Hallo zusammen,
gerade habe ich eine Guss-E40 (GFN #1338) in Arbeit und parallel den Fotoapparat im Anschlag, so dass ich hier ein paar Bilder einstellen kann.
(Profis brauchen gar nicht weiterzulesen, es ist nichts Neues dabei. Aber vielleicht macht´s dennoch Spass, mal einem Universaldilettanten zuzuschauen?)
Die Revision war nötig, weil erstens das arme Ding nur noch stotternd lief, dabei stark taumelte, und auch optisch ziemlich verdreckt daherkam (siehe Bild 1).
Bild 1 vorher
Bild 2 nach der ersten Reinigung.
Die Lok war innen und außen ziemlich stark verölt, als wenn jemand zur Konservierung mit Sprühöl versiegelt hätte. Auf dem Dach kann man im ersten Bild schön die Schmandschicht erkennen, sie ging mit etwas Reinigungsöl (SR24) nach 1stündiger Einwirkdauer und elektrischer Zahnbürste ganz gut runter (vgl. Test Cyberdings (klick)).
Danach stand eine Totalzerlegung auf dem Plan.
Die 1338 gehört zu den typischen GFN-Loks der früheren Bauart, die eigentlich kein eigenes Fahrgestell besitzen, sondern "selbsttragende Karosserie", d.h. alle Teile sind am Gehäuse befestigt. Das macht die Wartung etwas schwierig, da man die Lok nicht mit abgenommenem Gehäuse probefahren kann (leider).
Da die Elektrik völlig entfernt werden soll, lötet man zuerst die beiden roten Kabel auf dem Dach von den Stromabnehmern ab , Abb. 2, Pos. (2). Dann werden die Drehgestelle nach etwa halbem Herausdrehen der 4 Halteschrauben (1) nach unten entnommen, soweit es die Kabel zulassen (Bilder 3 u 4):
Bilder 3 und 4
Im Inneren werden die Schrauben (1) bis (5) entfernt, auch die Schrauben (1) und (2) ganz herausdrehen, sonst lassen sich die Stirnlampen nicht entfernen! Im vorliegenden Beispiel saßen die Lichtleiter so fest, dass sie mit einem Schraubendreher vorsichtig gegen das Gehäuse abgedrückt werden mussten! Hohe Bruchgefahr! Wahrscheinlich durch verharztes Öl verursacht.
Bild 5
Im rechten Bild 5 sieht man noch einen geborstenen Isolator am Stromabnehmer, der später nach Demontage mit Sekundenkleber gerettet werden konnte.
Die Griffstangen waren mit Flugrost überzogen, deshalb mussten auch sie runter. Es genügt, nur die unteren Enden aufzubiegen; erst mit Messer o.ä. leicht vorbiegen, dann mit kleiner Flachzange packen und etwa auf 80° aufbiegen, nicht mehr. Es geht leider nur endlich oft, bis sie brechen.
Im rechten Bild kann man eine ausgebaute Griffstange sehen; das mit "x" gekennzeichnete obere Ende wurde nicht aufgebogen.
Nach dem Entfernen der 8 Türgriffstangen müssen noch die Splinte der Frontgriffe von der Innenseite aufgebogen werden. Danach können beide Enden der Frontgriffstange aus den Gehäusebohrungen entnommen werden. Vorsicht: die sitzen recht stramm und schnappen schnell zurück, dabei wären Lackbeschädigungen nicht zu vermeiden. Am besten vorher Pappstreifen zwischen Gehäuse und Stangenende unterschieben! Der Pfeil in Bild 6 zeigt Beschädigungen durch versuchte Demontage des Vorbesitzers.
Bild 6
Sind die Griffstangen demontiert, so fallen auch die Cellonscheiben der Führerstandsverglasung heraus. Die seitlichen Fenster sind meist mit Kleber fixiert und müssen vorsichtig mit Messerspitze gelöst werden, dabei sind Lackabplatzer innen nicht zu vermeiden.
Bild 7
Bild 7 zeigt den Erfolg der Behandlung der Griffstangen mit Chrompolitur und rotierender Filzbürste auf Kleinbohrmaschine. Außerdem sind die verdreckten Cellonscheiben vorsichtig zu reinigen (warmes Wasser und Spülmittel). Nachdem auch die Stromabnehmer durch Aufbiegen der Haltedrähte (aufpassen: 8 kleinste Hülsen außen gehen gern verloren!) abgenommen wurden, kann auch das Lokgehäuse gleichermaßen gereinigt werden. Dann gut trocken (lassen).
Zwischenzeitlich widmen wir uns der Technik:
Zuerst Drehgestellblenden abnehmen (Bild 8).
Bild 8
Das geht auch ohne Ablöten der Verdrahtung, indem man zuerst die vordere Halteschraube (1) abschraubt, dann die Blende an der Pufferbohle anhebt, etwas nach hinten schiebt, bis der Bolzen 3 aus der Bohrung in der Blende rausrutscht. Dann die Blende hinten nach unten schwenken (4) und ganz vom Drehgestell abnehmen. Am Laufgestell einfach; am Motorgestell etwas kniffliger, geht aber auch. Manchmal hindert die Verdrahtung des Motors, so dass dieser durch Herausdrehen der drei Motorhalteschrauben gelockert und entnommen werden muss; dann geht es leichter.
