Wer sich genauer mit seinen alten Modellbahnstücken beschäftigt, ist bemüht, neben dem historischem Hintergrund auch Näheres über den Firmensitz und die Gebäude, der Geburtsstätte der Objekte seines Begehrens, zu recherchieren, bzw., zu erfahren, ob evtl. noch etwas von den Firmengebäuden nachweisbar ist.
Informative Bilddokumentationen sind häufig auf den erstellten Rechnungen an die belieferten Kunden der Firmen zu finden, wird hier doch der Briefkopf auch als Werbeinformation mit Blickfang für den Käufer genutzt, welch große, imposante Ausdehnung die Produktionsstätte des erworbenen Objektes, das bezahlt werden soll, hat, und so an Hand der Größe des Komplexes die Bedeutung des Unternehmens vermittelt wird. Auch erlangte Auszeichnungen in Form von Medaillen, z.B. auf Weltausstellungen, zieren den Briefkopf. Bing hat das treffend praktiziert. So sind z. B. Auszeichnungen in Form der erworbenen Medaillen auf einer Rechnung vom 03.August 1886 aufgeführt,
und vom 01. Februar 1897,
Eine Rechnung vom 13. August 1901
Eine frühe Abbildung des Firmen-Gebäudekomplexes ist zu sehen auf dem schon oben aufgeführten Schriftstück vom 03.August 1886.
Die erstellte Rechnung vom 02. Dezember 1909 vermittelt den Gesamteindruck über die Ausdehnung der Gebäude des Produktionskomplexes in Nürnberg.
Interesse weckt das Hauptgebäude mit der Portal-Überschrift „GEBR. BING. A.G.“( Pfeilmarkierung auf obigem Bild) Ob da noch einiges die Kriegszerstörungen des WW 2 überstanden hat? Aus der Luft stellte sich heute der ehemalige Gebäudekomplex von Bing bei Google–Earth so dar:
Die anschließende Suche vor Ort ergab, dass das Gebäude in Nürnberg-Gleishammer tatsächlich noch existiert, selbst der Abdruck der Lettern des Schriftzuges über dem Hauptportal ist noch lesbar.
Sehr viel schlichter nun wirkt der Briefkopf aus dem Jahr 1932, wobei dem Schreiben Hinweise auf die Bemühungen, Kundschaft zu sichern und sich auf dem Absatzmarkt zu behaupten, erkennbar sind.
Über das Ende der Bing-Werke entschied bekanntermaßen die Eröffnung des Konkursverfahrens am 24. August 1932.
schöne und spannende Recherchen hast du da angestellt.
Zu dem Firmengebäude in Nürnberg: der Komplex sieht ja vollständig erhalten aus. Allerdings wirkt er auf mich schon seit längerem ungenutzt. Gibt es weiter Informationen zu dem Gebäude, z.b. wie lange es schon leer steht und wie es damit weitergehen soll?
Einen Hinweis zu den Abbildungen: Die Gebäude sind in den Fronten, im Bereich der Hinterhöfe usw. exakt so gezeichnet, wie sie heute noch aussehen. Das heißt, jedes Fenster, jedes Tor usw. ist auf der Zeichnung an genau der richtigen Stelle. Aber die Größe der Gebäude insgesamt stimmte nicht. Solche Gebäude wurden nach einem bestimmten Schema immer größer gezeichnet als sie in der Wirklichkeit waren.
Zum Gebäude selber: Auf Grund des Bildes des Eingangtores, einer Konstruktion des Jugendstils, mit anschließenden architektonischen Gebäudeteilen aus der gleichen Zeit gehe ich davon aus, dass alles unter Denkmalschutz steht. Es darf also nicht abgerissen oder verändert werden. Es stellt sich überhaupt die Frage, wer der Eigentümer ist und ob überhaupt die Familie BING noch Anteile hat. Schließlich ist seinerzeit ja nicht alles in die Konkursmasse eingeflossen, weil die Firma als solche in zahlreiche Einzelunternehmen aufgeteilt war.
Irgendwo habe ich doch mal gelesen, dass BING im Kleinen wieder anfangen will (?) Aber da ist dieses Gebäude wohl zu groß, jedoch einige Räume täten es auch.
