Das hat wohl gereicht, um mich mit dem Spur 0-Virus zu infizieren - die Dampflok hat von der Firma Ritter eine neue Feder und einen Ersatz für die fehlende Galeriestange bekommen und inzwischen sind noch eine R 950 sowie drei Personenwagen dazugekommen. Allerdings habe ich ein Problem: Die beiden Uhrwerksloks bringen aktuell wenig bis keine Zugkraft auf die Schienen. Die E1040 dreht auf dem Schienenkreis alleine etwa zwei Runden, bewegt aber keinen Wagen und die R 950 bewegt sich selbst alleine kaum vorwärts. Die Laufeigenschaften der Personenwagen sind nach meinem Eindruck übrigens sehr gut.
Daher meine Frage: Wie viel Zugkraft hat so ein Uhrwerksantrieb überhaupt? Auf Videos im Internet sieht man diese Loks doch meistens schon einige Wagen wegziehen. Und wie kann ich die Zugkraft meiner Loks erhöhen?
Über ein paar Tipps zum Umgang mit diesen für mich noch neuen Lokomotiven würde ich mich sehr freuen.
Märklin Uhrwerkloks sind durchaus sehr zugkräftig.
Der Ersatz der Zugfeder allein nutzt überhaupt nichts, bzw macht die Situation eher noch schlechter, wenn die Lager der Zahnräder und die Zahnräder ausgeleiert sind.
Da nutzt auch reinigen und ölen nichts.
Gruß Felix
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
vielen Dank für Deine Antwort. Die Feder wurde nur ersetzt, da die alte Feder gebrochen war. Natürlich würde eine stärkere Feder nur dafür sorgen, dass sich das Werk noch mehr abnutzt. Da ich durchaus ein grundsätzliches Verständnis für Uhrwerke mitbringe - ich habe schon einige elektromechanische Mutteruhren instand gesetzt - würden mich ein paar weitergehende HInweise interessieren. Natürlich weiß ich, dass ein Uhrwerk an Kraft verliert, wenn Lager auslaufen, Zapfen sich verformen und Schmutz ins Werk gelangt. Bei einer Uhr würde ich jetzt sagen: Werk reinigen, ggf. neue Lager einpressen und Zapfen polieren, danach sparsam die Lager ölen.
Bei den Märklin-Antrieben lässt sich aber nach meinem Eindruck das Werk nicht zerlegen, weil die Platinen fest miteinander verbunden sind. Dennoch müssen doch Sammler ihre Werke irgendwie intakt halten. Wir würde denn eine ideale Wartung unter diesen Umständen aussehen, bzw. was kann man da tun?
Du hast die exakt richtige Vorgehensweise beschrieben.
Zum Zerlegen hilft bei den vernieteten Uhrwerken nur entweder auf einer Seite Gewinde einbohren und dann verschrauben (das geht aber nur manchmal, da sich das Uhrwerk mit den überstehenden Schrauben nicht mehr ins Gehäuse schieben lässt), oder noch besser, neue Werkpfeiler drehen und nach der Reparatur vernieten. So habe ich das schon öfter gemacht.
Gruß Felix
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Ich habe keine Märklin Spur 0 Uhrwerklokomotiven; Ich habe eine Märklin Spur 1 Uhrwerklokomotive und diese läuft gut. Ich habe viele Uhrwerklokomotiven von anderen Herstellern und im Allgemeinen laufen sie sehr gut und ich mache keine besonderen Wartungsarbeiten (natürlich etwas Öl). Sie können diese hier sehen: http://sncf231e.nl/clockwork-or-wind-up-trains/ Ich frage mich, was mit Ihren Lokomotiven nicht stimmt. Ziehen Sie die Uhrwerkfeder weit genug auf (natürlich nicht, bis sie bricht )? Gruss Fred
Der Laufweg von Uhrwerkloks ist nach meiner Erfahrung fast immer gleich. Egal welcher Typ und Hersteller. Bei Ritter könnte eine zu lange Feder eingebaut worden sein. Ferndiagnose bei Uhrwerkloks ist m.E. nicht möglich. Der Vergleich hilft mehr. Fahre nach Freinsheim zum Bing Treffen. Dort gibt es Uhrwerkexperten.
vielen Dank für die ausführliche Checkliste! Dann mal der Reihe nach:
R 950:
Hat die angetriebene Achse in den Platinen Spiel im Lager? Die hintere Achse spielt da nicht so eine große Rolle. - Nein, die Achse sitzt fest im Lager und ist leicht seitlich verschiebbar, was mir aber beabsichtigt scheint.
