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RE: Feuer im Harz - HSB stellt Zugverkehr ein

#26 von Droge Dampf , 09.06.2022 23:37

Guten Abend Markus, guten Abend Allerseits,

Zitat von Petz im Beitrag #23
Ich kann nur nicht nachvollziehen das sich Dampflokpuristen so auf die Kohlefeuerung versteifen


nicht nur Du! Ich vermute einmal ganz stark, daß diese Jungs noch nie als Heizer auf einem Dampfer gefahren sind.
In den 70ern habe ich die Ottbergener Heizer bedauert, die mal schnell 8 Tonnen bewegt haben. In der damaligen DDR wurden die Heizer noch mehr gefordert, gute Kohle war Mangelware
Eine Öl-Lok ist nicht nur weniger belastend für den Heizer, sie ist auch leistungsfähiger.
Dampflok bedeutet nicht automatisch auch Kohle und das Bunker-Öl C war damals Abfallprodukt.
Heute würde man sicherlich Diesel verfeuern und das stinkt ganz schön.

Viele Grüße und Fahrt Frei für die Dampfer
Horst


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RE: Feuer im Harz - HSB stellt Zugverkehr ein

#27 von Rhombe , 10.06.2022 01:14

Hallo Norbert,

Ja, die Meinungen gehen da weit auseinander und prallen dann oft wieder hart aufeinander, das ist meistens weder sinnvoll noch hilfreich. Das Augenmaß wäre da meist ein effektiver Ratgeber, da hast Du recht.
Ich wollte auch nicht hart stänkern, gegen Dich überhaupt nie, nur eine andere Perspektive anbringen.
Wie gesagt, es ist eine radikale Einzelposition der HSB die Schuld für alles zu geben, Unfug. Aber es ist genauso fahrlässig sich diese Position herauszupicken und dann von genereller allgemeiner Ablehnung, Panikmache oder gar Sabotage anzufangen, dass ist einfach nicht wahr. Dafür ist der Zustand des Harzes auch zu offensichtlich.

Die Pläne zu Wiederaufforstung großer Gebiete des Harzes nach WK2 sind ja noch vorhanden, schon damals hat man gewusst, dass das kein gesunder Wald ist, wenn man überall Fichten setzt. Man hat hat es trotzdem gemacht, weil man lieber schnell viel Holzmasse haben wollte und die Nachteile in kauf nahm. Der Harz hat da leider auch eine gewisse Tradition in "eigenwilliger" Forstwirtschaft, kein Wunder, so viele -...rode´s wie es dort gibt....

Auch die Schmalspur-Eisenbahn wird dort ihren Platz haben, warum auch nicht. Da werden sich auch sicher Menschen finden, die eine Dampflok erleben wollen und können. Das können die Leute dann zu der Zeit überlegen und entscheiden. Die Zukunfts Norbert´s und Daniel´s könnten sich allerdings schwer tun mit der Erinnerung, wenn es ringsum ausschaut, wie in einem Tagebaurestloch, dass ist meine Sorge.

Ich kann immer rummeckern und sagen "ja, die machen doch auch...", ja, aber das ändert nichts an der Prognose. Zudem, schon jetzt hat man sich eine weitere Form der Radikalisierung und des Extremismus herangezogen, braucht kein Mensch. Na, da sind wir wieder beim Augenmaß...

Viele Grüsse von der Elbe an den Rhein, Daniel


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RE: Feuer im Harz - HSB stellt Zugverkehr ein

#28 von Georg , 10.06.2022 21:45

Rhombe schrieb:
Die Pläne zu Wiederaufforstung großer Gebiete des Harzes nach WK2 sind ja noch vorhanden, schon damals hat man gewusst, dass das kein gesunder Wald ist, wenn man überall Fichten setzt. Man hat hat es trotzdem gemacht, weil man lieber schnell viel Holzmasse haben wollte und die Nachteile in kauf nahm. Der Harz hat da leider auch eine gewisse Tradition in "eigenwilliger" Forstwirtschaft, kein Wunder, so viele -...rode´s wie es dort gibt....

