01.12.+ 02.12.2024 Tag der Modellbahn im Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg - Ruhrort

Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#1 von Udo , 15.06.2016 22:26

Hallo,

nachdem mich schon mehrere user nach Bildern der Hochbahn, die ich aktuell baue, gefragt haben, will ich mal einen Anfang zeigen.

Es geht um den Nachbau der Hochbahn von BING, die diese Firma um 1905 oder 1910 kurzzeitig angeboten hat. Die Bahn von BING (und auch Carette, der auch so eine Bahn anbot) hatte einen entscheidenden Nachteil: Die Brückenelemente hatten festgelötete oder festgeklemmte Schienen. Sowohl beim Zusammenstecken der Brückenteile, vor allem aber beim Trennen kam es manchmal zu ruckartigen Bewegungen, die bewirkten, dass die Elemente Schaden nahmen. Zudem war die Halterung statisch nicht genug stabil, so dass es zu Schwingungen und Bewegungen kam, wenn der Zug über die Anlage fuhr.



Die Größe der Anlage betrug 70 x 140 cm, war also nicht berauschend groß. Ob es weitere Teile zu dieser Hochbahn gab, kann ich nicht sagen.

Ich habe vor, diese Hochbahn nachzubauen, allerdings bedeutend größer. Zuerst einmal habe ich mir Schablonen aus dickerer Pappe geschnitten und die Umrisse auf Blech in der Stärke von 0,75 mm aufgezeichnet.
Dann kam das Ausschneiden. Schwierig, schwierig, schwierig. Blasen an den Fingern und Muskelkater. Vor allem die Innenkurven hatten es in sich. Zuerst ging nur ein Zick-Zack-Schneiden, und ganz zum Schluß wurde dann ein etwa 2 bis 5 mm breiter Streifen in einem Zug abgeschnitten. Weil man im unteren Bereich nicht so gut schneiden konnte, habe ich auch rückseitig die Schnittlinie angezeichnet und alles fertig geschnitten.









Beim Blechabwinkeln an den Enden muss man die angezeichnete Linie etwa 1 mm nach außen stehen lassen und dann abwinkeln, um ein genaues Maß zu erreichen, ansonsten wird die Brücke 2 mm länger. Überhaupt ist auf Präzision zu achten, also, dass die Teile genau winklig abgewinkelt werden usw., sonst klappt das später nicht mit dem Zusammenbau.

Die rechteckigen Öffnungen für die Haken werden mit einer Lehre angezeichnet und aufgebohrt. Danach kann man diese Löcher auf das richtige Maß auffeilen. Etwas weiter unten berichte ich über eine bessere Methode, die rechteckigen Löcher einfacher herzustellen.



Das sind die Haken, die vorgelötet jeweils links befestigt werden, also wie die Stifte bei den Schienen.



Angelötet wird so: Zwei Brückenelemente werden mit Klammern zusammengehalten, dann die vorgelöteten Haken reingesteckt, mit einem Schraubenzieher unter Druck in der Position gehalten und mit der Flamme erwärmt.





Bei der Konstruktion ergab sich eine Besonderheit. Während der normale 12-er Kreis für den elektrischen Betrieb 12 Gleise benötigt, braucht man, man höre und staune, für den Uhrwerkskreis 12 und eine halbe Schiene. Das ist bisher wohl deshalb noch nicht aufgefallen, weil niemand einen kompletten 12-er Kreis in Uhrwerk auf einer Anlage aufgebaut hat.
Als ich dann die 12 Brückenteile zusammensteckte, fehlte eine halbe Brücke. Was erst wie ein Dilemma aussah, entpuppte sich dann als Vorteil. Ich habe zwei gebogene, also keilförmige Viertelteile hergestellt (nach außen etwas verlängert, damit man da später ein Signal oder sonst etwas aufstellen kann) und der Kreis war komplett. Dann fand ich durch Ausprobieren zufällig heraus, dass man, wenn man so ein Viertelteil in entgegengesetzte Richtung zwischen zwei gebogene Brückenteile einbaut, auf diese Brückenkonstruktion auch Schienen in Spur 1 16-er Gleis auflegen kann.





