#1 von
Nichtraucher
(
gelöscht
)
, 05.11.2016 23:49
Hi,
gibt es eigentlich eine Übersicht über die möglichen Anhängerlasten/Zugkräften der Dampflok? Bei E und Diesel liest man zuweilen von Anfahr- und Dauerzugkräften, für Dampf habe ich das noch nie gefunden. Das wollte ich schon lange mal fragen aber immer wieder vergessen.
#3 von
Nichtraucher
(
gelöscht
)
, 06.11.2016 08:17
Guten Morgen,
ja, so in etwa habe ich es mir schon gedacht. Ist genug Druck da und die Last zu schwer, geht die Reibung flöten und die Antriebsräder schleudern, oder aber der Dampfdruck reicht nicht, dann wird die Fuhre langsamer bis sie steht. Ölgefüllte Hydraulikgetriebe oder Elektromotoren nehmen solche Belastungen eher mal übel zudem sie meist auch ihr gesamtes Gewicht auf die Räder drücken und dadurch besser "haften".
Es ging nur darum dass ich kürzlich in Dortmund war, dort, wo ich als Kind auf einer Mauer halb hängend und halb liegend, die Erz oder Kohlezüge von Hoesch beobachtete. Ich weiß es nicht mehr genau aber 41, 43, 44 und 50er habe ich dort gesehen und nichts von Leistung und Zugkraft gewusst. Diese Dinger waren schwarz und stark für mich, eine Lok zog, eine zweite schob diese Züge und ich fand es sehr beeindruckend.
Später blieb immer ein bisschen Interesse für die alten Dampflok zurück, sonst hätte ich meine Märklin auch kaum behalten, gelesen habe ich auch einiges und da ist mir halt aufgefallen, dass die Lasten bei den Dampflok nie dazu geschrieben werden. Auch in speziellen Bücher nicht. Ich hatte einige hier, von Horst Obermayer, "Taschenbuch Deutsche .......Lokomotiven", die Angaben fanden sich bei fast allen Fahrzeugen, nur halt bei Dampf nicht, doch auch da wird es sicher Anhaltswerte geben, was man dem jeweiligen Typ anhängen darf.
Nach dem Merkbuch werde ich gleich mal suchen, Danke für den Hinweis.
es ist eigentlich alles gesagt... Hier noch wie die Bücher aussehen, die man kaufen kann: https://www.google.de/search?q=merkbuch+...AUICSgC&dpr=0.9 (das Vierte ist dann für Diesel- und E-Loks der DR) Bei den Lastangaben muß man beachten, dass die Angaben heruntergerechnet wurden, wegen des Einsatzes von minderwertiger Kohle, da die beste Lokkohle aller Zeiten aus Schlesien nicht mehr durchgängig lieferbar war. Das steht in den Vorbemerkungen beschrieben.)
Die 43er verblieben alle bei der DR und waren bis zu ihrem Ende in der Rbd Cottbus zuhause. Die Lasten, die dort im Kohlezugverkehr bewegt wurden, waren das Ende der Loks. Sie wurden, was Rahmen und Triebwerk betrifft, dauerüberlastet. So stark waren die 43er... Wahrscheinlich hast Du Loks mit der Baureihenbezeichnung 043 gesehen, das waren die Öl 44er der DB, die nach 1968 als 043 bezeichnet wurden.
Grüße vom Pikologen
PS: Die Bücher sind die erste Unterlage, wenn ich was suche. Ebenso sind sie auch reich bebildert. Beide sehr kaufenswert und von Eisenbahnern vom Fach gemacht!
#5 von
Nichtraucher
(
gelöscht
)
, 06.11.2016 18:15
Hi,
grad mal im WWW nach Bildern von Hörde gesucht und eine 52 und eine 44 gefunden die durch den Bahnhof rollen. Ist halt etwa 50-55 Jahre her das ich als Knabe dort zusah.
ja, so in etwa habe ich es mir schon gedacht. Ist genug Druck da und die Last zu schwer, geht die Reibung flöten und die Antriebsräder schleudern, oder aber der Dampfdruck reicht nicht, dann wird die Fuhre langsamer bis sie steht. Ölgefüllte Hydraulikgetriebe oder Elektromotoren nehmen solche Belastungen eher mal übel zudem sie meist auch ihr gesamtes Gewicht auf die Räder drücken und dadurch besser "haften".