Hat der Aufzugsvierkant Spiel im Lager? - Nein, der Aufzugsvierkant sitzt fest im Lager, lässt sich abgesehen von der Federspannung leicht drehen und das Gesperr greift beim aufziehen gut mit einem kräftigen Klicken zu - ich habe den Eindruck, da ist nichts verharzt und es hängt auch nichts.
Bewegt sich die Schaltkulisse für Vorwärts/ Rückwärts über den gesamten Weg bis in die Endlagen? - ja. Die Schaltkulisse bewegt sich über den gesamten Weg, lässt sich leicht bewegen und rastet an den Enden mit einem deutlichen "Klick!" ein.
Sitzen die Begrenzungsbleche für die Feder gerade? Oder drückt die Feder auf eine Zahnradwelle, wenn sie abläuft? - Ja, die Begrenzungsbleche sitzen gerade und ich kann nicht erkennen, dass die Feder irgendwo auf eine Zahnwelle drückt.
Ist der Fliehkraftregler trocken und sauber? Oder ist er völlig verölt und klebrig? - Der Fliehkraftregler ist trocken und sieht nach meinem Eindruck nicht überölt aus. Richtig sauber ist der ganze Antrieb nicht, aber er scheint mir auch nicht übermäßig verschmutzt zu sein.
Hat die angetriebene Achse in den Platinen Spiel im Lager? Die hintere Achse spielt da nicht so eine große Rolle. - Die Achse hat minimales Spiel im Lager.
Hat der Aufzugsvierkant Spiel im Lager? - Nein, der Aufzugsvierkant sitzt fest im Lager, lässt sich abgesehen von der Federspannung leicht drehen und das Gesperr greift beim aufziehen gut mit einem kräftigen Klicken zu.
Bewegt sich die Schaltkulisse für Vorwärts/ Rückwärts über den gesamten Weg bis in die Endlagen? - ja. Die Schaltkulisse bewegt sich über den gesamten Weg, lässt sich leicht bewegen und rastet an den Enden mit einem deutlichen "Klick!" ein.
Sitzen die Begrenzungsbleche für die Feder gerade? Oder drückt die Feder auf eine Zahnradwelle, wenn sie abläuft? - Bei diesem Antrieb kann ich nur einen eingenieteten Stift und keine weiteren Begrenzungsbleche erkennen. Ich kann jedoch nicht erkennen, dass die Feder auf eine Zahnwelle drückt.
Ist der Fliehkraftregler trocken und sauber? Oder ist er völlig verölt und klebrig? - Der Fliehkraftregler ist trocken und sieht nach meinem Eindruck nicht überölt aus. Auch hier ist der Antrieb insgesamt nicht sauber, aber nach meinem Eindruck nicht stark verschmutzt. Der Antrieb kam jedoch von der Fa. Ritter mit deutlich mehr Öl zurück, als ich selbst daran gegeben hätte. Ölt man bei diesen Antrieben auch die Zähne der Zahnräder? Bei Großuhren öle ich immer nur sehr sparsam die Lager, da ich gelernt habe, dass man sonst nur Schmutz ins Werk zieht.
Bei der Lok wurde übrigens auf Vorschlag der Firma Ritter mangels passender Feder die Feder von einem TWE 930 eingesetzt, mit dem Hinweis, dass diese etwas kürzer ist, aber dennoch für die Lok geeignet sei.
Nach den Bildern zu urteilen sehen die Triebwerke einwandfrei aus, das von der R wirkt neuwertig. Lager ölen und wenn alles leicht läuft müssen die Maschinen gut laufen. Etwas anderes kenne ich von Märklin nicht. Die Spannkraft der Feder kannst nur Du beim Aufziehen beurteilen.
tatsächlich kann ich mir das selbst nicht erklären: Beide Werke lassen sich gut aufziehen, laufen geräuscharm, flüssig und ohne Belastung auch so lange, bis sich die Feder vollständig entspannt hat. Allerdings reicht schon ein ganz leichter Druck auf die Räder und die Werke bleiben stehen. Sobald man einen 4-achsigen Personenwagen anhängt, geht überhaupt nichts mehr und die R 950 bleibt selbst ohne angehängten Wagen in der ersten Kurve stehen.
Zitat von hchris im Beitrag #13... Allerdings reicht schon ein ganz leichter Druck auf die Räder und die Werke bleiben stehen. ...
Sind da doch Zahnräder verschlissen oder verschmutzt oder greifen wegen eines ausgelaufenen Lagers unter leichtem Druck zu stark ineinander? - Anders lässt sich das kaum erklären.
