01.12.+ 02.12.2024 Tag der Modellbahn im Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg - Ruhrort

Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#1 von riera , 30.05.2013 14:09

Einleitung:


Eine ganz wesentliche Einrichtung für den sicheren Eisenbahnbetriebsablauf waren die „Läutewerke“, die natürlich auch bei den uralten Modellbahnanlagen nicht fehlen durften.
Jede Spielwarenfirma bot eine Vielzahl unterschiedlicher Ausführungen an, von der einfachen Handkurbel-Bedienung über den Uhrwerksantrieb und nicht zuletzt bis zum elektrischen Antrieb.
Sowohl in den Signalbüchern der Länderbahnzeit als auch noch in der Ausgabe der Deutschen Reichsbahn von 1940 ist das erste Signal in den Signalbüchern ein Läutesignal: „Der Zug geht in der Richtung von A nach B (Abmeldesignal) einmal fünf Glockenschläge“.

Auszug aus dem Bayerischen Signalbuch von 1907:









Auszug aus dem Signalbuch der Deutschen Reichsbahn, Ausgabe1940:





Altmeister Udo Becher beschreibt in seinem Buch „Bodenläufer Spielbahn Supermodell, so funktionierten die alten Modellbahnen“, Alba-Buchverlag, Copyright 1981by EDITION LEIPZIG, Liz.-Nr..600/38/81, ISBN. 3-87094-434-X,
unter Läutewerke auf Seite 210:
„Zur Eisenbahnromantik gehörte zweifelsohne das einsame Wärterhaus in freier Flur oder mitten im Walde, umgeben von einem kleinen Blumengarten, wo der Schrankenwärter mit seiner Familie wohnte. Aber was wäre wohl - heute müssen wir schon sagen - in unserer Erinnerung das alles ohne das weithin hörbare Bim-Bam des Läutewerkes, das, je nach Zahl der Glockenschläge anzeigte, aus welcher Richtung ein Zug zu erwarten war und welche Schranke zuerst geschlossen werden musste. Wohl jeder Sammler alter Bahnen hat in seiner Klim-bim-Kiste, in der solche Zubehörteile im Allgemeinen zu finden sind, mindesten ein solch altes Läutewerk. Die billigsten hatten nur eine kleine Handkurbel und nur eine Glocke, die „besseren“ hatten in sich ein Uhrwerk, das vom fahrenden Zug ausgelöst wurde (aber erst, wenn er da war), und bisweilen waren schon zwei Glocken daran, also ein echtes Bim-Bam zu hören.“
Zum besseren Verständnis der Funktion eines Läutewerkes stellt Becher auf Tafel 102 ein Läutewerk mit Hand- und Uhrwerkantrieb, ausgelöst durch den Zug, dar.


Diese beschriebenen Läutewerke sind auch bei Bing zu finden, sowohl einsam, als auch am Bahnübergang, oder auch an den Empfangsgebäuden, hier durch Verlötung fest installiert.
Bilderquerschnitt aus der Bing-Produktion:













































Ein interessantes Tin-Platemodell liefert Georges Carette & Cie, bei dem alles vorhanden ist:

Läutewerk, Signal, Schranke, Bahnwärterhaus auf Hügel.(Nr..647/30A)
Das Besondere: ein Uhrwerk, im Inneren des Hügels platziert, lässt über eine "Stangen-Hebel-Mechanik" bei Auslösung die Schranke niedergehen, das Signal auf Fahrt stellen und das Läutewerk ertönen.
Dann stellt sich alles wieder zurück, das Läutewerk verstummt. Ein Zyklus dauert 6 Sekunden


Abschließend ein Lorenz-Zimmerläutewerk, wie dieses beim Fahrdienstleiter installiert war



und eine Bahnübergangsszene


riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012

zuletzt bearbeitet 02.07.2013 | Top

RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#2 von caepsele , 03.06.2013 13:42

Aha! Mal wieder sehr interessante Sachen zur Betriebssicherung! Werde mal die Zahl der Schläge nachzählen...

