Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#1 von binneuhier , 07.10.2021 21:45

Hallo zusammen,

ich erhielt diesen Motor, der nach Reinigung und mit etwas Öl wieder läuft oder zumindest dreht:

BUB Mot1_klein.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

BUB Mot2_klein.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das Gestell misst 9 cm x 4,5 cm. Wann wurde er hergestellt? Gibt es eine Bezeichnung und (Katalog-) Unterlagen? Oder auch eine Übersicht über die damaligen Motoren??

Viele Grüße
Günther


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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#2 von Es(s)bahner , 08.10.2021 08:13

Moin. Bub Modell 49. Der Standartmotor für alle kleinen Loks in Spur S. In der ganz kurzen Ausführung fehlt der FRU, bei der Ausführung mit Witte-Windleitblechen ist ein automatischer FRU verbaut. Motor und Getriebe sind aber gleich. Beim Rahmen gibt es unterschiedliche Ausführungen, insbes. im Bereich der Zylinderbefestigung. Die Ausführung mit automatischem FRU weicht beim Rahmen auch ab, sowie bei der Stromabnahme - da gibt es auch welche mit Schienenschleifern. In wie weit der Antrieb der E-Lok auch übereinstimmt, muß ich passen.
IMG_20210513_213854_5.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


IMG_20200912_110254_4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die 3 kleinen Bub-Dampfloks stehen in der Mitte neneneinander, zwischen dem kleinen JeP-Triebwagen und der 05 von Bub (besseres Bild finde ich auf meinem Wishiphone nicht).

Fahrt Frei
Steffen


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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#3 von binneuhier , 08.10.2021 12:42

Hallo Steffen,

danke für Deine Erläuterungen. Insbesondere die Markierung "Mod 49" hat mir als Suchbegriff weitere Infos gebracht!

1. dieser Motor wurde ab 1949 bis ca. 1955 gebaut
2. es gab Ausführungen mit und auch ohne (Front-) Lampe
3. die einfachste Version hatte keinen Fahrtrichtungs-Umschalter
4. bei meiner Version wird die Fahrtrichtung per Handschalter gewählt

Eine weitere Frage wäre: was bedeutet "automatischer FRU"? Sowas mit Überspannung wie bei Märklin?
Und gab es auch Gleichstrom-Varianten (Feldspule ersetzt duch Permanentmagnet)?

Viele Grüße
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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#4 von Es(s)bahner , 08.10.2021 13:55

Moin. Der automatische F ahrt R ichtungs U mschalter wechselte bei jeder Stromunterbrechung im Stillstand die Richtung. Während der Fahrt wurde das durch einen Fliehkraftversteller unterbunden, damit die Lok nicht bei unsauberen Gleisen oder auf Weichen plötzlich die Richtung wechselte. Dieser automatische FRU ließ sich aber durch ein kleines Blechteil blockieren, bei den kleinen Loks durch einen messingfarbenen Knubbel auf dem Führerhausdach. Am weitesten verbreitet ist die Version mit dem Handumschalter im Stehkessel (also unmittelbar vor dem Führerhaus). Eine Version für Gleichstrom ist mir bei den kleinen Loks noch nicht begegnet. Bei der 05 gab es das ab 1954. Ob es eine Gleichstromversion dieser Loks tatsächlich gab, kann ich nicht sagen. Es gab ähnliche Fahrwerke für Gleichstrom in den ELoks und in der Dampflokversion mit dem Spur-0-Gehäuse auf Spur-S-Fahrwerk. Aber mit dem kleineren Gehäuse der eigentlichen Spur-S Loks habe ich das noch nirgends gesehen.

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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#5 von binneuhier , 11.10.2021 16:42

Zitat von Es(s)bahner im Beitrag #4

Der automatische F ahrt R ichtungs U mschalter wechselte bei jeder Stromunterbrechung im Stillstand die Richtung. Während der Fahrt wurde das durch einen Fliehkraftversteller unterbunden, damit die Lok nicht bei unsauberen Gleisen oder auf Weichen plötzlich die Richtung wechselte. Dieser automatische FRU ließ sich aber durch ein kleines Blechteil blockieren, bei den kleinen Loks durch einen messingfarbenen Knubbel auf dem Führerhausdach. Am weitesten verbreitet ist die Version mit dem Handumschalter im Stehkessel (also unmittelbar vor dem Führerhaus).


Das ist ja interessant, Steffen! Von dieser Konstruktion "Fliehkraftversteller in einem Elektromotor" habe ich noch nie etwas gesehen oder gelesen - gibt es da ein Foto oder eine Beschreibung?

