Beim Stöbern im Forum fand ich auch die (recht schnell) abgebrochene Diskussion zum INOX-Wagen von PIKO. Weil es noch etwas dazu zu sagen gibt ( und auch aus sentimentalen Erinnerungen heraus ) möchte ich diesem Modell einige Zeilen widmen. Und weil er einsame Franzose am besten zur CC 7001 passt, sei auch an diese Lokomotive gedacht.
INOX
Das Modell
Der INOX-Wagen – eigentlich : voiture DEV en acier inoxydable – erblickte das Licht der Öffentlichkeit auf der Frühjahrsmesse (Leipzig, DDR) 1962. Seine Entwicklung geht auf die sehr erfolgreiche Truppe der PIKO-Aussenstelle Radeburg zurück. Spitzengelagerte Radsätze und ein für die damalige Zeit bemerkenswerter Detailreichtum zeichneten dieses Modell aus. Im Herbst des selben Jahres folgten dann auch die NOHAB-Dieselloks mit den neuen Antrieben. Mit der grünen 204 der SNCB wäre es jetzt möglich gewesen, einen jener schnellen Züge zwischen Paris Nord und Bruxelles nachzubilden, von den ich in dieser Zeit schon gesprächsweise gehört hatte... Daran, daß es auch irgendwann eine eine Jacquemin* zum INOX-Wagen im DDR-Einzelhandel geben könne, wie sie JOUEF auf dieser Frühjahrsmesse gezeigt hatte, habe ich natürlich damals nicht geglaubt.
Kleine Anatomie eines PIKO-Modells
Im Vergleich zu einem ähnlichen Bruder von JOUEF (damals war JOUEF eben noch unser, also ein französisches Unternehmen…) war der Wagen wirklich gelungen. Die Beschriftung entspricht jener zum Ablieferungszeitraum – 1953. Auch das eigenartige Zuglaufschild mit dem Namen der Bahngesellschaft und der Wagengattung befand sich, so zeigen Werkfotos von Carel et Fouché wirklich an dieser Stelle der Wagenwand. Besonders ins Auge sticht die Stirnwand mit der Übergangstür (eckiges Fenster ist korrekt für das Programm 1950). Für die Bedruckung zeichnete damals noch die private Firma Stärz & Co. in Oybin verantwortlich. Erst ein Jahr später ging PIKO zum damals vollkommen Tampon-Druckverfahren über, das zu diesem Zeitpunkt nur von Rivarossi angewandt wurde.
Das Modell von JOUEF
Das JOUEF-Modell hingegen hält für die Modellmenschen eine böse Überraschung bereit.
...pfundweise...
Eine Tür ist nicht einmal angedeutet und so müssen sich alle Beteiligten durch das kleine runde Fensterchen – pfundweise – quetschen. Die Drehgestell Y24 entsprechen der letzten nachträglichen Lieferserie
In Radeburg hatten die findigen Entwickler auch einen Gepäckwagen der Gattung B6D (ebenfalls programme 1950) vorgesehen. Von diesem Exemplar waren für die große S.N.C.F. insgesamt nur zwei Exemplare gebaut worden, bei PIKO wurde gar nichts gebaut. Die Entwickler mochten noch so marktorientiert denken, die Partei lenkte, und die sagte njet, wie übrigens auch im Falle der 475 der ČSD sowie der SBB-Ae 3/6 und eines elektrischen Triebwagens der gleichen Gesellschaft. Nicht zu vergessen die, das ist meine Meinung, bis heute revolutionnäre i-Kupplung von Boris Ripa. Selbst als die DDR-Industrie sich nicht in der Lage zeigte, die Qualität der verwendeten Materialien zu garantieren, und westliche Firmen an Lizenzen interessiert waren, wurde das Ganze dann irgendwie vergeigt.
