1. Die längeren "Donnerbüchsen" (Einheits-Personenwagen der ehemaligen DRG)
Von den längeren "Donnerbüchsen" gab es drei verschiedene Grundtypen als Piko N-Modelle: - den Personenwagen mit geschlossenen Einstiegsräumen (Bi 29)
- den Personenwagen mit offenen Einstiegs-Plattformen (Ci 29)
- den Personenwagen mit Postabteil (BPostid)
Von allen Piko N-Produkten haben die längeren zweiachsigen Personenwagen wohl im Laufe der Jahre die meisten Veränderungen durchmachen müssen. Zunächst wurden sie mit einer Fallhaken ausgestattet.
Diese Wagen hatten feststehende Radlager und waren ordentlich matt lackiert.
Die Dächer bestanden aus Blech, unter das ein formgebendes Holzstück angebracht ist. Die Dachlüfter und die Toiletten-Fallrohre sind einzeln angesetzt. Die Fenster waren mit bedrucktem (Fensterrahmen) Cellon hinterlegt. Beim BPostid waren zudem die Gepäckraum-Fenster mit einem Drahtgeflecht hinterlegt, das die Vergitterung imitieren soll. Als nächstes wurden die Wagen mit Einachs-Drehgestellen produziert. Hierbei waren die Kupplungen zunächst fest am Wagenboden montiert - aufgehängt an einen Dederonfaden! In dieser Form wurden die Fahrzeuge auch mit einem grauen extra angesetzten Bremsgestänge ausgerüstet. Die Fenster waren nun nicht mehr mit Cellon hinterlegt, sondern aus Kunststoff gefertigt und in die Seitenwände eingesetzt. Schließlich wurden die Personenwagen mit Lenkachsen und Norm-Kupplung ausgerüstet. Die Norm-Kupplung war nun fest mit der Lenkachse verbunden und in einem Kästchen mit kleiner Kupplungsfeder gelagert. Der Bi 29 mit den geschlossenen Einstiegsräumen wurde wahrscheinlich nur noch kurze Zeit mit Einachsdrehgestellen / Lenkachsen produziert. In dieser Form ist der Bi 29 jedenfalls recht selten zu finden. Nach und nach fielen die Toiletten-Fallrohre und das angesetzte (graue) Bremsgestänge wieder weg. Dafür erschien jedoch ein angespritztes schwarzes Bremsgestänge. Das (Blech-)Dach wurde schließlich durch ein unlackiertes Kunststoff-Dach ersetzt. Die Beschriftung wechselte immer mal die Plätze. Vom Bi 29 gibt es auch Varianten mit Nieten-Nachbildung und zwei verschiedenen Wagen-Nr: 50 50 24 27 005-8 (gelblich) bzw. 50 50 24 26106-5 (weiß). Für den Ci 29 wurde offensichtlich noch mal eine ganz neue Spritzform angefertigt. Von da an gab es dieses Modell mit sauber angedeuteten Nietenköpfen. Weiterhin sind zwei unterschiedliche Wagen-Nr. bekannt: 341-502 zu 342-402. Vom BPostid sind mir bislang keine Modelle mit Nieten-Nachbildungen begegnet, wahrscheinlich hat die Spritzform vom Anfang bis Ende durchgehalten. Es gibt davon auch Ausführungen mit UIC-Beschriftung. Allerdings ließ die Qualität in den letzten Produktionstagen immer mehr zu wünschen übrig: Die Wagen wurden nicht mehr lackiert und auch nur noch grob mit "DR" (wenn überhaupt) beschriftet.
Hier mal die Ansichten von drei verschiedene Donnerbüchsen-Unterseiten:
Insgesamt konnte ich bislang 14 verschiedene Varianten der drei Grundtypen ausfindig machen. Ob es diese Varianten jeweils auch für alle 3 Grundtypen gab, vermag ich jedoch nicht zu sagen. Zumindest ist mir bisher noch kein unlackierter Bi 29 begegnet. Möglicherweise existieren auch noch weitere Varianten.