Im Anschluss werden die Drehgestelle von allem befreit außer den Radsätzen sowie den zwei dadurch eingeklemmten Zahnrädern. Radsätze ziehe ich nicht gerne ab, weil eine taumelfreie Montage nicht immer klappt.
Bild 8
Das Laufgestelle wurden dann in SR24 gut gebadet und anschließend getrocknet; die Achslager und Zahnradlager neu geölt.
Bild 9
Motorschild reinigen und instandsetzen: dazu zwei Kabel ablöten (Bild 9) und Bohrungen der Schleifkohlen sowie Motorlager reinigen (Bild 10). Jetzt kann auch die Drosselspule neu mit schwarzem Isolierband umwickelt werden.
Bild 10
An den Laufrädern werden die Laufflächen und Rückseiten für bessere Stromleitung mit Chrompolitur und rotierender Filzbürste vorsichtig gereinigt:
Bild 11
Auch die Treibräder sind zu reinigen. Dabei stellte sich heraus, dass das Taumeln der Lok von einem verzogenen Haftreifen verursacht war. So ein Glück, neue Haftreifen lagen schon parat, die sollten sowieso draufgezogen werden.
Anschließend erfolgt der Zusammenbau der Elektrik und Antriebstechnik in umgekehrter Reihenfolge. Dann erfolgt eine Probefahrt, die etwas merkwürdig anmutet:
Bild 12
Hier kann nochmals geprüft werden, ob die Räder taumelfrei laufen und die Technik funktioniert. Leider etwas kurzschlussgefährlich, aber ich habe ja glücklicherweise nur analogen Elektromaschinenbau, keine Elektronik verbaut ...[grins].
Dann gings ans Gehäuse: vorher: diverse kleine Lackschäden, Beschriftung nicht mehr lesbar.
Bilder 13 und 14: Gehäuse vorher
Das ist jetzt was für die Kosmetikexperten mit ruhiger Hand. Ich möchte wenn möglich immer den originalen Lack retten, nur blanke Zinkstellen schützen und unauffällig machen. Die erhabene Beschriftung erst ggf. vorsichtig von falschen Farbresten in den Ecken befreien (mit spitzer Nadel o.ä.), dann mit spitzem Pinsel oder "Tampondruck" neu einfärben. Wenn trocken, das Ganze mit Modellwachs o.ä. dünnst einpolieren. Das Ergebnis zeigt das folgende Bild:
Bild 15
Bild 16
Anschließend Gehäuse wieder komplettieren: Fenstereinsätze und Griffstangen, Pantographen befestigen (Drähte mit Zange umbiegen). Gehäuse fast fertig, es fehlen nur die Drehlager und Schrauben für die Drehgestelle und Elektrik (Bild 16).
Dann werden die Drehgestellblenden um die Antriebstechnik montiert:
Bild 17
erst die Kabel sortieren, dann die Blende schräg von vorne her schräg auf Laufgestell aufschieben (1), hinten hochschwenken, Bohrung auf Zapfen (2) aufschieben, vorne absenken (3) und mit Schraube fixieren. Das Laufgestell muss um die Längsachse schwenkbar bleiben, richtige Zapfenschraube verwenden! Gleiches Vorgehen sinngemäß beim Motorgestell, hier keine Schwenkbarkeit nach Festziehen der Schraube (im Bild ist nicht die Originalschraube montiert, da Gewinde ausgerissen war und auf M3 aufgebohrt wurde).
Anschließend sieht es aus wie im folgenden Bild:
Bild 18
Endmontage:
Beleuchtungseinsätze wieder zusammenbauen und Kontakthalter anschrauben, Lampeneinsätze aber noch nicht ins Gehäuse einschieben.
Kabel zum Stromabnehmer durch Dachlöcher schieben.
Diodenplatine über rechtem Stromabnehmerkabel anschrauben, dabei Masseverbindung schwarz zum Laufgestell mit anschrauben.
Beide Beleuchtungseinsätze in Stirnlöcher von innen einschieben und festschrauben.
Umschalterplatine über linkem Stromabnehmerkabel und linkem Beleuchtungskabel festschrauben (2x)
Vier Drehgestell-Drehlagersteine in Nuten einsetzen und mit vier kleinen Halteschrauben versehen, Schrauben nur soweit eindrehen, bis Gewinde innen zum Vorschein kommt.
Drehgestelle einsetzen und mit Halteschrauben fixieren.
Bleigewicht mittig einsetzen und Bodenteil aufsetzen, so dass silberne Kühlschlange auf rechter Lokhälfte steht (Kühlschlange ist sichtbar, wenn Führerstand „1“ rechts liegt). Mit langer Senkschraube leicht anziehen (sonst beult Gehäuse aus).
Bild 19 Endmontage
Dann Lok auf die Räder stellen und Pantographenkabel wieder anlöten.
Und dann kann´s losgehen! Wenn Lok nicht fährt, Stellung des Oberleitungsumschalters überprüfen.
Bild 20: Erste Lastprobefahrt
Das Ganze macht höllisch Spass, wenn´s funktioniert!!!
Viele Grüße und wenn Fragen sind: fragt!
Dennis