Meine liebe Frau und ich waren im Januar 2015 in Berlin. Dort haben wir eine Modellbahnausstellung mit Börse besucht. Und, wie es so kommt, dort wurde eine sehr gut erhaltene BR65 von Fleischmann angeboten. Testlauf OK, optisch sehr gut also gekauft!
Dann stellte sich später heraus dass der Motor doch arg verschlissen ist. Mit viel Lärm und kreischen lief der Lok doch noch. Aber, nachdem das Gehäuse abgenommen wurde, stellten sich verschlissene Lager als wahrscheinliche Ursache heraus. Nachforschungen ergaben, dass man das komplette Fahrgestell mit Motor kaufen muss als E-Teil. Schon mal viel teurer als die Lok gekostet hat.
Der alte Fleischmann-Motor ist von einem vorbesitzer mit Blei und Epoxy "behandelt" - wahrscheinlich um Schwungmasse zu erzeugen.
Das Lagerschild, dass sich gut für einen Digitalumbau eignen würde. Aber, das Lager zeigt fast 0,5 mm Spiel....
Weil ich schon erfolgreich eine PIKO BR52 Kondenstender mit einem CD-ROM DC-Motörchen umgebaut habe (Bericht ist hier im DDR Forum drin) habe ich mir gedacht ob das nicht auch hier klappt. Also, im Karton mit den ausgebauten CD-Laufwerk Motoren reingeschaut. Und, man glaubt es kaum, da war eine Mabuchi mit genau der richtigen Breite drin!
Dieser Motor (ein starker Bursche mit 1,1 Amp Strom bei gebremster Achse) müsste passen. Die M1.6 Drahtbohrungen passen gut ins Fahrgestell.
Also, jetzt mal überlegt ob ich den Messing Antriebsflansch der Mabuchi nicht "umfunktionieren" könnte, damit das Fleischmannritzel da wieder drauf geht. Kann man. Auf die Drehbank wurde der Motor eingespannt im Futter. Der Motor sorgt selbst für die erforderliche Drehzahl beim abdrehen. Sorgfältig abgedreht entstand eine Aufnahme für das originale Ritzel. Dieses Ritzel ausbohren in der Drehbank und schon konnte ich prüfen ob das alles klappt. Aber, noch nicht festkleben! Der Motor kann danach nicht mehr ausgebaut werden.
Das alte Sinterbronze-Lager aus dem Fahrgestell rausgenommen (den Felzrand wegschleifen und dann rausdrücken). Damit war Platz für die Ritzelaufnahme auf dem neuen Motor.
Das Ritzel abdrücken (sitzt wirklich bombenfest!)
Und nachdem die M1.6 Bohrungen gemacht worden sind, ist der neuer Motor am Platz.
Dennoch ist die Breite des Mabuchimotors etwas zu gross. Das rechte Lokrad kommt ganz wenig in Berührung mit dem Motorgehäuse. Könnte man verkraften, aber es bildet sich auch einen Kurzschluss. Die Digitalelektronik würde dauernd spinnen! Also, die Lösung war einfach. Für das Durchfahren von 358 mm Bogen haben diese Achsen etwas seitliches Spiel. Aber, wie Tests zeigten, eigentlich zu viel. Mit einer Unterlegscheibe aus 0,2 mm Kunststoff wurde das rechte Lokrad etwas limitiert in der Seitenbewegung und trotzdem fährt die Lok noch immer sanft den kleinsten Bogen - sowohl links wie rechts.
Fahrtests im PWM Analogmodus ergaben einen wunderbar stillen Lauf und - weil der Motor eben so hoch drehen kann - eine weltrekordverdächtige Topgeschwindigkeit der Lok.....
Viel wichtiger, es war schon klar dass mit einem Lastgeregelten Motorantrieb, das Kriechverhalten der Lok sehr gut sein müsste!
Jetzt war der Umbau im wesentlichen beendet und konnte ich mich über den Einbau eines Uhlenbrock 76425 Decoders Gedanken machen.
Jetzt geht's weiter mit dem Teil II: Einbau des Uhlenbrock 76425 Decoders.
Die Fleischmänner haben beim Entwurf der BR65 entweder gut nachedacht oder einfach Glück gehabt. Ich vermute (vonwegen FMZ) die erste Möglichkeit. Weil, der schön ausgestatteter Führerstandraum brauch man nicht mit Elektronik voll zu stopfen. Dahinter reicht der Platz allemal, und zwar oben/in dem Bleiklotz der für Anpressdruck auf dem Nachläufer sorgt.
