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Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#1 von riera , 31.07.2017 13:46

Bing und die Zahlenmarkierung der Räder
In dem thread vom 04.01.2016 ,
„Bing Spur I, was fürs Auge“,
Für Spur I, was fürs Auge
tauchten zum ersten Mal Nachweise von Zahlenkennzeichnungen in den Rädern der Lokomotiven auf. Eine Erklärung, die Bedeutung dieser „Markierungen“, konnte nicht gefunden werden.
Im Rahmen der Zusammenstellung eines englischen Spur I-LNW(E)R –Zuges fielen wieder Zahlen in den Vorlauf-, Fahrwerk-, und Nachlaufrädern der Tenderlokomotive ins Auge.
Zunächst der Zug:




Die 2B1, besser 4-4-2 Tenderlok:
Eigentlich dürfte es diese Ausführung gar nicht geben, nach Sichtung der Literatur und der entsprechenden Kataloge ist lediglich die 2B-Ausführung zu finden. Ein Foto der 4-4-2 Ausführung jedoch ist im Buch „The Bassett Lowke Story" von Roland Fuller auf Seite79, Bild 20, betitelt: "LNWR `Precursor`tank 4-4-2, g 1 Bing with Carette coaches 1909" zu finden, sodass es legitim erscheint, dieses Modell als Bingfertigung für Bassett-Lowke einzuordnen, eingedenk der Räderprägung G.B.



Die Maschine:











Die Zahlen auf den vernickelten, schwarz lackierten Grauguss-Rädern:
Vorlaufgestell, 4x 1186:







Motor, 4x G.B. 1676:





Nachlaufgestell:2 x 1186, wobei Vorlauf und
Nachlaufräder in der Tat identische sind.


Der Uhrwerkmotor fällt auf durch seinen kraftentfaltenden Federantrieb. Mittels dreier Hebel können die Funktionen Fahrt-halt, vorwärts-rückwärts und schnell-langsam eingestellt werden.




Ich kann das nur wieder im Raum stehen lassen, da eine schnelle, schlüssige Erklärung zu den Räderzahlen offensichtlich nicht möglich ist.
Grüße,
R.R.



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RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#2 von Eisenbahn-Manufaktur , 31.07.2017 13:55

Hallo R.R.

dabei handelt es sich möglicherweise um die Nummerierungen der Gußformen, bzw. beim Guß in sogenannte "verlorene Formen" (Sand-Formen) der abzugießenden Ur-Modelle. So etwas kommt recht häufig vor.


Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.

Klaus


 
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RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#3 von ElwoodJayBlues , 31.07.2017 14:20

Das müssten wirklich die Nummern der Gußformen sein, das ist ja in allen Branchen gebräuchlich.
Bei Märklin gibt es diese Nummern auch, z.B. im Gewicht vom TWE/ RP

Gruß,

Felix


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RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#4 von riera , 01.08.2017 12:34

Zitat von Eisenbahn-Manufaktur im Beitrag #2
Hallo R.R.

dabei handelt es sich möglicherweise um die Nummerierungen der Gußformen, bzw. beim Guß in sogenannte "verlorene Formen" (Sand-Formen) der abzugießenden Ur-Modelle. So etwas kommt recht häufig vor.


Hallo!

Vor 4 Jahren hatte ich über die Rekonstruktion eines Bing-Wacks berichtet.
Reanimation eines gut 100-jährigen Spiritus-Spur I Bing-Wracks
Zur Thematik Guss passt die Herstellung der fehlenden Räder für dieses Modell. Gleichzeitig ein Blick auf den Gießvorgang
Ein guter Freund, Former in einem Metallgießereibetrieb, fertigte von den Rädern einer Storchenbein Sandabdrücke.
Nach Beendigung des Graugusses der serienmäßig hergestellten Kanaldeckel wurden in den Schmelzofen Messingreste eingeworfen, nach Hochheizen erfolgte dann der Guss von 4 kleinen und 4 großen Speichenrädern. Diese mussten natürlich auf der Drehbank nachbearbeitet werden.
Das Endresultat:




Hab noch ein paar Bilder dazu gefunden:

Ca. 40 große Kanaldeckelformen sind zu füllen.



Hochheizen des Ofens, Füllen des Giesseimers, Füllen der großen Formen.