Das Gelände stelle ich aus in Streifen geschnittenes Streckblech her. Höhe 27 mm, also hier jeweils 4 Kästchen. Das sind tausende von kleinen Schnitten, wobei wichtig ist, dass man das Streckblech so schneidet, dass die Erhöhung der kleinen Rhombe, die mit der Schere durchschnitten werden muss, auf der rechten Seite liegt. Andersherum stellt man NATO-Draht her. Scherengriff unter dem Blech. Natürlich an beiden Händen Handschuhe. Und aufpassen, denn auch wenn man so schneidet wie ich es empfehle, kann es NATO-Draht-Zacken geben.
Die Streifen werden gerichtet und mit einem Fächerschleifer Körnung 40 an allen vier Längsseiten abgeschliffen, bis die obere und untere Kante abgerundet ist.
Die Brückenteile werden an verschiedenen Punkten vorgelötet.



Zum Biegen des Geländes benutze ich eine starke Dachdeckerzange. Höllisch teuer, aber gut. Immer auf die Winkligkeit der Biegungen achten.















Um einen Bahnhof einzubauen und auch um sonstigen Spielbetrieb zu fördern, braucht man auch Weichen. Diese müssen allerdings verlängert werden, und zwar so, dass man am Ende auch zwei Brückenteile so einhängen kann, dass sie nicht aneinander stoßen. Deshalb sind die Weichenbrücken jeweils um eine halbe gerade Gleislänge erweitert.







Demnächst geht es weiter.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#2 von matze , 15.06.2016 22:54

Hallo Udo,
schon bei den ersten Fotos kann man erahnen wieviel Arbeit du dir vorgenommen hast. Das mit den Blasen an den Fingern und dem Muskelkater nehme ich dir ohne weiteres ab.
Aber ich bin mir sicher: Das Ergebnis wird den Aufwand rechtfertigen.
Vielleicht kannst du am Montag mal ein Element mit nach Witten bringen damit wir das Ganze auch plastisch vor Augen haben.
Gruß,
Martin


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#3 von Udo , 15.06.2016 23:00

Hallo, Martin

ja, das könnte ich machen. Vllt eine riesige BING-Brücke mit Bruchsteinmauerwerk und anschließende Brückenelemente auf Trapezständern. Diese Kombination sieht sehr gut aus. Und man kann sehen, wie stabil die ganze Konstruktion ist.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#4 von KaHaBe , 15.06.2016 23:42

Hallo Udo,

vielen Dank für das erste Zeigen. Da werdet ihr in Annen ja Freude haben.

Aber ein Riesenaufwand, den Du da betreibst; sehr wohl zutiefst beglückend. Es ist wohl so, dass unser Hobby uns einfach Spaß macht.

Liebe Grüße

Klaus Hinrich


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#5 von Blech , 16.06.2016 08:41

Udo,
als du erstmals von diesem Projekt gesprochen hast, war ich schon erstaunt -ich ahnte die Arbeit!
Jetzt, wo die ersten Teile für uns sichtbar werden, bestätigt sich das.
Wenn einer -ja, dann du!
Ich freue mich schon auf weitere Teilberichte -und dann 2017 auf die öffentliche Premiere!
Es wird wohl dort DAS Schaustück werden.
Wo? Wird heute noch nicht verraten. Das sagt uns dann der Udo am Ende seines lehrreichen Bauberichts.
Schöne Grüße aus Hessen
-und am Montag, 25.6., beim Stammtisch im HIRSCH, Frankfurt-Oberrad sehen wir uns
Botho


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#6 von pvmann , 16.06.2016 09:48

Hallo Udo,

ich drücke Dir auch die Daumen und wünsche viel Erfolg und Geduld zu diesem ganz tollen Projekt!

Schöne Grüße aus Donauwörth/Budapest!
Sandor


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#7 von matze , 16.06.2016 12:59

Hallo Botho,
wenn Udo seine Bahn fertig hat, lassen wir euch in Frankfurt den Vorrang. Danach aber kommt Witten an die Reihe. Außerdem haben wir auch den Platz für eine praktische Vorführung.