Ich bin das erste Mal 1956 im Westharz gewesen. Den Ostharz habe ich erst 20 Jahre später kennengelernt. Mein Vater hat mir 1956 die Grenze bei Hohegeiß gezeigt (mein erstes Zusammentreffen mit dem Eisernen Vorhang) und mir sind die vielen abgeholzten Berghänge aufgefallen. Mein Vater erklärte mir, daß man das Holz unter Anderem im damals noch aktiven Bergbau als Aussteifung gebraucht hätte. Auch für den Wiederaufbau der Häuser wurde seinerzeit viel Holz benötigt. Man hat dann wieder mit den Bäumen aufgeforstet, die schnell wachsen und Profit versprachen. Aber wie so vieles kam mit dem Bedarf nach Bäumen anders. Während in den 1950ern und frühen 60ern Telefon- und Stromleitungen noch an Holzpfählen hingen, und noch mit Holz geheizt wurde, fand nach und nach die Ölheizung ihren Weg in den Heizkeller. Wurde bis dahin von eifrigen Sammlern das Reisigholz freiwillig gesammelt, interessierte sich nun auf einmal keiner mehr für das anfallende Totholz. In den späten 1960ern machte sich dann auch der beginnende Import von billigem Fichte-/Tannenholz für Bauzwecke aus der damaligen Sowjetunion auf dem Holzmarkt bemerkbar.

Welche Holzart hätte man denn im Harz pflanzen sollen? Bedenkt es steinige Berghänge.
Die Fichte ist ein ausgesprochener Flachwurzler. Wenn ihr mal eine vom Sturm umgewehte Fichte gesehen habt, dann wird gesamte Wurzelteller aus der Erde gerissen. Dann sieht man, daß selbst eine ausgewachsene Fichte nicht mal einen Meter tief wurzelt. Einen solchen Baum kann man nicht an einem Berghang pflanzen. Anders sieht es mit der Kiefer aus. Sie wächst auf sandigen Böden (z.B. Mark Brandenburg) und entwickelt eine 10 m tiefe Pfahlwurzel, um an das Grundwasser zu kommen. Weht so eine Kiefer bei Sturm um, bricht der Stamm in einer Höhe von etwa 3 bis 4 Meter ab. Die Wurzel verbleibt im Boden. Die Tanne ist, was die Wurzel anbetrifft so ein Mittelding von Fichte und Kiefer. Sie entwickelt eine etwa 3 bis 4 Meter tiefe Pfahlwurzel, bildet aber einen Wurzelteller wie die Fichte. Und damit die Tanne für den Harz geeignet.

Dann muß man die Baumgrenze berücksichtigen. Der Brocken selbst ist kahl, und befindet sich oberhalb der Baumgrenze. Allenfalls ein paar verkrüppelte Nadelbäume wachsen da noch. In Wenigerode befindet man sich auf 240 m Meereshöhe. Da wachsen auch noch Laubbäume, die aber mit zunehmender Höhe von Nadelbäumen abgelöst werden. Der widerstandsfähigste Laubbaum ist die Birke.(bildet in Finnland ganze Wälder). Mit seiner Pfahlwurzel ist er nicht ideal fpr steinige Untergründe. Die Waldbrände sind in dem Bereich oberhalb der Grenze für Laubbäume ausgebrochen. Also in dem Bereich, wo man üblichrweise Nadelbäume heimisch sind. Insofern sollte man unseren Vorfahren keinen Vorwurf machen, wenn sie auf Fichten und Tannen (an den Berghängen) setzten. Sie konnten nicht ahnen, daß man wenig später nicht mehr fleißig im Wald Holz sammelte. Aber Naturschüzter meinen nun, dieses Totholz liegen lassen zu müssen. Das hat man früher nicht gemacht und in meiner Kindheit gab es jedenfalls keine Waldbrände. Und dabei war die Dampflok (auch im Westharz) noch das Beförderungmittel. (Ich habe sogar noch sie Südharzeisenbahn gesehen)

Die für die Schmalspurstrecken gebauten Lok der BR 99 231-247 sollten mit der in der DDR verfügbaren Braunkohle auskommen können. Ob man so einen Kessel mal eben auf Ölfeuerung mit seiner höheren Belastung der Feuerkiste umrüsten kann, weiß ich nicht, müßte aber funktionieren, wenn man da einen Feuerschirm einbaut. Schließlich war ein Teil der Loks schon mal auf Ölfeuerung umgebaut. Da es sich bei einer Dampflok um ein "Fahrzeug" handelt, muß versteuertes Dieselöl verwendet werden.