Es ging nur darum dass ich kürzlich in Dortmund war, dort, wo ich als Kind auf einer Mauer halb hängend und halb liegend, die Erz oder Kohlezüge von Hoesch beobachtete. Ich weiß es nicht mehr genau aber 41, 43, 44 und 50er habe ich dort gesehen und nichts von Leistung und Zugkraft gewusst. Diese Dinger waren schwarz und stark für mich, eine Lok zog, eine zweite schob diese Züge und ich fand es sehr beeindruckend.
...
Gruß Willy
Naja, ganz andem ist nicht so. Mit Grauen werden wohl Dampflokschlosser an die Rahmenrisse bei Dampflokomotiven der DR durch Überbelastung oder die schnelle Alterung des Kesselstahls durch Überbeanspruchung zurückdenken, die großteils dann durch das Reko-Programm beseitigt wurden. Bei hydrodynamischen Getrieben (Strömungsgetriebe) liegen diese erstens im Fahrzeugrahmen ( somit abgefederte Masse) und die Kraftübertragung zu den Achsen erfolgt durch Blindwelle und Treibstangen analog der Dampflok oder über Gelenkwellen zu den Achsgetrieben (diese dann unabgefedert, da direkt auf der Achswelle gelagert, aber wesentlich geringere Masse als ein Strömungsgetriebe). Schwächstes Glied ist dann die Gelenkwelle. Elektromotoren sind in gewissen Grenzen sehr wohl überlastbar. Bei herkömmlichen E- und Dieselelektrischen Loks musste der Anfahrvorgang beendet werden, wenn sich nach Aufschalten der Traktionsleistung der Zug nicht innerhalb von 10 Sekunden in Bewegung setzte um Einbrandstellen auf dem Kommutator zu vermeiden. Dabei liegt die Anfahrleistung (max. 5 Min) bei ~ 100-120% über der Dauerleistung (z. B. bei E 11/E42 DR 2740kW und Fahrmotorüberstromrelais mit 3000A je Fahrmotor). Da dürften somit etliche Strömlinge unterwegs sein. Moderne Drehstromloks könntste beruhigt mit aufgeschalteter Leistung stundenlang am Prellbock stehenlassen, nix da was sich einbrennen kann, nur irgendwann fangen die Fahrmotorlüfter zu "Säuseln" an.
Wenn ich so an meine Erfahrungen zurückdenke, was damals beispielsweise zwei 52er am Kohlependel Hagenwerder - Uhyst/ Sabrodt (30x Fal) zusammen "ackern" mussten, ham wir dann mit der 132er ( "Ludmilla", ich schreibs nich gern, für uns war's einfach der "Russe") alleine genommen. Anfahrströme so bei ca. 2400A/Fahrmotor und das ohne Murren, aber die Leistung war hörbar!!
Nun 2 x 52er und eine 132, das ist kein direkter Vergleich. Leg mal die Zuglastentafeln aus der 939 für beide Baureihen nebeneinander, was sagt uns das? Außerdem ist da noch zu bewerten, dass die Blechzüge Rollenlager hatten, was noch anders berechnet wurde.
"...ham wir dann mit der 132er..." -warste mal beim Bw Hoyerswerda?
Eine Dampflok geht durch die Differenz im Wasserstand zu überlasten. Wenn ich spitz und mit hohem Wasserstand in eine Steigung reinfahre, dann kann mehr Energie aus der Verdampfung entnommen werden, als in dieser Zeit in Form von Kohle-Verbrennung zugeführt wird, bis die NW-Marke erreicht wird. Hier kommt einfach der Energiespeicher Kesselwasser-Nachverdampfung zum tragen. Das hat keine andere Traktionsart.
Ich glaube es ist sehr müssig hier auf die Schnelle eine rundherum befriedigende Antwort
für die oben getroffenen Behauptungen , Aussagen , Wahrheiten o.ä. zu finden. Dazu
sind die Vergleichbarkeiten nicht wirklich gegeben. Und eine brauchbare Konstruktion gleich welcher
Art hält nur das aus, wozu sie berechnet und gebaut wurde, zumindest ist das der Wunsch der
Leute, die sie gebaut oder gekauft haben. Weiterhin ist es klar, das man schon ,wenn man vergleicht,
in etwa die gleichen Entwicklungsepochen der zu betrachteten Maschinen ins Auge fassen sollte.
