Hallo, ich habe hier mal einen Text aus Wikipedia kopiert:
"Der Niederspannungstechniker und Diplomingenieur Eugen Engelhardt aus Geneiken, einem kleinen Ort in der Nähe von Mönchengladbach, teilte im zertrümmerten Nachkriegsdeutschland mit vielen anderen das Problem der Arbeitslosigkeit und den täglichen Kampf ums Überleben für sich und seine Familie. Anfang 1946 hörte Engelhardt in einer Nachrichtenmeldung im Radio, dass in der britischen Besatzungszone die Herstellung von Spielzeug freigegeben wurde. Es war das auslösende Moment für eine spontane Idee: „Ich baue eine Eisenbahn!“, rief er seiner Frau zu. Engelhardt setzte sich an den Küchentisch und fertigte seine erste Konstruktionszeichnung einer elektrisch angetriebenen Modelldampflok."
Zuerst einmal: Der Ortsteil, in dem ich wohne, wird "Geneicken" geschrieben. Jetzt kommt das Problem: Hier in Geneicken kennt niemand den Herrn Engelhardt. Ist jemanden unter den Sammlern die damalige genaue Anschrift bekannt?
Übrigens, das Stellwerk und Schrankenwärterhaus, an dem seinerzeit Engelhardt jeden Nachmittag um 16.00 Uhr stand, um sich genaue Notizen zum um diese Uhrzeit vorbeirollenden Zug der britischen Garnison zu machen, steht immer noch und beherbergt einen Kiosk mit kleinem Café. Etwas weiter reckt sich imposant der alte Bahnhof, heute Restaurant, empor, und davor steht auf einem Stück Gleis einer der D-Zug-Waggons, die Engelhardt skizziert hat.
Das waren also die Anfänge von ROKAL. Wer sich noch mehr für die Anfänge von ROKAL interessiert, dem sei eine Broschüre empfohlen: DGEG, Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V., Nachrichten Heft 75 vom Nov./ Dez. 1986. Hier wird viele Seiten lang mit vielen Bildern über die Entstehung der Eisenbahnstrecke Mönchengladbach Hbf-Rheydt-Geneicken-Rheydt-Odenkirchen berichtet. Das sind die Grundlagen, auf denen ROKAL entstand.
dass in deinem Wohnort Eugen Engelhardt nicht bekannt ist, dürfte daran liegen, dass er als Folge des Zweiten Weltkrieges als Vertriebener aus dem Osten Deutschlands in Geneicken eine Bleibe gefunden hatte, wo auch der Gedanke entstand eine Modelleisenbahn zu bauen.
Die von dir genannte Bahnstrecke hatte, ausser dem zitierten Zug der britischen Garnison, dessen Waggons Engelhardt als Vorbild für die ersten Rokal-D-Zugwagen dienten, nichts mit der Rokal-Modelleisenbahn zu tun, das war reiner Zufall.
Ebenso wie Engelhard's Lokomotive "Ähnlichkeiten" mit einer Märklin Stromlinien-Dampflok aufweist, die er beim Kaufhof in Mönchengladbach gesehen hatte, mit der die besagten Wagen den ersten Rokal-Zug bildeten.
Mit dem funktionstüchtigen Handmuster der Lok besuchte Engelhardt 1946 den Fabrikaten Robert Kahrmann in Lobberich am Niederrhein und fand in Herrn Kahrmann's Guss-Armaturenfabrik den Hersteller für seine 12 mm Bahn.
Die Zusammenarbeit zwischen Engelhardt und der Firma Rokal währte nicht lange, Engelhardt verliess die Firma - die weitere Entwicklung auf dem Weg zur "richtigen" Modelleisenbahn geschah ohne ihn.
Literaturtipp: Manfred Albersmann aus Lobberich hat "Die Geschichte der Rokal-Modelleisenbahn" aufgeschrieben - und vor ca. 10 Jahren im Eigenverlag herausgebracht.
danke für deine Informationen. Ja, Engelhardt kam aus dem Osten, das hatte ich schon gehört. Aber seine Oma wohnte in Geineicken; wahrscheinlich die Mutter seiner Frau mit einem anderen Nachnamen. Trotzdem, in dem "Kaff" Geneicken mit Schützen- und Heimatverein wurden "Neue" und auch die Menschen aus dem Osten leicht schräg angesehen.
