[img]Eine Bing Dampflok (mit Spiritus) wurde geerbt. In der beiliegenden Bedienungsanleitung steht die Model Nummer 160/1569-/1571. Laut Anleitung sollen 2 1/2 Messbecher Wasser eingefüllt werden. Kann mir bitte jemand einen Tipp geben, wo das Wasser eingefüllt wird? Muss oben der Schornstein aufgeschraubt werden? Besten Dank, Wolfi22
Hallo Wolfi, es handelt sich um ein frühes Modell (an den Puffern, Schornstein und der 0 35 Bezeichnung, die kam von der Messung Mitte Schienenkopf zu Mitte Schienenkopf anstelle der späteren lichten Weite von 32mm). Den Schornstein lass mal lieber dran! Wo wohnst Du? Evtl. findet sich ein Echtdampfer in Deiner Nähe, der Dir mal das, nicht ohne Tücke, hantieren von kleinen Feuerteufeln zeigt? Wäre schade um das gute Stück. Gruß Harry
Metzingen? Schade, wir hatten am 1. Advent eine Echtdampfanlage auf der Stuttgarter Ausstellung in Betrieb. Dabei haben wir 6 Loks reanimiert die uns Besucher gebracht haben und teilweise von "Experten" als unrettbar erklärt wurden.
Eine mit üblen "Verschlimmbesserungen" wie O-Ringe auf den Kolben, die nach entfernen und ordentlich in Betrieb setzen wieder schön schnurrte.
Nächstes offizielles Dampfen wird Anfang Februar in Gaggenau im Unimog-Museum sein. Also wenn Du bist dorthin abwarten willst, dann bist Du gerne eingeladen den Feuerteufel mitzubringen.
Falls Du es nicht abwarten kannst: besorge Dir zwei große Spritzen aus der Apotheke: ca. 50-100ml sind gut! Eine für Brennspiritus (wir nehmen inzwischen Bio-Ethanol für Zierkamine aus dem Baumarkt), die andere - große- fürs Wasser. Dünne Siliconschläuche vorne dran und evtl. dünnes Röhrchen eingeschoben sind hilfreich Utensilien. Schmieröl für Nassdampfmaschinen (zur Not auch das überteuerte Zeug von Wilesco). Abgeschmiert wird alles was sich bewegt, also auch die Zylinder von den Spiegeln leicht abheben (Federn sollten nicht zu fest angezogen werden!) und da ein Tropfen reingeben, wie auch vorne in den Zylinder. Dann Räder durchdrehen bis es schön schmatzt. Weiches Wasser verwenden, reines destilliertes Wasser ist zu agressiv, ein paar Tropfen "normales Leitungswasser dazumischen hilft aber. (Regenwasser ist gut, durch Kaffefilterpapier gesiebt, da sieht man erst den Dreck. Metzinger Wasser ist Bodenseebrühe, gell?) Den Dochte kann man aus Baumwolllappen (z.B. alte Jeans) fürs probieren "selberdrehen", Docht nicht zu fest und nicht zu lose einstecken, sollte nur wenig oben aus den Brenner schauen, sonst ist die Flamme zu groß. Aber selbst bezüglich Dochte gibt es Glaubensrichtungen: die einen schwören auf getragene Nachthemden (weil aufgeraut), die anderen auf High-Tech Keramikfaserschnüre vom Ofenbauer. Kessel 3/4 nur füllen, ach und übrigens ist das Sicherheitsventil (zwischen der abgebrochenen Pfeife und dem Dampfdom) die Verschraubung wo das Wasser reinkommt. Nicht in Kamin... Laufen tut sie ca. 15-20 min. Normal sollte der Brenner vorher erlöschen und ein Rest Wasser im Kessel sein. Die weichgelöteten Kesselchen fallen schnell auseinander oder werden undicht wenn kein Wasser im Kessel mehr ist und überhitzt. Wenn die Kleine plötzlich nicht mehr will ist Vorsicht geboten und lieber das Feuer ausgeblasen und in Ruhe nachgeschaut was los ist.
Du wirst neue Dichtungen brauchen und meist ist das Sicherheitsventil undicht. Dünne O-Ringe sind besser als die Papp-Dichtungen von Wilesco. Spiritusbehälter nicht zu voll sonst drückt es beim heisswerden den Spiritus raus. Gibt gute Action ;-) Also immer ein altes Handtuch triefnass in Griffweite haben und dann einfach drüber schmeissen. Wasserblumenspritze ist auch gut! Und immer cool bleiben! Nach dem Lauf das Pfeifenventil öffnen (meist fest, etwas WD 40 hilft), oder das Sicherheitsventil losdrehen. Hintergrund: beim Abkühlen zieht der Kessel Unterdruck. Das ist bei den kleinen einfachen Maschinchen nicht so schlimm wie bei den Loks mit Dauerölern. Da zieht es das Öl in den Kessel.
Hast Du Schienen und Waggons? Tender? Die Geschwindigkeit stellst Du quasi über Flammenhöhe und Anhängelast ein. Das wirst Du aber mit der Zeit raushaben. Dann läuft sie schön gleichmässig und mit kontrollierbarer Geschwindigkeit.
@ Toy Doc: Habe den Bericht überflogen. Das hilft einem der noch nie eine Dampfmaschine betrieben hat nicht unbedingt weiter. Zumal die Wilseco-Schiffsmaschine eine Feuerzeuggasfeuerung hat und die kleine Bing einen Spiritus-Dochtbrenner.
Tolles Buch ist die "Dampfbibel" >Handbuch Modelldampfmaschinen< von zwei Holländern, glaub der eine heisst Rob van Dort, erschienen im Neckar-Verlag. Gibts für um die 10 € gebraucht aber wohl auch noch neu. Gute Investion!
Aber Achtung: Spiritus-Teufelchen können süchtig machen und Brandflecken und Blasen verursachen!!! Und fahr nicht auf Gleisen wo Du auch elektrisch drauf fährst!
Bingo, nach Deinen genauen Anweisungen läuft das gute alte Stück wieder. Ich hatte mich nicht getraut, das Sicherheitsventil aufzuschrauben, aus Angst etwas kaputtzumachen. Nachdem klar war, das es aufgeschraubt werden kann, war das Problem gelöst.
Ist doch schön, wenn man im Internet so schnell kompetente Hilfe bekommt.
Hallo Willi, Danke für die Rückmeldung, hört man gerne!
Also schon mal Unimog-Museum Gaggenau vormerken. Glaub 8./9. Febr. ist das alte Tischbahn-Treffen. Wir sind mit Spur 0 eher Exoten. Aber seit Horst Reichert mit seiner Spur 4 dabei ist, relativiert sich alles. Kommt eben nur auf die Größe der Tische an. Aber er bleibt auf dem Boden...
Übrigens ein oft gemachter und unwiederbringlicher Fehler: poliere den Kessel nicht! Er scheint noch die schöne Brünierung zu haben. Nimm ein Lappen und Bremsenreiniger oder sprühe mit WD 40 ein und reibe dann mit dem Lappen ab. Für den Ruß unterm Kessel eine olle Zahnbürste mit dem Fön hinterm Bürstenkopf warm machen und dann rechtwinklig abbiegen. Damit kommst Du gut zwischen die Rahmenbleche und mit Bremsenreiniger löst sich die Ablagerung gut. Bleigewicht hat sie wohl schon im Führerhaus? Verbessert die Traktion. Aufballastieren - macht man auch bei Trecker ;-)
So, dann mal viel Spass und falls Fragen einfach melden!