Lange Zeit war der Wagen auf den Katalogseiten der Reisezugwagen ein einsamer Franzose, bevor die Abteilwagen der Windbergbahn ihren Weg ins Land der Gallier fanden. Am Ende seiner Existenz wurde er in den unmöglichsten Farben gespritzt und als Spielzeug «verwurstet». Wahrscheinlich waren die Formen in all den Jahren erfolgreich abgeledert worden.
Das Vorbild
Die französische Firma Carel et Fouché ( Le Mans, Grande Synthe – bei Dunkerque) besaß seit Mitte der dreißiger Jahre die Lizenz einer amerikanischen Firma für das Punktschweißen von inoxidablen Stählen ( Verfahren Budd). Am bekanntesten waren die zweiteiligen Triebwagen für = 1,5 kV für die Strecke Paris - Le Mans, deren Wagenkästen auf diese Weise gefertigt worden waren.
Der Z5100 von JOUEF, auch ein INOX
Der hier besprochene Wagen stammt aus dem ersten Fahrzeugprogramm von 1950 und wurde 1953 in sechs Exemplaren als Gattung A8 ausgeliefert. Im Unterschied zu späteren Baulosen verfügte er über einen «kurzen» Wagenkasten, Lüp etwas weniger als 24 m. Erst später wurden Fahrzeuge mit einer Länge über Puffer von knapp 26 m in Dienst gestellt. Insofern entspricht das Grössenverhältnis des JOUEF-Fahrzeugs der nachgebildeten Serie. Die ersten Serien waren (Drehgestell Y20) für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt, was durchaus zu de Fahrzeugen der C.I.W.L.T. und eventuell (hing von der Lok ab) mitfahrenden zweiachsigen Heizkesselwagen kompatibel war.
Nun muss ich gestehen, dass die Dekoration meines Modells ein wenig bizarre ist. Die Dächer wurden bei der S.N.C.F. erst viele Jahre später gespritzt. Bei der Deklassierung der einst nur im hochwertigen Schnellverkehr eingesetzten Fahrzeug erhielten eine Fahrzeuge auch ein farbiges Fensterband. Auch der Farbstreifen zur Erkennung der Wagenklasse war nicht sofort aufgebracht worden. Auch wurde durch Wechsel der Drehgestelle die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h angehoben.
Mein Wagen von damals hat leider meine verschiedenen, teilweise etwas forcierten Aus-, Ab-, Um-, Weg- und Überzüge nicht überlebt. Ich war also gezwungen nach Jahren auf Flohmärkte zu gehen. Das vorliegende Exemplar hatte ein ziemlich zerkratztes Dach, so dass ich zum Pinsel griff. Glücklicherweise (eigentlich bin ich Purist) konnte ich noch ein tadelloses Exemplar mit unbeschädigtem Dach auftreiben und ich blieb auf der Zeitschiene.
...und was ich damit so trieb
Aus PIKOs Sturm- und Drangzeit auf internationalen Märkten (Santa Fe und so) besass ich noch einen tintenblau gespritzen vierachsigen Ganzstahlwagen der Vorkriegsreichsbahn (Gattung laut Katalog: C4üpe). Die Drehgestellblenden ( Görlitz III leicht und nicht etwa Y16) waren hellgrau gefärbt und auf die Seitenwände hatten die PIKO-Leute das stilisierte Wappen der C.I.W.L.T. aufgedruckt. Wer öffters mit der C.I.W.L.T. gefahren ist, wird sich vielleicht noch an das Porzellan und Bettwäsche und das Logo erinnern. Bitte nicht mit dem Messingwappen auf den Wagenwänden verwechseln.
