Hallo zusammen,
alter Kölner Spruch: "wat nix koss, dat ess och nix, un dat jäit och schnell kapott!" (wie auch im Lied der Bläck Föös zu hören).
Nach diesem Motto ging mir neulich dieses alte holländische "Meisje" als Beifang ins Netz, alte 1390 alias 1215 der Nederlandse Sporwegen.
Bilder 1 bis 2: 1390 vorher
War die alte Dame schon äußerlich recht verlaust, so waren leider innen auch schon die Motten:
Bild 3: Innenansicht 1390 mit falscher Verdrahtung
Diverse Kabelbrüche und Kurzschlussspuren (orange Pfeile), verbastelte Elektrik (hellblauer Pfeil), abgebrochene Haltedrähte für Stromabnehmer (grüner Pfeil), abgebrochene Lichtleiter (roter Pfeil), nicht mehr passende Fenstereinsätze (grüner Pfeil) und noch einiges mehr wie z.B. zwei verschlissene Getriebezahnräder (wie das zu schaffen ist, kann ich mir kaum erklären) und natürlich - wie immer - schräg abgefahrene Kohlenbürsten, weil sie nicht auf den Federn zentriert aufgezogen waren.
Diese Loktype war für mich Neuland, weil ich noch kein Exemplar dieser Baureihe besessen geschweige denn filettiert hatte. Daher konnte ich auch die Finger nicht von ihr lassen und begab mich an die Arbeit.
Zuerst wurde wie üblich alles zerlegt, Pantographen und Griffstangen demontiert und gereinigt. Ohne alles und ohne die dicke "Kniestschicht" sah die Dame schon anders aus, wobei die Haltedrähte der Pantographen natürlich die Prozedur erwartungsgemäß nicht überlebt haben.
Eine Überraschung erlebte ich beim Versuch, die gereinigten Fenstereinsätze, von denen einer schon leicht beschädigt und auch etwas trüb war, wieder einzubauen, weil sich die Kunststoffteile im Laufe der Jahre wohl verzogen hatten und die hinteren Fenster in den Türen nicht mehr einwandfrei eingepasst werden konnten. Also musste ich diese abtrennen und getrennt einsetzen (mit etwas Uhu fixiert). Zur Wiederherstellung der Klarsicht wurden beide Fenstereinsätze von außen mit Klarlack überzogen. Ein geborstenes Fenster wurde aus Acrylglas neu ausgesägt und eingepasst.
Die monströsen Vorbauten und beide Führerhausdächer waren verkratzt und wurden partiell neu lackiert mit der Airbrush (freihand bis zur Dachkante bzw. Haubenkante schräg von der Dachmitte aus gezielt ohne Abkleben. Sprühnebel an falschen Stellen (weiße Bauchbinde z.B.) sofort mit Revel-Verdünner abgetupft). Hat eine Zeit lang gebraucht, bis ich den Farbton halbwegs getroffen hatte.
Dann wurden die Halterungsdrähte der gereinigten und gerichteten Stromabnehmer aus 1mm Stahldraht gebogen und neu aufgebaut (siehe Bild 4). Vor dem Biegen Isolatoren aufschieben!!
(Bild 4)
Etwas ungewohnt sind bei diesem Modell die seitlich verschieblichen Pufferbohlen, deren Montage mich etwas genervt hat, bis ich die richtige Reihenfolge raus hatte:
Bild 5
1.) Bild zeigt das Kupplungsgleitstück mit Zugfedern und Kupplungsrichtfeder
2.) Kupplungsgleitsstück von innen in senkrecht gehaltenes Lokgehäuse einsetzen, dabei Zugfedern einfach runterhängen lassen. Gleitstück von unten mit linkem Daumen festhalten.
3.) Pufferbohle von oben aufsetzen.
4.) Pufferbohle festschrauben mit Zylinderschrauben M2 x kurz, Verschieblichkeit prüfen
5.) Zugfederösen mit Pinzette oder Nadel fangen und an Gehäusestiften einhängen (etwas knifflig)
6.) Hakenkupplung mit Schlitz von vorne in Pufferbohle einfädeln und an Gleitstück befestigen mit einer Zylinderschraube M2 x ganz lang. Leichte Schwenkbarkeit prüfen.
Gibt es außer dieser und der französischen BB68000 noch eine GFN-Lok, bei der die Kupplung auf diese Art festgeschraubt bzw. gebolzt wird??
Bild 6 : Verdrahtung mit Laufgestell, Motorkabel zum Einlöten vorbereitet (Pfeile)
Die Fahrgestelle wurden von den Achsen befreit, alles gereinigt, Räder neu aufgepresst, Radschleifkontakte gerichtet und wieder eingesetzt, und dann die Verdrahtung teilweise erneuert unter Verwendung der vorhandenen Kabel (die jemand anders zusammengelötet und teils "verlängert" hatte als dies werksseitig vorgesehen war).
Leider kann man ja bei den "selbsttragenden" Fleischmann-Ellok-Karosserien der 60er Jahre nicht so richtig Ordnung machen, sondern ist froh, wenn alle Kabel kollisions- und kurzschlussfrei ihren Weg aneinander vorbei finden...
Dann wird das Motordrehgestell eingelötet.(Bild 7)
Bild 7: Verdrahtung komplett
Nebenbei: gibt es noch eine andere Verwendung dieser Speichenräder bei GFN?
Das war ein Erfolgerlebnis: auf die Räder gestellt und ... läuft!
Zur Vergleichmäßigung der vielen Lackschäden und -ausbesserungen habe ich dann noch die Karosse von Frau Antsche mit dem bewährten Zauberwachs eingefettet und blankpoliert.
Bild 8: Lok 1215 bei der ersten Probefahrt
Bild 9: Lok 1215 bei der Lastprobefahrt vor einem holländischen "Auto-Reisezug"
Mancher mag mich vielleicht belächeln ob der vielen Mühe ohne Erfolgsaussicht, aus der "alten Schachtel" wirklich wieder ein "lecker Meisje" hinbekommen zu können.
Aber ich kann halt nix wegwerfen...
Viele liebe Grüße
Dennis