Im Einzugsbereich der Verden Walsroder Eisenbahn lebend, keimte schon in jungen Jahren den Betrieb dieser privaten Nebenbahn im Modell nachzustellen. Über die Beschaffung von Zeichnungen zu den Hochbauten der VWE kam das damalige Vorhaben nicht hinaus.
Angefixt durch einen Nachbau des Triebwagens, der in einem anderen Forum vorgestellt wurde, musste ich unbedingt ausprobieren, ob sich so etwas nicht auch realisieren lassen könnte.
Der T114 war ein AEG-Benzoltriebwagen und wurde mit sechs anderen Triebwagen vom Waggonbauer van der Zypen & Charlier Mitte der 1920er Jahre an die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) geliefert. In den 1930 Jahren wurden die 75 PS-NAG-Motoren gegen Dieselmotoren von Büssing getauscht. Der T 25 der SEG gelangte nach deren Konkurs im August 1954 für 5000 Mark, inklusive eines Büssing Ersatzmotors, nach Verden.
In Verden musste der Triebwagen wegen seinem desolaten Zustand komplett neu aufgebaut werden. Der verbaute Büssing-Diesel von 1937 machte Probleme und der Ersatzmotor versprach auch nicht viel Besserung, so dass eine neue Antriebsanlage mit einem Deutz AL8 und einem pneumatischen Mylius-Getriebe verbaut wurde, dazu musste das Untergestell in Teilen neu aufgebaut werden. Der Wagenkasten wurde abgeändert, so wurden unter anderem die Frontscheiben bis auf Höhe der Abteilfenster heruntergezogen. Nach drei Jahren Um- und Neuaufbau konnte der Triebwagen im Oktober 1957 in Betrieb genommen werden.
Im August 1966 kollidierte der Triebwagen mit einem LKW. Der Wiederaufbau wurde bei Hansa-Waggon in Bremen durchgeführt. Hierbei wurden die bisher frei stehenden unteren Leuchten in den Wagenkasten integriert.
1970 wurde der Triebwagen im Rahmen einer Feuerwehrübung aufgebraucht und anschließend verschrottet.
Die Konstruktion des Wagenkastens erfolgte in 3D mit der Open Source Sofware "Open Scad", bei der die Objekte nicht gezeichnet, sondern in einem Script beschrieben werden.
Der Wagenkasten zusammengesetzt in Open Scad
Umgesetzt wurde die Anfertigung der Bauteile mittels eines 3D-Druckers im Werkstoff PLA. Ich habe es mir zu eigen gemacht kleinteilig zu Konstruieren, damit bei Fehlern nicht das große Ganze neu gedruckt werden muss, sondern nur das falsche Bauteil. Fehler unterlaufen einem nicht selten bei der Konstruktion, oder beim Drucken.
Ich möchte nicht verschweigen, dass der 3D-Druck auch Nachteile hat. Jedes Teil muss erst Konstruiert werden, wo bei herkömmlicher Fertigung mit Plastikplatten oder Blech eine Bleistiftskizze reichen würde. Vorteil ist die reproduzierbare Genauigkeit, auch bei schwierigen Konturen. Wer z. B. Fensterausbrüche nicht gut ausfeilen kann, gerade bei vielen nebeneinander liegenden Fenstern fallen Ungenauigkeiten auf, sollte über 3D-Druck nachdenken.
Die Einzelteile des Wagenkasten. Die weiße Masse ist Spachtel um die feinen Ritzen der Druckreihen zu schließen.
Der Vorbau ist zweiteilig gedruckt und später geklebt.
Der Zeitvorteil ist nicht zu unterschätzen. Der Drucker arbeitet selbständig und braucht kaum Überwachung. In der Zeit, in der ein Teil gedruckt wird, kann ich mich etwas Anderem widmen.
