Mein erster Beitrag hier, aber gleich so richtig mit ein paar Reparaturproblemchen. Eigentlich bin ich ja mehr ein Hornby Freund, aber fuer Weihnachten goennte ich mir mal eine Bing Atlantik. Nur ueberlebte diese den Versand ueber den richtigen Atlantik nicht so ganz - irgend etwas Schweres muss auf den Schornstein geschlagen haben und hatte die Rauchkammer uebel eingedrueckt, und das obwohl das Paket doppelt verpackt wahr. Mittels einer Holzform habe ich die Rauchkammer wieder ziemlich gut herrichten koennen. Nur der harte Lack ist in der Frontpartie komplett hinueber (abgeblaettert), und damit meine erste Frage - was empfiehlt ihr als geeigneten Ersatzlack?
Das naechste Problem ist mit dem 18v Motor, der ist mit Sicherheit seit 50 Jahren nicht mehr gelaufen. Soweit wie moeglich habe ich ihn gereinigt, aber bei einigen Punkten bin ich mir nicht sicher. Das Zahnrad zwischen den beiden Triebraedern hat meiner Meinung nach viel zu viel Spiel und wackelt stark. Ist das normal bei den Bing oder fehlt da eine Unterlegscheibe zwischen Rahmen und Rad? Siehe Bild 1.
Ein weiteres Problem scheint die Lagerbuchse fuer die Kommutatorwelle zu sein. Entweder ist an der Buchse ein Stueck abgebrochen oder es fehlt ein Zwischenstueck, denn der Kommutator (oder die Buchse) haben etwa 5mm Spiel. Siehe Bild 2. Was meinen die Experten?
Ich bin ueber jede Hilfe und Ratschlaege dankbar. Das gute Stueck soll schliesslich spaetestens diesen Sommer auf einer Show in unserem lokalen Eisenbahnmuseum wieder laufen.
Hallo übern Teich und Guten Morgen, was Du Dir aber für eine Mühe machst! Geht bei dir das Zeichnen von 3-D-Bildern schneller als das Fotografieren? Dann ziehe ich den Hut. Nur zur echten Beratung nützen solche Bilder wenig. Was soll man daran schon erkennen. Wenn Du krank bist, geht Du ja auch selbst zu Arzt und nicht Deine Fotografie.
Also: erster Ratschlag: stelle bitte gute Bilder ein.
Zweitens: Das Zwischenrad hat bei Bing eine schmale Lagerbasis und die ist meist soweit ausgeschlagen, dass das Rad eben klappert. Aber solange es greift ist es vielleicht tolerierbar, letztlich ist ein klapperndes Zahnrad aber immer von Übel. Mit Beilegscheiben hilft man wenig, der Sitz der Lagerung muss passend sein. Da aber in der Regel auch der Bolzen soweit eingelaufen ist, dass er am Ende noch dick, in der Mitte aber dünn ist, muss dieser ersetzt werden. Das Zahnrad kannst Du retten indem die Bohrung sauber aufgerieben wird, es genügt 1 oder 2 Zehntel, nur bis die Bohrung wieder zylindrisch ist. Dann zu dem Loch passend einen neuen Bolzen fertigen.
Wenn die Ankerwelle 5 mm Spiel hat, dann fehlt definitiv etwas und dann musst Du selbst entscheiden wie Du reparieren willst. Eine Universallösung gibt es nicht. Buchse drehen ist natürlich das naheliegendste. Aber auch hier gilt: Schau Dir erst die Ankerwelle an, denn wenn die auch birnenförmig und außen dick (weil der Überstand nicht abnutzt) ist, nützt die beste neue Büchse nicht, dann muss erst die Ankerwelle auf ein neues Maß gebracht werden.
Freue mich auf Bilder und einen Bericht wie es weiter geht.
Erstmal vielen Dank fuer die Antworten. Die "CAD" Zeichnungen sind nur Photoshop, und sollten nur zur Veranschaulichung dienen (ging halt schnell) ... die Lok oder besser gesagt der Motor liegen im Augenblick naemlich nur als ein Berg Einzelteile auf der Werkbank im Keller. Ich kann aber selbstverstaendlich noch richtige Fotos machen wenn ich wieder dort bin (ist nicht bei mir zu hause).