An Klaus Hinrich: wohl dem, der solch handwerkliche Fähigkeiten hat (wie Udo). Von nun an ist ihm kein Ding unmöglich. Ich kann da nur neidlos zuschauen und mich an der Kreativität der anderen erfreuen.
Gruß,
Martin


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#8 von Blech , 16.06.2016 14:00

Martin -
die Erstaufführung von Udos Meisterwerk wird weder in Witten, noch in Frankfurt sein.
Dem Meister gebührt ein größeres Auditorium.
Schöne Zeit wünscht
Botho


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#9 von Udo , 16.06.2016 16:14

Hallo,

schön, dass euch der Bau der Hochbahn gefällt. Und vllt wird iwann jemand das nachbauen. Deshalb diese kleinen Hinweise, denn es klappt, wenn man so etwas neu aufbaut, auch nicht alles auf Anhieb. Und am Blech geschnitten habe ich mich auch ein paar mal, aber ich habe es überlebt.

Zur zuletzt gezeigten Weichenbrücke hier schon mal eine lackierte Weiche. Bei der wird aber noch der Mittelweg wie bei BING üblich in schmutzig-orange lackiert.





Die Brückenteile brauchen nun ihre Pfeiler. Hier eine Anzahl von zugeschnittenen Einzelteilen, die anschließend zusammengelötet werden.



Um die Pfeiler alle gleich aussehen zu lassen, habe ich mir eine Lehre gebaut. Um unbeabsichtigtes Verlöten zu vermeiden , ist die Lehre aus Alublech hergestellt.





Um die runden Standfüße genau winklig anlöten zu können, wird der Pfeiler in diese Lehre gehängt.







Die noch aufzuschraubenden Blechnasen der Pfeiler werden in Pfeilerklammern gesteckt. Zuerst hatte ich vor, ein flaches Rechteckrohr dafür zu nehmen. Eils-Wolfgang hatte mir schon passendes Material besorgt. Danke, Eils-Wolfgang !
Dann aber hatte ich die Idee, einfach umgekantetes Stahlblech zu nehmen und dieses aufzulöten. Hier hat man den Vorteil, diese Klammer mit einem leichten Hammerschlag etwas enger zu klopfen, damit die Pfeilernase saugend in die Pfeilerklammer geht, denn sonst besteht die Gefahr, dass der Pfeiler wieder herausfallen kann.
Oben auf dem Amboß liegt ein umgebogener Blechstreifen. Vor dem Amboß sieht man eine Lehre. Die kommt zwischen die Klammer, bevor diese mit dem Hammer passend geklopft wird. So habe ich immer den gleichen Spaltabstand.





Die Klammern werden mit einer Lehre aus Alublech festgelötet. Wenn man aber erst einmal eine Brücke klammermäßig fertig hat, genügt es, wenn man das nächste Brückenstück einhängt. Man sieht dann in etwa, wo die Klammer befestigt werden muß.















Die Pfeiler sind grundiert.





Hier die fertigen Pfeiler mit der Doppelnase.





Weiter oben habe ich geschrieben, dass ich eine leichtere Methode habe, die Löcher rechteckig herzustellen. Die Rechtecklöcher werden mit einer Lehre angezeichnet. Die Mittellinie bekommt drei Körnerlöcher, die zuerst mit 2,5 mm und danach mit 5 mm aufgebohrt werde. Erst die Löcher rechts und links bohren und dann sanft in der Mitte. Mit einer flachen und einer Vierkant-Schlüsselfeile lassen sich die Löcher jetzt ruck-zuck feilen.





Probeauslegen







Weil einmal ein Bahnhof angeschlossen werden soll, müssen die Gleise erstens parallel sein und zweitens einen gleich hohen Abschluss haben. Zur Überprüfung habe ich einen großen Winkel genutzt.









Da die Hochbahn auch mit Oberleitung ausgestattet werden soll, wurden unter der Platte zwei Klammern eingelötet, die später einen Blechstab, an der der Oberleitungsmast angeschraubt worden ist, halten sollen.





Vor der Grundierung.



Fertig bis auf die schmutzig-orangene Fahrbahn



eine lange BING-Doppelbrücke wird kompatibel gemacht.







Die Brücke mit drei Mauerwerkpfeiler. Seitlich kommen noch Halterungen für die Oberleitung dran. Danach werden die Steine bemalt.







Demnächst geht es weiter.

Schönen Gruß
Udo


Bikeman findet das Top
 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#10 von Blech , 16.06.2016 16:25

...da bleibt mit die Spucke weg!
Und welche Dimensionen die Sache annimmt...
Schöne Grüße aus Hessen
Botho


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#11 von henrik , 16.06.2016 17:01

Moin Udo,

meinen allergrößten RESPEKT!!!
Super Arbeit!