VG Georg


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RE: Feuer im Harz - HSB stellt Zugverkehr ein

#29 von Rhombe , 11.06.2022 18:13

Hallo Georg,

Vorweg, ich bin kein Forstwirtschaftler oder gar Forstwissenschaftler, wer sich dafür interessiert, sollte da lieber den Ausführungen der Fachleute dafür zuhören. Wenn ich hier profundes Halbwissen zum besten gebe, bringt das auch keine Pluspunkte, lieber direkt an einer seriösen Quelle ansetzen.
Leute wie Wohlleben oder Tüxen haben da diesbezüglich auch eine gewisse öffentliche Reichweite mit ihren Einschätzungen, das deckt auch gleich eine gute Bandbreite an Meinung ab, es ist ja auch durchaus intern umstritten, welches die beste Reaktion auf die derzeitigen und zu erwartenden klimatischen Verhältnisse ist.

Trotzdem ein paar Worte von mir, Die hierzulande verbreitete Fichte (Kiefer im prinzip ähnlich) mag es eigentlich Grundsätzlich nicht sonderlich warm, schon ein "normaler" Sommer ist für Fichten das Ende der Fahnenstange. Das wusste man auch, pflanzte die Bäume aber trotzdem weit verbreitet an, der Ertrag/Profit lockte.
Mittlerweile sind die Temperatur- und Niederschlagsbedingungen für diese Bäume nicht mehr tolerabel und sie gehen ein. Auch der Stickstoffeintrag in den Boden ist ein Faktor, etliche Baumarten haben damit ein Problem.
Das brauchst Du nicht an der Wurzelform festmachen, wenn die Rahmenbedingungen für den Baum nicht mehr passen, wächst er dort nicht, bzw er geht langsam ein. Und ein schwacher Baum ist ein leichtes Opfer, egal wofür.
Deine Birken haben zwar mit Hitze und direkter Sonne keine grösseren Probleme, können aber Trockenphasen überhaupt nicht ab, deshalb gehen die auch stellenweise reihenweise ein.

Deshalb macht man sich Gedanken um "Zukunftsbaumarten" Weisstanne oder Douglasien, vielleicht Lärchen, bei denen man der Meinung ist, dass sie mit den Bedingungen der Zukunft besser zurecht kommen. Problem: das dauert und Garantien gibt es nicht.
Das mit dem Totholz ist auch nicht unumstritten, ja, ich weiss. Die einen sagen: Gefahr, hässlich, stört die Regeneration. Andere sagen: Lebensraum für viele Tiere, schützt noch vor Bodenerosion, Biomasse zur Förderung der Regeneration... das ist doch im bayrischen Wald (Nationalpark) die gleiche Diskussion.

Damit ich in einem Eisenbahnforum wenigstens das Wort Lok einstreue, sage ich, dass es mir Leid tut, dass ich mich sehr weit vom Thema Eisenbahn und Loks entfernt habe. Aber wenn ein Zug fahrt, muss er das ja auch irgendwo tun, in einer Landschaft z.B. ...immer sehr gerne genommen.

Viele Grüsse, Daniel


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#30 von Pikologe , 15.09.2022 17:08

Hallo zusammen,

ließt hier jemand diese Zeitungen? Kann jemand für das Forum zusammenfassen?
https://www.braunschweiger-zeitung.de/ha...eilige-Kuh.html
https://www.wolfsburger-nachrichten.de/h...tml?service=amp

Offenbar hat Herr Knolle sich wieder als allumfassender Experte dargestellt?

Der Nationalparkleiter hält sich zurück, was frontale Schuldzuweisungen betrifft.
https://taz.de/Nationalparkleiter-ueber-...-Harz/!5881279/

Sonstige Statements - nur zur Info (bitte nicht kommentieren, wegen Politik)
https://hallespektrum.de/nachrichten/umw...-werden/425653/
https://www.cdufraktion.de/2022/harz-dam...ls-heisse-luft/


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#31 von Petz , 15.09.2022 21:24

Hallo Allerseits !

Ich würde gerne noch Fragen an die Dampflokexperten dazustellen:

1) Die Waldbahnen in den USA waren seit Urzeiten mit Funkenfängern ausgerüstet um die Gefahr des Auswurfs von Glühpartikeln hintanzuhalten; müsste sich theoretisch hier auch machen lassen. Und falls die HSB - Loks noch über keine Gegendruckbremseinrichtung verfügen sollten könnte man die nachrüsten um die Gefahr heißen Bremsabriebs zu minimieren.