Fakt ist auf jeden Fall, das die Dampflok erst durch andere Techniken ersetzt wurde, als diese so
ausgereift waren, das sich das ganze auch rechnete. Und gerade in der Überlastbarkeit beim Anfahren,
liegt die Stärke der Dampfmaschine. Eine Ellok und ein Verbrennungsmotor können nicht so ohne weiteres direkt 100 %
ihres maximalen Drehmoment auf die Schiene bringen, die Leistung muß so groß sein, das der Zug losgebrochen werden kann.
Und Drehstromloks als normale Massenware gibt´s doch erst seit 20 Jahren , da hat doch König Dampf sich schon längst aufs Altenteil zurückgezogen...
Die Anfahrzugkraftbegrenzung in Zeit und Tonnen gibt´s bei der Dampflok eben nicht, und eine steigende Getriebeöltemperatur
wie bei der hydraulischen Kraftübertragung auch nicht. Lediglich Kesseldruck, Schieberkastendruck und Füllung sind die Kriterien, welche beim Anfahren
zwar eine Rolle spielen, aber nicht begrenzt sind, allenfalls um den Dampfhaushalt zu überwachen.
Das alle diese Beanspruchungen aufs Material gehen ist doch klar, aber Kommutatoreinbrände, mit teuren Fahrmotorschäden wie ich sie zu Hauf in Opladen im Aw gesehen habe sind auch
nicht weg zu diskutieren... Elloks sind in fast allen Belangen einer Dampflok überlegen, aber sehr empfindlich in der Bedienung
beim Anfahren (Wie gesagt ich rede von Elloks klassischer Bauart ).......
Es geht hier nicht darum die Dampflok als die bessere Maschine darzustellen, da ist sie bestimmt nicht, aber in dem einen Punkt
der hochprozentigen Ausnutzung des Dampfdruckes im Zylinder und der sich entfaltenden Dehnung, da liegt ihre Stärke...
...so ist es. Außerdem ist auch noch zu bedenken, dass die Entwicklung der Dampflok vor ewigen Zeiten aufgegeben wurde. Würde man heute mit modernster Technik, eine Dampflok bauen mit allem drum und dran, wären sicherlich interessante Ergebnisse zu erwarten. Da war der Umbau der 52er von Roger Waller nur ein kleiner Ansatz. Das klassische Bilder der Dampflok wie wir sie kennen und mögen wäre kaum noch gegeben.
Hallo miteinander und Glück Auf, kurz etwas aus eigener Erfahrung dazu: Die beladenen Wismut-Erzzüge von Pirna-Rottwerndorf/Dresden-Gittersee bzw. Freital-Potschappel nach Seelingstädt, die in Werdau Lokwechsel hatten (2060 t, 104 Achsen, 26 beladene Fad-zz, gibt es von Rivarossi), kamen von Klingenberg-Colmnitz mit Doppeltraktion BR 242 (jetzt 142). Bei starker Verspätung wurde der mittägliche Zug wegen des Lokübergangs auf einen Wismut-Leerzug bei uns in Mosel ausserplanmässig umgespannt. Den Zug übernahmen dann drei Werdauer Altbau-50er als Vorspann-, Zug- und Schiebelok. Wenn die angefahren sind, dann war der Bahnhof minutenlang in Qualm und Nebel gehüllt. Von den Fahrzeiten mal ganz abgesehen, denn nach Zwickau ging es richtig "bergauf". Und wehe, der Bockwärter in Oberrothenbach hatte nicht rechtzeitig sein Signal auf Fahrt gestellt, dann hat er manche Heizerschaufel als Drohgebärde zu sehen bekommen. Nachdem die 50er durch die BR 120 (jetzt 220) abgelöst wurden, übernahmen zwei dieser "Wummen" als Zug- und Schiebelok diesen Part. Die beladenen Wismut-Erzzüge von Seelingstädt in die Erzwäsche Crossen (1030 t, 52 Achsen, 13 beladene Fad-zz) wurden von einer Altbau-50er bzw. später von einer 120, die dann von den 132 abgelöst wurden, bis Mosel gebracht, wo sie dann von einer 110 (jetzt 201) übernommen wurden. Leider, leider kann ich nicht mit Bildern dienen... Danke an opa67 - bei uns gab es seinerzeit auch keine Ludmilla - die 130/131/132 waren im alltäglichen Sprachgebrauch "Russen".