Hi in die Runde,
ich denke, "Markentreue" war und ist zum Teil auch noch ein Phänomen eher (ehemals...) "westdeutscher" Prägung. Im damaligen Osten war es eigentlich schon deshalb absurd, in solchen "Schienen" zu denken, weil man oft froh war, wenn man überhaupt was kriegte, was nicht Richtung Westen geschaufelt wurde. Wenn da der Händler was "unter'm Ladentisch" für den Stammkunden hatte, fragte man nicht großartig, ob das jetzt Piko, Schicht, Gützold oder sonstwas war. Zudem war ja schon sehr lange nicht alles, wo "Piko" draufstand, auch wirklich von der Namensgeberin...
Hier im "alten" Westen dagegen gab's die "Schubladen", schon "anno Dunnemal". Und das bis zum heutigen Tag; Konversation mit einem Arbeitskollegen zwecks Modellbahn als Freizeitbeschäftigung: "ah, du hast also eine Märklin zuhause?" "Nein, ich bin N-Bahner." "Ja, kenn ich, Minitrix." Sinnlos da zu versuchen, wie Modellbahn "geht"... - daß es 2L= oder auch 3L~ in H0 gibt, daß es viele Marken gibt und Spurweiten auch jenseits von H0 und N, dazu reicht die Mittagspause selbst im öffentlichen Dienst nicht aus *rotfl*...
Diese "Markentreue" ist bis zum heutigen Tag schwerpunktmäßig bei den Liebhabern einer gewissen, eher "metallschweren" Firma relativ weit verbreitet! Erstaunlicherweise und gottseidank nicht hier im Forum, hier haben sich meistens "alle lieb" *g*. Aber im "stummen" Nachbarforum trifft man diese Spezies noch gehäuft an...
Und eine "neue" Art "Markentreue" beobachte ich zunehmend in einem anderen Nachbarforum, DSO: Dort sind ein paar Zeitgenossen unterwegs, die verzichten prinzipiell lieber auf ein ersehntes Modell, wenn es nur bei Piko zu haben ist! Weil: "Piko, "das Glumberts, erst DDR, dann China, des brauchen wir sowieso nicht"... - da wird zuweilen auch mutwillig und wider besseres Wissen und auch Beweisen ein Modell "niedergemacht", weil es halt von Piko kommt!
Ein Schicksal, das die ehemalige Firma Lima, jetzt unter dem Dach der Hornby-Group, übrigens auch kennt und teilt. Den (Quanten-)Sprung vom Kaufhaus in die "Modell"-Sparte begreift mancher heute noch nicht! Da hat's auch Leute, die würden eher das Hobby hingeben, als sich was von Lima auf die Anlage zu stellen...
Leidtragende derlei Schubladendenkens waren übrigens in der Vergangenheit durchaus auch schon Firmen. Röwa beispielsweise kämpfte stets nicht nur mit den Preisen *lol*, sondern auch mit dem Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad. Der "durchschnittliche Fachhändler" damals hatte eben Märklin, Fleischmann, Trix und "fertsch". Und immer schön weiter in die Schublade, Hamo mußte oft bestellt werden, ebenso, wie von Fleischmann die 3L~-Modelle. Und Trix bestand in der Regel aus "Express", Ende. Hattest du Ende der 60er, Anfang der 70er einen Händler in der Nähe, der ein wenig über den Tellerrand guckte, beispielsweise Ortwein oder eben auch Röwa führte, war man gesegnet! Und genauso ging es ein paar Jahre später Roco, als sie beschlossen ,den Markt mit ihrer Eigenmarke "neu aufzurollen"! Ich hatte in Kulmbach das Glück, einen der Händler direkt neben der Schule zu haben *g*, da ging so mancher Wagen für's Taschengeld nach der Schule mit nach Hause. So Mitte der 70er zwischen 3 und 4,50 Mark für einen Wagen, da kriegtest du selbst damals bei der "Konkurrenz" mit viel Glück ein paar Kupplungen und zwei Radsätze. Und von Roco konntest du am Jahresende vom Taschengeld einen Güterzug hinstellen! Aber wer es nicht kannte...
