Kaufangebote von frühem Bing Spur II Eisenbahnmaterial bewegen sich preismässig in Höhen, die schwindelerregend sind.
Einem günstig erscheinenden Kaufangebot konnte nicht widerstanden werden.
Da über diese Spurweite im Forum praktisch nichts berichtet wird, soll vorgestellt werden:
Zug, bestehend aus Storchenbeinlok (ohne Tender beim Erwerb) und Bretterwagen.
Der Tender konnte recht zeitaufwändig rekonstruiert werden. (komplette Neufertigung), wobei sich der Farbangleich zum gealterten Lack der Lok schwierig gestaltete und, selbstkritisch gesehen, nicht optimal gelang. Aber das Bessere ist ja immer der Feind des Guten.
Nach Sichtung der Literatur dürfte es sich um das Modell 9643 des Kataloges von 1898 handeln. Dagegen spricht der Dampfdom, der entgegen der Katalogabbildung nicht auf einem "Sockel" montiert ist. Die einfach, gerad verlaufende Form spricht für eine etwas spätere Fertigung.
Katalogauszug 1898 mit Nr. 9643
Die Lok wird beheizt mit dem typischen fünfflammigen Flüssigspiritusbrenner.
Alle mechanischen vernickelten Messing-Teile sind mit 38 durchgestempelt.
Die Maschine kann durch einen gebogenen Kugelhebel im Führerhaus und auch von der Schiene aus umgesteuert werden. Rückwärts ist unter der Kupplung ein vernickeltes Messingprägeschildchen aufgelötet mit dem Schriftzug „PATENT“.
Es soll so sicher darauf hingewiesen werden, dass die patentierte Röhrenschiebersteuerung Nr. 127983 von 1900 vorliegt, denkbar ist aber auch das Patent von 1899 mit der Nummer 118563, das die selbstständige Umschaltung der Maschine durch einen zwischen den Schienen gelegenen Anschlag bewirkt, in der Patentschrift zusätzlich einen Pfeifton beim Umschalten abgebend, hier aber nicht vorliegend.
Das Röhrenschieberpatent:
Das Umsteuerungspatent:
Das verbesserte Folgepatent:
Ein Probelauf der Maschine nach Säuberung mit Pressluft ist erfolgreich, ebenfalls der Umschaltmechanismus.
Zur Rekonstruktion des Tenders wird sich für die 1898er Ausführung entschieden, da eine solche Ausführung in Spurweite I vorliegt und somit die Formung des Tenders gut nachvollzogen werden kann.
Räder und Kupplungen sind noch in der Ersatzteilkiste vorhanden, die Radachsen können leicht auf der Drehbank gefertigt werden.
Als Blechmaterial bietet sich das Blech eines Farb- oder Nitroverdünnerkanisters an,
das wegen der dünnen Beschaffenheit, 0,4 mm, mit einer normalen Haushaltsschere zugeschnitten werden kann.
Nach aufzeichnen der Masse mit dünnem Filzstift auf das Blech Zurechtschneiden des Chassis und des Aufbaus, umbördeln des Tenderaufbaurandes, Einbringen der Rundausschnitte und der Bohrungen mit zusammenlöten der Einzelteile nach durchgeführtem Zurechtbiegen des Chassis und des Tenderaufbaues.
Entfetten des Blechrohlings und Farbfassung mit einem der Maschine angeglichenen Farbton durch Mischung von Revell- bzw. Humbrolfarben. Die Airbrushauftragung erfolgte korrigierend drei Mal, da entweder zu dunkel oder zu hell.
Nach Durchtrocknen aufbringen der Goldbronzelinien.
Abschließend Montage der Kupplungen.
Säubernde Lackbehandlung des Bretterwagens Nr. 7084/2.
Zum Größenvergleich der Spur II Wagen links und die Spur I Ausführung rechts.
Der Kurzzug:
Grüße,
Rie
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