Parallel dazu Herrichten der kleinen Formkästen mit den Räderabdrücken, Schmelzen des Messingmetalls, Entnahme des flüssigen Messings mit der Handkelle und füllen der kleinen Formkästen.







und abkühlen lassen.


Spannender Vorgang, heute leider nicht mehr möglich, da Gießerei in Konkurs gegangen.

Ich gehe davon aus, dass Klaus und Felix vollkommen richtig liegen, dass es sich bei den fraglichen Nummern um Modellnummern handelt.
Vor 100 Jahren könnte das in etwa so gelaufen sein:
Die Bing Geschäftsleitung plant den Bau von z.B. 100 2B1-Tenderlokomotiven.
Für die Räder werden Holzformen für den Sandabdruck gefertigt, der jeweilige Radkranz des Holzmodells erhält eine Ziffernfolge aufgesetzt, die der Kennzeichnung des Radmodells dient und sich bei der Formung in den Sand einprägt. Bei später geplanten weiteren Fertigungen greift man dann auf das jeweilige Modell zurück.
Damit dürfte die Frage nach den Ziffern in den Bing- Lokomotivrädern geklärt sein.
Grüße,
R.R.


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RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#5 von Udo , 01.08.2017 14:01

Hallo,

der Gießvorgang verlief vor 100 Jahen ungefähr so wie geschildert. Aber für so ein Rad musste auch ein Kern hergestellt werden.

Das Holzmodel wurde in das Unterteil des Gießkastens mit Gießsand eingeformt und zwar so, dass es seitliche Aussparungen für die Aufnahme des Kerns hatte. Der Kern selber wurde in einem üblicherweise zweiteiligem Kerngehäuse hergestellt. Dort wurde auch die entsprechende Nummer positiv oder negativ eingelassen. Nach Trocknen des eingeformten Materials wurde der Kern mit der spiegelbildlichen Nummer dem Kerngehäuse entnommen und an die Stelle eingesetzt, die das Holzmodel für das Rad ausgeformt hatte.

Das mit dem einzusetzenden Kern muss man sich so vorstellen, dass dieser Kern in etwa so wie ein Deckel auf den eingeformten Speichen lag. Wenn das flüssige Metall in den Speichen hochsteigt, erreicht es als Abschluss die untere Fläche des Kerns und bildet so auch die jeweilige Nummer ab.

Auf den Unterkasten mit dem Kern wird nun der Oberkasten gesetzt und mit Gießsand aufgefüllt und verfestigt. Danach wird der Oberkasten wieder abgenommen und die Eingießstelle und die sogenannten Steiger mit der Hand hergestellt. Nach erneutem Aufsetzen des Oberkastens und der Verschraubung und eventueller Beschwerung ist die Form für den Gießvorgang fertig.

Erstaunt hat mich bei den sehr interessanten Bildern allerdings der Umstand, dass man den zwingend vorgeschriebenen Helm nicht aufgesetzt hat. Im Übrigen ist bei diesem Neuguß nur mit einem Unterkasten gearbeitet worden. Das flüssige Metall wurde dann so eingegossen, dass es gerade so eben eine leicht gewölbte Oberfläche auf der Oberfläche des Unterkastens bildete. Nach dem Erkalten kann man dann diese gewölbte Oberfläche so abdrehen, dass die einzelnen Speichen zum Vorschein kommen. Danach ist Feilarbeit angesagt, um die Kanten zu glätten.

Schönen Gruß
Udo


 
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zuletzt bearbeitet 01.08.2017 | Top

RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#6 von ReinerDD , 07.11.2017 21:45

Wen es interessiert, der findet hier übrigens noch die Original Ankündigung des Modells in der Fachpresse.

Die Spur 1 Umsetzung ist wirklich top.


Warum ist das alles so –? Weil sie uns nicht lange genug mit unserer Eisenbahn haben spielen lassen. (Kurt Tucholsky)


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RE: Bing und die Zahlenmarkierungen der Räder

#7 von riera , 13.11.2017 00:03

Hallo RDD
ich verstehen den Hinweis nicht. Kannst Du den Zusammenhang darlegen, hat Deine Maschine nun , bei genauerem Hinschauen, Zahlenmarkierungen der Räder? (Unverkennbar Bing, und doch an der einen oder anderen Stelle anders ;-)
Danke für Aufklärung. Spur I ?
Gruß RR


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