Gruß, Henrik


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#12 von matze , 16.06.2016 17:01

Udo, das wird ja immer schöner. Vor soviel Ausdauer kann man den Hut ziehen.
Gruß,
Martin


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#13 von horst-dieter , 16.06.2016 21:05

Hallo Udo,
ich muss gestehen, dass ich dein Vorhaben, so als Feierabendbastelei,
abgetan habe.
Wenn ich jetzt sehe, was du da an Arbeit, Fleiß und Können,
da reingesteckt hast.
Ich bin Baff.
Allerdings möchte ich mal wissen, ob du mal beruflich vorbelastet warst.
Ein Laie wird dieses Objekt wohl nicht durchführen können.
Top und eine tiefe Verneigung vor deiner Arbeit.


Grüße aus Langen Rhein-Main


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#14 von Udo , 16.06.2016 21:27

Hallo, Horst-Dieter,

ja, beruflich bin ich schon vorbelastet, denn vor meinem Studium haben meine Eltern verlangt, dass ich eine Lehre mache - sicherheitshalber. Ok, ich habe die drei Jahre lang bei FORD absolviert, und das war gut so, denn, was ich da gelernt habe - so unendlich viel, das hat sich später bezahlt gemacht.

Übrigens, als Abschlussarbeit im ersten Lehrjahr mussten wir einen kleinen Amboss auf geschabter Platte herstellen. Das Teil habe ich nicht nur bis heute, bis heute benutze ich diesen kleinen Amboß fast täglich für meine Arbeiten. Manchmal kann man das gute Stück auf den Bildern sehen.

Gerade habe ich die Masthalterungen für die Oberleitungen an den drei Bruchsteinmauern der großen BING-Brücke fertiggestellt. Hier die Bilder:





Es fehlen noch die Querbohrungen. Die mache ich morgen.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#15 von caepsele , 19.06.2016 20:21

Hallo Udo!
Da bin ich jetzt wirklich auf das Bing-Treffen gespannt! Die hattest ja das letzte Mal angekündigt!
Die Triebwagen hast Du schon? Glaub der Uwe hat die Originale im Museum, aber ohne Hochbahn...
Gruß und noch viel Spaß und Erfolg!
Harry


 
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zuletzt bearbeitet 19.06.2016 | Top

RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#16 von KaHaBe , 20.06.2016 18:58



Klaus Hinrich


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#17 von matze , 21.06.2016 09:08

Hallo zusammen,
wir hatten gestern abend beim Stammtisch in Witten das Vergnügen Teile der Hochbahn live zu betrachten. Also, da entsteht wirklich was ganz Feines und wer im nächsten Jahr die Möglichkeit hat, zum Ort der Präsentation der kompletten Bahn zu kommen, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen.

Viele Grüße
Martin


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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#18 von Udo , 21.06.2016 16:50

Hallo,

Bilder von der langen BING-Doppelbrücke mit jetzt hohen Pfeilern und angeschlossenen weiteren Brückenteilen der Hochbahn kann man hier sehen

Stammtisch in Witten a.d.Ruhr (7)

Der kurze Mittelpfeiler der Brücke in Zeigelstein-Mauerwerk ist mit diesem Bruchstein-Mauerwerk überdeckt. Die beiden Anschlußstücke rechts und links wurden so gebaut, dass sie in die Nasenlöcher passten, die ursprünglich einmal die Schwellen der Gleise aufgenommen hatten. An den Pfeilern sieht man vorne je eine Halterung für die Oberleitungsmaste, die dort eingesteckt und mit einer Schraube gesichert werden.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#19 von Udo , 22.06.2016 19:21

Hallo,

gerade habe ich die lange BING-Brücke nochmals aufgestellt. Und oben drauf eine BING-Rangier-Lok mit zwei Waggons von DORFAN und einem Caboose von Kraus-Fandor. Sieht iwie gut aus. Die Oberleitungsmaste kommen mal später, wenn die ganzen Masten hergestellt werden.







Im Moment stelle ich gerade Brückenteile her. Die Bohrungen für die Rechtecklöcher sind fertig - jetzt ist Feilen angesagt. 72 x feilen. Dann abkanten.

