Der „kleine“ BING-Dampfkran, ein Bildbericht.
(Neufassung, da Erstbeitrag fehlerhaft)
Im Verkaufskatalog von Bing, 1912-1915 ist in C. Jeanmaires Archiv Nr. 29 unter der Nummer 10253 ein interessanter, funktionsfähiger „Dampfdrehkran mit hochstehender Dampfmaschine,……“, aufgeführt.
Ein solches Objekt wurde überarbeitet, dabei entstand dieser Bericht:
Abb. 1: Der Kran, überholt und einsatzbereit.
Der Firmenbeleg „GBN“ ist auf der Nussbaumholz Grundplatte und über der Feuerungsöffnung des Kessels montiert zu finden.
Abb. 1a: Firmenschild auf Nußbaumholzbrett.
Abb. 1b: Firmenschildchen am Kesselfeuerungsraum.
Abb. 1c: Der Kran, überholt und betriebsbereit, Wellblechdach abgenommen.
Der Ersteindruck, alles ist vorhanden, keine Fehlteile, farblich ansprechend schön.
Durch betätigen der Kurbel kann die grüne Platte, auf der die Betriebsaggregate montiert sind, um 360 Grad gedreht werden. Bei genauerer Diagnostik zeigt sich, dass der Kran bereits bearbeitet worden ist. Abschnitte wurden farblich erneuert, das ist nachzuweisen (Lack-Schabeprobe) an einer weißen Grundierung der Farbfassung, die farblich als gut getroffen zu beurteilen ist. Da jedoch durch diese „Behandlung“ jegliche Patina, Spielspuren, dem Objekt genommen wurden, und damit eine gewisse „Wärme“ fehlt, wird nachbearbeitet. Es werden mühsam die grau gefassten, weiß grundierten Galeriegeländer und „Einschub-Pfeiler“ der Dachträgerstützen sanft bearbeitet, sodass die originale Vernickelung, bzw. die Messingsubstanz dieser Abschnitte freiliegt. Auch die grau lackierte Seilrolle am Ende des Auslegers erweist sich dabei aus Messing gefertigt.
Abb. 2: Freigelegte, entlackte Auslegerrollenfläche. (Der Rollenflächenkontakt mit der Kette läßt einfach eine vollständige Lackierung widersinnig ercheinen durch den in sich vorhandenen Kettenkontaktabrieb, der durch eine zu bewegende Last noch verstärkt würde.)
Der Pleuel des oszillierenden Zylinders fehlt, wird neu angefertigt.
Abb. 3: Der neu gefertigte Pleuel
Die Drehachse zur Bedienung der Pfeife erweist sich als zu kurz, da die Dampfpfeife bei aufgesetztem Wellblechdach nicht bedient werden kann. Die Achse, die den Holzgriff trägt, ist daher zu verlängern.
Abb. 4. Bedienbare Pfeife auch bei aufgestecktem Wellblechdach.
Nach diesen Maßnahmen erfolgt die Funktionsprobe mit Pressluft zufriedenstellend.
Nun Versuch, das Bewegungsgeschehen an Hand der Bilder zu beschreiben.
Der oszillierende Zylinder treibt ein schwarz gefasstes Messingscheibenrad an, auf dessen Achse (diese Achse endet mit einer aufgesteckten Schnurradrolle, sicherlich um andere Antriebsmodelle zu bewegen) ein kleines Zahnrad in ein weiteres Zahnrad eingreift, dessen Achse wiederum mittels gegenüberliegenden weiteren kleinen Zahnrades in ein „Wechselzahnradgetriebe“ eingreift. (Abb.5a-5c)
Abb. 5a: Oszillierende Zylindereinrichtung, Pleuel, Schwungscheibe und Kettentrommel.
Abb. 5b: Oszillierender Zylinder, Pleuel, Schwungscheibe und angeschnitten, Transmissionsschnurscheibe.
Abb.5c:Antriebsscheibenrad mit Schnurrolle und Übersetzungseinrichtung des Vorgeleges.
Entsprechend der jeweiligen Drehrichtung des Scheibenrades, von seitwärts betrachtet immer nach links drehend, überträgt sich die Drehrichtung auf das kleine Zahnrad auf der Wechselgetriebestellplatte unten (Abb. 6a-6c),das hier in ein weiteres mittelgroßes Zahnrad eingreift, das wiederum in Verbindung mit einem gleichgroßem Zahnrad steht, beide mittelgroßen Zahnräder drehen sich gegenläufig und greifen, je nach Hebelstellung der „Blechplattenwippe“, auf der sie montiert sind, in ein großes Zahnrad ein, das auf die Achse der „Seiltrommel“ montiert ist. Je nachdem welches der beiden mittelgroßen Zahnräder, die ja gegenläufig drehen, durch die Einstellung der Blechplatte in das große Seiltrommelzahnrad eingreift, hebt, bzw. senkt sich der Kugelhaken an der Lastkette.
Abb. 6a: Zahnradvorgelege mit Stellhebel.
Abb. 6b: Zahnradvorgelege auf Stellhebelplatte.
Abb. 6c: Zahnradvorgelege mit Stellhebel, Stellung Heben. (Kleines Zahnrad beim Betrieb linksdrehend, mittleres Zahnrad rechts drehend und folglich großes Zahnrad links drehend, damit wird die Kette aufgewickelt und der Lasthaken geht nach oben).
Abb. 7a: Hebeleinstellungen mit jeweiliger Arretierung, oben: Heben, Mitte: Neutral, unten: Senken.
Die Blechplatte, auf der die beiden mittleren Zahnräder sitzen, läuft in einen Hebelarm aus, der durch Kippen der Blechplatte nach oben, mittig und nach unten jeweils die Verbindung des mittleren linken oder mittleren rechten Zahnrades mit dem großen Zahnrad einstellt. Beide mittleren Zahnräder laufen ja ständig gegensinnig; von seitlich betrachtet: Zahnrädereingriff links oder rechts hergestellt bewirkt dann die Drehrichtung der „Seiltrommel“ Heben oder Senken. (Abb. 6a-6c) Die mittlere Stellung ist eine Neutral Stellung, keine Zahnradübertragung, also Leerlauf.
Damit die Seiltrommel durch das Gewicht des Kugelhakens im Leerlauf nicht absinkt, ist eine Sperre derart eingebaut, als sich ein Verriegelungsstift bei Neutralstellung in den Zahnkranz des großen Zahnrades einschiebt und dieses blockiert. Dieser Stift ist definiert auf der Blechplatte fest montiert und nimmt an den Einstellungen teil, in dem er das Zahnrad der Seiltrommelachse nur in der Neutalstellung blockiert und bei den anderen Stellungen das Zahnrad freigibt.
Abb. 7b: Stiftblockade des großen Zahnrades bei Neutralstellung.
Abb. 7c: Blockierungsstift
Abb. 7d: Hebeleinstellungen mit jeweiliger Arretierung, oben: Heben, hier eingestellt Mitte: Neutral,
unten: Senken.
Anmerkung zum Dampfdrehkran als Lehrspielzeug:
Dieser Dampfdrehkran eignet sich durchaus als ein pädagogisches Lehrobjekt, kann doch im Betrieb das Prinzip der Umwandlung von thermisch erzeugter Dampfspannung in kinetische Energie, und auch die Einrichtung und Funktion eines „Vorgeleges“ vermittelt werden.
Abschließend noch eine Arbeitsszene fürs Auge, Spur I.
Abb. 8: Kran bei der Arbeit.
Abb. 8b: Schnurrolle treibt Kreissäge an.
Abb. 8c: Schnurrollenfunktion.
Gruß,
R.R.