Zitat von hchris im Beitrag #13... und die R 950 bleibt selbst ohne angehängten Wagen in der ersten Kurve stehen. ...
Stimmt das Radsatzinnenmaß (27mm)? Sind die Gleise unverbogen? - Ansonsten könnten die Loks in den Gleisen einklemmen.
das Radsatzinnenmaß stimmt bei einer Achse der R950 tatsächlich nicht. Die Gleise sind mit Sicherheit nicht top, aber auch nicht sichtbar verbogen. Ich werde dennoch versuchen, da mal anzusetzen.
Hier die Radsatzinnenmaße:
E1040, angetriebene Achse: 25,90 mm E1040, antriebslose Achse: 25,26 mm R950, angetriebene Achse: 27,02 mm R950, antriebslose Achse: 27,30 mm
Ist da bei der R950 schon eine Korrektur angezeigt? Nach meinem Eindruck rollt sie gut auf den Gleisen, wenn ich sie schiebe. Und wie sind die Räder auf der Achse befestigt? Angelötet?
Ausgelaufene Lager kann ich an beiden Werken nicht erkennen. Schmutz in gewissem Maß ist natürlich schon vorhanden. Allerdings wird es mit der Reinigung schwierig werden - das Werkzeug, um die vernieteten Platinen zu lösen und später wieder zusammenzusetzen habe ich nicht.
Werte für das Radsatzinnenmaß von 26,5 bis 27,5 mm sind absolut in Ordnung. Da liegt die R950 im grünen Bereich. Das deutlich zu geringe Radsatzinnenmaß der E1040 kann sich nicht als Klemmer in den Gleisen bemerkbar machen. Allenfalls kann es zu Entgleisungen in Weichen oder Kreuzungen kommen. Aber das ist ein z.Zt. für Dich absolut sekundäres Thema.
Klemmt da irgendeines der Zahnräder doch etwas auf seiner Achse?
Wenn ich es richtig verstanden habe, stammen beide Loks aus dem gleichen Konvolut, haben also wohl einen gemeinsamen Vorbesitzer. Daher ist anzunehmen, dass es auch eine gemeinsame Ursache für die Probleme gibt. Da auf Deinen Bildern eigentlich alles recht ordentlich aussieht, wäre es vielleicht eine Überlegung, dass die Zwischenräume zwischen den Zähnen der Zahnräder doch mit verharztem Öl zugeschmiert sein könnten. Insbes. Dein letztes Foto Deines Beitrages #11 gefällt mir da nicht so ganz! Wenn Du die Werke nun nicht so gerne zerlegen möchtest und alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hast, könntest Du versuchen, die Zahnräder mit einer Zahnbürste zu reinigen. Wenn Du die Zahnbürste immer schön mit etwas Reinigungsbenzin befeuchtest, ist das zwar eine mühselige Arbeit, könnte aber den verkleisterten Dreck lösen und letztlich heraus befördern. Auch an alle Lagerstellen (z.B für die Zahnräder und die Radsätze) musst Du dann natürlich denken. Hier könntest Du das Reinigungsbenzin mit einer feinen Kanüle zuführen und den verkleisterten Dreck nach Hin- und Herbewegung der beweglichen Teile mit einem saugfähigen und fusselfreien Tüchlein aufnehmen. Das ist natürlich auch eine aufwändige Arbeit. Andererseits kann man bereits nach sehr kurzer Zeit bemerken, ob sich eine Verbesserung ergibt und man auf dem richtigen Wege ist.
Nein, 27 mm sind m.E. der normale Wert. Eine Reinigung ohne Demontage muss ausreichen. Hast Du denn die Lager geölt? Könnte es sein dass die Federn der Fliehkraftregler zu schwach geworden sind, weil gedehnt? Die Uhrwerke müssen erst anlaufen und bei höheren Drehzahlen bewegen sich die Gewichte der Fliehkraftregler sicht- und hörbar nach außen um zu bremsen. Wenn sie zu locker sind geht das natürlich schneller.
Getriebe von Uhrwerken übersetzen immer von langsam nach schnell. Damit sind die am schnellsten drehenden Teile die Achsen der Radsätze. Wenn eine Verharzung in irgendeiner Form eine Rolle spielt, wird sie sich insbesondere im Bereich der schnell drehenden Teile auswirken. Daher solltest Du Dich von dort aus vorarbeiten, wenn Du mit dem Reinigungsbenzin reinigst.
vielen Dank für sehr viele hilfreiche und ausführliche Antworten und Hinweise! Eine schonende Reinigung der Werke könnte ich mit Sicherheit durchführen. Spannend ist auch der Hinweis, dass in diesen Werken eine langsame Bewegung in eine schnelle Bewegung übersetzt wird - darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht, also funktionieren diese Werke genau umgekehrt wie ein klassisches Uhrwerk.
