Hallo,
manchmal erhält man Loks, die in einem total schlechten Zustand sind. Das war so bei der jetzt vorgestellten PLM-Lok von Märklin in Spur 1. Viele Fehlteile, verzogen und mit über 200 Dellen. Es hatte schon mal jemand versucht, die Dellen ohne auszubeulen zuzuspachteln, aber das war nichts geworden.
Die Aufgabe war, alten Spachtel zu beseitigen, die Dellen so weit wie möglich auszubeulen, neu zu verspachteln, schleifen, Glätte überprüfen, nachspachteln usw. Zudem brauchte ich verschiedene fehlende Teile, die ich herstellte oder auch umbaute.
Zuerst einmal habe ich die iwann entfernten Halbrundprofile aus Messing für die Blechverstärkung unter dem Vorläufer ersetzt. Dort sieht man noch den Verdichter, der nicht nur kompliziert angeschraubt war, sondern die Mutter war anschließend noch verlötet worden. Dieser Verdichter und die anschließende Leitung wurde später auch entfernt und natürlich nach dem Lackieren wieder eingesetzt.
So gespachtelt sah der Lokkörper aus. In der Unteransicht sieht man eines der beiden Haltebleche für den Uhrwerk-Motor. Diese Bleche waren angebrochen, weil Märklin diese Teile hochkant, also nicht überlappend oder winklig angelötet hatte. Völlig rätselhaft, warum Märklin das so gemacht hat. Nun habe ich die Bleche mit einer sauberen breiten Lötnaht an das Fahrgestell gelötet. Jetzt hält das Blech.
Erste Spachtelarbeiten. Im Hinblick auf den total schlechten Zustand der Lok (eigentlich Totalschaden) wurde zur optischen Aufbesserung wie bei der "Schönen Württembergerin" ein zusätzliches Fenster im Führerhaus angebracht.
Zwischenzeitlich habe ich das Gestänge hergestellt. Blechstreifen und Halbrundprofil, passend gebogen, festgeklemmt und aufgelötet. Danach passend geschliffen und gefeilt.
Nach mehrmaligem Spachteln, Schleifen, Überprüfen der Oberflächenglätte wurde nach Reinigung die Grundierung aufgesprüht.
Zuerst wurde die Lok von unten schwarz lackiert.
Nachdem der schwarze Lack auf dem Kessel total getrocknet war, habe ich für die goldenen Kesselringe Korrekturbänder im schmalen Abstand aufgeklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass diese aufgeklebten Korrekturbänder absolut winklig zum Kessel stehen, sonst hat man später mehr oder weniger schiefe Ringe. Die Dellen auf dem Kessel sind die Eindrücke von den beiden Domen und der Sandleitung. Die sieht man nach der Montage nicht mehr.
Die Radauschnitte bekommen einen goldenen Zierstreifen. Original gibt es zwar zwei bzw. drei Streifen, aber optisch sieht ein Streifen besser aus. Um die Streifen zu ziehen, habe ich mir aus Karteikartenpappe sechs Schablonen gefertigt, die unten drunter eine ähnlich geformte kleinere Pappe aufgeklebt bekamen, so dass keine Lackfarbe unter die Pappe laufen konnte. Die Pappstückchen selbst habe ich mit Mask-Liner (geht auch mit Korrektur-Liner oder auch mit Fensterfarbe) aufgeklebt, so dass sie später problemlos wieder abgelöst werden konnten. Der Strich selber wurde mit Edding 780 paintmarker gold 0,8 mm aufgebracht. Beim Ziehen der Bögen einatmen, aufhören zu atmen und Strich ziehen, weiter atmen. Der wird dann ganz gerade (der Strich).
Melissa und Sean kamen zu Besuch und konnten als Erste die umgebaute PLM ansehen.
Jetzt einige Bilder der umgebauten Lok. Der Tender kam dann mal später dazu mit aufgeklebten Griffkugeln aus Blei oder so etwas und Nieten-Abbildungen mit Plakatfarbe. Die Kugeln wurden durch Neusilberkugeln ersetzt, die richtig fest mit einer Drahtstange aufgelötet wurden. Die Nieten habe ich mit einem Werkzeug aus dem Uhrmacher-Schraubenzieherset mit leicht gebogener Spitze aufgetragen, indem ich die Spitze in dünn aufgetragenen Lack auf einer Alufolie eingetippt und dann die Farbe auf die jeweils noch schwach sichtbaren alten Nietpunkte übertragen habe. Das war eine ordentliche Fleißarbeit, denn der Tender war noch die ganz alte Ausführung mit den vielen Nietreihen. Märklin hat dann später den Nietabstand verdoppelt, um weniger Nieten aufzumalen. Die Linien wurden mit Hilfe von Korrekturband gemalt.
Übrigens, die runde Türe am Ende des Kessels hat (anscheinend original) nur diesen einen Griff und nicht die später angebrachte Griffstange mit den Galeriehaltern und dem Drehgriff in der Mitte. Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck gehabt, dass die Türe mal ausgewechselt worden wäre.
Die Lok mit Tender ist 74,5 cm lang und passt in den Türrahmen.
Hier ein Detail der Bremsanlage, die Märklin später wegfallen ließ
So, ich hoffe, dass euch die Bilder gefallen haben.
Dank sagen möchte ich Botho, der mir den Tender seiner PLM zwecks Vermessen zur Verfügung gestellt hat. Ich habe mir danach eine technische Zeichnung angefertigt, um den Tender nachzubauen. Drehgestelle dafür und auch das Fahrgestell von Märklin hatte ich schon, aber dann lief mir dieser vorher schon beschriebene "getürkte" Tender über den Weg.
Umsonst sind die Ersatzteile nicht, denn von den extra langen Fahrgestellen habe ich insgesamt sechs Stück bekommen, und wie ich mich kenne, werde ich eines Tages daraus andere schöne Waggons bauen wie beispielsweise den Budweiser-Waggon, aber in einer anderen Ausführung als von Märklin bekannt, so etwa um 1900. Man wird sehen.
Schönen Gruß
Udo