Sichtung der Literatur kann in dem Bing-Katalogmaterial eine Uhrwerkmaschine dieser Art in Spurweite I nicht nachgewiesen werde. Lediglich im Spielwarenkatalog für Händler von 1908 werden unter 181/523 und 181/569 Lokomotivmodelle mit dem charakteristischen „überhängenden“ Führerhaus und der Zahlenaufschrift 2990 auf Führerhaus und Tender aufgeführt. Diese jedoch als 1A-Modell in Schwachstrom- und Starkstromausführung.
Zur zeitlichen Einordnung der erworbenen Lok geben Hinweise das verschlungene GBN-Logo auf der Rauchkammertür, das in den Boden des Tenders geprägte GBN-Logo in der Raute und das ungesetzte „Hemmungsregler-Patent (Nr.:132256) für Uhrwerke, patentiert im Deutschen Reiche vom 26. September 1901 ab, AUSGEGEBEN DEN 12. JULI 1902“. (Bild 5,6,7,8 9a,9b,9c).
Unter Einbeziehung der Form der Dampfdome, der Kleeblattkupplung sowie der Pufferform kann geschlossen werden, dass das Entstehungsjahr der Maschine, um 1903-1905 zu datieren sein könnte.
Interessanterweise ist eine im Erscheinungsbild identische Bing Spur I Uhrwerklokomotive mit dem Zahlenaufdruck 2631 vorhanden, die der Nummer 14352/1 des Spielwarenkataloges für Händler von 1908 entspricht. Diese weist nun eine Kleeblattkupplung vorn auf, hat, wie im Katalog beschrieben, eine Bremsvorrichtung und doppelte Pleuelstangen, ist ebenfalls „fein handlackiert“, trägt an beiden Seiten des Führerhauses, nicht am Tender, die Zahl 2631. Bild 10 und 11.
Auf der Händlerkatalogabbildung meint man 2990 zu erkennen. Der Tender ist 2-achsig ausgeführt und weist keine vorbereiteten Bohrungen sowie Schlitze für die Achslagerblenden zur Montage einer mittleren dritten Achse auf. Frontal über der Rauchkammertür ein Spitzenlichtimitat. (Bild 12 und 12a)
Der Abstand der Dampfdome beträgt 44 mm, wobei der kleine Dom näher am Führerhaus lokalisiert ist. Im Führerhaus der Umstellhebel für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, wobei die Fahrtrichtungsänderung auch von der Schiene aus gesteuert werden kann.( Bild 13 und 14)
Das Führerhaus weist keine Armaturen auf, ist grau lackiert und trägt den Bing-charakteristischen Aufkleber mit dem Hinweis auf die Spurweite, I 48. Bei der erstbeschriebene Lok mit der Nummer 2990 ist die Führerhaus-Kesselfront mit lithografierten Aggregaten wie Manometer, Wasserstandsanzeiger, Feuerungstür, usw. bedruckt. ( Bild 13 und 13a).
Betreffend Hemmungsregulierung bei 2631 ist ein abgeändertes Patent, „Hemmungsregler für Uhrwerke u. dgl., Zusatz zum Patente 132256 vom 26.September 1901, AUSGEGEBEN DEN 17. AUGUST 1903“, umgesetzt. (Bild15a,15b,15c).
Spekulativ kann hier gefolgert werden, dass durch die Entwicklung und Verbesserung technischer Innovationen des Hauses Bing diese umgehend umgesetzt wurden, und dann so auf dem Markt als Novum, verkaufsbelebend, angeboten wurden. Dafür spricht auch die „optische Neuerung“ der Maschine, lediglich durch Aufbringen einer anderen Zahl auf das Führerhaus bei gleicher Farbgebung. So konnte durch kleine, leicht umzusetzende Veränderungen eine Schwestermaschine zum ursprünglichen Modell kreiert werden. Zum Vergleich beide Maschinchen nebeneinander.( Bild 16).
Ein weiterhin vorliegender, einzelner, (lediger) Tender in Spur I Ausführung, leider ohne Zugmaschine, die gesucht wird, wieder mit der Zahlenfolge 2990 und dem Schriftzug EMPIRE STATE EXPRESS , 2-achsig mit Speichenweichmetallgussrädern, GBN-Logo mit Raute im Boden eingeprägt, gibt den Hinweis auf die Fertigung des beschriebenen Modells für den amerikanischen Markt in schwarzer Farbfassung. (Bild 16a und 16b)
Warum auch hier wieder die Zahl 2990 verwendet wurde, wohl ehr zufällig produktionsbedingt, da vorhanden, wird wohl nicht zu klären sein.
Vielen Dank den Kollegen starward, pete und den Andern für die hilfreiche Unterstützung bei der Bildereinstellung.
Kann mir nicht erklären, warum die Bilder abgeschnitten sind. Sorry!