Gab es von Bing auch eine Läutebude die nur durch den fahrenden Zug, also ohne Uhrwerk, betrieben wurde? Von MÄ und Kibri sind mir solche bekannt.
Was gab auch noch ein Stellwerk mit Läutwerk integriert.

Waren die elektromagnetisch betätigten Läutebuden nur die Auslösung des Uhrwerks?

Gruß
Harry


 
caepsele
Beiträge: 1.219
Registriert am: 03.12.2009


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#3 von Tobias_1973 , 03.06.2013 20:53

Ganz tolle Infos und Fotos! Vielen Dank dafür!

Viele Grüße,
Tobias


 
Tobias_1973
Beiträge: 90
Registriert am: 22.10.2010


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#4 von Sammelwahn , 03.06.2013 21:21

Tolle Bilder, Danke fürs zeigen. Als Ergänzung hier noch ein amerikanisches Läutewerk von Bing. Wie auch bei diversen deutschen Läutewerken mit Uhrwerk und Zugauslösung.

mit bestem Gruß
Arne




Sammelwahn  
Sammelwahn
Beiträge: 1.884
Registriert am: 30.03.2010


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#5 von riera , 03.06.2013 23:20

Zitat von caepsele im Beitrag #2
Aha! Mal wieder sehr interessante Sachen zur Betriebssicherung! Werde mal die Zahl der Schläge nachzählen...

Gab es von Bing auch eine Läutebude die nur durch den fahrenden Zug, also ohne Uhrwerk, betrieben wurde? Von MÄ und Kibri sind mir solche bekannt.
Ist mir bei Bing nicht bekannt. Bei Bing immer mechanische Auslösung des aufgezogenen Uhrwerkes von der Schiene aus, woraufhin dann ein Läute-Zyklus gestartet wurde, der, je nach Spannkraft der aufgezogenen Feder, "hochfrequent heftig" oder "müde lahm" durchlief.( Ca. 20-30 Schläge/sec.)
Was (Es?) gab auch noch ein Stellwerk mit Läutwerk integriert.
Ja, hab ich leider nicht.

Waren die elektromagnetisch betätigten Läutebuden nur die Auslösung des Uhrwerks?
Nein, bei denen, die ich repariert habe, befindet sich im Innern ein kleiner, banaler Gleichstromwecker, ( Spule und Wagnerhammer) der solange arbeitet, wie Spannung anliegt. Hab das damals nicht fotografisch dokumentiert. Nochmal aufmachen verbietet sich wegen der Gefahr des Bruches der Verlappungszungen.
Gruß
Harry


riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012

zuletzt bearbeitet 03.06.2013 | Top

RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#6 von riera , 03.06.2013 23:25

Zitat von Sammelwahn im Beitrag #4
Tolle Bilder, Danke fürs zeigen. Als Ergänzung hier noch ein amerikanisches Läutewerk von Bing. Wie auch bei diversen deutschen Läutewerken mit Uhrwerk und Zugauslösung.

mit bestem Gruß
Arne
Danke fürs Zeigen dieser Toprarität
R.R.




riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#7 von riera , 03.06.2013 23:36

Zitat von Sammelwahn im Beitrag #4
Tolle Bilder, Danke fürs zeigen. Als Ergänzung hier noch ein amerikanisches Läutewerk von Bing. Wie auch bei diversen deutschen Läutewerken mit Uhrwerk und Zugauslösung.

mit bestem Gruß
Arne

Danke fürs Zeigen dieses selten Leckerbissens
R.R.





riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#8 von riera , 02.07.2013 11:27

Zitat von riera im Beitrag #5
Zitat von caepsele im Beitrag #2
Aha! Mal wieder sehr interessante Sachen zur Betriebssicherung! Werde mal die Zahl der Schläge nachzählen...