Variante 1: - Fallhaken-Kupplung aus Plastik in einem Kästchen gelagert - Chassis schwarz lackiert, Beschriftungen in weiß/gelber Farbe - graues Bremsgestänge - Wagenkastenbeschriftung gelb - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 2: - Fallhaken-Kupplung aus Plastik in einem Kästchen gelagert - Chassis schwarz überlackiert, Beschriftungen weiß - graues Bremsgestänge - einzeln eingesetzte Toiletten-Fallrohre - Wagenkastenbeschriftung gelb - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 3: - Fallhaken-Kupplung aus Plastik in einem Kästchen gelagert - Chassis schwarz lackiert, keine Längsträger-Beschriftung mehr - graues Bremsgestänge - Wagenkastenbeschriftung gelb - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt; beim Bi 29 Fenster aus glasklarem Polystyrol eingesetzt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 4: - Fallhaken-Kupplung aus Plastik offen gelagert - Chassis nicht lackiert und ohne Beschriftung - kein Bremsgestänge - Wagenkastenbeschriftung gelb - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 5: - Normkupplung am Dederonfaden - Chassis nicht überlackiert und ohne Beschriftung - Fenster mit braunem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach überstehend aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - keine Toilettenfallrohre mehr - Wagenkasten-Beschriftung weiß - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 6: - Normkupplung am Dederonfaden - keine Toilettenfallrohre mehr - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - Wagenkasten-Beschriftung gelb - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 7: - Normkupplung an Einachsdrehgestellen angebracht - kein Bremsgestänge und keine Toilettenfallrohre mehr - Fenster mit gelbem Rahmenpapier und Cellon hinterlegt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - Wagenkastenbeschriftung gelb - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 8: - Normkupplung an Einachsdrehgestellen angebracht - kein Bremsgestänge und keine Toilettenfallrohre mehr - Fenster mit Cellon hinterlegt, braune Rahmen auf dem Cellon aufgedruckt - Dach aus Blech mit Holzteil darunter und eingesetzten Lüftern - Wagenkastenbeschriftung gelb - beim BPostid Gepäckraum mit Drahtgitter hinterlegt
Variante 9: - Normkupplung an Einachsdrehgestellen angebracht - kein Bremsgestänge und keine Toilettenfallrohre mehr - neue Form mit Nietenimitation (nicht beim BPostid!) - Kunststoff-Dach mit angespritzten Lüftern - Wagenkasten und Dach sauber und samtglänzend lackiert - DR und Ordnungsnummer enger zusammen, Ordnungsnummer unter dem Fenster, DR zwischen Fenstern, Aufdruckstelle variiert möglicherweise
Variante 10: - Normkupplung an Einachsdrehgestellen angebracht - möglicherweise. schwarzes, kleineres Bremsgestänge (?) - keine Toiletten-Fallrohre - Wagenkasten sauber und samtglänzend lackiert - Dach aus Kunststoff mit variierendem Farbton nicht lackiert - DR und Ordnungsnummer enger zusammen, Ordnungsnummer zwischen den Fenstern, DR unter dem mittleren Fenster, Aufdruckstelle variiert
Variante 11: - neue Form mit Nietennachbildung beim Bi 29, alte Form beim PostiD - Wagenkasten sauber und samtglänzend lackiert - Dach aus Kunststoff mit variierendem Farbton nicht lackiert - gelbe Epoche IV-Beschriftung - DR und Ordnungsnummer enger zusammen, Ordnungsnummer unter den Fenster, DR zwischen den Fenster, Aufdruckstelle variiert - angesetztes kleineres Bremsgestänge schwarz
Variante 12: - neue Form mit Nietennachbildung beim Bi 29, alte Form beim PostiD - Wagenkasten und Dach lackiert - gelbe Epoche IV-Beschriftung - angesetztes kleineres Bremsgestänge schwarz
Variante 13: - neue Form mit Nietennachbildung beim Bi 29, alte Form beim PostiD - Wagenkasten und Dach lackiert - weiße Epoche 4-Beschriftung - angesetztes kleineres Bremsgestänge schwarz
Variante 14: - Wagenkasten und Dach unlackiert und in unterschiedlichen Kunststoff-Farbtönen - Epoche III-Beschriftung minimal und sehr mangelhaft (falls überhaupt noch vorhanden) - kein Bremsgestänge
Die Vorstellung der kürzeren Donnerbüchse Bi 24 erfolgt weiter unten.
