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Bing in den 1920er Jahren

#1 von riera , 02.03.2015 17:40

Angeregt durch die Patentschrift von 1929 erfolgte die Suche nach den Objekten, die diese Patentierung in sich tragen. Dabei entstand der folgende Beitrag.

Die Produktneuerungen der Bing-Werke in den 1920er Jahren, ein "Bild-Ausflug" in diese Zeit:
(Text ist den Bildern vorangestellt)

Zur Erinnerung.
1918: Ende des 1. Weltkriegs.
1918: Weimarer Republik (1918-1933).
1918: Friedensvertrag von Versailles.
1924 Deutsche Reichsbahngesellschaft, mit Maßnahmen zur Harmonisierung des heterogenen Fahrzeugparks der länderbahnbetonten Fahrzeuge und Betriebseinrichtungen ( Vereinheitlichung).
Diese Veränderungen der realen Bahnstrukturen gingen natürlich nicht spurlos an den modellbahnproduzierenden Spielzeugfirmen vorbei, was bei Betrachtung der Spielwarenkataloge aus dieser Zeit festzustellen ist.
Bing, seit 1919 Bing-WerkeA.G. mit der Vertriebsorganisation Concentra nimmt die Reichsbahnneuerungen in den Verkaufskatalogen auf, die Techniker entwarfen neue Modelle, meldeten Patente an, um sich mit konkurrierenden Firmen die eigenen Marktanteile zu sichern.
Auch werden Großanlagen aufgebaut um die Qualität und Leistungsfähigkeit der Produkte zu demonstrieren, wie ein Anerkennungsschreiben am 09.12.1927 von "Amtes wegen" belegt.



Im Katalog von 1927


werden viele Lokomotivausführungen mit bayerischen Merkmalen, (spitz zulaufendes Führerhausdach),angeboten, aber man stellt sich dem Trend „ Tischbahnen“, ist aber ein eigenes Kapitel, und den elektrisch betriebenen Zubehörteilen zu Eisenbahnanlagen ( Fernschaltung), der fortschrittlichen Herausforderung der Zeit.



Interessant die in diesem Zusammenhang patentierte „Elektromagnetische Vorrichtung zum Bewegen von……)





im Katalog von 1931


tauchen Modelle mit länderbahnspezifischen Merkmalen nur noch vereinzelt auf.
Die Rückseite des Kataloges ziert als Blickfang ein Foto der Baureihe 39. (39 206, 1`D`1, gebaut 1924 von Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, ausgemustert Bw Stuttgart 1966)

Darunter ein Bing-Modell, der 01-Baureihe, 2C1 Schnellzuglok, mit der Führerhausaufschrift 8105, wobei sich hinter dieser Nummer die Verkaufs Katalognummer verbirgt, wie das abgebildete Modell auf Seite 16 des Katalogs verrät.

Die Umsetzung des Patentes "Elektromagnetische Vorrichtung..." wird auf Seite 19 des Kataloges mit der Erklärung der elektrischen Fernschaltung in Bild, Text und Hinweis auf die "lehrreiche Bewegungsfreiheit des spielenden Knaben" vorgestellt.

Einige patentierte elektrisch betriebene Zubehörteile zu Eisenbahn-Anlagen (Fernschaltung), wie diese auf Seite 41 des Kataloges von 1927 vorgestellt wurden:

"Das Elektro-magnetische Vorsignal 12/6113 mit elektrisch umlegbarer Scheibe, 22cm hoch":



"Elektro-magnetische Barriere 12/6111 mit elektrisch bewegtem Schlagbaum, 21 cm lang":



"Elektro-magnetisches Einfahrts-Signal 12/6110 mit elektrisch bewegtem Signalarm und Glühlampenbeleuchtung, 28 cm hoch":



In der Übersicht







"Elektro-magnetische Läutebude 12/6109 mit elektrisch betriebener Signalglocke, 12 cm hoch":



"Elektrisches Central-Stellwerkhaus 12/6112/2 mit Anschlußklemmen und 6 Schalthebeln, 15 cm lang, 11 cm breit, 12 cm hoch":









"Weichenstellwerk 12/6114 passend zu einem elektromagnetischen Weichenpaar..."