2) Eine Umrüstung auf Wasserstoffbetrieb hielte ich theoretisch für möglich denn was nen Dampfkessel letztlich heizt juckt den relativ wenig; allerdings sehe ich nicht das dies den Auswurf glühender Partikel verhinderte denn das sind ja nicht nur Kohlebrösel sondern beispielsweise auch glühende Rostpartikel etc..


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#32 von Pikologe , 16.09.2022 08:49

Hallo Markus,

ich bin zwar kein Experte, aber ein wenig Ahnung habe ich schon mitgenommen. Ich versuche mal, Deine Fragen zu beantworten:

1) Die Funkenfänger, auch der (Heeres-)feld- und Waldbahnloks sind vielfach im Erscheinungsbild außen angebracht, da sie schlicht und ergreifend keine Platz in den kleinen Rauchkammern der Loks finden würden. Natürlich sind sie anders konstruiert und gerade bei Holzfeuerung noch einen Zacken sicherer als die Funkenkörbe bei den großen Loks. Interessante Vergleiche kann man gerade bei den finnischen Dampfloks finden, die traditionell auf Holzfeuerung ausgelegt sind.
Diese "62er" hat Holzfeuerung und die Funkenschutzeinrichtung in der Rauchkammer:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...0%99_h2t%29.jpg

Diese Schnellzuglok ebenfalls:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...Hr1_1021_Rm.jpg

Ein Stück weit älter ist diese Maschine:
https://www.reise365.com/wp-content/uplo...50-1024x640.jpg

(Daher ist mir die Diskussion, die Knolle hier (als wahrlichen Nebenkriegsschauplatz) versucht anzuzetteln, völlig schleierhaft, da aus Ländern und Bahnen mit Holzfeuerung nie Probleme gemeldet werden/wurden. Er gibt sich als Gegner der (Dampf-)eisenbahn und das schon seit der Brockenöffnung.)

Schaut man in die Rauchkammern der Loks der HSB, so findet man die Funkenschutzkörbe dort. Die HSB hat schon die Zwischenräume, wenn ich richtig gelesen haben, von 3 auf 2 mm reduziert. Damit ist das technische Maximum erreicht, da sonst der Saugzug nicht mehr gegeben ist.

(Ich mache mir auch langsam Sorgen um Herrn Knolle, sollte er in seiner Wohnung/Haus einen Ofen haben und diesen mit den Dampfloks vergleichen. Der Ofen muss ja in einem fürchterlichem Zustand sein, wenn da aus Luftklappen und Aschkasten glühende Verbrennungsrückstände herausfallen. Da wäre eine Feuerstätteninspektion wohl dringend angebracht. )
Eine Lok, die in ordnungsgemäßen Zustand ist, wie es EBO/ESBO deren nachgeordneten Vorschriften vorschreiben und deren Lokpersonale beim Vorbereitungsdienst ordnungsgemäß alles prüfen, ist sicher. Es sind längst die Zeiten vorbei, wo große Maschinen mit Braunkohle ohne entsprechende technische Anpassungen fahren, wie es in den 1950er Jahren noch war, als die Lieferungen aus Schlesien ausblieben. Es wird im Harz entsprechend geeignete Steinkohle gefeuert.
Bei meinen Zeiten bei der Waldeisenbahn Muskau (bis 2009) haben wir nie etwas, auch in den trockensten Sommermonaten, angebrannt, egal ob mit den Waldbahnloks oder den Gastloks.

Die Gegendruckbremse: Grundsätzlich ist das System Eisenbahn so aufgebaut, dass der Zug sein Eigengewicht selbst bremst. Zu meiner Lehrzeit vor fast 35 Jahren, wurde die Lok nur im Ausnahmefall beim Nichterreichen der Bremsprozente mit angerechnet oder die Geschwindigkeit bzw. das Zuggewicht reduziert bzw. noch Leerwagen mit hohem Bremsgewicht zugestellt. Die Gegendruckbremse ist ausschließlich etwas für den Steilstreckenabschnitte (oder Versuchsfahrten, wie VES-M Halle), nichts aber für den Dauerbetrieb, denn die Belastungen an der Lok, nicht nur der Kolbenringe in den Zylindern, sondern des gesamten Triebwerks (Stangen, Lager usw.) erhöht sich überproportional. Damit wird die Lokunterhaltung teurer. Grundsätzlich ist auch eine Nachrüstung der Loks mit der Gegendruckbremse immer ein Kompromiss. Wenn man die Gegendruckbremse gleich in die Konstruktion einplant, kann man vieles berücksichtigen. Wenn ich auf diese Punkte eingehe, dann wirds zu lang, daher empfehle ich das Buch "Die Baureihe 95" vom Transpressverlag mit den Kapiteln über die HBE Tierklasse (95 6676 - 95 6679). Da wurden umfangreiche Versuche, schon mit T9.3 und T14.1 und sogar mit einer T3 gemacht. Im Buch über die HBE steht auch etwas drin.