Viele Grüße
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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#6 von tischbahn , 15.10.2021 18:06

Zitat von binneuhier im Beitrag #3
Hallo Steffen,

danke für Deine Erläuterungen. Insbesondere die Markierung "Mod 49" hat mir als Suchbegriff weitere Infos gebracht!

1. dieser Motor wurde ab 1949 bis ca. 1955 gebaut
2. es gab Ausführungen mit und auch ohne (Front-) Lampe
3. die einfachste Version hatte keinen Fahrtrichtungs-Umschalter
4. bei meiner Version wird die Fahrtrichtung per Handschalter gewählt

Viele Grüße
Günther


Hallo Günther,

Zu Punkt 1: dieser Wechselstrom-Motor, mit und ohne Lampe und mit Handumschalter wurde bei der Spur S nachweislich bis mind. 1958 verbaut.
Zuletzt in der Lok 2535/12!





Diese Motoren waren ursprünglich ausgelegt für 18V AC, in dieser Lok wurde aber ein Motor für 12V eingebaut, das letzte mal für AC.
Alle anderen Loks hatten 1958 DC-Motoren für 12 Volt Betrieb eingebaut, obwohl bei diesen DC-Motoren groß "18 Volt" am Boden stand. Keine Ahnung, was Bub da geritten hat?
Die abgebildete Lokomotive 2535/12 weist bereits viele Merkmale für Einsparungen auf, das Motorgehäuse ist Messingblech roh mit einem ungeprägten Boden,
aber besonders deutlich sieht man es an der Lackierung der Lok (glänzend), den verzinkten (statt vernickelten) Steuerungen und den plumpen Alu-Puffern.


Die erste Lok, die diesen Motor mit Handumschaltung bekam, war die 2520/18, noch mit abgedrehten Bürstenkappen.





Mit dieser Lok gab es eine Startpackung 2525/220, so schließt sich der Kreis, warum am Boden deines Motors die 2525 steht. Siehe auch Bub Spur S - Elektrischer Personenzug Beitrag #8
Diese Packung wurde vermutlich 1949 und 1950 ausgeliefert, sicher lässt sich das nicht beantworten, weil keine Kataloge vor 1951 bekannt sind.
Im Katalog von 1951 steht dann allerdings, dass diese Packung mit eben dieser Lok 2520/18 drin, nicht mehr lieferbar ist.
Einzeln sollte sie aber noch zur Verfügung gestanden haben, bis sie 1952 verschwand.
Dein abgebildeter Motor stammt vermutlich von einer Lok 2540/18 und aus einer späteren Produktion, weil er bereits die beiden Zylinderabstützungen hat.
Es gibt auch kein zeitliches Indiz darauf, wann die Bleche der Motoren Messing roh, vernickelt oder in Mischbauweise waren.

Zu deiner Frage nach dem Fliehkraftregler 2 Bilder:

Die Loks mit FRU hatten ganz zu Beginn keine Arretierung für den Umschalter, d.h. mit jedem Spannungsabfall schaltete der Schalter die Fahrtrichtung um.
Das Prinzip ist gleich dem Trix Express AC bis 1953. Nachteil ist auch, dass bei verschmutzten Gleisen oftmals ein unerwünschter Spannungsabfall war und sich ungewollt die Richtung änderte.
Das war natürlich doof!
Abschaffung dieses Problems löste dann ein Schiebeknopf auf dem Dach, bei größeren Loks auch am Kessel.
Damit konnte der Schalter blockiert werden und schaltete dann aber auch gar nicht mehr. Zum Richtungswechsel musste man den Schieber erst manuell wieder zurückstellen.
Die letzte Entwicklung war dieser Fliehkraftregler....





Das was in den Bildern als Draht bezeichnet ist, ist im Prinzip eine Schaltstange, die sich verdrehen und ein Arretierungsblech betätigen soll.
Soll auch eine ziemliche Fummelei beim Einstellen sein?
Live gesehen habe ich das aber noch nicht bei einer funktionsfähigen Lok.