Zur Verfügung standen Vorbildfotos und eine Übersichtszeichnung. Als Basis suchte ich mir das Fahrgestell des VT98 (Artikelnr. 4400) aus, das eigentlich den richtigen Achsabstand (Vorbild 6000 mm , was etwa 69 mm in H0 entspräche) hätte, haben sollen. Tatsächlich hat der Triebwagen nur 62 mm. Beim Vorbild wäre der Radstand dann 600 mm kleiner gewesen. Das habe ich aber erst gemerkt, als ich mir einen VT in der Bucht ersteigert hatte und ihn zu Hause vermessen konnte. Zusätzlich war die Triebwagenkombination mit Steuerwagen besser in Schuss, als ich vermutet hatte, eigentlich zu schade um einen Umbau vorzunehmen.
Das ärgerte mich ein wenig, sodass ich anfing, einen eigenen Antrieb zu entwerfen. Dazu konnten Radsätze, Schnecke und Motor eines Mehano US-Diesel verwendet werden. Die Primäruntersetzung via Reibriemen erfolgte von der Motorachse (a la Piko) auf eine Riemenscheibe des Schneckengetriebes. Eine Gesamtuntersetzung von 11,5 : 1 wurde damit erreicht, was dem Antrieb eine vorbildgetreue Geschwindigkeit verlieh.
Bei ersten Fahrversuchen zeigte sich, dass Ballast fehlte und der Motor, unter der Riemenspannung, gelegentlich nicht selbsttätig anlief. Anschieben ging wegen des Schneckengetriebes nicht. So wurde dann doch der Fleischmann VT ein Opfer meines Egoismus einen den T 114 der VWE bauen zu wollen.
Fortsetzung folgt.
Grüße Jens-Michael
Hallo Jens-Michael, da die Funktion Kursivschrift nicht funktioniert habe ich es mal auf Fett [b] geändert. Gruß Gerd aus Dresden (Admin.)
Der Umbau des Fahrgestells begann mit der kompletten Zerlegung des Antriebs, der sowieso gereinigt werden sollte, sowie danach dem Herausbohren des Hohlniet, um die feste Kuppelstange zwischen Motorwagen und Steuerwagen zu entfernen.
Das Fahrgestell des Fleischmann VT musste an die Konturen des neuen Gehäuses angepasst werden. Das beinhaltete die Kürzung und das Verschmälern an den Köpfen des Fahrgestells. Entfernt wurden auch angegossene Anbauteile an der Unterseite, die den optischen Eindruck stören würden. Erst überlegte ich auch die Radlagerblenden zu entfernen, da diese nicht vorbildgerecht sind, die neuen Radlagerblenden hätte ich aber in der Höhe verzerrt darstellen müssen, um auf Achsmitte zu bleiben. Gewonnen wäre damit nichts, dadurch wäre das hochbeinige Aussehen des Originals nicht erreicht worden. Ein Kompromiss, den ich eingehen muss, der dem Nichtwissenden aber vermutlich nicht auffallen wird.
Der bearbeitete Unterboden
Das gekürzte Fahrgestell
Die Änderungen am Fahrgestell wurden mit Säge und Feile durchgeführt. Erst wollte ich für die Aufnahme der Fallhakenkupplung das Fahrgestell gemäß Fleischmannkurier 26/1967 auf die Stärke von einem Millimeter zu schwächen.
Da ich aber sowieso eine Distanzplatte brauchte, kürzte ich das Fahrgestell auf der einen Seite bis zum Radlager und erstellte das Fehlteil in Verbindung mit der Distanzplatte mit dem 3D-Drucker. Die Distanzplatte ist u. a. nötig um das Gehäuse auf die richtige Höhe zu bekommen und eine Aufnahmemöglichkeit für die Puffer zu schaffen.