Auch wenn Engelhardt nur kurz in dem Bereich Eisenbahn tätig war (zumindest die "Zündung" für den Eisenbahnbau kam durch die Bahn, die durch Geneicken fuhr), würde mich interessieren, was aus Engelhardt geworden ist. Ich muss mal im Stadtarchiv Mönchengladbach nachhaken; vllt gibt es dort Informationen. Hier in Geneicken bekomme ich nichts, auch nicht vom Heimatverein, der sich für weiß ich was interessiert, aber beispielsweise strikt abstreitet, dass es in Geneicken auch nur eine Brauerei gegeben hat. Dabei gab es sogar drei verschiedene, und zwei von denen stehen noch als Gebäude.
Ich will damit andeuten, dass die Interessen hier nicht so sehr am Alten hängen, sondern vllt, wie man das nächste Mars-Platz-Fest ausrichtet oder so etwas. ROKAL ? Noch nie gehört.
das mit dem Verhalten im Heimatverein ist sicher ein Generationen"problem", wo das alte und bewährte für wenig fortschrittlich gehalten wird, und demzufolge kein Interesse findet ...
Nach dem Ausscheiden bei Rokal ist Herr Engelhardt wieder in seinen ursprünglichen Beruf, irgendwas mit Elektrotechnik, zurückgekehrt, meines Wissens hat er dann bei einer Firma in Wuppertal gearbeitet.
Es ist natürlich zutreffend, dass von Engelhardt die entscheidenden Impulse für den Beginn der Modellbahnfertigung bei ROKAL erfolgt sind, aber die Weiterentwicklung der TT-Bahn vom Spielzeug zu einer in den 1950er bis 1970er Jahren recht verbreiteten Modelleisenbahn, durch das anfangs unter seiner Leitung gebildete und nach seinem Ausscheiden erweiterte Team innerhalb der zuletzt ca. 2.000 Mitarbeiter umfassenden Rokal-Werke, nichts mehr mit Engelhardt zu tun hat.
Rokal ist ein sehr interessantes Thema im Bereich Modelleisenbahnen. Obwohl die Produktion als Folge u.a. der ersten Wirtschaftskrise (1967) in der damaligen Bundesrepublik 1974 endgültig nach einem noch erfolgten Verkauf an die Röwa-Modelleisenbahnen eingestellt wurde hat die Bahn noch heute einen treuen Liebhaber- und Sammlerkreis. Dazu darf ich persönlich mich auch zählen.
Ich habe in den mir vorliegenden Aufzeichnungen von Eugen Engelhardt folgendes gefunden:
"Der erste D-Zugwagen" "Dafür brauchte ich ein Vorbild - maßstabsgerechte Abbildungen waren damals nirgendwo aufzutreiben - ich wußte mir zu helfen - da fuhr 1946 der Nord-Süd-Express der Alliierten - für die Besiegten nicht zugelassen - von Gladbach kommend - nicht die frühere Hauptstrecke lang - die war noch kaputt - über Bahnhof Geneiken nach Köln - also auch an der Schranke zum Gerstacker - mit gemäßigten Tempo vorbei - und sie lag keine 2 Minuten von Opas Haus im Winkel - das geschah täglich gegen 16 Uhr - da rannte ich mit Skizzenblock bewaffnet hin - des Öfteren - so schnell kann man ja garnicht gucken - zählte die Fenster - malte die Geschalt des Waggons aufs Papier - vorne und hinten - untereinander waren sie sogar verschieden - bis ich das Bild für meine Druckgußform fertig hatte - spaßig was?"
Wo sich die Schranke zum Gerstacker oder die Straße "Im Winkel" befand ist mir leider nicht bekannt. Im Übrigen war Engelhardt ab 27. März 1950 Verkaufsleiter der Firma Metzenauer & Jung in Wuppertal.
Die Bahnlinie durch Geneicken ist seit Jahren stillgelegt und teilweise abgebaut. Trotzdem kann man den Verlauf vom Hbf MG nach MG-Odenkirchen noch gut erkennen. Der Bahnübergang "zum Gerstacker" ist heute an der "Breite Straße", wo in unmittelbarer Nähe zum BÜ der Weg "Am Gerstacker" liegt (zwischen Bahn und Grenzlandstadio). Möglich, dass der Schrankenposten damals "Gerstacker" hieß.
Auf der östlichen Bahnseite gibt es noch heute die Straße "Im Winkel", die U-förmig an der Breiten Straße liegt. Bei Bing kann man sich die Straße aus der Schrägansicht (Vogelperspektive) anschauen. Neben Mehrfamilienhäusern aus den 60er und 70er Jahren gibt es eine Reihe älterer Häuser, die in den 1950er Jahren entstanden sein dürften. Und "keine 2 Gehminuten" passt auch ganz gut. Bing Vogelperspektive
Ich hoffe, dass die beiden Links zu Google und Bing bei allen funktionieren.