Wie man merkt, es geht weiter, aber nicht ganz so schnell wie man gerne möchte, denn mein Alter macht sich schon bemerkbar. Allerdings hält mich die Arbeit fit. Das ist eben auch wichtig.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#20 von Udo , 28.06.2016 14:27

Hallo,

im Zusammenhang mit dem Bau der Hochbahn nach BING habe ich einige interessante Hinweise auf diese Hochbahn-Spielzeuge vor über 100 Jahren gefunden.

Eine große Überraschung war ein gebogenes Hochbahnteil von Carette einschließlich dem dazugehörigen Pfeiler. Robert hatte diese beiden Teile im Rucksack aus Italien zum Frankfurter Blechbahnstammtisch mitgebracht.

Es hat da früher wohl mehr als eine Kiste gegeben, in der die Hochbahn, teilweise noch im original Papier und Karton eingepackt, aufbewahrt worden war. Und eine der Kisten mit den gebogenen Brückenteilen ist dann im Laufe der Jahrzehnte abhanden gekommen. In dem Rest befanden sich nur noch drei gebogene Teile, eine Anzahl gerader Brückenteile, jede Menge dazu gehörige Pfeiler und anderes Zubehör einschließlich der Metro von Carette in der Spur 1.



Der Pfeiler aus Eisenguss hat eine Höhe von 148 mm, ist also 7 mm niedriger als die Ausführungen von BING und Märklin. Die Höhe der Fahrbahn unter dem Gleis betrug bei Märklin 155 mm. Das weiß man, weil es in Italien eine Konstruktionszeichnung für diese Teile von Märklin gibt.
Leider hat Carette die Hochbahn in Spur 1 zu niedrig gebaut, so dass es nicht möglich ist, mit den entsprechenden Fahrzeugen auch unter der Hochbahn durchzufahren.



Die Gleise werden mit gefederten Wipphaken, die in kleinen Schlitzen an den Schienenenden einrasten, gehalten. Genau dieses System hat Kraus-Fandor eins zu eins von Carette übernommen.
Die Brückenteile waren zur Stabilisierung mit Nuten versehen. Die Schienen wurden festgelascht, die Stromschiene war ein Metallband mit verschränkten fischmaulähnlichen Enden, die ineinander fassten. An einem Ende ein rundes Loch, in das eine Lampe kam.





Die Fahrzeuge von Carette, die auch zur Hochbahn passten, wurden mit Uhrwerk-Antrieb oder mit einem Motor für Schwachstrom oder Starkstrom angeboten. Es gab sie sowohl in Spur 0 als auch in Spur 1, wobei es mehr verschiedenen Teile für die Spur 1 gab. Für einen Kreis benötigte man bei Spur 0 sechs Brückenteile, bei Spur 1 acht.
Carette hat für diese Hochbahn die Wagen der Pariser Metro gewählt, die 1900 anläßlich der Pariser Weltausstellung ihren Betrieb aufnahm. Höchstwahrscheinlich wurde diese Bahn bei Carette schon vor 1909 angeboten.









Gustav Reder schreibt in seinem Buch "Mit Uhrwerk, Dampf und Strom", dass die Nachfrage nach Hochbahnen um die Jahrhundertwende recht groß gewesen sein muss. Es wurden Ständer hergestellt, auf denen normale Schienen verlegt werden konnten, so dass normale Eisenbahnzüge zu Hochbahnen wurden. Märklin scheint da der Urheber dieser Idee gewesen zu sein. Im Katalog von 1898 sieht man, wie so eine Hochbahn von Märklin aussah.
Die Ständer gab es in vier Varianten, eine in fest, eine verstellbar und zwei verschiedene für die schrägen Schwellen in den Kurven. Angeboten wurde alles jeweils für die Spuren 0, 1 und 2. An den jeweiligen Enden dieser Ständer gab es Löcher, in die Geländer eingesteckt werden konnten, um im Entgleisungsfall ein Hinabstürzen des Zuges zu verhindern.



Dazu passend gab es bei Märklin eine "Hochbahnstation, reizend, mit Aufzug, Fahrtanzeiger, Rollbahn, Abfertigung etc." (rechtes Bild).

