Was liegt näher als bei diesem kalten Schmuddelwetter eine Restaurationsarbeit durchzuziehen, die man vor sich herschiebt. Möchte diesen Beitrag auch mit Dank an Eugen & Karl richten, der das Märklin-Signal, das ich nicht einordnen konnte, definierte. „Es gehört zu den Neuheiten des Jahres 1904. Im Hauptkatalog "H 4" ist es dann auf den Seiten 72 mit der Artikelnummer "2010/1" zu finden. Im Mai 1909 ändert sich die Nummer in "2360/1". Danke für die Hilfe!
Im Folgenden geht es um eine Bing-Spur I Storchenbein Spirituslokomotive, die auf den ersten Blick der Nr.: 9642, Bing-Katalog 1898,
nicht zuletzt auch wegen des Bing-Bavaria Firmenlogos aus dieser Zeit
auf der Rauchkammertür, zugeordnet werden kann.
Unangenehm die Fehlteile, als da abhanden gekommen sind: Abdampfröhrchen rechts zum Kamin sowie der Kamin selbst, Pfeife, Führerhausdach und Spiritustank mit Brennereinrichtung.
In der Katalogbeschreibung ist der Bing- patentierte Cylinder „Perfekt“ (D.R.P. No.:94623) aufgeführt.
Nach Überprüfung dieser patentierten Ausführung am Objekt ist aber festzustellen, dass hier ein Nachfolgepatent umgesetzt worden ist, nämlich
Dieses ist auch Vorraussetzung dafür, dass die patentierte, "gesetzlich geschützte automatische Vor- und Rückwärtssteuerung" erfolgen kann, die das Maschinchen aufweist.
Auf dem Radkasten rechts haben Spiritusflammenspuren, noch erkennbar, die goldbroncefarbenen Lettern "AUTOM. UM" belassen,
und links den Hinweis auf die Umsteuerung,... "N D E R u." und..."STEUERUNG 2 D.R.G.M." soweit erahnbar.
Nun dann, frisch ans Werk!
Zerlegung, Reinigung und Angriff, die Fehlteile zu ergänzen.
Stabilisierung des bröseligen Lackes im Führerhaus.
Zunächst Rekonstruktion des Führerhausdaches, um die durch das Fehlen und die erforderliche Remontage bedingte Instabilität auszugleichen, einschließlich einer rechts fehlenden STützungsstrebe. Einlöten derselben.
Kaminsockel aus Altteilen aus der Depotkiste.
Zurechtbiegen des fehlenden 3 mm Messing-Abdampfröhrchens zum Kamin hin, mehrere Versuche, da das frei von Hand erfolgen muss und Knickstellen einfach manchmal, trotz Feinfühligkeit, so mal schnell auftreten können, zu Freude des Biegenden. Dann ist das nämlich zu wiederholen. Letztlich hat`s geklappt.
Einlöten desselben.
Kaminrekonstruktion auf der Drehbank nach Festlegung der Masse und dem Vorbild aus dem Katalog.
Reparatur der Pfeife.
Nun Zerlegung des Fahrwerkes.
Erfreulicherweise zeigt sich, dass alles noch original ist, da jedes Teil mit Schlagzahl 32 gekennzeichnet ist.
Hier stellt sich als sehr schwierig die Rekonstruktion einer fehlenden Stiftschraube dar, die als Achsverbindung des Umschaltgestänges die U-förmige Gabel des Umschalthebens am Zylinder bewegt und wobei der Gewindeabschnitt in der Gabelbohrung ausgeleiert ist. Also Gewinde nachschneiden auf 3 mm, schade, und Anfertigen der Stiftschraube auf der Drehbank mit 2mm Stift als Achse und 3mm Gewindeabschnitt zum Schraubenkopf hin. Mechanik funktioniert nun wieder.
Zusammenbau und Probelauf mit Pressluft. Ist okay, jedoch Rückwärtslauf unbefriedigend. Wird auf später verschoben.
Konstruktion des Tankes. Dazu Aufrisszeichnung auf zurechtgeschnittenem Blech und ausschneiden desselben mit einbringen der Öffnung für den 4-flammigen Brennerarm.
Zurechtbiegen der inzidierten Tankblechabschnitte über Biegehölzchen und Zusammenlötung einschließlich des Spirituseinfüllstutzens mit 6 mm Gewindeverschluss nach Anlegen der entsprechenden Bohrung. Anlegen einer 1,5mm messenden Bohrung zur "Tankbelüftung".
Fertigung des Brennerarmes mit den Dochtträgern. (Tipp für Bastler: Das Blech nach Planmaß zurechtschneiden und dann um einen Zimmermannsbleistift wickeln, denn der hat nahezu die erforderliche Form). Resektion der überlappenden Abschnitte und längs zusammenlöten. Anfertigen der Dochtträger, ist ätzend, da so schmal. Fräsen der Schlitze für die Dochtträger in den Brennerarm mit einlöten der Dochtträger. Zurechtschneiden der Dochte und einbringen derselben. Spirituseinfüllen und anzünden. Alles flammt regelrecht.
Schwarzlackierung des Kamines und des Führerhausdaches. Nach Durchtrocknung abkleben des rot zu lackierenden Linienquadrates in der Mitte des Führerhausdaches mit Eintupfen der Farbe und sofortigem abziehen der Klebestreifen im Richtung des Farbstriches, denn andernfalls entstehen Farbfäden, die sich auf der schwarzen Fläche niederschlagen. Abkleben des Außenrandes des Führerhausblechdaches und Lackierung mit Silberbronce nach Vorbild.
Brechen des Hochglanzeffektes der Dachlackierung. Und nun mal Pause.
Rätsel. Was fehlt noch?
(Fehlteilfertigung verschiebe ich auf später.)
Abschließend die Bing-Märklin-Harmonie um 1900 in Spur I:
Märklin signalisiert Bing "Fahrt".
Für die Spiritusbetreiber einige Betriebsanweisungen aus dieser Zeit: