Hallo,
nachdem mich schon mehrere user nach Bildern der Hochbahn, die ich aktuell baue, gefragt haben, will ich mal einen Anfang zeigen.
Es geht um den Nachbau der Hochbahn von BING, die diese Firma um 1905 oder 1910 kurzzeitig angeboten hat. Die Bahn von BING (und auch Carette, der auch so eine Bahn anbot) hatte einen entscheidenden Nachteil: Die Brückenelemente hatten festgelötete oder festgeklemmte Schienen. Sowohl beim Zusammenstecken der Brückenteile, vor allem aber beim Trennen kam es manchmal zu ruckartigen Bewegungen, die bewirkten, dass die Elemente Schaden nahmen. Zudem war die Halterung statisch nicht genug stabil, so dass es zu Schwingungen und Bewegungen kam, wenn der Zug über die Anlage fuhr.
Die Größe der Anlage betrug 70 x 140 cm, war also nicht berauschend groß. Ob es weitere Teile zu dieser Hochbahn gab, kann ich nicht sagen.
Ich habe vor, diese Hochbahn nachzubauen, allerdings bedeutend größer. Zuerst einmal habe ich mir Schablonen aus dickerer Pappe geschnitten und die Umrisse auf Blech in der Stärke von 0,75 mm aufgezeichnet.
Dann kam das Ausschneiden. Schwierig, schwierig, schwierig. Blasen an den Fingern und Muskelkater. Vor allem die Innenkurven hatten es in sich. Zuerst ging nur ein Zick-Zack-Schneiden, und ganz zum Schluß wurde dann ein etwa 2 bis 5 mm breiter Streifen in einem Zug abgeschnitten. Weil man im unteren Bereich nicht so gut schneiden konnte, habe ich auch rückseitig die Schnittlinie angezeichnet und alles fertig geschnitten.
Beim Blechabwinkeln an den Enden muss man die angezeichnete Linie etwa 1 mm nach außen stehen lassen und dann abwinkeln, um ein genaues Maß zu erreichen, ansonsten wird die Brücke 2 mm länger. Überhaupt ist auf Präzision zu achten, also, dass die Teile genau winklig abgewinkelt werden usw., sonst klappt das später nicht mit dem Zusammenbau.
Die rechteckigen Öffnungen für die Haken werden mit einer Lehre angezeichnet und aufgebohrt. Danach kann man diese Löcher auf das richtige Maß auffeilen. Etwas weiter unten berichte ich über eine bessere Methode, die rechteckigen Löcher einfacher herzustellen.
Das sind die Haken, die vorgelötet jeweils links befestigt werden, also wie die Stifte bei den Schienen.
Angelötet wird so: Zwei Brückenelemente werden mit Klammern zusammengehalten, dann die vorgelöteten Haken reingesteckt, mit einem Schraubenzieher unter Druck in der Position gehalten und mit der Flamme erwärmt.
Bei der Konstruktion ergab sich eine Besonderheit. Während der normale 12-er Kreis für den elektrischen Betrieb 12 Gleise benötigt, braucht man, man höre und staune, für den Uhrwerkskreis 12 und eine halbe Schiene. Das ist bisher wohl deshalb noch nicht aufgefallen, weil niemand einen kompletten 12-er Kreis in Uhrwerk auf einer Anlage aufgebaut hat.
Als ich dann die 12 Brückenteile zusammensteckte, fehlte eine halbe Brücke. Was erst wie ein Dilemma aussah, entpuppte sich dann als Vorteil. Ich habe zwei gebogene, also keilförmige Viertelteile hergestellt (nach außen etwas verlängert, damit man da später ein Signal oder sonst etwas aufstellen kann) und der Kreis war komplett. Dann fand ich durch Ausprobieren zufällig heraus, dass man, wenn man so ein Viertelteil in entgegengesetzte Richtung zwischen zwei gebogene Brückenteile einbaut, auf diese Brückenkonstruktion auch Schienen in Spur 1 16-er Gleis auflegen kann.
Das Gelände stelle ich aus in Streifen geschnittenes Streckblech her. Höhe 27 mm, also hier jeweils 4 Kästchen. Das sind tausende von kleinen Schnitten, wobei wichtig ist, dass man das Streckblech so schneidet, dass die Erhöhung der kleinen Rhombe, die mit der Schere durchschnitten werden muss, auf der rechten Seite liegt. Andersherum stellt man NATO-Draht her. Scherengriff unter dem Blech. Natürlich an beiden Händen Handschuhe. Und aufpassen, denn auch wenn man so schneidet wie ich es empfehle, kann es NATO-Draht-Zacken geben.
Die Streifen werden gerichtet und mit einem Fächerschleifer Körnung 40 an allen vier Längsseiten abgeschliffen, bis die obere und untere Kante abgerundet ist.
Die Brückenteile werden an verschiedenen Punkten vorgelötet.
Zum Biegen des Geländes benutze ich eine starke Dachdeckerzange. Höllisch teuer, aber gut. Immer auf die Winkligkeit der Biegungen achten.
Um einen Bahnhof einzubauen und auch um sonstigen Spielbetrieb zu fördern, braucht man auch Weichen. Diese müssen allerdings verlängert werden, und zwar so, dass man am Ende auch zwei Brückenteile so einhängen kann, dass sie nicht aneinander stoßen. Deshalb sind die Weichenbrücken jeweils um eine halbe gerade Gleislänge erweitert.
Demnächst geht es weiter.
Schönen Gruß
Udo