Hallo! Dank für die Demonstration der seltenen Wagen in perfektem Zustand, vor allem der Packwagen. Kann nur mit Wagen in deutlich schlechterem Zuständ ergänzen.
MITROPA, "Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft", ein Name, der Eisenbahnfreunde aufhorchen lässt. Wikipedia teilt u.a. dazu mit: „Die Gesellschaft wurde am 24. November 1916 als Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft gegründet. Ziel war es, die Dominanz der französisch-belgischen Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL/ISG) einzuschränken. Begründer von Mitropa waren unter anderem die Eisenbahnverwaltungen. Die Wagen der Gesellschaft erhielten ab 1927/1928 erstmals den bordeauxroten Anstrich sowie das typische MITROPA-Emblem. Entwickelt hatte das Unternehmenslogo und die typische Schriftart der Gebrauchsgrafiker Karl Schulpig. Das Unternehmen betrieb in Gotha ein eigenes MITROPA-Ausbesserungswerk für Schienenfahrzeuge“. So wie Bing bereits Wagen der französisch-belgischen Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL) im Programm hatte, wie in den frühen Verkaufs Katalogen , z.B. von 1902 und den Nachträgen zu entnehmen ist, so „ging Bing mit der Zeit“ und fertigte, den realen Vorbildern entsprechend, Ende der 1920er Jahre bis zum Ende des Unternehmens Mitropawagen unterschiedlicher Größe, die in die entsprechenden Modellbahnreisezüge eingestellt werden konnten. Die präzise Fertigung zeigt sich vor Untergang der Bing-Werke in dem Versuch, besonders Vorbildgetreu beim Modell Nr.:10/5132 " Speisewagen mit Zellonfenstern und Türen zum Öffnen mit Inneneinrichtung, 22 cm lang“, im folgenden Bild als Schlußwagen ausgeführt:
Die größere Ausführung in 31 cm Länge, als „Expresszugwagen mit weißem, seitlich angeräuchertem Dach“ ist im gleichen Katalog, dem Nachtrag des Jahres 1931 zum Hauptkatalog 1930 zu finden, hier mit dem „angeräucherten Dach“ und den plastisch geprägten Lüftern auf dem Dach unter der Nr.: 10/571/0 Dieser Wagen wurde mit dem entsprechenden Schlafwagen und dem passenden Gepäckwagen in den Expresszug eingestellt. Als letzte gefertigte Expresszug Wagen vor dem Ende der Bing Ära sollen sie gezeigt werden.
Bei den Stühlen fehlen die obligatorischen Stifte, sind nicht vorgesehen, zum festen Sitz der aufzusteckenden Figuren. Nebenbefund, 2 abgebrochene Lehnen.
Der Schlafwagen, Bettstätten sind in Arbeit:
Und der Packwagen, mit Briefkastenseite und Hundeabteil.
als ich damals die Zugpackung vorgestellt hatte, haben mir einige geschrieben, dass diese Zugschlussbeleuchtung so nicht original von Bing sei. Bei deinem Wagen sieht es aber auch so aus, weißt du, ob die so original verbaut wurde?
nachfolgend eine Übersicht über die 30 cm langen MITROPA-Wagen von Bing: Bei den Vierachsern gab es mehrere Varianten:
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blutrot, engl.Dach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blau, engl. Dach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, hellrot, Tonnendach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blau, Tonnendach
Bing 10.571 Speisewagen 30 cm, blutrot, engl. Dach
BING 10.571 Speisewagen, 30mcm, blau, engl. Dach
BING 10.571 Speisewagen 30 cm, hellrot, Tonnendach
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blutrot, engl. Dach, Fensterseite
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blutrot, engl. Dach, Abteiltürenseite
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blau, engl. Dach, Fensterseite
Diese Kombinierten Packwagen 10.573 gab es weder bei der MITROPA noch bei der DRG. Bing hatte die engl. Versionen "eingedeutscht". Die moderneren Packwagen 10.573 (mit Tonnenedach) tragen keien MITROPA-Aufschrift.
Sofern noch weitere Farbvarianten (insbesondere in blau) bekannt sind, bitte veröffentlichen.