2) In der Tat wurde das Thema bei der HSB durchgeackert und verworfen - das war ein Projekt des Landes und extern betrachtet. Das Hauptproblem des Wasserstoffbetriebes ist, wie kann man soviel Wasserstoff mitnehmen und die Kohle ersetzen. Die Dichte des Wasserstoffes ist einfach viel zu gering, um im Kohlekasten (oder bei großen Loks im Tender) soviel unterbringen kann, wie Energie in der Kohle. Und den Druck erhöhen kann man auch nicht unendlich. Die Idee einen Wagen mit Wasserstoff noch mitzunehmen, kann man auch nicht ins unendliche treiben, denn bei einer Gebirgsbahn zählt jeder Wagen, in diesem Fall als tote Masse. Sonstig sollte so ein Kessel für Wasserstoff ganz anders konstruiert sein, als ein Kessel für Rostfeuerung mit Steinkohle. Ebenso ein Kessel auf Ölfeuerung (mit Bunkeröl D) oder Leichtöl umzurüsten, ist ein Kompromiss. Ein Kraftwerkskessel läuft in der Regel mit gleicher Belastung. Anders ist es bei einem Lokkessel, wo dauern wechselnde Belastungen (Bergfahrt, Stand im Bahnhof, Talfahrt usw.) erfolgen müssen.
Schaut man mal die Kessel der Öl 50er der DR an. Die Kessel (Typ 50E) waren rund Mitte der 1960er Jahre neu für Rostfeuerung gebaut und Ende der 1960er Jahre auf Öl umgebaut. Ende der 1970er Jahren waren die "Fässer" fertig. Die Lastwechsel gehen bei Ölfeuerung schneller zu machen. Bei Kohle feuert man vorausschauender. Die Ölfeuerung ist im klassischen Sinne ist reine Kesselgymnastik, heiß, warm, kalt. Leistung hoch, runter usw. Die Leistung der Rekokessel war eh schon enorm, was sich auch auf die Triebwerke der Loks auswirkte.
Wäre die Ölkrise nicht gekommen, hätte man die Loks so außer Betrieb nehmen müssen. Daher gab es auch keine Rückbauten auf Rostfeuerung.

Ich bin schon gespannt, wie man das bei der SOEG machen wird. Interessant ist auch das Thema bei der Lok "Niedersachsen" (alternativer Brennstoff - ob für Harz geeignet?).

Alles nicht so einfach, wie mal ingerotzt "Umstellung auf Öl oder Wasserstoff"...

Zusammengefasst ist der Brandschutzstreifen, egal ob an einer Bahnstrecke oder quer durch den Wald oder als Riegel vor Siedlungen usw. eines der sichersten Vorsorgemaßnahmen, die man hier treffen kann. Die HSB hat sich in der Vergangenheit schon bewegt und stellte Kesselwagen mit Wasser bereit, baute die Funkenschutzeinrichtungen um, schulte das Personal weiter usw. Jetzt ist der Nationalpark am Zuge. Dieser kann sich nicht dauerhaft hinter dem Nationalparkgesetz verstecken und ständig sagen, was alles nicht geht und darf. Die Schmalspurbahnen im Harz stehen nicht ohne Grund seit 1972 unter Denkmalschutz und sind ebenso schutzwürdig, wie die Natur und Landschaft.
Mal zum Lesen:
https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.d...HarzGST2005V1P1


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#33 von Petz , 16.09.2022 09:24

Zitat von Pikologe im Beitrag #32
Die Gegendruckbremse ist ausschließlich etwas für den Steilstreckenabschnitte (oder Versuchsfahrten, wie VES-M Halle), nichts aber für den Dauerbetrieb, denn die Belastungen an der Lok, nicht nur der Kolbenringe in den Zylindern, sondern des gesamten Triebwerks (Stangen, Lager usw.) erhöht sich überproportional. Damit wird die Lokunterhaltung teurer.