Nun war ich so skrupellos und hob einen Minizug auf die Gleise, wie er, meiner Meinung, irgendwo da hinten, ganz weit weg, dort, wo ich nicht hinkam, fahren musste. Irgendwo zwischen Paris einerseits und Hendaye oder Marseille andererseits. Davor spannte ich die einzige «West»-lok, die V200 035 von Gützold. Den Zensoren war der DB-Keks auf den Stirnseiten entgangen, nur auf den Seitenwänden (wenn man ein solches Modelle gegen das Licht dreht, ist es zu sehen) musste der erhabene Schriftzug «DEUTSCHE BUNDESBAHN» aus der Form entfernt werden. Sie hatte auf jedem Drehsgestell noch ein zweites Stromabnehmerpaar erhalten und war nun dank ihrer acht stromaufnehmenden Rädern nicht nur zugstark sondern auch auf den langen Pilz-Weichenstrassen (ich hatte damals nur eisernes Schienenprofil in Gebrauch, dass verkupfert war) unempfindlich gegen kurze Spannungs-Durststrecken. (so etwa der Effekt wie bei der SR** und ihrem Stromschienennetz). Das Problem bestand vielmehr in der fatalen Kombination des leichten INOX-Wagens mit dem schwergängigen (Zapfenlagerung) und schweren (Fenster aus Glas, Fahrzeug aus massivem Pressstoff) . Glücklicherweise konnte ich meinem Grossvater zwei tintenblaue (sehr vornehm anzusehende!) Oberlichtwagen von Schicht (Dresden, DDR) aus der Tasche ziehen. Dazu gab ich noch den teakholzfarbenen Speisewagen der gleichen Firma. Ich bin mir nicht sicher, ob so ein Gespann im besten TEE-Zeitalter im Westen eine Chance gehabt hätte, aber es rollte und liess mich le flair der grossen weiten Welt spüren.
Die skandinavische Französin
Das Modell
Wir erinnern uns: Die Skandinavierinnen (NOHAB) mit den neuen Antriebsgestellen wurden erstmals auf der Herbstmesse (Leipzig, DDR) 1963 gezeigt. Vorbei die Zeit der bäuchigen Formel-1-Rennwagen, die mit annähernder Schallgeschwindigkeit und schnell erlahmender Zugkraft über die Gleise fegten. Vorbei ? Nicht ganz, denn der Schlingantrieb sollte noch eine ganze Zeit lang existieren...
Die schnelle Französin von PIKO
Der Stirnradantrieb war in Radeburg entstanden, was nicht nur die dortigen Mitarbeiter glauben liess, dass ihre Aussenstelle auf dem besten Wege in eine lichtvolle Zukunft sei. Doch die hatte nicht nur immer recht, sie entschied auch anders. Die Aussenstelle sei bis 1965 aufzulösen, was dann auch so exekutiert wurde. Glücklicherweise waren da schon der Antrieb, der VT 135, die 89 sächs. und - ja, und die CC 7001 auf dem Markt. Letztere zeigte sich auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1964 erstmalig dem Publikum.
Nun wäre es möglich geworden, den Mistral verkehren zu lassen, wenngleich es dafür ausser der sechs bei der S.N.C.F. insgesamt vorhendenen A8 INOX noch anderer Wagen bedurft hätte. Zum Beispiel die typischen Schlafwagen der C.I.W.L.T., doch die gab es schon wegen der Rivalität zwischen MITROPA (DDR) und C.I.W.L.T. in der DDR nicht. Zwar fuhren noch einige Fahrzeuge auf den Gleisen der realen Reichsbahn herum, züchtig bordeauxrot gespritzt und mit «MITROPA» etikettiert, doch ihr Existenzrecht war eher der Not geschuldet als irgendeinem Traditionssinn. Typisch für die Übergangsepoche eben, nicht typisch für den sozialistischen Grossbetrieb Reichsbahn. Und Piko-Fahrzeuge sollten ja irgendwo typisch sein.***
Kleine Anatomie der PIKO CC 7100
Das eigentliche Problem dieses Modells waren seine Drehgestelle. Es war jenes der NOHAB-Diesellokomotiven mit elektrischer Kraftübertragung. Die Lupe brachte es an den Tag. PIKO hatte für die NOHAB-Loks ganze Arbeit geleistet und das Fabrikschild in die Drehgestellblende gravieren lassen. Das französische Urteil über diese PIKO-Modell fiel milde aus und die Preise, die heute unsere Sammler dafür zahlen, sind durchaus ansehnlich.
