Bings Fahrtrichtungsumschaltung bei oszillierenden Zylindern am Beispiel der Spirituslpk 161/1575 von 1912.
Einleitung:
Allgemein bekannt ist das Funktionsprinzip des einfachen Dampfmaschinenbetriebs mittels "oszillierender Zylinder". Zur Erinnerung sei die Funktionsskizze, Tafel 40 , S.87, aus Udo Bechers Werk „Bodenläufer, Spielbahn, SupermodellI“ aufgeführt, der das Prinzip der oszillierenden Dampfzylinder entnommen werden kann.
Der Bewegungsablauf braucht nicht näher erläutert werden.
Am Objekt können diese Funktionsteile z. B. am Modell „ Feine Dampfmaschine mit oszillierendem Zylinder, mit stahlblau oxydiertem Messingkessel, f. vernickelten Armaturen, oszillierendem, vernickelten Messingzylinder, Sicherheitsventil, Dampfpfeife und Wasserstandsglas, Nr.:7827“, gezeigt werden.
Natürlich ist dieses Antriebsprinzip auch bei den in dieser Zeit angebotenen Storchenbein-Spirituslokomotiven zu finden.
Dabei fällt auf, dass alle Modelle in den Verkaufskatalogen bis 1898 nur in eine Richtung laufen.
Erst 1899, zu der Zeit also, in der die von Bing 1897 patentierte Flachschiebersteuerung bei den Verkaufsangeboten dominiert, werden im 2. Nachtrag vom Oktober 1899 unter „Hervorragende Neuheiten, neue, billige Dampfmaschinen mit Vor- und Rückwärtssteuerung mit oszillierendem Messing-Zylinder“ angeboten, mit dem Hinweis, „ dass diese Maschinchen für die Jugend als Lehrmittel zur Erläuterung moderner Maschinenconstruktion und der Wirkung der Dampfkraft dienen. Wir machen unsere verehrten Geschäftsfreunde, insbesondere die Herren Fachleute, darauf aufmerksam, dass unsere Umsteuerung die denkbar einfachste Construktion aufweist und daher ein Versagen oder Reparaturen vollständig ausgeschlossen erscheinen. Bei unserem System wird nicht der Zylinder zum Zwecke der Umsteuerung in seiner Lage verändert, sondern die Steuerung beruht auf einer entsprechenden Dampfvertheilung mittels eines Stellhebels.“
Dies kann am Modell Nr. 9640 von 1899 und, mit den folgenden Bildern des Modells „Feine Dampfmaschine FRAM, extra solide Dampfmaschine mit oszillierendem Messingzylinder, …, Sicherheitsventil, Dampfpfeife und Vor- und Rückwärtssteuerung, montiert auf Eisensockel und feinem Holzfundament mit Metallplatte", ebenfalls unter der Nr. 9640 1902 angeboten, gezeigt werden.
Die 9640/3:
Die Umsteuerung mit Stellhebel,
wobei die ovale Tiefenausfräsung der Stellhebelfläche den Dampf über die mittig angeordnete Dampfzuführungsöffnung je nach Hebelstellung oben-unten zu der Dampf Ein- oder Auslassöffnung leitet und so die Bewegungsrichtung des Messingzylinders bestimmt wird.
Der Andruck des Stellhebels auf die Spiegelfläche wird durch eine Blattfeder und eine in der Spannung einstellbare Ringfeder bewirkt.
Diese Dampfleitungsanordnung ist auch bei Maschinen mit 2 oszillierenden Zylindern umgesetzt, z. B. bei "Tandem I, dem Zwillingsmotor mit…...Vor-und Rückwärtssteuerung, Nr.: 9652", zu finden in der Spezialliste für Spielwaren 1902. Erkennbar, dass das die gleichen Umsteuerungshebel wie oben sind, die lediglich durch einen Stab zur synchronen Einstellung verbunden sind.
Nun zur Spirituslokomotive, Nr. 161 1575.
Besonders interessant die Umsteuerungsanwendung bei der „Dampflokomotive mit oszillierenden Zylindern mit Laufstangen und Pleuelstangen Nr.: 161 1575, vorwärts- und rückwärts fahrend“ im Katalog von 1912, der eigentliche Anlass des Beitrags:
Der Dampf wird im Führerhaus dem Kessel entnommen, in einem 3mm Messingröhrchen durch die Flammen an der Unterfläche des Kessels geführt, endend in einem quadratischen Messingblöckchen mit den Maßen 15mm X 15mm X 5mm unter der vorderen Pufferbohle. Auf dem Blöckchen befindet sich die Umstellscheibe mit 2 halbrunden Rinnen. Durchmesser der Umstellscheibe: 13 mm. Ein nasenförmiger Vorsprung, auf dem ein kleiner Griff-Zylinder montiert ist, dient der Umstellung.
Dazu Bilder: