Hallo, darf ich zum Märklin-Gewinde auch noch meinen Senf hinzugeben?
Es wird in den ganzen Beiträgen nicht erläutert, warum es diese Unterschiede gibt.
Das Gewinde dient meistens der lösbaren Zusammenfügung von Teilen, wobei wichtig ist, dass die Flanken des Gewindes absolut plan im Gegenstück aufliegen, um eine optimale Haftung zu erreichen. Diese Planheit gewährt eine sehr hohe Verbundenheit der zusammengefügten Teile. Beim metrischen Gewinde (mit einem vorgestellten M gekennzeichnet) beträgt der Flankenwinkel 60°, beim englischen Withworth-Gewinde (vorgestelltes W) 55°, beim amerikanischen UNF-Gewinde meistens 60°, aber auch 55° und beim neuen englischen Gewinde BA für kleine und kleinste Durchmesser 47,5°, wobei bei diesen Schrauben als Maßeinheit nicht mehr Zoll genommen wird, sondern das metrische System.
Und hier sieht man schon die Problematik. Es kann durchaus sein, dass bestimmte Schrauben hier die originale Märklin-Schraube 2,8 mm ersetzen können, aber die Flanken liegen dann nicht mehr aufeinander. Überprüfen kann man die unterschiedlichen Flankenwinkel und Steigungen mit einer Gewindeschablone, und auch bei winzigem Gewinde sieht man durch das Lichtspaltverfahren sofort, ob es zum gleichem System gehört oder nicht.
Dann wird in einigen Beiträge von "Feingewinde" gesprochen. Die Märklin-Schraube und auch andere Schrauben in diesem Größenbereich haben kein "Feingewinde", sondern das ist ein Normalgewinde, jeweils nach dem Typ des Gewindes, also metrisch, Withworth usw. "Feingewinde" ist eine andere Sache; es wird oft zur Bewegungsregulierung eingesetzt.
Jetzt wäre wichtig zu wissen, welchen Flankenwinkel die Märklin-Schraube hat. Ich vermute, 55° entsprechend Withworth. Die neuen BA-Schrauben haben ja 47,5°, und die kann Märklin ja noch nicht hergestellt haben, weil es die zu der damaligen Zeit noch nicht gab. So denke ich, dass die von den Restauratoren angebotene Replika-Schraube mit dem Durchmesser von 2,8 mm nicht den Flankenwinkel von 47,5° der BA-6-Schrauben hat, sondern tatsächlich 55°. Oder doch nicht?
Die BA-6-Schraube mit 47,5° geht ja von der Steigung und vom Durchmesser 2,8 mm in das alte Märklin-Gewinde, aber die Gewindeflanken liegen nur punktuell auf. Das Gleiche gilt auch für die amerikanischen UNF-Schrauben, sie gehen ins Märklin-Gewindeloch rein, liegen aber wegen des Flankenwinkels von 60° auch punktuell auf.
Es stellt sich natürlich die Frage, in welchem Umfang eine Schraube BA-6 oder UNF ein Märklingewinde beschädigen kann. Wird das Fahrzeug umfangreich bewegt, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass das Märklin-Gewinde nach und nach verformt wird, weil das von Märklin verwendete Blech in der Regel eine Festigkeit von 42 kp hatte und die heutigen Schrauben aus einem härteren Stahl hergestellt werden (ausgenommen die China-Schrauben im Spielzeug von McDonalds usw).
Schönen Gruß
Udo