Das Hauptproblem des Wasserstoffbetriebes ist, wie kann man soviel Wasserstoff mitnehmen und die Kohle ersetzen. Die Dichte des Wasserstoffes ist einfach viel zu gering, um im Kohlekasten (oder bei großen Loks im Tender) soviel unterbringen kann, wie Energie in der Kohle.

Hallo Pikologe !

Vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen.
Wenn eine Gegendruckbremse als nicht praktikabel anzusehen ist, könnte man an Waggonachsen alternativ auch z. B. verschleißfreie Wirbelstrombremsen nachrüsten wie sie bei den großen LKW´s mittlerweile fast Standard sind.

Für Wasserstoffspeicherung hätt ich durchaus an einen zusätzlichen und in dem Fall eben hochdrucktauglichen Kesselwaggon nach der Lok (auch als Tenderersatz) gedacht wie ihn beispielsweise die UP - Gasturbinenlok für den Brennstoffvorrat besass; denk an dem allein würd es noch nicht scheitern. Und eine teilweise Gewichtskompensation würde ja auch dadurch erreicht das das Gewicht des Kohlevorrates bzw. Tenders wegfiele wenn man in Zuge dessen auch den Kohlekasten dann unnötiger Innereien beraubte...


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#34 von Pikologe , 16.09.2022 09:37

Hallo Markus,

kannst Du das mit den Wirbelstrombremsen erläutern? Wohin geht die gewonnene Energie beim Bremsen?

Die 99 231 - 247 nehmen 4 Tonnen Kohle mit. Um die gleiche Energiemenge mitzunehmen, brauchte man nach dem heutigen Stand zwei Kesselwagen, also Wagen plus Ladung ca. 40 Tonnen. Bei Zuggewichten mit 120 - 140 Tonnen kann man sich ausrechnen, was das bedeutet, wenn an 1/3 bis 1/4 Gewicht so mitschleppt... Und die Achsfahrmasse von 10 Tonnen darf man nicht überschreiten.
Da waren die UP Gasturbinenloks einfach andere Kaliber! Das sind eh Riesen!

Ein Umbau auf andere Feuerungsart würde bei 10 Betriebsloks (nur mal die Babelsberger Neubauloks betrachtet) sicherlich 5 - 7 Jahre dauern. Konstruktion 2 Jahre, Neubau Kessel - keine Ahnung. Dann 10 Maschinen im laufenden Betrieb umbauen...
Bis dahin, würde Knolle behaupten, wären Sachsen-Anhalt+Niedersachsen aufgrund der HSB, abgebrannt...


 
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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#35 von Petz , 16.09.2022 20:18

Hallo Pikologe !

Hier wird die Funktion recht gut erklärt und es gibt auch ein ausagekräftiges Bild einer, an einer LKW - Kardanwelle montierten Retarderbremse:

https://www.kfztech.de/kfztechnik/fahrwe.../retarder_2.htm

Aufgrund der relativ geringen, bei der HSB gefahrenen Geschwindigkeiten dürfte es aber nötig sein ein Tatzlagergetriebe zu nutzen um die Bremsendrehzahl zu erhöhen; das verbesserte die Bremswirkung und daher kann eine kleinere Bremse genutzt werden. In der Praxis ist das ein Rotor der ähnlich einem Radialgebläserad gestaltet ist und die durch die induktive Bremswirkung elektrisch generierte Wärme im Statorteil rausbläst.
Die Bremse lässt sich elektrisch ansteuern und praktisch stufenlos regeln.

Das Totgewicht einer Wasserstoffladung löst in mir absolut keine Begeisterung aus denn ich hoffte die Energiedichte wär doch deutlich höher. Dann bliebe doch nur noch die Variante Ölfeuerung mit der Option später Co2 - neutralen Brennstoff nutzen zu können denn zumindest dürfte die Ölfeuerung nur einen Bruchteil jener Glutpartikel erzeugen die bei Kohle anfallen.


