Charles, da brauchen wir gar nicht in begriffliche Spitzfindigkeiten zu gehen - es gibt ein grundsätzliches Verständnisproblem unter den Märklin- Ingenieuren: Bei Express ist grundsätzlich der Mittelschleifer nicht vom Rahmen isoliert, aber die Räder sind es. Bei Märklin ist es umgekehrt. Dann kommt noch "erschwerend" hinzu, daß bei Express die Stromaufnahme immer von der rechten Schiene in Fahrtrichtung erfolgt, auch wenn dazu die Räder genutzt werden und keine Außenschleifer vorhanden sind. Bei 2l-Fahrzeugen sitzen die nicht isolierten Räder, die also den Strom direkt auf den Rahmen leiten, normalerweise in Fahrtrichtung links. Ersetzt man bei solch einer Lok die isolierten Radschleifer durch einen Mittelschleifer, nimmt die Lok den Strom von der falschen Seite auf und läuft am Express- Trafo falsch herum. Genau das ist auch bei der E144 passiert.
Berühren also bei einer solchen Lok die isolierten Räder den Rahmen, gibt das zwar keinen echten Kurzschluß, denn der Mittelschleifer bleibt ja vom Rahmen isoliert, aber eine Verbindung zum zweiten Express- Stromkreis.
Worauf gründet Deine Aussage, Express sei ein totes System und eine Produktion dafür wirtschaftlicher Selbstmord? So in den Raum gestellt, ohne Begründung und Zahlen, ist das für mich Mumpitz. Märklin hatte in den letzten Jahren Erhebungen vorgenommen, wie viele Benutzer des Express- Systems es noch gibt. Natürlich nennt man keine genauen Zahlen, aber gegenüber Händlern wurde die Aussage gemacht, es wären mehr, als die Nutzer der Z- und LGB- Bahnen. Die Zahl ist auch höher, als die der derzeitigen Trix H0- Käufer.
Es gibt natürlich auch im Hause Märklin eine Fraktion, die eine pauschale Aussage, wie Du vertritt, ohne zu prüfen und zu rechnen. Daneben gibt es eine Gruppe, die für alle Optionen offen ist und prüft:
- Wieviel kostet es, ein vorhandenes Modell auf Express umzurüsten? Das ist sehr unterschiedlich bei den jetzigen Modellen. Wenn man bei Neukonstruktionen berücksichtigt, den Rahmen nicht breiter als 11 mm zu machen, sind es nur ein paar Euro für die Räder. Bei Drehgestellok ist das kein Problem. Und es geht sogar bei Dampfloks -> Die neue BR01.5 muß am Lokrahmen beim Umbau nicht bearbeitet werden. Achsen wenden, Radringe drauf und läuft. Nur der Tender verlangte Arbeit, weil hier die Drehgestellrahmen noch nach den konservativen Maßen gefertigt sind. Selbst von dieser nicht billigen Lok, die ja erst kurz verfügbar ist, habe ich schon 5 Stück im Auftrag gemacht.
- Welches Abnahmepotential besteht? Ich selber bin wohl einer der "kleinsten" Umbauer, denn ich mache nur nebenher und hobbymäßig ca. 50 Trix H0- Loks im Jahr fertig. Andere bauen eine vielfache Menge um. Das Modellbahnland Bonn baut Piko- Loks um und verdient sogar als Händler mit entsprechenden Lohn- und Lohnnebenkosten offenbar genug daran. Dabei bezahlen die Auftraggeber einen erheblichen Aufpreis. Wenn dieser sich durch entsprechende Konstruktion und Organisation deutlich senken läßt, wird die Nachfrage höher ausfallen.
- Wie spricht man den nicht unerheblichen Teil der nicht im Netz vertretenen Expressler an? Vor ein paar Jahren hatte mich ein Händler mal gebeten, an einem Adventssonntag in seinem Laden eine Express- Vorführung so machen. Die Reaktion der Kunden war unerwartet hoch. Seit dem hat der Händler ständig eine kleine Vitrine mit Expressmaterial im Laden.
- Wenn auf diesem Weg von einem Modell die Gesamtstückzahl um die Menge X gesteigert werden kann, kann man die Grenzkostenlinie, ab welcher man mit einem Modell in die Gewinnzone kommt, sicherer überschritten werden.
Das ganze wird nicht auf lange Sicht interessant bleiben. Von dem ehemals 6- stelligen Kundenstamm von Express (lag in einigen Jahren vor Märklin), ist heute noch ein 5- stelliger Rest übrig, der sich weigert, das System aufzugeben. Davon war auch Märklin überrascht. In 10 Jahren wird das schon wieder anders aussehen. Aber bis dahin kann man Geld verdienen, wenn man sich nicht zu schusselig anstellt.
VG
Heiko