Worauf ich seit Jahren noch keine Antwort gefunden habe ist, um welche Wagen es sich handelt, die Eugen Engelhardt als Vorbild genommen hat. Da es sich bei dem 'Nord-Süd-Express' um einen Zug der Alliierten handelte, dürften hier englische oder amerikanische Personen- und Packwagen - möglicherweise sogar Pullman-Wagen für die Offiziere - zum Einsatz gekommen sein. Es gibt Ähnlichkeiten zu historischen Fahrzeugen aus England, aber so ganz richtig passt das bei keinem. Es gab bei der DRG vor dem 2. WK einen 'Nord-Süd-Express', der aber von Berlin nach Süden (Berlin-Dresden-Prag-Wien ???) führte und natürlich nichts mit dem hier gesuchten Zug zu tun hat.
Vielleicht findet sich ja auch noch dieser Stein im großen Rokal-Puzzle.
Hallo, sehr interessante Antworten. "Gerstacker" kenne ich - da gibt es eine Erdgas-Tankstelle für meinen Pkw. "Im Winkel" habe ich noch nicht befahren, weiß aber jetzt, wo das ist. Da werde ich am Wochenende mal nachfragen nach Eugen Engelhardt bzw. nach seinem Opa und seiner Oma. Vielleicht steht ja das Haus noch und man kann ein Bild davon machen, von der Urzelle der ROKAL-Bahn. Und ganz toll wäre ein Bild von der Küche, in der Engelhardt rumgebastelt hat.
Übrigens gibt es an der Kreuzung Breite Straße / Am Gerstacker heute noch eine betriebene Bahnstrecke für die Schwertransport von riesigen Transformatoren, Kabelrollen-Waggons und Eisenbahn-Signal-Anlagen. Sie endet kurz vor dem heute als Restaurant betriebenen Bahnhof Geneicken. In der anderen Richtung führt sie zum Hbf Mönchengladbach.
deinen Hinweis auf den abgestellten Waggon im Bahnhof Geneicken habe ich zuerst glatt überlesen. Wenn Du mal mit der Kamera in der Ecke unterwegs bist, wäre es toll, wenn Du auch Bilder von dem Waggon im Bahnhof Geneicken machen könntest. Von München (ohne Gladbach) nach Mönchen (mit Gladbach) :-) ist es etwas weit, sonst würde ich selber mal vorbeischauen.
Hallo, Stefan, mache ich. Allerdings - ich habe keine Ahnung von Bauarten solcher Waggons. Könnte natürlich auch ein anderer Waggon sein als der, den Engelhardt gesehen und aufgezeichnet hat.
Bei der Gelegenheit noch eine Bemerkung zu einem vorherigen Hinweis: Ich glaube kaum, dass die britische Besatzung Waggons aus Großbritannien mitgebracht hat. Die haben sich noch unbeschädigte Waggons der Reichsbahn besorgt und die zu ihren Zwecken eingesetzt.
Bei der in diesem verlinkten Youtube-Filmchen gezeigte ROKAL-Bahn handelt es sich um die 7 m lange ROKAL-Modulanlage der ROKAL-Freunde Lobberich, erbaut und betreut von lego_silberrad, die im Zinkhütter Hof in Stolberg erstmals mit ihrem neuen Hintergrund präsentiert wurde. Während der Ausstellung wurden die ROKAL-Freunde beim Anlagenauf- und -abbau sowie bei der Anlagenbetreuung tatkräftig unterstützt durch Hans und Pierre vom TT Nederland, daher wohl der nicht ganz richtige Kommentar "Hier wird eine ROKAL-Bahn in Spur TT gezeigt, die ein Sammler aus den Niederlanden aufgebaut hatte.".
Ich bezweifel, dass man heute noch Zeitzeugen in Geneicken findet, die sich an Eugen Engelhardt erinnern können, der vor nunmehr 66 Jahren(!) wahrscheinlich nur zwei/drei Jahre dort gelebt haben dürfte. Seine nach ROKAL folgende Arbeitsstelle in Wuppertal hat er wohl kaum von Geneicken aus aufgesucht. Allein in alten Melderegistern der ehemals selbständigen Stadt Rheydt(!) sollte der Name Eugen Engelhardt vielleicht zu finden sein und damit seine genaue damalige Wohnanschrift. Ob sich die Straßenbenennung und die Hausnummerierung ggf. inzwischen geändert haben könnte, müsste ebenfalls geprüft werden. Es ließe sich so sicherlich das ehemalige Wohnhaus von Engelhardt und seiner Familie finden ...