Grüße von Markus

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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#36 von telefonbahner , 16.09.2022 20:39

Hallo zusammen,
mit Diesel befeuerte Dampfloks müsste man ja nicht neu erfinden wenn man das Wissen und die Erfahrung der "Altvorderen" nicht in Abrede stellen würde.
Die DR hatte solche Loks im Einsatz die aber nach dem Besitzerwechsel wieder auf Kohle zurück gebaut wurden.
Also noch etwas Geduld bis die letzten Eisenbahner die darüber berichten könnten ausgestorben sind , dann kann man das als innovative Neuerfindung verkaufen.

Gruß Gerd aus Dresden


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#37 von Mechanikus , 16.09.2022 21:56

Hallo zusammen, hallo Pikologe und Markus,

ich denke in der Speichertechnologie für Wasserstoff in Fahrzeugen ist man bereits einige Schritte weiter gekommen. Brennstoffzellen betriebene Tiebwagen, LKW's und PKW's nehmen den benötigten gasförmigen Wasserstoff in entsprechenden Druckbehältern bei Drücken von 350 und 700 bar schliesslich auch mit. Durch den hohen Druck steigt der volumenbezogene Energieinhalt entsprechend an und ermöglicht große Reichweiten, das hat mit den Gasflaschen fürs Camping nichts mehr zu tun. Ob die Nutzung von Wasserstoff statt Kohle oder Öl als Brennstoff für Dampfloks einsetzbar ist kann ich nicht beurteilen: Dampf erzeugen kann man sicher, was passiert auf Dauer wenn zum Beispiel unverbrannter Wasserstoff auf den heissen Stahl des Kessels trifft? Auf die Frage wissen die Experten hier sicher eine Antwort.

Grüße vom Friedhelm

[Tschuldigung, hat mit den Bränden im Harz nun wirlich nichts zu tun]


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#38 von Petz , 17.09.2022 03:55

Hallo Friedhelm !
Nachdem es Wasserstoffmotore auch schon seit Ewigkeiten gibt und dort nichts darüber berichtet wird das der Kontakt des unverbrannten Wasserstoffs bei innerer Gemischbildung mit den Metallen Probleme aufwirft, dürfte dies mal kein Thema sein. Dort werden nur Troubles mit dem Schmierstoff erwähnt der Kesselfeuerung nicht beträfe.


Grüße von Markus

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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#39 von rolfuwe , 17.09.2022 08:28

Zitat von Mechanikus im Beitrag #37
Dampf erzeugen kann man sicher, was passiert auf Dauer wenn zum Beispiel unverbrannter Wasserstoff auf den heissen Stahl des Kessels trifft?

https://www.google.com/imgres?imgurl=htt...AAAAAB0AAAAAEAI


Gruß aus Dresden, Uwe (Rolf-Uwe)


 
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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#40 von Petz , 17.09.2022 09:05

Hallo Rolf-Uwe !

Soweit mir aus Dokumentationen bekannt, beruhte die Challengerkatastrophe auf einem undichten Tankdichtungsring worauf sich der austretende Treibstoff natürlich am Abgasstrahl entzündete.
Ich denke Mechanikus dachte eher an mögliche chemische Reaktionen mit dem Kesselstahl da ja nicht jedes eingeblasene Wasserstoffpartikelchen sofort entzündet wird und daher Kontaktmöglichkeiten zumindest im Bereich der Gasdüse bestehen. Wenn die Möglichkeit einer negativen Materialbeeinflussung bestünde, würde man es aber nicht für eine Co2 - freie Stahlproduktion oder (selten aber doch) zum Brennschneiden von Stahl nutzen.


Grüße von Markus

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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#41 von Pikologe , 17.09.2022 11:50

Hallo zusammen,

danke, dass ihr hier so interessante Punkte zusammentragt.

Inzwischen:
Hier kommt ein neuer Zeitungsartikel:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersac...brocken698.html


(Provokatorisch gefragt: Reduziert der NP jetzt öffentlich die Brandfläche als kleiner und an der HSB Strecke gelegen, um die Ursachenforschung in seinem Sinne zu treiben? Sind Feuerwehrleute zu blöd eine Brandgröße und -fläche einzuschätzen, so dass der LR den Katastrophenfall ausrief?)