Hier sieht man, dass im Bleiklotz Platz geschaffen werden kann (5 mm Fräse). Was rausgeholt worden ist an Blei wird in etwa kompensiert mit Bleiplättchen die zusammengelötet werden mit dem Bleikörper. Zugleich bietet es sich an einen Führerstandbeleuchtung einzubauen. Der verwendeter Decoder bietet zwei extra Schaltfunktionen. Ich habe mich für A1 (mit F1 standard schaltbar, grünes Kabel) entschieden. Der gemeinsamer Pluspol für die Schaltfunktionen versorgt dann auch dieses Lämpchen. Die Lampenhalterung ist aus doppelseitiger Leiterplatte gemacht. Damit hat man einen schönen Anschlusspunkt für die drei Lampen und deren gemeinsamen Pluspol. An die Rückseite ist die grüne Leitung dann angeschlossen. Nachdem man die korrekte Einbauhöhe ermittelt hat wird mit zwei-komponenten Kleber den Halter an die Bleimasse befestigt. Das Kupfer an der Rückseite zuerst beim Blei auftrennen, sonst Kurzschluss! Jetzt kann der Führerstand van oben schön beleuchtet werden.
Aber, zuerst werden die originalen Lämpchen mit einem Massedraht versehen und isoliert in den Fassungen gesteckt. Der originaler "Pluspol" bleibt behalten, die Selenplättchen werden entfernt und aufgehoben.
Hier sehen wir schon wie es später zusammengebaut sein wird.
Passt! Aber, mit den Anschlusskabeln nach oben wird es zu eng, der Kabelbaum wird die "Kurve" nicht kriegen, da oben im Kohlenbunker.
Also, in einer Feinlötaktion werden alle Drähte umgekehrt, so dass der Decoder mit den Anschlüssen nach unten reingeht. Wie man hier oben sieht.
Selbstverständlich darf so kein Strom drauf gesezt werden, Kurzschlüsse wo man nur schauen kann. Also, der Decoder sauber in einer Tasche aus Isolierkarton gesteckt und dann ist der Decoder sicher am Platz.
Die zwei Kabel von der Frontbeleuchtung werden sauber verlegt und an eine NEM652-ähnliche Kontaktreihe angelötet. Das gleiche für Strom- und Motoranschlusskabel. Ich habe hier freie Wahl der Kontaktbelegung, also habe ich die vom Kabellauf her meist praktischen Asnchlüsse gewählt. Klar, am Steckerende müssen die Decoderlitzen dann korrekt angelötet sein! Man braucht eine derartige Steckerverbindung eigentlich nicht, die Kabel können auch direkt angelötet sein mit Schrumpfschlauch drum. Aber, jetzt ist einen Decoderaustausch einfach möglich. Der Platz zwischen Motor und Lokkessel ist genau breit genug. Besser noch, die zwei Kontaktreihen auf einander gelegt klemmen leicht beim Zusammenbau vom Kessel und Rahmen.
Hier sehen wir wie der Kabelbaum mit den sechs Drähten durch den Spalt zwischen Gehäuse und Rahmen gut nach oben/hinten zum Decoder hin verlaufen kann.
Und hier oben sehen wir das Ergebnis vor dem Aufsetzen des Lokgehäuses. Nach der Montage des Kessels schiebt man den Stecker weiter nach unten, der Kabelbaum legt sich am Rahmen und die ganze Chose ist unsichtbar untergebracht.
Ob das alles dann sauber funktioniert? Sehen Sie sich dazu folgendes Video an!
Bisher hab ich leider noch kein CD/DVD-ROM-Laufwerk gefunden, in dem ein passend schmaler Motor gesteckt hätte. Außerdem sind das meistens 6V-Motoren! Wie kommen die mit den 16-18V gepulster Digitalspannung zurecht? Wie sind da Eure Langzeiterfahrungen?
Ich überlege gerade, eine Fleischmann SBB auf so einen Motor umzubauen, weil der Fleischmann Rundmotor zusammen mit dem SD21A Digitaldecoder nicht genügend Leistung bringt. Ob da so ein CD-Laufwerksmotor mehr leistung bringen würde?