Erläuterungen: . bei den Schlafwagen 30 cm gab es nur eine Identnummer 10.572, sowohl für rot oder blau und für engl. Dach (ältere Ausführung von 1928-1929) oder Tonnendach (Ausführung 1931-1932) . bei den Speisewagen 30 cm gilt dies analog für die Identnummer 10.571 . als "engl. Dach" bezeichne ich die an den Außenkanten gerundeten Dächer mit den typischen beiden Längssicken, die dem Regenwasserablauf dienten. Diese Dachform gab es beim Vorbild bei den engl. PULLMAN Wagen. Da Bing die ersten 30 cm Wagen in engl. Livree herausbrachte, wurde diese Wagenform (sowohl Dach als auch Wagenkasten) einfachheitshalber für die deutschen Varianten übernommen. . die Tonnendächer ersetzten ab 1931 die engl. Dächer bei den deutschen 30 cm Wagons - jedoch Unterbeibehaltung der Fensterdarstellung mit je einem ovalen Blindfenster neben den Einstiegstüren (typisch für Pullman-Wagen) . Blaue Wagons mit MITROPA-Beschriftung stellen FALSCHFARBEN dar. Blau war die Corporate-Identity-Farbe der CIWL, während rot die Farbe der MITROPA war. Also: Blaue Mitropa-Wagen sind genau so falsch wie rote CIWL-Wagen.
Manfred
Folgende Mitglieder finden das Top: riera und UKRUKR hat sich bedankt!
als ich damals die Zugpackung vorgestellt hatte, haben mir einige geschrieben, dass diese Zugschlussbeleuchtung so nicht original von Bing sei. Bei deinem Wagen sieht es aber auch so aus, weißt du, ob die so original verbaut wurde?
Grüß Gott Peter, schön dass Du den Beitrag von 2010 nochmal ausgegraben hast, in dem Botho Blech die Schlußbeleuchtung kritisch hinterfragte.
Zitate: "RE: Bing Spur 0 Packung von 1930 #9 von Blech , 18.10.2010 09:34 Die Schlusslampe habe ich gleich gesehen. Ist zwar originales Bingteil aber nicht so -da musste ein Loch gebohrt werden. Deshalb eher kein Wertzuwachs. Botho
Blech
Beiträge: 12.117 Registriert am: 28.04.2010
Top • • RE: Bing Spur 0 Packung von 1930 #10 von pete , 18.10.2010 09:56 Hallo Botho,
ist dann halt wahrscheinlich die schweizer Version, zumindest haben die den Zugschluß 1x rechts.
Gruß, Peter ________________________________________ rot geschrieben=Adminaussage,grün geschrieben=Moderatorenhinweis,ansonsten Usermeinung ...
Trix Express, Guß und Blech - Fleischmann Spur 0 - alte Wikingautos
pete
Beiträge: 10.455 Registriert am: 09.11.2007
Top • • RE: Bing Spur 0 Packung von 1930 #11 von Blech , 18.10.2010 10:29 Ja, Peter, es wäre für mich schon mal interessant zu sehen, wie das Loch gebohrt ist (Profi oder Laie) und wie diese Schlusslampe eingebaut, verkabelt ist. Denn ich kenne das nicht aus der Literatur und aus der Praxis. ABER: Der Vorkriegs-Reparaturchef von Märklin hat mir mal gesagt: Bub, sag niemals nie bei Märklin. Das stimmt -es gibt nichts, was es nicht gibt. Daher... Botho" Zitateende.