Übrigens: "Hornby", den halte ich eigentlich auch für einen "Vollsortimenter", wenn man gelegentlich auch zwischen den einzelnen Firmen "switchen" muß, um alles zu kriegen...
Ich selbst bin ja überwiegend N-Bahner, der Überblick über entsprechende H0-Modelle ist aber durchaus da ;-). Schon weil ich gelegentlich Loks für andere umbaue ins jeweils "andere" System, meist "von ohne nach mit Schleifer" oder auch mal eine Digitalisierung von nicht ganz so neuen Modellen, die keine Schnittstelle aufweisen.
Und im Gegensatz zu manch anderem Liebhaber der Marke finde ich, daß Roco gerade in letzter Zeit "seinen Laden nicht mehr im Griff" hat! Im Gegensatz zum "Brillenmann", dort schleicht sich bei den Modellen zwar auch immer mal wieder der eine oder andere vermeidbare Fehler ein. Aber im Gegensatz zu den "Bankenbahnern" ist man bei Piko wenig beratungsresistent! Meist ist man dort bemüht, Fehler in der nächsten Auflage abzustellen, so möglich. Ausfälle, Defekte, da zeigt man sich nach meiner Meinung äußerst kulant, man kann sich auch eben an die Sonneberger direkt wenden. Bei Roco ist das schon fast ein "Staatsverbrechen", der prompte Verweis auf den Fachhandel, den gebeutelten, ist die Folge, wenn überhaupt ein "Echo" in Form einer Rückantwort eintrifft! Die offensichtlich obsolete Endkontrolle im Hause Raiffeisenbahn soll der Fachhandel ausbaden. Und wenn der zu häufig mit Rückläufern in Salzburg/Hallein vorstellig wird, wird er ausgelistet! Auf Antriebstechnische oder optische Fehler, oft vermeidbar bei sorgfältiger Recherche geht man dort überhaupt nicht ein, maximal erhält man die üblichen Satzbausteine, wenn überhaupt. "§1: Roco macht keine Fehler, §2: sollte doch ein Fehler vorliegen, tritt automatisch §1 in Kraft"...
Piko hat da eine ganz andere Herangehensweise, zeigt sich bis auf ganz wenige Ausnahmen (ich warte schon 10 Jahre auf "meinen" Schienenbus-Beiwagen in Epoche 3 in N *g*) offen für Vorschläge, setzt die auch gelegentlich um. Tauscht defekte Dinge auch jenseits aller Gewährleistungszeit, wenn sie nicht grob herbeigeführt worden sind, Stichwort defekte Motoren. Zeigt eine offene Firmenpolitik, gerade die für jüngeres Publikum so beliebten "sozialen Medien". Da ist für den "Homo Modellbahnikus" auch mal leichter nachvollziehbar, warum was so gemacht wurde oder eben eine Umsetzung nicht geht...
Ich denke auch, mit der kompletten Einstellung der Fleischmann H0-Linie sind nicht nur Modelle in der Versenkung verschwunden, die auch heute noch Geld einspielen könnten. Man hat auch jede Menge "treuer Fleischmänner" verprellt, die ihr Heil jetzt überall suchen, aber garantiert nicht im Hause Roco! Man kann auch über das Bettungsgleissystem von Fleischmann trefflich streiten, ich war nie ein Freund davon. Trotzdem halte ich die komplette Einstellung für einen Fehler! Ich möchte mal behaupten, es wird nicht einen Menschen geben, der bei seinem Neubau der Anlage, wenn er vorher das Fleischmann Gleis hatte, auf das Roco Bettungsgleis umsteigen wird! Eher wird man versuchen, gutem gebrauchten Gleis habhaft zu werden, falls man erweitern möchte!
Aus all' diesen Gründen hat auch für mich als "Ex-Wessi" Piko Roco schon lange überholt! Roco muß eher aufpassen, daß sie nicht "komplett unter die Räder kommen" in sprichwörtlichem Sinne. Ich bin sogar bis zu einem gewissen Grad der Meinung, würde die Firma nicht schon der Bank gehören, sondern nur ihr Kapital von dort beziehen, hätten sie dort a la Mägdefrau schon lange "den Hahn zugedreht". Zwei erfolglose Veräußerungsversuche sprechen ja Bände...
meint grüßend zu früher Stunde
Roland