Aber natürlich wäre es unter DDR-Bedingungen nicht ganz einfach gewesen, dem Lokmodell und dem INOX-Wagen das entsprechende Anlagenumfeld zu verschaffen, bedenken wir die abweichende Signalbauart swoie recht massiven Streckenmasten der fahrleitung. Zur Erinnerung: In der DDR gab es aus Profil-Kupferblech sorgfältig zusammengelötete Fahrleitungsmaste (etwa BBC-Vorkriegsausführung) für die Streckengleise und Jochaufhängungen (etwa Bauart KPEV / NS). Von anderen Fahrzeugen, die für einen regen Verkehr notwendig sind, ganz zu schweigen.
Das Vorbild
Konstruktion und Bau des Protyps CC 7001 muss im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der imperialen Arterie (artère impérial) Paris - Lyon gesehen werden. Dieses Projekt war für ein Land, dessen Kriegszerstörungen durch die deutsche Besetzung und die alliierten Luftangriffe sehr beträchtlich waren, sehr ambitioniert, zumal die Industrie nicht in der Lage war, den Hunger an hochwertigen Stählen zu befriedigen. Die Elektrifizierung dauert länger als vorgesehen (erstmals wurden in grossem Stil Betonmaste verwendet).
Drei elektrische Lokomotivbaureihen standen im Mittelpunkt des parallelen Beschaffungsprogrammes - die 2D2 9100 (JOUEF 8482 alt; Roco 68470... neu), die BB 8100 (Rivarossi, Roco) und die CC 7100. Die 2D2 9100 (35 Maschinen gebaut Fives Lille / CEM) waren mehr oder weniger eine Verlegenheitslösung in Erwartung der CC 7100, denn technisch gesehen blieben sie mit ihrem Buchli-Antrieb auf dem Stand der «Femmes enceintes» und der «Waterman» stehen. Die BB 8100 entwickelten sich rasch zu einer Universallokomotive und schleppten so ziemlich alles - selbst Schnellzüge.
Der erste von zwei Prototypen, die CC 7001 erschien 1949 auf den Gleisen der S.N.C.F. Das Design hatten diesen beiden Maschinen wie auch ihre ab 1952 nachfolgenden «Serienschwestern» dem Genie Paul Arzens zu verdanken. (Seine Ehefrau hat vor einigen Jahren den Nachlass von Entwurfszeichnungen zur Veröffentlichung freigegeben und sie waren in der mittlerweile wieder eingestellten ( eine etwas zu elitaire Zeitschrift zur Eisenbahngeschichte ) «Correspondance» zu bewundern.
Verglichen mit den Serienlokomotiven waren die Prototypen etwas leistungsschwächer. Besonders die CC 7001 unterscheidet sich durch die Konstruktionsweise der Drehgestelle, die sich im Betriebsdienst nicht bewährt hat. Es ist also auch nicht so einfach ein heutiges Modell der Serienmaschine in die CC 7001 umzudekorieren. Interessant ist auch, dass die CC 7100 ( CC 7001) anfangs wie die BB 8100 (8001 - 8002) über eine glatte Stirnfront verfügten. Erst später wurde eine Regenraufe oberhalb der Fenster angebracht.
Im Juni 1949 fuhr der französische Président Vincent Auriol mit dem présidentiellen Sonderzug nach Mans. Während einer halben Stunde durfte er die CC 7001 selbst führen. Als die Präsidalkanzlei der S.N.C.F. diesen Wunsch übermittelte, musste man in aller Eile eine Art Gangway zusammenbasteln, da ja das Staatsoberhaupt schlechterdings an den Griffstangen emporklettern konnte. Immerhin, auch republikanische Oberhäupter scheinen an Lokführerämtern Gefallen gewonnen zu haben und nicht nur ein gewisser Boris III. von Bulgarien...