Das das Zahnrad ausgeleiert ist macht Sinn. Mir schauderts aber beim Gedanken es ausbauen zu muessen, da dazu erst die Lokraeder entfernt werden muessen, und diese scheinen fuer die Ewigkeit auf die Achsen geloetet/gepresst worden sein (das sind die englischen Basssett Lowke und Hornby's wesentlich wartungsfreundlicher).
Bei der Buchse fuer die Kommutatorwelle fehlt mit Sicherheit etwas. Die Welle selbst ist in Ornung, nur die Buchse kann auf der Welle gute 5mm hin und her gleiten, also war sie entweder einmal viel laenger oder ein zweites Stueck war frueher auf der Welle angebracht. Es ist auch eigenartig dass die Buchse nirgendwo fest arritiert ist.
Fotos werden folgen (nicht heute, muss noch "richtige" Arbeit machen fuer einen Kunden retouchieren, jup, am Sonntag).
Chris, dann lass doch erstmal das Zahnrad ruhen. Ich weiß, die Bingtriebwerke sind nicht besonders reparaturfreundlich, habe auch so einen Patienten auf der Bank. Wenn es sich vermeiden lässt, klar, dass sollte es so lange wie möglich auch so bleiben.
Nur das Thema Buchse und Anker verstehe ich nun nicht so richtig.
Wenn da eine Buchse vorhanden ist, aber lose, dann muss sie befestigt werden, egal wie. Pressen, löten, kleben, Hauptsache fest und so geringes Lagerspiel wie möglich. Der Anker muss aber geführt werden, der darf nicht klappern, also fehlt ggf. eine kleine Abstandshülse. Oder jemand hat das Zahnrad in Richtung Wicklungen gepressst, so dass der Anker damit auf der Kommutatorseite zu viel Spiel bekommen hat. Das musst Du eben ausprobieren. Einerseits: Kommutator so nah wie möglich an den Kohleführungen, damit die nicht kippeln wenn sie kurz sind, andererseits Zahnrad sauber im Eingriff.
Hallo, Kleines Update und die versprochen Bilder vom Patienten. Der Motor ist bei genauerer Hinsicht doch recht verkeimt.
Das Zahnrad, damit kann ich leben, auch wenn's arg an meinem OCD nagt:
Die Buchse mal probeweise auf die Kommutatorwelle gesetzt. Die Kontakte am Kommutator sind aber schon ganz schoen abgenutzt. Ich spiele mit dem Gedanken die Spalten zwischen den Kontakten mit etwas Epoxy auszufuellen um eine gleichmaessigere Abnutzung zu erreichen.
Und zum Schluss noch mal zwei Bildchen von der Buchse in der Halterung und dem Spalt auf der Welle. Fuer jetzt werde ich die Buchse erstmal mit etwas Epoxy oder Superkleber arretieren und ein Abstandsroehrchen aus Plastik dahinterklemmen. Das muesste als Zwischenloesung funktionieren, spaeter werde ich nicht umhinkommen, eine neue Buchse fertigen zu muessen.