Hallo, meines wissens sind die Wagons von einer Fa. Stein in/bei Leipzig Hergestellt worden. Sie waren in den bunt tapezierten Schiebeschachtel Verpackt. Vielleicht haben die Änderungen am Modell mit den Verschiedenen Produzenten zu tun. Falls nicht nur die Namen der Produktionsstätten gewechselt haben. Betriebsteil vom Betriebsteil. Aber daduch mit anderen besseren/schlechteren Zulieferern. Henner
Henner hat Recht - die Modelle stammen von der Firma Herbert Stein (einige Güterwagen mMn nach auch). 1972 wurde daraus der VEB Modellbahnbau Leipzig. Wie lange die Wagen produziert wurden, weiß ich allerdings nicht ....
Hallo, also Prefo Dresden, Perfecta Bautzen und Famos Leipzig(oder später Leipziger Modellbahnbau), sind 3 unterschiedliche Standorte, liegen zwar alle in Sachsen, aber teritorial doch schon ganz schön weit entfernt zu einander, zu DDR zeiten auch in 2 unterschiedlichen Bezirken. In der Perfecta Bautzen wurden Personen- und Güterwagen als Konsumgüterproduktion hergestellt. Diese Wagen waren meines Wissens alle unlackiert (durchgefärbte Plaste) aber bedruckt. Gruß Uwe
Hallo, das mit den 3 verschiedenen Orten ist mir bekannt. Aber, Perfecta in Bautzen hat zwar Konsumguter produzieren MÜSSEN, hat dies aber nicht umbedingt selbst getan. Außerdem war Perfecta einem Kombinat in Leipzig zugeordnet. Genauso kann der Modellbau Leipzig der Prefo in Dresden zugeordnet worden sein, z.B. als Betriebsteil. Piko war ja auch der Leitbetrieb. Ein anderes Beispiel wie in der DDR soetwas "ORGANISIERT" wurde. Der VEB Stahlbau Bau in Kripphena mußte ein Konsumgüterproduckt Herstellen. Also wurde der Wohnwagenbauer des Würdig 301 ( Dübener Ei ) einfach den Stahlbauern zugeordnet. So wurde aus der Firma Würdig, 1972 der VEB Wohnwagenbau Bad Düben und danach bis zur Wende VEB Stahlbau Krippehna.Produziert wurde immer am gleichen Ort, mit den selben Menschen. Und bei den Wohnwagen stand der Hersteller im Fahrzeugbrief, nicht nur als Papierzettel auf einen Karton geklebt. Gruß Henner
richtig, die längeren Donnerbüchsen wurden nicht in Piko Sonneberg produziert, sondern in Leipzig ursprünglich bei der Herbert Stein KG, aus dem dann nach der Verstaatlichung der VEB Leipziger Modellbahnen wurde (Modelle von diesem Hersteller sind in der schmalen Schiebeschachtel ausgeliefert wurden). Bei Perfecta Bautzen denke ich mal, dass die im Rahmen der Konsumgüterproduktion die Modelle fertigten (ob wirklich oder nur auf dem Papier sei mal dahin gestellt). Famos Leipzig sagt mir im Moment nichts. Möglicherweise ist der Leipziger Betrieb irgendwann mal Prefo Dresden zugeordnet wurden, wo dann die Spar-Etiketten aufgeklebt wurden. Leit- und Kombinatsbetrieb (für alle DDR-Modellbahnen) war aber spätestens ab Mitte der 70er Jahre Piko.