Über die Rekordfahrt zwischen Bordeaux und Dax 1955 ist viel geschrieben worden, auch darüber dass es die CC 7107, eine Serienmaschine, war, die den Ruhm einheimste. Allerdings zeigen die archivierten Fahrtdiagramme, mittlerweile sind sie öffentlich zugänglich, dass die CC 7107 die Rekordmarke ihrer Konkurrention, der «BB Jacquemin», BB 9004, knapp verfehlte. Aus dem Maschinenraum drang beissender Gestank und die Silentblöcke waren auch ziemlich hinüber. Da nun aber die S.N.C.F. einen ihrer wichtigsten Lieferanten nicht vergrätzen wollten, wurde beiden Maschinen der Ruhm zugesprochen und die Unterlagen einschliesslich der Aufschriebe sicher verwahrt. Dazu gehörte auch das Bild der durch die «BB 9004» verursachten Gleisverwerfungen. Das wollte man dem reisenden Publikum dann auch nicht zumuten... Auf den Filmen von beiden Testläufen ist übrigens der eigentliche Schwachpunkt sehr gut zu erkennen - der Kontakt zwischen Fahrleitung und Wippe ( die Wippen schmolzen regelrecht durch ).
Für Alsthom (damals noch mit «H») wurde die Lokomotive ein Erfolgsgeschäft, hier die anderen Abkömmlinge:
CC 20002 SNCF, Erprobungsfahrzeug, später Erprobungsträger für ~25 KV 50 Hz
CC 1301 – CC 1306 NS, = 1,5 kV
CC 7601 – 009, 8601 – 8637 RENFE, = 3 kV
CC 6 BE-1 – 8 CFA, CC 801 – CC 807 CFA, = 3 kV
CC K01 - CC K10 SŽD, ~25 KV 50 Hz
CC T01 - CC T10 SŽD, ~25 KV 50 Hz
CC 6Y2 01 - CC 6Y2 25 VR China, ~25 KV 50 Hz
CC 6G 51 - CC 6G 90 VR China, ~25 KV 50 Hz
Eine der Schwestern aus sowjetischen Weiten
Französische Eisenbahner sind in bezug auf Spitznamen sehr erfinderisch. Die CC 7100 war
la belles verte - die hübsche Grüne
ruban bleu - das Blaue Band
oder
Meuh Meuh - soll angeblich eine Allusion auf den charakteristischen Lärm der Maschine sein.
Die grosse Schwester der PIKO-Lok wurde 1994 in Avignon ausgemustert
Die schnelle PIKO-Französin, mein Vater und ich
Mein Vater, dem ich meinen diesbezüglichen Beschaffungsantrag fristgerecht vor Weihnachten in beantwortung der Frage: «Was wünscht du dir?» zur Kenntnis gegeben hatte, lehnte die Französin rundweg ab. Ich muß dazu sagen, daß er Ingénieur und in technischen Fragen ein ausgesprochener Purist war. Um das Thema ein für alle Mal abzuarbeiten, konfrontierte er mich mit drei Einwänden:
1. Es sei mir ja bisher nicht gelungen, ließ er mich wissen, dem bereits vorhandenen Park von elektrischen Lokomotiven – E 46, E 44 und zwei gräßlich grüne Zweiachser, die ursprünglich hatten die E 69 05 werden wollen, dann aber, mangels der erforderlichen Stromabnehmer bei Lieferung, in der Formel 1 gelandet waren – die notwendige Fahrleitung zu verschaffen. Eigentlich, so fuhr er mit unerbittlicher Logik fort, müsse ich jeder dieser Ellok eine Dampflok vorspannen um den Zug überhaupt vom Fleck zu bringen.
