habe hier zwei m.E. sehr schöne Bing Loks. Sie gefallen mir sehr gut. Nur bin ich halt wie gesagt kein Spur Nuller eigentlich. Könnte mir vielleicht jemand über die Loks eventuell ein paar Infos geben, wie Baujahr etc. Ich habe noch ein paar Waggons mit der Aufschrift Bings Miniature Railroad System gefunden. Stehen die eventuell im Zusammenhang mit der Lok mit dem Kuhfänger? Könnte jemand mir evtl ein Bild von den dazugehörigen Tender zeigen? Sind diese Loks häufig? :-)
Beide Loks sind Spur 0 Uhrwerloks von BING. Die erste (RECORD) ist die Nr. 9525, von 1903 bis 1907; sie ist am Füherhaus mit GBN gekennzeichnet, was Gebrüder Bing Nürnberg bedeutet Die zweite ist eine sogenannte GUSSLOK, die speziell für den USA-Export gedacht war. Die Amis liebten Gussloks mehr als die Europäer, die ihre Loks aus Weißblechen fertigten. In der Frontansicht sieht man deutlich die längslaufenden Nahtstellen der beiden Gusshälften. Dass sie für USA gedacht war, erkennt man an typisch amerikanischen Ausstattungen: Cowcatcher (Schieneräumer), Riesige Frontlampe (auf Kaminhöhe), Läuteglocke (zwischen Kamin und Dampfdom). Ich vermute, dass es eine Bing Nr. 29/2 oder 29/3 ist, beide zwischen 1912 und 1926.
Die Personenwagen stammen ebenfalls von Bing: Der erste (WINNEBAGO) stammt aus einem amerikanischen BING-Sortiment (möglicherweise sogar in USA gefertigt). die Bezeichnung "Bing´s Miniatur Railway System" gab es auf europäischen Markt nicht. Über BING´S ist in diesem Forum schon heftig diskutiert worden. Ich bin aber kein Kenner amerikanischer Bahnen. Der zweite ist ein einfacher Wagen (laut Schiffmann) aus einer Bing-Zugpackung 11/333/ von 1927. Das Zeichen BW (mit liegendem W) kam ab 1923 nach und nach in Gebrauch. Die Kupplung ist die klassische Bing-Kupplung der Peride zwischen 1909 und Ende der 20er Jahre. Der Zusatz BAVARIA weist darauf hin, dass Bing in Nürnberg (Bayern) war. Während Andere "germany" oder "made in Germany" aufdruckten, wollten die Freistaatler (beim Export) klarmachen, dass sie etwas Besonders sind. (das kommt mir bekannt vor)
Interessant bei den Waggons ist, dass die beiden Waggons mit der Aufschrift "Winnebago" diese bei "BING's" beschriebenen silberfarbigen Räder haben, die seinerzeit eventuell in den USA an aus Deutschland importierten Halbfabrikaten von BING montiert worden sind. Die Kupplungshaken entsprechen auch dem USA-Standard gemäß einer Vereinbarung der seinerzeit über 60 Herstellern von Modellbahnen in den USA.
Übrigens: Zwar hat mir die amerikanische Botschaft im Dezember 2014 auf meine Anfrage wegen Spielzeugeinfuhren in die USA (im oben angeführten thread Beitrag #51) mitgeteilt, dass man für die Anfrage wegen der damit verbundenen Recherchen einige Zeit zur Beantwortung brauchen wird, aber bis heute gab es noch keine Antwort. Da sollte ich nach mehr als zwei Jahren erneut anfragen.
Hallo Marc, die Gusslok ist leider ziemlich verbastelt. Die Lampe und auch vermutlich die Glocke sind amerikanische Nachbauteile. Die Nietenimitationen sind später mal nachgemalt worden, beim Orginal sind die auch schwarz. Die Umschaltstangen im Führerhaus sind nicht orginal, Das Bodenblech im Führerhaus und die hinter Kupplung sind auch nachträglich angebracht worden. Die Orginalkupplung ist eine einfache Stange unter dem Führerhaus.