Der Wagen ist zumeist lackiert zu finden. Es sind zwei Gehäuse-Varianten bekannt, die sich in Kleinigkeiten (Nieten etc.) sowie in der Höhe des schwarzen Streifens auf der Nichttoilettenseite unterscheiden. Die älteren Wagen haben eingeklebte Fensterverglasungen, bei den neueren ist diese nur eingesetzt. Die Fahrgestelle des Wagens unterscheiden sich insofern, dass sich die Handbremse einmal auf der Batterieseite, das andere mal auf der gegenüberliegenden Seite befindet. An den Achslagern gibt es unterschiedliche Federpakte mit mal mehr, mal weniger Blattfedern, mal etwas feiner, mal etwas gröber ausgeführt.
Von diesem Wagentyp gab es wohl auch eine CSD-Variante. Allerdings habe ich diese Variante bisher noch nie gesehen. Aber vielleicht kann ja jemald ein entsprechendes Bild hierzu beisteuern?
Im Gegensatz zu den eingangs vorgestellten längeren Donnerbüchsen wurde dieser Wagen direkt bei Piko in Sonneberg gefertigt und kam somit auch in der Piko-Pappschachtel zur Auslieferung.
Hallo, Rolf Backhaus aus Plauen hat die Wagen entwickelt und Produziert. Da er keine Gewerbegenehmigung hatte wurde er bei Stein angestellt. Daher: Herbert Stein KG Leipzig/Plauen. Stein verbesserte dann die Laufeigenschaften. Stein hatte keinen eigenen Werkzeugbau. Nach 1972 wurde er im VEB Famos Integriert und unterstand seit 1981 dem VEB Kombinat Spielwaren Sonneberg. Nach 1984 wurden Kombinate verpflichtet Konsumgüter zu Produzieren. Stein kam zur GISAG in Leipzig und zog sogar nach Leipzig Tschocher um.1989 wurde die GISAG Abgewickelt. Gruß Henner
richtig, die längeren Donnerbüchsen wurden nicht in Piko Sonneberg produziert, sondern in Leipzig ursprünglich bei der Herbert Stein KG, aus dem dann nach der Verstaatlichung der VEB Leipziger Modellbahnen wurde (Modelle von diesem Hersteller sind in der schmalen Schiebeschachtel ausgeliefert wurden). Bei Perfecta Bautzen denke ich mal, dass die im Rahmen der Konsumgüterproduktion die Modelle fertigten (ob wirklich oder nur auf dem Papier sei mal dahin gestellt). Famos Leipzig sagt mir im Moment nichts. Möglicherweise ist der Leipziger Betrieb irgendwann mal Prefo Dresden zugeordnet wurden, wo dann die Spar-Etiketten aufgeklebt wurden. Leit- und Kombinatsbetrieb (für alle DDR-Modellbahnen) war aber spätestens ab Mitte der 70er Jahre Piko.
Als kleine nette Ergänzung heute mal ein Modell, von dem mir kürzlich zwei Exemplare bei Ebay über den Weg liefen. Die Modelle wurden so nicht von Piko produziert, sondern sind eine private Umlackierung. Die Farbgebung ist zwar eher unter Fantasie einzuordnen, aber mir gefallen sie. Dass außer dem DR-Logo keine Beschriftung vorhanden ist, stört mich dabei herzlich wenig.
Dieses Bild zeigt sicher auch wieder einmal, was man aus den oft und viel gescholtenen Piko N-Modellen mit etwas Liebe und Geschick machen kann. Die beiden Wagen bekommen demnächst noch neue Radsätze spendiert.
Gruss Hannes
P.S.: Mal sehen, wann die ersten Nachahmungen davon bei Ebay auftauchen.