2. Im Übrigen habe man bei PIKO den normalerweise in Skandinavien aufenthältlichen NOHAB-Dieselloks lediglich das Oberteil einer Französin übergestülpt. Das sei ja so, als ob das Oberteil meiner blonde Klassenkameradin, für dessen gewissen körperlichen Reize ich gerade eine Wahrnehmung zu entwickeln begann, künftig auf zwei krummen Donkosakenbeinen daherkäme.
3. Schliesslich sei es bei der großen Eisenbahn schlecht möglich, eine agile Französin, die = 3 kV zum Leben brauchte, unter hochgespanntem Wechselstrom von ~ 15 kV 16 2/3 Hz, wie es nun einmal in Deutschland üblich sei, fahren zu lassen.
Leider wußte ich damals nicht, daß die S.N.CF. im täglichen Betriebsablauf ein Totschlagargument bereithielt, ich spreche von der Maurienne zwischen Chambéry und Modane (italienische Grenze). Dort gab es nämlich auf freier Strecke eine Stromschiene und nur in den Bahnhöfen eine Oberleitung. Die ursprünglich Gleichstrom-Dinosaurier wie auch später die dorthin abkommandierten CC 7100 legten ihre Ohren an, hatten sie einen der großen Bahnhöfe erst einmal verlassen, und saugten ihre Energie wie eine stinknormale S-Bahn aus der Stromschiene.
Allerdings hätte mir dieses Argument nichts genützt, denn ich hatte ein Jahr zuvor großspurig verkündet, den vorhandenen ET 167 der Berliner S-Bahn (Fa. L. HERR, Pressstoffgehäuse) mit Stromschiene verkehren zu lassen. Listig, wie ich war, hatte ich einiges über den Gemeinschaftsverkehr zwischen Bergfelde und Karower Kreuz im Norden Berlins in Erfahrung gebracht. Mein Vater hatte das kopfschüttelnd hingenommen, denn die mit Stromschienen versehenen Fernbahngleise waren die Realität. Auch besaß ich genügend verkupfertes eisernes Schienenprofil der Fa. PILZ und mein Projekt verursachte folglich auch keine Kosten. Das Problem war jedoch die sichere Stromversorgung des Zuges in den 360-Kurven des Pilz-Gleises... Es gibt Dinge, bei denen wir eben nicht Gewinner sein können...
Wann immer es möglich ist, gehe ich heute in unser Eisenbahnmuseum in Mulhouse. Wenn ich dann vor der CC 7107 stehe, denke ich auch an meinen Vater, der sich es sich hat nicht träumen lassen, daß sein Sohn einfach für immer dorthin gegangen ist, wo die agile Französin, die er seinem Sohn nie kaufen wollte... Als er vor einigen Jahren bei uns war, warf er einen Blick in eine der Vitrinen und sah die CC 7001.
«Ach», sagte er, «du hast sie nun doch, hätte ich mir denken können. Na ja, jetzt mag's ja gehen, Ihr seid jetzt beide von der selben Mannschaft.»
---------------------------------------------------------
* André JACQUEMIN, chef d'études principal à la division des études de la traction électrique (DETE), nach ihm wurde die BB 9200 bezeichnet…
** Southern Railway
*** Nicht selten drangen Zorn und Unverständnis der DDR-Modellbahner bis in die Leserbriefecke der einzigen Modellbahnzeitschrift der DDR - Modelleisenbahner - vor, die sich über das Fehlen typischer Fahrzeuge wie der 01, der 44, der V 180 oder der Modernisierungs-Schnellzugwagen verärgert zeigten.
**** Cail, loco Bousquet de la Grande Ceinture (grosser Aussenring von Paris) / Compagnie Électro-Mécanique
Geplant Gepäckwagen B6D (programme 1950) caisse courte, livré en 2 exemplaires en 1953