Auf eine Hochbahn gehört natürlich ein elektrischer Triebwagenzug. Märklin baute einen solchen nach einem Vorbild der New Yorker Hochbahn mit den kennzeichnenden Mitteltüren und der Aufschrift "District Railway". Den Triebwagenzug gab es in Spur 0 und 1, elektrisch und mit Uhrwerk-Aufzug, wobei das Uhrwerk ganz geschickt zwischen den beiden Drehgestellen unterhalb des Wagenbodens angebracht worden war (mittleres Bild).

Ganz unten auf dem Bild sieht man die Hochbahn von BUB mit den Ständern aus Blech, die es von 1908 bis 1911 gab. Auch diese Hochbahn wurde in Spur 0 und 1 gefertigt.



So schön der Pariser Metro-Zug auch war, Märklin wollte noch mehr und bot einen Triebwagenzug der Berliner Hochbahn an. Der war sehr ansprechend konstruiert und hatte sogar eine Stromabnahme an einer seitlich angeordneten Stromschiene, an der eine federnde Zunge entlang glitt. Mit Inneneinrichtung gab es diese Triebwagen in Spur 0 und 1, jeweils mit einem Permanentmotor versehen, so dass die Fahrtrichtung durch einen Polwender gesteuert werden konnte. Zusätzlich gab es in Spur 1 noch eine Ausführung mit Starkstrommotor.(unteres Bild, Abbildung bei Reder mit falschem Text).



In keinem Katalog von Märklin aufgeführt, aber bei einem Sammler in Barcelona vorhanden ist ein weiterer Zwei-Wagen-Zug der Berliner U-Bahn. Die Fenster und Türen entsprechen genau dem Vorbild und auch die Farben in Rot für die zweite Klasse und Gelb für die dritte Klasse gibt es so beim Vorbild.



Auch Carette baute damals ab 1911 einen dreiteiligen Berliner U-Bahn-Zug (oberes Bild).



Übrigens gab es von Carette auch einen einfachen und preiswerten Hochbahnzug mit aus Blech hergestellten Stützen und straßenbahnähnlichen Wagen.



Bei Reder erwähnt wird auch der Pariser Fabrikant Maltête, der in seinem Katalog von 1902 eine Hochbahn anbot, die ähnlich wie bei der frühen Ausführung von Märklin normale Gleise auf Stelzen aufwies. In den USA produzierten Ives und Lionell solche Hochbahnen. BING erwähnt Reder nur ganz kurz mit dem Hinweis, dass die zweiachsigen Metro-Modelle dieser Firma um 1912 die Waggons anstatt wie bei Carette mit hölzerner Außenwandverkleidung nur mit glatten blechverkleideten Wänden ausgeführt wurden. Ich habe Metro-Wagen von BING nur in den Katalogen von 1909 und 1912 gesehen, aber nicht die Hochbahn selber. Es scheint so zu sein, dass BING die Produktion der Fahrbahn kurzfristig aufgegeben hat.

Problem bei allen diesen Hochbahnen ist die Tatsache, dass die meisten Anlagen konstruktionsbedingt nicht überlebt haben. Nur entsprechende Fahrzeuge tauchen ab und zu auf.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#21 von märklinman , 02.07.2016 02:18

Zitat von Udo im Beitrag #20
So schön der Pariser Metro-Zug auch war, Märklin wollte noch mehr und bot einen Triebwagenzug der Berliner Hochbahn an. Der war sehr ansprechend konstruiert und hatte sogar eine Stromabnahme an einer seitlich angeordneten Stromschiene, an der eine federnde Zunge entlang glitt.



Hallo Udo,

wäre so eine seitliche Stromschiene nicht ein interessantes Projekt für dich, nachdem du schon eine funktionierende Tinplate Oberleitung gemeistert hast?
Solch Stromschiene passt doch perfekt zu deiner tollen Hochbahn!

Grüße,

Michael


mein Sammel- und Spielgebiet: Märklin Spur 0 elektrisch und Dampfmaschinen


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#22 von Udo , 03.07.2016 22:07

Hallo, Michael,

stimmt, das sähe bestimmt gut aus. Nur habe ich von diesen seitlichen Stromschienen von Märklin noch nie ein Bild gesehen. Vllt hat jemand dazu Informationen und kann solche Bilder einstellen.

Wenn so etwas nachbaubar ist, würde ich eventuell auch den Märklin-S-Bahn-Zug nachbauen. Aber erst 2017.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#23 von Udo , 13.02.2017 23:09

Hallo,

auf dem Treffen "Tischbahn trifft Unimog" 2017 in Gaggenau habe ich die Hochbahn nach der Vorlage von BING aufgebaut.