Das Dreilicht-Spitzen-Signal sollte aus dem alten VT übernommen werden und damit auch die Befestigung des Gehäuses. Umgebaut und verlötet wurde alles nach dem Vorschlag im o.g. Fleischmann-Kurier. Eigentlich hat der T 144 am Dach eine frei stehende Laterne, ich habe aber darauf verzichtet diese nachzubilden. Da die Dachkante gegenüber der Fahrzeugfront etwas zurückspringt, mussten die unteren Lichtleiter gekürzt werden. Der Kunststoff ist sehr spröde, was vermutlich auch mit dem Alter zusammenhängt. Ich habe kurz vor der eigentlichen Schnittstelle den Lichtleiter mit einem Skalpell ringsherum eingekerbt und dann mit einem Seitenschneider abgeschnitten. Der überstehende Rest wurde mit 150er- und 400er-Schmirgelleinen auf Maß gebracht.
Links die originale Länge der Lichtleiter, rechts gekürzt.
Der neue "Drahtverhau".
Nun war das umgearbeitete Fahrgestell bereit zur Probefahrt....fährt, fährt nicht, fährt, fährt nicht..... Fortsetzung folgt.
Das Problem der schlechten Stromaufnahme war mir natürlich bekannt und wurde auch im o.g. Flm.-Kurier erwähnt. Die Masse-Seite (über das Gehäuse) war eigentlich gut versorgt, wie Messungen zeigten. Dennoch habe ich, wie auch an der Radscheibe der anderen Polarität zusätzliche Schleifer spendiert. Spender war die Mehano-Lok, die ja erst für einen Antrieb herhalten sollte.
Die Zusätzlichen Kontakte im Detail.
Kleine Klemmhalter die mit einer M2 Schraube und Mutter die Kontaktbleche fixieren waren schnell entworfen und gedruckt.
Trotz der Maßnahmen wollte sich kein befriedigendes Fahrbild einstellen. Schuld war die Achse mit den Haftreifen. Es reichte leider nicht aus, die Haftreifen zu entfernen, da die Spurkränze dann Kontakt zum Kleineisen hatten. Hilfe in der Not kam von unserem freundlichen User "tane", der mir kostenfrei einen bei ihm entbehrlichen Radsatz ohne Haftreifen schenkte.
Jetzt konnten zumindest in etwas schnellerer Fahrt auch Weichen auf dem Modellgleis "überwunden" werden. Die starre Lagerung der Achsen ist der Kontaktsicherheit nicht zuträglich, vielleicht kommt mir noch eine Idee zumindest eine Achse als Pendelachse zu gestalten, sodass sich faktisch eine "Dreibein" Auflage ergibt.
Derzeit ist das Gehäuse in der Lackiererei.....Fortsetzung folgt.
Heute schauen wir mal dem Lackierer über die Schulter.
Das sind die verwendeten Arbeitsmaterialien. Das wasserverdünnbare Putty ebnet die gröbsten Unebenheiten und Ritzen, in dem es aufgespachtelt wird und im Anschluss mit 400er und 1000er-Schmirgelleinen geschliffen wird. Eine weiße Acrylfarbe dient als Grundierung. Zum Abkleben kommt Tamyia Klebeband zum Einsatz. Die Deckfarben sind Humbrol Acryllacke, die allerdings schwierig auf meine Lacktechnik einzustellen sind. Der Schwamm und der Pinsel dienen zum Farbauftrag.
Nach der Grundierung wurde der ganze Wagenkasten in hell Elfenbein lackiert. Dabei nehme ich mit dem Schwamm Farbe auf und tupfe die Farbe auf das zu lackierende Objekt. Vorher pinsele ich Stellen an, die der Schwamm nicht erreicht. Ist die Deckfarbe zu wässerig eingestellt, gibt es Luftblasen und das Lackbild wird schattig. Ist der Lack zu pastös, entstehen kleine "Pickelchen" und das Lackbild sieht wellig oder beulig aus.
Mein Eindruck, je matter die Farbe, um so besser funktioniert die Technik. Ich habe das erste Mal mit Humbrol-Farben gearbeitet und ich bin nicht ganz zufrieden mit der Lackierung.
Die silberne Zierleiste wurde mit einem Edding 0,8 mm Lackstift und Lineal aufgebracht. Nun sind wieder die Waggonbauer am Zuge. Der Glaser hat schon Teile der Fensterverglasung zugeschnitten.