Ein dazugehöriges Weichenpaar









Last not least, der unabdingbare Transformator KT1 aus der Zeit:








Schließen möchte ich mit dem hoffnungsvollen, ja Spiel-anregenden Vorwort des Kataloges 1931, dem nicht das drohende Ende dieser großen Firma zu entnehmen ist.



Schluss-Bild: Der Schienenzeppelin, entsprechend dem von Franz Kruckenberg 1929 konstruierten Vorbild, (Weltrekord mit 230,2 km/h), aus dem Bing- Katalog von 1931:














Grüße,
R.R.


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zuletzt bearbeitet 03.03.2015 | Top

RE: Bing in den 1920er Jahren

#2 von Udo , 02.03.2015 22:41

Hallo, riera,

was für ein toller Artikel ! Sehr interessant.
Und - was mir aufgefallen ist - du hast etliche Objekte wie frisch aus der Fabrik. So etwas findet man auch nicht alle Tage.

Danke für deine Arbeit !

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: Bing in den 1920er Jahren

#3 von Gelöschtes Mitglied , 02.03.2015 23:54

Hallo, riera,
möchte an dieser Stelle ein dickes Kompliment für diesen tollen Beitrag machen (ebenso für diverse frühere Veröffentlichungen) jeweils mit bemerkenswerten Bildern sowie bezugnehmenden Patentschriften und aussergewöhnlichen Dokomentationen. Und dann noch der 27er Bing-Katalog aus der Goldgasse meiner Heimatstadt! Sage einfach nur DANKE und freue mich schon auf das nächste Thema.
Liebe Grüße
Wolko



RE: Bing in den 1920er Jahren

#4 von Blech , 03.03.2015 08:06

Danke, riera!
Eine sehr informative Arbeit!
Schöne Grüße aus Hessen
Blech


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RE: Bing in den 1920er Jahren

#5 von Gelöschtes Mitglied , 03.03.2015 10:54

Und nebenbei gibt's einen der für mich frühesten Belege zur Firma Herr in Berlin.



RE: Bing in den 1920er Jahren

#6 von riera , 03.03.2015 11:26

Vielen Dank für die Blumen, so macht "arbeiten" spaß.
@ joha:
Danke für den Hinweis auf Herr.
Wer`s genauer wissen möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/L._Herr_KG
Wünsche eine gute Zeit,
R.R.


riera  
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RE: Bing in den 1920er Jahren

#7 von Gelöschtes Mitglied , 03.03.2015 14:43

Ich will keinen Blog zu Herr aufmachen - obwohl das lohnend wäre - nur hier mal der Auszug aus Wikipedia:

"Die „Elektromechanische Werkstätten L. Herr“ begann bereits in den 1930er Jahren mit der Herstellung von technischen Handbüchern und Teilen für Modelleisenbahnen. Der Betrieb fertigte Messing-Vollschienen mit Befestigungsmaterial in den damals gängigen Nenngrößen sowie Teile für den Eigenbau von Fahrzeugen. Eingetragene Firmeninhaberin war Luise Herr, die Ehefrau des Firmengründers Erich Herr, auf die auch der Firmenname zurückgeht.
Erich Herr, der während des Zweiten Weltkrieges Privatsekretär des Schauspielers Heinrich George war, führte das Unternehmen nach Kriegsende weiter. 1952 wurde von den zuständigen Behörden die Gewerbeerlaubnis zur Weiterführung des Betriebes erteilt."

Das ist alles recht schwammig. Bisher wurde immer nur von "in den 30er Jahren" geschrieben. Jetzt gibt es einen Beleg, dass unter L. Herr 1931 schon Geschäfte versucht worden sind. Ich habe einen weiteren mit Erich Herr, den ich 1929 einordne, beides in der gleichen Straße, aber mit unterschiedlicher Hausnummer.


zuletzt bearbeitet 03.03.2015 14:44 | Top

RE: Bing in den 1920er Jahren

#8 von *3029* , 04.03.2015 01:24

Hallo riera,

auch wenn ich jetzt nicht der aktive Sammler/Spielbahner bei den grossen Spurweiten bin
verfolge ich diese Themen trotzdem immer mit sehr grossem Interesse ...

Deshalb auch von mir ein Danke für deine interessanten Ausführungen.

Viele Grüsse

Hermann



 
*3029*
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Frage: Letzter Stand der Anleitungen von Fritz Rinderknecht?
Bing und der elektrische Betrieb des Eisenbahnspielzeugs

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