Gab es von Bing auch eine Läutebude die nur durch den fahrenden Zug, also ohne Uhrwerk, betrieben wurde? Von MÄ und Kibri sind mir solche bekannt.
Ist mir bei Bing nicht bekannt. Bei Bing immer mechanische Auslösung des aufgezogenen Uhrwerkes von der Schiene aus, woraufhin dann ein Läute-Zyklus gestartet wurde, der, je nach Spannkraft der aufgezogenen Feder, "hochfrequent heftig" oder "müde lahm" durchlief.( Ca. 20-30 Schläge/sec.)
Was (Es?) gab auch noch ein Stellwerk mit Läutwerk integriert.
Ja, hab ich leider nicht.
Kann nur mit Bahnwärterhaus, verstellbare Spurweite, und mechanischer Auslösung des Läutens dienen.( 10/620, Katalog 1927). Die Frequenz ist so schnell, dass diese nicht auf Grund der akustischen Wahrnehmung zählbar ist.










Waren die elektromagnetisch betätigten Läutebuden nur die Auslösung des Uhrwerks?
Nein, bei denen, die ich repariert habe, befindet sich im Innern ein kleiner, banaler Gleichstromwecker, ( Spule und Wagnerhammer) der solange arbeitet, wie Spannung anliegt. Hab das damals nicht fotografisch dokumentiert. Nochmal aufmachen verbietet sich wegen der Gefahr des Bruches der Verlappungszungen.
Gruß
Harry



riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#9 von caepsele , 08.08.2013 15:35

Hallo Freunde des bunten Bleches!

Der Thread ist zwar schon etwas älter, sollte ja aber wohl auch als "living document" gelten.
In Scheyern habe ich folgende Endeckung gemacht



Es ist Spur 0 und ein zweitönige Läutebude durch den fahrenden Zug "angeschlagen", also ohne Uhrwerk!
Ganz früh - was auf Grund der einseitigen Schienenstifte zu datieren wäre, oder Selbstbau unter Verwendung von Bing-Teilen?

Gruß
Harry


 
caepsele
Beiträge: 1.219
Registriert am: 03.12.2009


RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#10 von riera , 08.08.2013 19:19

Hallo Caepsele!
Das ist interessant.
Vom Erscheinungsbild dürfte es Bing sein ,es entspricht in etwa der Ausführung 8353 aus dem Jahr 1902, bis auf einige Unterschiede.
Interessant, das tatsächlich jeder Klöppel von einem eigenen mechanischen Hebel ausgelöst wird ,also ohne Uhrwerk. war mir bis jetzt unbekannt.
Zur Klärung eines eventuellen Selbstbaus müsse man es in die Hand nehmen.
Gut entdeckt!






Bin z.Zt. im Terminstress.
Grüße,
R.R.


riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012

zuletzt bearbeitet 08.08.2013 | Top

RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#11 von caepsele , 10.08.2013 23:19

Hallo Riera,
auf der Katalogabbildung sind zwei "Schienencontacte" zu erkennen. Würde das Ding gerne in Aktion hören.
Mal sehen - oder besser hören - ob der betreffende junge Mann (er hat noch weitere schöne Sachen...) es zum Bing-Treffen schafft?!
Gruß
Harry


 
caepsele
Beiträge: 1.219
Registriert am: 03.12.2009

zuletzt bearbeitet 11.08.2013 | Top

RE: Betriebstechnische Raritäten, Bings Läutewerke

#12 von riera , 11.08.2013 18:03

Guten Abend!
Ja, das ist mir auch aufgefallen.
Leider ist mein Jahres Terminkalender ausgebucht.
Aber, wenn das Teil auftaucht, bitte Diagnostik, Funktionsprobe und evtl. erwerben.
Eigentlich müsste irgendwo das Logo zu finden sein, wenn original.
Auch Dank für den Hinweis für das Speiseöl vom Aldi.
die Sache scheint ja nun geklärt. Freut mich.
Grüße,
R.R.


riera  
riera
Beiträge: 646
Registriert am: 26.02.2012


   

Das „Neue elektrische Eisenbahnspiel“ von Bing
OFF TOPIC - und doch: BING TINPLATE

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz