In seinem Buch „Mit Uhrwerk, Dampf und Strom“ widmet Gustav Reder der Bahnpost ein eigenes Kapitel: Zitat: „Während auf dem Kontinent die Postsäcke nur auf den Bahnhöfen während des Stillstands der Züge ein- und ausgeladen wurden, erfanden die praktischen Engländer ein Verfahren, die Postsäcke während der Fahrt auszuwechseln, um Aufenthalte zu vermeiden. In Abb: 237 seines Buches auf S. 99
ist zu sehen, wie dies geschah. Zitat: "Neben den Schienen war eine Säule aufgestellt, an der an einem Haken gleitend der aufzunehmende Postsack hing. Ein Teil der Wagenwand war klappbar ausgelegt und streifte im Vorbeifahren den Postsack ab, der in das Innere des Wagens fiel. Anschließend war ein Fangnetz vorgesehen, das den aus dem Wagen geworfenen Sack-ohne das dieser Schaden nahm- auffing. Im Bing-Modell aus dem Jahre 1902 wurden diese Funktionen durch eine deutlich sichtbare Mittelschiene, gegen die ein vom Wagenboden herabhängender Anschlag stieß, automatisch ausgelöst.“ In diesem Zusammenhang sei auf den Vortrag von M. Dietz : Bericht für 26.Tinplateforum, 22.04.2012, „Englische Bahnpostwagen“ verwiesen.
Die folgenden Bilder zeigen das „Automatical Mail Bag Set, Gauge I“ von Bing entsprechend der Katalogausgabe des Jahres 1906.
Hallo, ein solches Modell hatte natürlich einen enormen Spielwert (für Kinder und vermutlich auch für Erwachsene). Vielen Dank, riera, daß Du uns ab und zu solche Schätze zeigst! Ich bin begeistert.
Wer sehen will, wie das im Echtbetrieb funktionierte, dem sei der Film "Night Mail" von 1936 empfohlen. Zu sehen bei Youtube unter http://www.youtube.com/watch?v=oMdlu0DdTtg Es wird sowohl das Aufnehmen als auch das Abwerfen der Postsäcke gezeigt. Es ist ein herrlicher Schwarzweiß-Film. Leider kommt am Anfang Werbung, aber die kann man nach einigen Sekunden überspringen.
Bei den Briten ging halt Geschwindigkeit über alles, dazu gehörte, daß der Zug möglichst wenig anhalten musste. Daher auch solche Einrichtungen wie das Aufnehmen von Wasser für die Dampflok während der Fahrt aus einem Wasserbehälter zwischen den Schienen. Ein Schnorchel wurde abgesenkt und der Druck durch die Vorwärtsbewegung der Lok drückte das Wasser in den Tender. Oder der Gang für den Lokführer und Heizer durch den Tender mit Übergangsmöglichkeit zum ersten Waggon. So konnte während der Fahrt ein Personalwechsel vorgenommen werden.
Gruß an alle England/Britannien-Eisenbahn-Fans Karl