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#42 von telefonbahner , 17.09.2022 12:09

Hallo zusammen,
während der 9-€-Ticketphase bin ich mehrfach an und mit den dampfbetriebenen Schmalspurbahnen im Umland von Dresden unterwegs gewesen und hab da sehr oft erlebt das die offenen Perrons wohl von vielen als "Raucherinsel" angesehen wurden (und das bei Waldbrandstufe 4(!).
Ja und wohin mit den Zigarettenstummeln ...
Aschenbecher gibts da ja keine also ab in die Botanik!

Aber das kann ja angeblich keine Ursache sein.

Gruß Gerd aus Dresden


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#43 von Mechanikus , 17.09.2022 21:41

Hallo zusammen, hallo Markus,

vielen Dank für die Antworten bezüglich meiner Wasserstofffrage. Tatsächlich war mein erster Gedanke die Wasserstoffversprödung bei Stahl gewesen. Es gibt Stahllegierungen, die gegen Wasserstoffversprödung unempfindlich sind, da ist die Werkstoffwahl wohl entscheidend bevor die geliebten Dampfloks mit diesem Stoff der grünen Träume betrieben werden können. Unmöglich ist das jedoch nicht.

Gruß Friedhelm


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#44 von Petz , 17.09.2022 22:58

Hallo Friedhelm !

Ich denke das unterm Strich die Umstellung auf Co2 - neutralen Flüssigkraftstoff sowohl in Bezug auf problemlose Bevorratung in normalen drucklosen Tankwaggons, Handling und Energiedichte die finale Lösung für langfristigen Weiterbetrieb sein wird. Dies auch deshalb, weil ein Teil der Loks ja schonmal auf Ölfeuerung umgebaut wurde und dafür meines Wissens nach keine neuen Kessel gefertigt wurden. Die paar Glutpartikel die bei gut eingestellter Ölfeuerung dann noch anfallen sollt der Funkenfänger eigentlich schon eliminieren können.
Dazu käme noch, daß die zweitnächstgelegene Raffinerie Schwedt ja einem Upgrade zur Erzeugung klimaneutraler Flüssigtreibstoffe unterzogen werden soll.


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RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#45 von noppes , 22.09.2022 11:15

Hallo zusammen,

natürlich sind Waldbrände und deren Ursachen auch stets im Fokus der Feuerwehren gewesen. Als einer aus der Zunft der Brandschützer habe ich auch diverses historisches Material, so z.B. ein "Tagungsband" in dem die Vorträge der Rheinisch-/Westfälischen Feuerwehrwoche von 1926! hier in Düsseldorf abgedruckt sind. Der Branddirektor Effenberger der Feuerwehr Hannover hielt damals einen Vortrag zu Wald-Moor- und Heidebränden (heute würde man kurz "Vegetationsbrände" sagen) und ging auf die vermeintlichen Brandursachen ein.....





Hier dann die entsprechend wichtigen Absätze (5.) zum Thema Lokomotiven....





Natürlich geht er im Weiteren auch auf die Bepflanzung ein und kommt zum Ende hin auf die logische Schlussfolgerung, dass es immer ein Zusammenwirken der Maßnahmen ist was wirkungsvoll gegen Brände in der Natur schützt.
Ich denke man sollte sich bei aller hitzigen Diskussion darüber im Umkehrschluss im klaren sein, dass es auch immer eine Verkettung von Umständen ist die einen solchen Brand begünstigen.

Wenn alle Beteiligten sich dessen bewusst sind und ihre Hausaufgaben machen, erübrigt sich die Diskussion über "Abschaffung des Dampfbetrieb" oder "alternative Befeuerungsarten". Aber wie das so gerne im aktuellen Zeitgeist üblich ist, braucht man einen Schuldigen den man Verantwortlich macht.

Gruss Norbert


Wer seine Gedanken nicht auf Eis zu legen versteht, der soll sich nicht in die Hitze des Streits begeben..


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zuletzt bearbeitet 22.09.2022 | Top

RE: Feuer im Harz - hitzige Nachdiskussionen

#46 von Alvaro , 25.09.2022 12:07

Hallo zusammen,
ich bin gerade eher zufällig über ein Video gestolpert:
Für den Einsatz von Wasserstoff hat es konkrete Überlegungen gegeben.
Letztendlich wurden sie aber verworfen.

Leider liess sich das Video nur als Link einfügen.

Gruß

Heiner


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"Der verschwundene Ingenieur" - spannendes um die Müngstener Brücke
211 013 auf ihrer ersten Fahrt nach der Hauptuntersuchung

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