ein paar Fragen an die Kenner von Metallbaukästen aus Vor-/Kriegsproduktion. Mir fiel dieses Bild beim Aufräumen in die Hände:
Das Photo ist auf den 3.3.1944 datiert (Steht hinten drauf), der abgebildete Kran wird dort als "Stabilmodell" bezeichnet. Gab es in einem Anleitungsbuch konkret dieses Modell als Bauvorschlag und von welchem Hersteller ist es?
Hallo Hanns, damit ist wahrscheinlich der "Walther Stabilbaukasten" gemeint. Ein änliches Modell ist auf den Anleitungsbüchern dieser Firma abgebildet.
Danke für die Hinweise. Aber, wenn das Wort "Stabilbaukasten", bzw. "Stabilmodell" eh als Synonym für Metallbaukästen gebraucht wurde, könnte ein anderer Hersteller theoretisch möglich sein. So findet sich auf Seite 2 des Märklinkataloges von 1939/40 ebenfalls ein ähnliches, aber in Ausführungsdetails doch unterschiedliches Modell. Entsprechende Anleitungsbücher wäre hilfreich.
in der Auflistung steht, dass Märklin lackiert war, "Stabil" dagegen vernickelt. spricht also mehr für den Stabilbaukasten.
Kenne mich aber nicht damit aus. Der Nachbarsjunge hatte Eisenbahn und Metallbaukasten von Trix, kann mich an ein grandioses Riesenrad erinnern, beleuchtet und motorisiert. Das war 1967, da war ich 5 Jahre alt. seitdem habe ich so etwas nicht mehr gesehen!
...es sei denn, es handelt sich um einen "Miniatur- Metallbaukasten Minex-Märklin", denn dieser scheint aus unlackiertem Aluminium zu bestehen, sofern ich die Abbildung in dem oben erwähnten Märklin Katalog richtig deute.
Hallo Hanns, wenn Du einen hoch aufgelösten Scan vom hinteren Teil des Kranes machst, dann könnte man vielleicht etwas mehr vom System erkennen. Es ist aber sehr wahrscheinlich dass es sich tatsächlich um Stabil handelt, also Walther Berlin. So wie er glänzt wird es der vernickelte Stabil sein. Metallbaukästen wurden eben auch Stabilbaukästen genannt, egal welches System und welche Marke wirklich verwendet wurde.
Minex ist tatsächlich aus Aluminium. Der fällt aber wegen der Größe raus, das System ist in den Maßen halbiert. Schrauben geht nur mit der Pinzette.
1944 finde ich nicht so abwegig. Erstens scheren sich Kinder meist nicht um das, was um sie herum passiert, und außerdem, im Extremfall ist das Schrauben doch eine willkommene Abwechslung. Im Krieg hat auch die Modellbahnerei höchste Formen erreicht. Man musste sich, wenn der Nachschub fehlt, Gedanken machen und selbst etwas tun, da fallen einem dann auch Lösungen ein.
Es gibt auch ein eigenes, echtes Metallbaukasten-Wiki, nicht nur den Eintrag bei Wikipedia. Daran kann sich jeder beteiligen! www.metallbaukasten-wiki.de
Hallo Hanns, Minex wäre deutlich kleiner. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Walther Stabilbaukasten. Charakteristisch ist der offensichtliche Nickelglanz der Teile, die Holzhaspel, der Kranhaken und der große Ring der am Haken hängt. Auch die Bauart lässt auf Walther schließen. Ich habe mich mahrere Jahre intensiver mit dem Thema Metallbaukasten beschäftigt. Leider habe ich meine Sammlung veräußert und habe auch keine Bauanleitungen mehr. Es gab in der Vorkriegzeit aber weltweit mehrere hundert Hersteller von Baukästen. Auch Meccano hat vernickelte Bauteile gehabt. Es gab aber auch viele kleine Hersteller die das "System" kopiert haben. Eine Identifizierung nur durch das Foto ist schwierig. Dennoch erscheint mir Walther als sehr wahrscheinlich. VG, Frank
Gut, die Argumente überzeugen mich, ich bin kein Kenner von Metallbaukästen und besitze solche nur von Märklin und einen aus DDR-Produktion, der übrigens auch "blank" ist. Die Datierung des Photos steht außer Frage, da das Datum wie gesagt auf der Rückseite vermerkt ist und es stammt aus einer Zeit, als der Schulbetrieb des Gymnasiums meines Vaters kriegsbedingt von Dortmund in das vermeitlich sichere Baden-Baden verlegt worden war. So vermute ich mal, daß dieses Photo auch dort entstand, zumal mein Vater keinen Metallbaukasten - zumindest von Märklin - besaß. Dies weiß ich, weil meine Vater die Angewohnheit hatte in dem Märklinkatalog von 1939/40 alles anzustreichen, was er sein eigen nannte. Ein höher auflösender scan dürfte nicht viel bringen, es handelt sich um einen Kontaktabzug, das Photo hat lediglich ein Format von 5,4x5,5 cm
Joha, zu # 10: 1944 haben wir Kinder uns sehr wohl darum scheren müssen, was rundum passierte: Wir lagen nachts mit den Klamotten im Bett, denn irgendwann mussten wir sowieso in den Keller. Die Bomben zerstörten die Häuser und die Brände wüteten dann in den Straßen in Orkanstärke. Musste man den Keller wegen Bombenschäden (unglaubliche Staubwolken!) verlassen, mussten wir durch die Trümmer. Wir hatten alle unser liebstes (Klein)Spielzeug immer in einer Umhängetasche dabei. Wenn dann dein Zuhause ausgebombt war, kam man aufs Land. Dann konnte es dir passieren, dass du im Zug zur Schule oder auf dem Feld von Jagdflugzeugen mit Leuchtspur beschossen worden bist. Nirgends bist du sicher gewesen -nirgends und zu keiner Zeit. Das waren Zeiten, die hoffentlich nie wieder kommen! Schöne Grüße ins Nachbarland Blech
Ich weiß. Mein Großvater hat ab dem 14.2.45 in Dresden Leichen gestapelt, nach all dem was zuvor schon war. Hoffen wir, dass es nicht wieder dazu kommt. Wobei, hoffen allein genügt nicht. Dennoch haben Kinder ihre eigene Welt und es gab ja auch Gegenden, in denen man trotz des Krieges einigermaßen unbehelligt seine Kindheit verleben konnte, sonst gäbe es mich z.B. nicht.
Joha, ja! Unglaubliche Zwiespälte! Am Morgen nach Bombenangriffen haben wir auf den Straßen Bomben- und Flaksplitter gesammelt -und getauscht! Besonders "wertvoll" waren Reste von Führungsringen der 8.8-Granaten. In unserer Straße in Offenbach wurden zwei große Märklin-Anlagen Opfer der Bomben -aber was bedeutete das damals schon? Ja, auf dem Land, so dachten wir, sind wir nach der Evakuierung sicher. Und was war da? Gegenüber der Fliegerhorst Rothenbergen... Jetzt hatten wir die Mustangs oder Spitfire über uns und die schossen sogar auf Ochsenwagen. Schöne Grüße aus Hessen Blech