Hallo Vor ein paar Jahren haben ein Tinplate-Freund und ich auf Einladung eines Nürnberger Freundes eine Museumstournee im fränkischen Raum absolviert. Dabei interessierte uns auch der ehemalige Sitz der Firma Bing. Wir umrundeten das Areal und machten fleißig Fotos, bis plötzlich ein schwarz uniformierter Herr vor uns stand und fragte, was wir hier wollten. Wir erklärten ihm die Umstände, aber er wusste nichts von einer Firma Bing und erklärte, Fotografieren sei absolut unerwünscht. Der Gebäudekomplex sei Sitz der Firma Diehl. Wir hatten den Eindruck, dass er uns als Spione betrachtete, denn wir erfuhren im Nachhinein, dass es sich um einen der größten deutschen Rüstungskonzern handelt. Uns war aber der Name nur als Hersteller von Schaltuhren und dergleichen bekannt. Wir waren richtig froh, nicht verhaftet worden zu sein! Dieses Erlebnis kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich mit dem Namen Bing in Kontakt komme. Schöne Grüße Swiss-Tinplater
Hallo Swiss-Ttinplater und alle Bing-Interessierten, hier habe ich einen Verweis in der Firmen-Präsentation von Diehl auf den Standort Nürnberg gefunden, siehe http://www.diehl.com/de/diehl-gruppe/unt...lding-gmbh.html Die Welt ist klein. Die Firma, bei der ich 1976 meine erste Arbeitsstelle antrat, installierte einen CTM-Computer. Später wurde CTM dann vom Diehl Konzern übernommen, der tatsächlich Rüstungsgüter, Uhren und Computer in seinem Portfolio hatte. Gruß Karl P.S. @Swiss-Tinplater: Wahrscheinlich hätten Dich die Herren in der schwarzen Uniform gleich wieder laufen lassen, schließlich bist Du Schweizer Bürger!
in Deutschland kann man alles fotografieren, was öffentlich zugänglich ist, es sei denn, es ist ausdrücklich verboten wie beispielsweise bestimmte militärische Einrichtungen. Und festgenommen wird man deswegen sowieso nicht, weil es keinen Straftatbestand gibt (verhaftet wird man nur, wenn ein Haftbefehl vorliegt).
Dieser wichtige schwarz uniformierte Mann war nur ein kleines Licht, das sich größer machen wollte. Er ist für das Firmengebäude zuständig, ok, aber auf der Straße hat er nichts zu sagen. Und wo die Straße bzw. das öffentlich zugängliche Gebiet aufhört, steht in den Landesstraßengesetzen. Da hat sich schon so mancher Grundstückseigentümer gewundert, dass er für in seinem Eigentum befindliche Grundstück im Bereich von Fußgängerzonen (die Grundstücke gehen ja aus der Historie manchmal weit in die Fußgängerzone hinein) eine Sondernutzungserlaubnis beantragen muss und dafür auch noch Gebühren zahlen soll.
Hier noch was kurioses von Bing, man beachte die Versandzeit (Eingangsstempel des Nachnahmebelegs). Von Nürberg nach Bischofswerda in Sachsen fast 6 Monate. Hatte wohl 1918 keine Priorität.
Hallo! @ Sammelwahn. Besten Dank für die interessanten Ergänzungen! @ Jens B und Udo: Muss gestehen, dass ich die Recherche bereits in den 1990er Jahren gemacht habe. Damals konnte man in den Innenhof. Reste von den Kaminen oder irgendwelchen Werkstätten waren nicht mehr nachweisbar. Erinnere mich an stattfindende Ausbaumaßnahmen, die wie Wohnungsbau wirkten. Eine Bürokanzlei war schon eingezogen. ( Firmenschild neben Tor). Die jetzige Nutzung ist ja von kablech erklärt. @ Swiss-Tinplater. Das ist mit in ähnlicher Form auch passiert. War aber nicht bedrohlich. Abschließend Dank an die konstuktiven Kommentargeber. Schön, was dann so ins Gesamt herauskommt. Grüße, R.R.
Bing hatte die Spielwarenproduktion 1932 eingestellt. Aber wohl noch Jahre Lagerbestände verkauft.
Was mit den ganzen anderen Bereichen des Konzernes passierte? Ein Teil wurde von Fritz Hintermeyer übernommen und existiert heute noch: http://www.bingpower.de
Gerade die Tage an einem neuen BMW-Motorrad die Einspritzanlage angeschaut: Bing! Sind die Autos von BMW auch mit Bing-Anlagen ausgestattet?
Diehl: von der Küchenuhr bis zum Kriegsgerät... Aber immerhin sind die Gebäude erhalten. Gibts aktuelle Aufnahmen? Bing hatte in späteren Jahren darauf hingewiesen, dass es sich um nicht retuschierte Fliegeraufnahmen handelt...