Der Fund des lang gesuchten Bahnsteigkartenautomaten mit mechanisch auslösbarer „Groscheneinwurfautomatik zum Ziehen einer Bahnsteigkarte“ von Bing ist Anlass, den hier mal vorzustellen Allgemein bekannt sind die von Bing schon frühzeitig angebotenen Perronkartenautomaten in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Allen ist gemeinsam durch Ziehen eines Knopfhebels eine Bahnsteigkarte dem System zu entnehmen. Im Verkaufskatalog von 1930 nun taucht unter Bahnhofsausrüstung mit der Artikelnummer 10/6177 ein „Bahnsteigskartenautomat mit 24 Bahnsteigkarten, transparente Aufschrift: Gibt nach Geldeinwurf eine Bahnsteigkarte ab“ auf, der unter der Nummer 10/6178 in der Version als „Sparbüchse eingerichtet mit Türschloss“ beschrieben wird. Zunächst als Beispiel für die frühen Bahnsteigkartenautomaten zwei bekannte Ausführungen um 1910, mit denen die Bahnsteigkarten gratis gezogen werden konnten, obwohl jedes Perron-Billet mit 10 Pfg und nicht übertragbar bedruckt ist.
1930 nun erscheinen Bahnsteigkartenautomaten in modernerer, kleinerer Ausführung, wieder mit Gratiserwerb der Karte, aber parallel dazu die gleiche Ausführung als Sparbüchse mit verschließbarer Tür. Der Kartenpreis ist mit 10 Pfennig gleich geblieben. Dafür sind die Automaten nun beleuchtet.
Die Sparbüchsenausführung: Aus der Bildfolge ist die Mechanik zu entnehmen.
Es ist ein Groschenstück durch den Schlitzschacht im Dach einzuwerfen. Das Geldstück fällt in einen schmalen, den Abmessungen des Geldstückes entsprechenden Aufnahmebehälter, der auf den Zugschlitten aufgelötet ist. Die geometrischen Abmessungen dieses Systems sind so gehalten, dass ein kleiner Abschnitt des Groschens über den Behälter übersteht und diese Höhe gerade der Stärke der im Vorratsbehälter zu unterst liegenden Perronkarte enspricht. Wird nun die Zugstange mit dem Schlitten, der den Groschen aufgenommen hat, betätigt, so streift der überstehende Groschenabschnitt diese unterste Karte nach vorn zur Entnahme. An der erreichten Endpunktstellung des Schlittens fällt das Geldstück durch einen so erreichten, weiteren Schlitz in den Bodenraum des Automaten, der das Spardepot darstellt. Nun ist der Besucher legitimiert, den Bahnsteig zu betreten. Interessanter Weise eignen sich 10 Pfennigstücke aus der Zeit des Kaiserreiches und auch aus der Zeit des sog. dritten Reiches. Meine Geldstücke sind mit den Jahreszahlen 1916, 1918, 1921und jeweils mit dem Kaiseradler geprägt, auch das Zehnerle von 1921. Der Groschen von 1941 trägt das verbotene Symbol. Anmerkung: Mit einem10 Pfennigstück der BRD funktioniert die Mechanik nicht, (zu groß), dafür aber mit einem 5 (Euro) - Centstück. Hier die Bilder dazu.
Wird nicht bezahl, so läuft der leere Schlitten an dem Kartenbehälter unten durch und vorbei, ohne eine Karte zur Entnahme nach vorn zu transportieren.
Bei Doll (Briefmarkenautomat) ist sie etwas komplizierter, funktioniert dafür aber auch mit verschiedenen Münzen. Das Teil von Bing habe ich bewußt auch noch nie wahrgenommen, daher Danke fürs Zeigen!