Dem Zitat " die Bezeichnung "Bing´s Miniatur Railway System" gab es auf europäischen Markt nicht" muss ich widersprechen. In dem von Udo verlinkten Beitrag zu Bing´s ist von mir ein Wagen zu sehen, welcher die Aufschriften "Raucher" und "Nichtraucher" hat und trotzdem den Bing´s Schriftzug trägt.
Hallo Arne, Ich habe auch deinen Beitrag Nr. 65 unter BINGS gelesen, auf den Udo hingewiesen hat. Interessant ist, dass bei den dort gezeigten Wagen einmal die Aufschrift "BING...." (ohne Genetiv-s) und einmal "BING´S..." (mit Genetiv-s) vorkommt. Auch auf den von Riera zitierten Seiten des Jeanmaire steht fürs Jahr 1914 mal "The Bing Minia...." und mal "Bing´s Model ...." Und im Beitrag Nr. 1 von Udo wird ein Canadischer Vierachser ROCHELLE mit Schlusslichtern gezeigt, der "BING´S... " und das erst seit ca. 1923 verwendete neue Bing-Logo BW zeigt. Also gab es diese Bezeichnung auch noch in den zwanziger Jahren. Es wird immer undurchsichtiger!
Nach meiner Ansicht sind mehrere Varianten für Arnes Wagen denkbar: a) Gefertigt in Deutschland für amerikanischen Markt, deshalb "BING´S". Einfachheitshalber wurden vorhandene Lithos für "Raucher/Nichtraucher" verwendet. b) Gefertigt in USA mit deutschen Werkzeugen, jedoch Hersteller als "BING´S" gekennzeichnet c) Improvisationslösung (irgend wie geartet) d) Stempelaufdruck Raucher/Nichtraucher auf 1932 übrig gebliebenen oder reimportierten Wagen mitvorhandener "BING´S"-Aufschrift. Also: weiterhin einiges unklar!. Weitere Spekulationen sind möglich. Ich bin mal gespannt. Aber es ändert nichts daran, dass es in Nürnberg keinen Firmeneintrag mit "BING´S ........" gab.
Manfred schreibt es: In Nürnberg taucht eine Firma "BING's" nicht auf. Aber im Hinblick auf die Mengen von anderen Firmen, die BING unermüdlich gegründet hat, ist es eben nicht ausgeschlossen, dass "BING's" eine Firmengründung in den USA sein könnte. Die Gehäuse wurden in Deutschland gefertigt, in den USA kamen Kupplungen und Radsätze hinzu, je nach Ausführung auch die hier
gezeigte Beleuchtung, die ziemlich amerikanisch aussieht, aber auch hier in Deutschland in Waggons von BING zu finden ist. Vllt aus den USA importiert. Denn es gab für sogenannte Halbfertigprodukte Zollabgaben-Reduzierungen. Für viele Produkte und bestimmt auch für Spielzeug. Nach den gesetzlichen Bestimmungen waren Produkte erst „verwendungsfertig, wenn sie bestimmungsgemäß verwendet werden können, ohne dass weitere Teile eingefügt zu werden brauchen". Der Hintergrund war, dass man mehr verkaufen konnte und mehr Leute beschäftigte.
Was Kraus-Fandor mit Josef Kraus und DORFAN mit seinen Cousins Gebr. Forchheimer seit 1910 vorgemacht hatten, klappte reibungslos. Kraus lieferte halbfertige und fertige Bahnhöfe und anderes Zubehör und sogar den dreiachsigen Tender (ganz versteckt unten drunter "Made in Germany", aber mit der Aufschrift "DORFAN") und DORFAN lieferte die großen D-Zug-Waggons ohne Räder und Kupplungen, die große Kraus-Brücke mit den Beleuchtungen, eine Gusslok als Tunnellok und anderes. Warum sollten da andere außen vorstehen ?