Peter, mir persönlich stellt sich das folgendermaßen dar: Im Rahmen der Zeichen der drohenden Insolvenz setzte Bing alles daran, durch Verbesserung der Produkte , die Richtung wies in kleinere Spurweiten, hier die Modelle zeitgemäss ansprechend zu bessern. Dazu gehörte auch die Verkleinerung der Beleuchtungseinrichtungen, weg von den „plumpen“ E 10 Birnchen zu den E 5 Birnchen, Erbsenbirnen, die dann die neuen Modelle filigraner erscheinen ließen. Mit den Katalognummern 12/5130 und 12/5132 von 1930 war es dem Käufer möglich, selbst seine Wagen mit Zugschlußlampe bzw. Wageninnenbeleuchtung ergänzend auszustatten, bzw. nachzurüsten. Es erscheint nur allzu natürlich, Wagen auch vom Werk aus bereits mit einer Beleuchtung auszurüsten. Dies bietet Bing im II. Nachtrag von 1932 unter der Nummer11/7114 in Form eines Expresszuges mit „Inneneinrichtung und Innenbeleuchtung nebst Schlusslicht“ an, wobei die Schlussleuchte auf der Katalogabbildung erkennbar ist. So auch beim letzten Bing-Produkt, dem Schienenzeppelin:
Warum Bing die Schlußleuchte rechts plazierte, ist nicht nachvollziehbar, entsprach dies doch nicht dem Vorbild der DRBG bzw. Reichsbahn. Zur technischen Ausführung. Eine E 5 Gewindefassung zur Aufnahme des Birnchens mit eingebördeltem Schirmchen ist durch eine doppelte Presspappenscheibe durchgesteckt, die wiederum auf eine relativ große, ausgestanzte Blechöffnung mit „Laschenzunge“ in der Blechwand, aufgesetzt ist. Die Isolation dem Wagenblech gegenüber ist so gegeben. Das Ende der Gewindefassung ragt frei nach innen und ist am Ende mit 2 gegeneinander isolierten „Lötfahnen“ bestückt, die gegeneinander mittels Presspappringen isoliert sind und die Kabel aufnehmen. Mechanisch stabil verbunden ist dieses elektrische Kontaktkonstrukt mittels „Hohlnietenverbindung“. Unter dem Fertigungsaspekt ist diese Schlußbeleuchtung bereits ab Werk installiert worden, da zur Fixierung der Presstoffisolierscheiben bereits beim prägenden Stanzvorgang der gesamten Rückwand die Öffnung zur Beleuchtungskörperaufnahme und Festigung desselben die obligatorische Blechnase bei 12.00 angelegt wurde. Diese entspringt aus dem Fensterrahmen unten, ist also von vorn herein da, und auch lackiert. Durch Umbiegen der Blechnase ist der Schlußlampeneinsatz fest. Möchte diese Nasenfestigung nicht aufbiegen, wegen der Gefahr des Abbrechens.
Dach geöffnet:
Weitere Bilder mögen das verdeutlichen:
Blick durch die linke, in Fahrtrichtung gesehen, Tür hinten:
Blick durch die rechte, in Fahrtrichtung gesehen, Tür hinten:
Die Innenbeleuchtung:
Mehr kann ich dazu nicht sagen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass nach eingehender Betrachtung und Wertung des vorliegenden Materials davon auszugehen ist, dass Bing mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die erfragte Schluss-Beleuchtungseinrichtung primär ab Werk eingebaut geliefert hat. Ein nachtäglicher Einbau ist weitestgehend auszuschließen. Hinweise für ein "gebohrtes Loch" fanden sich nicht, vielmehr zeigt sich die Einschuböffnung für die Schlußbeleuchtungseinheit rund mit eckigen Ausläufern "scharfkantig" ausgestanzt, was die primäre Anlage dieser Einschuböffnung belegt. Im Sinne von Botho, keine "laienhafte Fertigung". Eine sekundäre, spätere Öffnung der Rückwand ist auch wegen der vorhandenen Lackschicht nicht zu vermuten. Viele Grüße, Rie
Auch meine Erfahrung sagt mir eindeutig, dass die oben gezeigte Schlussbeleuchtung original BING ist. Da "riera" bereits alle Argumente voll überzeugend vorgebracht hat, kann ich mich diesen nur anschließen und sie bekräftigen.
Ich kenne jedoch noch eine weitere Art des Wagenschlusslichts an einem 30 cm BING 10.572 Schlafwagen mit engl. Dach. Bei den 22 cm und 30 cm Wagen konnte das Schlusslicht nur einseitig angebracht werden, da der mittige offene Wagenübergang dies erfordert.
