auf der letzten Börse im vergangenen Jahr entdeckte ich die gezeigte Lok in Spur 1 (Gesamtlänge ca. 35 cm) und habe sie spontan mitgenommen, mich faszinierte die imposante Front:
Kraus Spur 1#.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Motor läuft mit ca. 18 V, mittels zweier Stangen im Führerhaus kann er in der Drehrichtung umgeschaltet oder abgeschaltet werden.
Bisher habe ich mich nie für diese Spur interessiert, auch den Hersteller kannte ich nicht. Daher Fragen über Fragen: von wann stammt das Modell, gibt es einen zugehörigen Katalog mit Beschreibung, sind noch passende Glühlampen erhältlich?
Ich freue mich über jede Information!
Viele Grüße Günther
ps: "läuft mit 18 V" stimmt so nicht - habe jetzt festgestellt: bei 18 V Gleichspannung fangen die Räder an zu drehen (Lok hochgehoben), würde vermutlich erst bei 30 V fahren ...
18/20V Lokomotiven sind "die üblichen elektrischen Loktypen". Sie fahren mit max. 18/20V Fahrspannung, welche von den üblichen Transformatoren/Fahrpulten gespeist können werden. Die Anfahrtspannung kann schon bei 6/8V liegen.
Schwachstrom-Lokomotiven wurden für Batteriebetrieb gedacht und fahren mit 3/4V.
Starkstrom-Lokomotiven wurden für direkten Netzbetrieb (110V) mit Lampenvorschaltung als serieller Wiederstand gebaut. Das lebensgefähliches System existierte nur für kurze Zeit und wurde schnell verboten.
Diese beiden letzteren historischen Begriffe sind -- meiner Meinung nach -- bestimmterweise falsch, weil eben bei niedrigerer Spannung braucht man mehr Strom um die selbe Leistung zu erreichen und bei höherer Fahrspannung braucht man weniger Strom um die selbe Leistung zu erreichen.
Zwar brauchen die meisten Starkstromloks 30-60V Wechselspannung zu fahren, aber mit Gleichspannung fahren die meisten schon in dem Bereich 20-30V ganz gut. Dieser Spannungsbereich kann von einfachen Labornetzgeräten geliefert werden und bedeutet gar keine Lebensgefahr. <<< Siehe bitte älteren Beitrag >>>
Da würde mich interessieren: wie unterscheiden sich technisch die 20-Volt, Schwachstrom- und Starkstrom-Lokomotiven?
Viele Grüße Günther
Der Unterschied liegt hauptsächlich in Drahtstärke und Wicklungszahlen der Spulen.
Wenn man den 18- 20V Allstrommotor als "Standard" nimmt, dann hat ein "Starkstrommotor" wesentlich mehr Wicklungen mit wesentlich dünnerem Draht sowohl an Anker als auch an der Feldspule.
"Schwachstrommotoren" haben meist einen regulären Magneten statt einer Feldspule und sind somit nur für Gleichstrombetrieb geeignet.
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Danke für eure Erläuterungen, Sandor und Felix. Jetzt sind mir die drei "Grundtypen" klar, und auch, dass man sie "von aussen" nicht auf den ersten Blick unterscheiden kann.
In diesem Zusammenhang ist mir folgendes Detail aufgefallen:
Es sind zwei rote, blitzförmige Pfeile auf einer Klappe über der oberen Bürste. Kann es sein, dass die Farbe etwas mit dem "Grundtyp" zu tun hat? Ich glaube mich zu erinnern, bei alten Märklin-Loks schon verschiedenfarbige Pfeile gesehen zu haben.
Zwei Blitze bedeutet über alle Nürnberger Hersteller hinweg Starkstrom.
Das ist ja eine klare Aussage, Utz. Beim suchen nach "lok" und "starkstrom" habe ich folgende Abbildungen in einer Bing-Druckschrift von 1913 gefunden:
BING 0a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
BING 0b.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die gezeigte Lok sieht meiner sehr ähnlich, sie wird als "Starkstrom-Bahn" bezeichnet. Interessant finde ich , dass dieser Starkstrom-Typ auch mit den Begriffen Gleich-, Wechsel- oder Drehstom (!) sowie Hochspannung (!!) in Verbindung gebracht wird.
Und das, wo es sich doch um eine Spielzeug-Eisenbahn handelt ...
es gibt einige Lok-Typen die wurden von den großen Nürnbergern identisch angeboten. Ich müsste mal tief graben, aber ich habe z.B. eine Uhrwerklok von Bub, Bing und Carette. Dh. eine der Firmen hat für alle gebaut und man hat nur die Logos gewechselt. Nach der Pleite von Bing haben unter anderem dann noch Bub und Kraus Fandor Werkzeuge übernommen.
Aber die Starkstromzeit war da schon lange vorbei.
Und was die verwirrenden Angaben angeht, ein einheitliches Stromnetz mit 220/230 Volt Wechselstrom gibt es erst seit Ende der 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Zu der Zeit in der es die Starkstrom Modelle gab, gab es viele lokale Sonderwege. Unterschiedliche Spannungen, unterschiedliche Frequenzen etc. Je nach Art der Stromerzeugung.
..... Schwachstrom-Lokomotiven wurden für Batteriebetrieb gedacht und fahren mit 3/4V.
Starkstrom-Lokomotiven wurden für direkten Netzbetrieb (110V) mit Lampenvorschaltung als serieller Wiederstand gebaut. Das lebensgefähliches System existierte nur für kurze Zeit und wurde schnell verboten.
Diese beiden letzteren historischen Begriffe sind -- meiner Meinung nach -- bestimmterweise falsch, weil eben bei niedrigerer Spannung braucht man mehr Strom um die selbe Leistung zu erreichen und bei höherer Fahrspannung braucht man weniger Strom um die selbe Leistung zu erreichen .....
VG, Sandor
Hallo Sandor,
das mit den Begriffen
1. "Schwachstrom-Lokomotive" bei Batteriebetrieb mit 4 V
und
2. "Starkstrom-Lokomotive" für direkten Netzbetrieb mit 110 V oder 220 V (mit passender Lampenvorschaltung liegen dann am Motor ca. 40 V)
ist wirklich verwirrend. Bei einer Motorleistung von 20 W fließen im ersten Fall 5 A, im zweiten nur 0,5 A oder 500 mA. Also "Starkstrom" im ersten Fall mit Batteriebetrieb und "Schwachstrom" im zweiten Fall bei direkten Netzbetrieb. Und das ist gefährlich wegen der Netzspannung, also wegen "Hochspannung"!
wie Felix sagte, die Schwachstromloks hatten typischerweise reguläre Magneten für das Feld. Also nur die Ankerwicklung brauchte Strom. Meine Erklärung dafür war eher Ohm's Gesetz orientiert, statt Praxis orientiert. Ich habe keine praktische Erfahrung mit Schwachstromloks.
Der Starkstrombetrieb war schon "am Rande von Gefählichkeit" wenn alles normal funktionierte. Die echte Gefahr enstand wenn der Stromkreis mit der Lok unterbrochen wurde und ein menschlicher Spieler den Stromkreis schliessen könnte. Wegen des höheren Widerstandes des menschlichen Körpers lag dort viel höherer und schon lebensgefährlicher direkter Anteil der Netzspannung.
Zu Starkstrom-Fahrströme bitte siehe meinen alten Beitrag zu Starkstrom-Testbetrieb. Link oben.