Gruß,
Horst


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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#7 von Es(s)bahner , 15.10.2021 20:18

Horst, sehr gut erklärt. Die Fummei mit der Schaltstange/Schaltdraht ist beim Aus-/Einbauen. Wenn man den Motor komplett zerlegen will, ist diese Stange im Weg. Beim Bauen kann die sich aber recht schnell verbiegen. Und dann wird es schwierig. Wenn die beiden abgewinkelten Enden nicht mehr richtig zueinander stehen, dann verändert sich der Zeitpunkt, ab wann der FRU blockiert wird. Vlt gibt es auch ne einfache Lösung dafür, die ich nur noch nicht gefunden habe. Habe ich mich vor etlicher Zeit mal damit herum geärgert. Fotos gibts davon nicht, war noch bevor ich die Foren im Internet gefunden hatte. Anstatt Schwarmintelligenz habe ich es mit Versuchen probiert, wie bei meinen meisten Reparaturen bzw. Remotorisisrungen. Um hinter die Funktion des Fliehkraftstellers zu kommen habe ich einige Zeit gebraucht, Wechselstrombahnen mit FRU waren damals Neuland für mich.


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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#8 von binneuhier , 21.10.2021 10:29

Zitat von tischbahn im Beitrag #6


Zu deiner Frage nach dem Fliehkraftregler 2 Bilder:

Die Loks mit FRU hatten ganz zu Beginn keine Arretierung für den Umschalter, d.h. mit jedem Spannungsabfall schaltete der Schalter die Fahrtrichtung um.
Das Prinzip ist gleich dem Trix Express AC bis 1953. Nachteil ist auch, dass bei verschmutzten Gleisen oftmals ein unerwünschter Spannungsabfall war und sich ungewollt die Richtung änderte.
Das war natürlich doof!

Abschaffung dieses Problems löste dann ein Schiebeknopf auf dem Dach, bei größeren Loks auch am Kessel.
Damit konnte der Schalter blockiert werden und schaltete dann aber auch gar nicht mehr. Zum Richtungswechsel musste man den Schieber erst manuell wieder zurückstellen.
Die letzte Entwicklung war dieser Fliehkraftregler....





Das was in den Bildern als Draht bezeichnet ist, ist im Prinzip eine Schaltstange, die sich verdrehen und ein Arretierungsblech betätigen soll.
Soll auch eine ziemliche Fummelei beim Einstellen sein?

Live gesehen habe ich das aber noch nicht bei einer funktionsfähigen Lok.

Gruß,
Horst



Guten Tag Horst,

das hast Du toll erklärt und dazu noch wunderbar illustriert! Da besteht jetzt großes Interesse bei mir, so ein Teil einmal im Original zu sehen. Gibt es denn irgend ein äußeres Erkennungszeichen bei den Loks, die diese Mechanik eingebaut haben? Oder vielleicht eine Typenbezeichnung?

Nochmals danke und viele Grüße
Günther


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RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#9 von tischbahn , 21.10.2021 19:26

Hallo Günther,

eine Typenbezeichnung bzw. eine Nummer derer Loks, die einen Umschalter haben, brauche ich dir nicht zu sagen, das hilft dir leider nicht weiter.
Aber wenn du mal so eine Lok zu Gesicht bekommst, dann haben diese ein paar bestimmte Erkennungsmerkmale.
Was sofort auffällt ist, dass diese Loks Witte-Windleitbleche haben, entgegen den beiden (etwas kleineren) Loks mit den "großen" Wagner-Blechen dran, die ich in #6 gezeigt habe.
Dann sind auch noch die Räder etwas größer als die Beiden an deinem Motor. Die Steuerungen werden geschraubt und nicht nur gesteckt.
Du brauchst eigentlich nur von hinten ins Füherhaus schauen, ob es eine AC Lok ist, denn später hatte auch diese Lok einen Permamagneten verbaut und damit erübrigt sich ja dann der Umschalter.
Wenn du da dann den meist rot lakierten Schaltanker siehst und den Draht (bzw. diese Stange) links erkennen kannst, dann ist das eine Lok mit diesem Fliehkraftregler.
Aber wie schon vorher geschrieben, ich habe selbst noch keine fahren sehen.

So sollte die Lok ausschauen, hier ist die DC-Variante abgebildet:




So schaut eine AC-Lok von hinten aus, gut zu erkennen der Schaltanker mit einer Klinke, die dann (nicht sichtbar) einen Kontakt abwechselnd nach links oder rechts umlenkt.
Hier ist allerdings eine Variante noch ganz ohne Arrtierung abgebildet.

Ciao,
Horst


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zuletzt bearbeitet 21.10.2021 | Top

RE: Bub Spur "S" - mir unbekannter Motor

#10 von binneuhier , 21.10.2021 20:42

Hallo Horst,

danke für die detailliert aufgeführten Erkennungsmerkmale. Ich werde mir "Witte-Windleitbleche" und "geschraubte Steuerungen" einprägen und Loks mit diesen Merkmalen näher betracheten - sofern ich mal eine sehe ...

Viele Grüße
Günther


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