Die gesamte Anlage stand auf 12 Biertischen, die vom Museum angeliefert wurden, und hatte eine Fläche von etwa 5,50 x 2,70 m mit einer Hochbahn, einem Ausweichgleis für den mittig liegenden Bahnsteig, einer Hochbahn-Kehrschleife und einer Rampe, die von 15 jeweils einen Zentimeter kleineren Bruchsteinmauerwerken (natürlich aus Blech) gestützt wurde in einer gesamten Länge von 4,50 m, mit unten liegenden Gleisen und einer weiteren Kehrschleife. Zum besseren Bedienen der Innenfläche wurde mittig ein Biertisch weggelassen und durch drei verschiebbare Platten überbrückt. Es hat sich aber herausgestellt, dass es besser gewesen wäre, noch zwei weitere Biertische an anderer Stelle herauszunehmen und diese zu überbrücken, damit man an alle Teile der inneren Anlage problemlos herankommt.

Zusätzlich wurde eine funktionierende Oberleitung eingebaut. Es stellte sich heraus, dass die verlegten Gleise nicht immer perfekt unter der Oberleitung und damit unter den Pantographen lagen, so dass sich manchmal die Loks (oft zur Freude der zuschauenden Kinder) verhakten. Dann wurde nachgebessert und die Gleise an den Schwellen mit einem Stück UHU-Pads fixiert. Außerdem konnte ich feststellen, dass die Masseversorgung im ebenen Bereich nicht optimal war. Es gab für eine zusätzliche Masseeinspeisung zwar entsprechendes Material, alleine es fehlte wegen des enormen Besucherandrangs die Zeit, diese Einspeisung zu verlegen. So wurde dann der Trafo für den unteren Bereich mehr aufgedreht.

Und jetzt die Bilder. Zuerst einmal ein Überblick über die Anlage.



















Hier sieht man ganz hinten die auf Pfeilern ruhende Auffahrt in einer Länge von 4,50 m, die die Uhrwerk-Loks von BING und Kraus mühelos meisterten, Kraus sogar vier Mal hintereinander.



Die hier im Forum bereits vorgestellte Berliner S-Bahn als Viertelzug mit Märklin-Uhrwerk steht am Bahnsteig und wartet auf die Abfahrt.





Dieser Holztriebwagen mit Zuglaufschild Köln-Berlin, laut Inschrift gebaut im Dezember 1938, ist mit einem Märklin-Uhrwerk versehen.



Die E-Lok 855 von Kraus-Fandor auf der Hochbahnstrecke.





Auch hier im Forum wurde der Umbau dieser E-Lok von Distler beschrieben.















Drei dieser D-Zug-Waggons hat Kraus-Fandor hergestellt, und der grüne Personenwagen ist von BING.





Zum Schluß wurden noch zwei Bierwaggons angehängt, einmal ein Waggon der Dortmunder Aktien-Brauerei mit der Schutzmarke in der Vorkriegs-Ausführung, aber der Aufschrift "Deutsche Bundesbahn", also aus der Zeit nach dem Krieg, in der seltenen Ausführung mit geprägtem Blech, hergestellt von Keim, als auch ein Waggon für Tucherbier von Kraus-Fandor in der ganz seltenen Spur-0-Ausführung.






Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#24 von Gelöschtes Mitglied , 13.02.2017 23:30

Hallo Udo,
welch eine grandiose Leistung! Alles alleine gemacht, alleine auf und abgebaut und am Wochenende die Anlage betreut. Du bist ja unverwüstlich! Alle Achtung!
Viele Grüße
Wolfgang



RE: Die Hochbahn von BING von 1905/ 1910

#25 von Eils Wolfgang Kaeppel , 13.02.2017 23:36

Hallo Udo

Da sieht mann ja endlich mal Dein Wunderwerk, um das Du ja wohl lange gebaut hast.
Hast bestimmt lange gebraucht sie in Gaggenau aufzubauen. sieht toll aus .Da hat sich die Mühe der Arbeit doch gelohnt,
zumal das ja ein einmaliges Unikat ist. Kommt noch mehr dazu oder ist die Bahn so fertiggestellt.

Schöne Grüße aus dem Taunus

Eils Wolfgang


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