Felix, vielen Dank für Dein sehr freundliches Angebot. Ich melde mich mal per PN bei Dir.
Erkläre mir das bitte mal. Wieso ist ein Lokuhrwerk prinzipiell anders aufgebaut wie ein Uhrwerk einer Uhr? Lediglich die Hemmung ist anders. Hier ein Regulator, dort ein R´Hemmrad. Dazwischen Zahnräder auf Wellen zwischen Platinen. Und am Anfang steht die Feder. Was ist da anders?
Weiter oben gab es einen Fehler. Nicht die Radachsen der Loktriebwerke sind die schnellsten, sich bewegenden Teile, sondern die Regulatoren.
Auf meinen Hinweis zu evtl. ausgedehnten Federn der Regulatoren und die Frage nach dem Ölen bist Du nicht eingegangen.
ich muss Dir im Nachhinein recht geben: Das Prinzip von einem Lokuhrwerk und dem Uhrwerk einer Uhr unterscheidet sich nicht wirklich. Lediglich die Richtung der Betrachtung ist bei mir eine andere: Beim Uhrwerk einer Uhr beginne ich die Betrachtung meistens beim Ankerrad, wo die schnellste Bewegung festzustellen ist. Das mag daran liegen, dass das Pendel, dessen Schwung beim Uhrwerk ja die erste Zeiteinheit festlegt (je nach Länge z.B. 1/4 Sek., 1/2 Sek., 3/4 Sek., etc.), die dann durch Übersetzungen in eine immer langsamere Bewegung umgewandelt wird. Die Fachbücher, in denen ich noch einmal interessehalber nachgeschlagen haben, beginnen die Beschreibung des Uhrwerks dagegen von dort aus, wo die Kraft der Feder zuerst wirkt.
Insofern war das bei mir einfach ein Denkfehler: Für mich sah es so aus, als würde bei einem Lokuhrwerk eine langsamere Bewegung (Feder) in eine schnelle Bewegung (Räder) übertragen werden (was ja auch richtig ist) und bei einer Uhr eine schnelle Bewegung (Ankerrad) in eine langsame Bewegung (Stundenzeiger), was definitiv falsch gedacht war, da die Feder bei der Uhr ja nicht am Ankerrad angreift.
Kurz gesagt: Ich gebe Deinem Einwand völlig recht.
Was die ausgedehnten Federn angeht: Beide Uhrwerke laufen ohne das Gewicht von Gehäuse und Tender so schnell auf den Schienen, dass sie fast aus der Kurve fliegen. Die Federn der Regulatoren üben einen spürbaren Zug aus. Aufgrund dessen und der großen Laufgeschwindigkeit kann ich mir nicht vorstellen, dass es an den Federn liegt und die Fliehkraftbremse zu schnell greift. Das Geräusch der Fliehkraftbremse kann ich übrigens bei einer sehr hohen Laufgeschwindigkeit - aber erst dann - deutlich wahrnehmen.
An die Lager der R950 habe ich einen kleinen Tropfen Öl gegeben. Die E1040 ist meines Erachtens eh schon überölt. Daher habe ich hier nichts weiter unternommen.
Ich hatte mal eine Lok, die sah beim Erwerb wie frisch geölt aus. Alles glänzte und sah gut aus. Am Ende stellte sich das vermeintlich frische Öl als verharztes Altöl heraus.
Ich klinke mich jetzt aus der Debatte aus. Es sind m.E. genug Hinweise gegeben worden.
Ich habe jetzt auch eine Märklin Uhrwerkslok R910 in meinem Besitz. Das Uhrwerk hatte auch fast null Zugkraft. Ich habe das Fahrwerk ausgebaut und überall war verklebter Staub und Fussel zu sehen. Jetzt bitte nicht erschlagen, aber ich habe das komplette Uhrwerk mit Bremsenreiniger mehrfach durchgespült und dann mit Druckluft ausgeblasen. Im Anschluss habe ich alle Zahnräder und Achsen/Buchsen mit Faller-Öl geölt. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, die Lok geht jetzt ab wie Schmidts Katze. Am Wochenende mache ich mal ein Video auf unserer Vereinslage meiner fahrenden R910.
wir haben hier einen Uhrmachermeister im Forum! Musst Du ihm das antun? Bremsenreiniger und Ölen der Zahnräder - ich hoffe nur, dass er das niemals lesen muss.