Bei der nachfolgend vorgestellten Version ist die stirnseitige Wagenübergangsöffnung GESCHLOSSEN und mit einer Birnenfassung versehen. Diese Ausführung ist original. Man erkennt das an dem Stirnteil, das keine Lötungen zeigt, sondern als geschlossenes Teil am Wagenkasten normal gelascht ist. Auch kann man die Laschungen der Birnenfassung erkennen.
in Beitrag # 2 hat riera einen Packwagen von BING gezeigt. Von diesem Waggon habe ich mutmaßlich das Muster von BING. Fenster und große Türen gestanzt, kleine Türen nicht zum Öffnen, sondern geprägt. Die Kugellager-Radsätze stammen von Becker; die originalen Radsätze sind aber zuordnungsbar vorhanden.
Einen Waggon für diesen Expresszug, so wie ihn Arne in Beitrag # 1 gezeigt hat, aber schon mit Tonnendach, ist dieser Wagen, der allerdings kein halber Packwagen ist, sondern ein halber Postwagen, hat er doch keine Schiebetüren, sondern nur Angeltüren.
Die Produktion dieser Waggons hörte 1932 nicht mit der Produktionseinstellung bei BING auf. Kraus hatte etliche Werkzeuge von BING aufgekauft und so auch die 22 cm und 31 cm Tonnendach-Wagen bis 1937 weiter gebaut. Es gibt neben dem Kraus-Fandor-Warenzeichen und der Kraus-Kupplung mit dem Kupplungsbügel einige weitere Unterschiede. Die Radachsenlagerkappen sind von Kraus (passten genau in die gleichen Schlitze) und bei den 31 cm-Wagen sind die gegossenen Dachlüfter etwas schmaler und die Waggons haben Federpuffer. Die 22 cm-Wagen sind mit Drehgestellen von Kraus ausgerüstet, aber haben noch die Puffer von BING. Kraus hat scheinbar den ganzen Puffervorrat aufgekauft und bei seinen Waggons, also auch bei den Güterwaggons, verarbeitet bis nichts mehr vorhanden war. Dann kamen wieder die Kraus-Puffer in Verwendung. Die 31 cm-Wagen von Kraus haben die altbewährten Drehgestelle von BING, die schon bei den Waggons von Arne in Beitrag # 1 eingebaut worden waren. Sie sind so beweglich, dass man schwerlich etwas Besseres konstruieren konnte. Die einzige Abänderung sind die Radachsenlagerkappen. Die verwendeten Räder waren von Kraus, sowohl Blechräder als auch die Gußräder mit der kalottenförmigen Wölbung in der Mitte, die Kraus-Gußräder erkennbar machen. Leider waren genau diese Gußräder ein großes Problem bei Kraus, denn etliche dieser Gußräder bekamen später die Gußpest, und die Achsen waren an beiden Achsenden durch Aufpressen von kleinen Scheibchen so verbreitert, dass es Mühe machte, die Räder auszutauschen. Das Ergebnis war, dass solche Wagen iwann, weil sie nicht mehr rollten, entsorgt wurden.
Jetzt erstmals zwei 22 cm-Kraus-Wagen als Schlafwagen und Speisewagen von MITROPA.
Und jetzt Bilder von den 31 cm-Kraus-Wagen als Schlafwagen und Speisewagen von MITROPA.
Wie man sehen kann, haben die Stühlchen im 31 cm-Kraus-Speisewagen die bei riera fehlenden Stiftchen zum Fixieren von am Tisch sitzenden Personen. Wenn man sich die Stühlchen bei riera genau ansieht, gibt es dort genau an der Stelle, bei der hier die Stiftchen vorhanden sind, eine Buckelung. Das sieht aus, als wenn entweder werkseitig oder später diese Stiftchen entfernt worden wären. Und zu den abgebrochenen Stuhllehnen: Nachdem ich für den Sammler Eckhard etlich vorher abgebrochene Lehnen nachgefertigt (verdammt viel Arbeit !!!) und angelötet hatte, wurde mir gesagt, dass es diese Lehnen als Nachbau gibt.
Noch einen Hinweis zu den BING-Waggons mit "englischem Dach" als auch zu den später verwendeten Tonnendächer: Die Dächer sind nicht einfach austauschbar, sondern die Stirnseiten der Waggons mit den Tonnendächer sind höher ausgeführt.
Schönen Gruß Udo
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