In der Zwischenzeit habe ich noch ein bisschen am Gehaeuse gebastelt (noch keine Bilder davon). Die Rauchkammer hat 98% ihrer alten Form wieder. Aber vom Lack ist an den Stellen nicht viel uebrig geblieben. Gibt es dafuer irgendwelche Empfehlungen fuer moderne Alternativen? Ich will auf keinem Fall die gesamte Lok neu lackieren und soviel wie moeglich von der originalen Handbemalung erhalten, nur der vorderen Teil vom Kessel muss neu gemacht werden. LG, Chris
Hallo Chris, na das wird schon! 1. Motor verkeimt? Das ist völlig üblicher GUTER Zustand nach so vielen Jahren! Dreck konserviert. Verkeimt kann auch gaaaaaanz anders aussehen. 2. Lagerbuchse - das ist ohnehin eine kritische Stelle, da die Wandstärke und Blechdicke gering ist. Erstmal fixieren, ja, aber langfristig kommst Du um eine Neuanfertigung nicht herum. Nebenbei: wir Tinplater kennen das Wort Plastik nicht und die Mehrzahl der Westkollegen schon gar nicht! Auch nicht Kunststoff! Bakelit geht gerade so, aber nur mit Schmerzen. 3. Kommutatorabbrand - völlig normal bei der Laufleistung. Das A und O ist ein möglichst ganz flatterfreier Lauf der Scheibe, dazu zählt eben auch die möglichst spielfreie Lagerung und als Krönung, die dynamische (oder wenigstens statische) Auswuchtung des Ankers. Letzteres ist meist völlig unbeachtet. Du kannst den Kommutator überdrehen. Ja. Geht. Wenn man es kann. Sonst produziert man Schrott. Man kann die Scheibe auch auf der Glasscheibe mit sinkender Körnung mit Sandpapier runterschleifen. Hilft auch, geht schneller als man denkt und ist schonender. Dazu muss aber demontiert werden. Die "Kuhlen" entstehen durch Abbrand. Epoxidharz wirkt wie der Sack Reis in China: nichts. Du musst verstehen: der Übergang zwischen den Segmenten ist ein Schalter von Induktivitäten, da funkt es eben. Immer. Man kann ggf. einen Kondensator parallel schalten als Entstörung, das hilft, ist aber nicht original. 4. Wichtig ist die richtige Federspannung der Bürsten und die richtige Bürste überhaupt. Gute Führung. Möglichst lang, möglichst gute Auflage. Rundgelutschte alte verölte Dinger nützen nicht viel. Die Kunst dieser Motoren ist die Abstimmung zwischen Feder, Bürstenlänge, Führung. 5. Lager Zahnrad: Lass es sein. Das ist hier alles ausgelaufen, aber noch nicht außer Eingriff. Konzentriere Dich auf den Anker.
PS: Wenn Du nicht klarkommst mit dem Bingmotor, was ich verstehen würde, dann kauf Märklin. Deren Loks sehen zwar immer irgendwie gleich aus (gleich kriege ich Haue), aber die Motoren sind wesentlich narrensicherer und verschleißfester.
PS: Wenn Du nicht klarkommst mit dem Bingmotor, was ich verstehen würde, dann kauf Märklin. Deren Loks sehen zwar immer irgendwie gleich aus (gleich kriege ich Haue), aber die Motoren sind wesentlich narrensicherer und verschleißfester.
Wieso Haue? So abwegig ist das nicht, speziell in der Modellzeit.
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Zitat von joha30 im Beitrag #14 Freut mich sehr. Schreib doch mal was Du gemacht hast. Der Grünschimmer könnte auch bei Deiner Lok vom Decklack kommen. Wenn Du eine UV-Lampe hast wirst Du sofort sehen können was ich meine.
Bilder werden kommen ... Im Augenblick ist die Lok noch in Einzelteilen, der Motor schnurrt aber schon fein. Fuer das Ausdellen des Kessels benutzte ich ein Rundholz und ein paar Gegenstuecke, welche ich dann langsam mittles ein paar Schrauben zusammenzog, also alles doch recht rudimentaer, ein richtiger Experte wuerde bei meinen Methoden sicherlich das Schaudern kriegen. Das mit dem Decklack nehme ich auch an. Ein Problem ist das die Farbe an der Lok generell nicht gleichmaessig gealtert/verblasst ist, und obendrein hat wohl jemand vor langer Zeit schon einmal am Gehaeuse gepinselt. Soweit wie moeglich werde ich die originale Lackierung natuerlich erhalten, die zerstoerten Stellen werden aber neu lackiert, und ich denke stark ueber eine neue Klarlackierung ueber die gesamte Lok nach, um alles etwas zusammenzubringen (irgendetwas im Satin-Bereich muesste dem urpruenglichen Glanz sehr nahe kommen). Ach ja, ich sollte vielleicht erwaehnen, das ich das Projekt fuer eine Weile ruhen liess, dafuer sind eine Doll (neue Schleifer/Rollen), eine JEP (die hatte jemand gruendlich kaputtrepariert), eine antique DIY Kopie einer Hornby und ein paar andere Lokos "ready for action" (wie es der Englaender sagen wuerde)