nachdem Tante Buchli aus dem Rätsel gelöst ist, kann ich nun mal mit der technischen Problemstellung hinter dem Ofen herauskommen:
Die mäßig gebrauchte Lok läuft recht gut und ruhig, bleibt aber auf jedem nicht stromführenden Weichenherzstück (GFN Messinggleis 1700er) stehen, und zwar genau dann, wenn das Rad der einachsigen Vorlaufdeichsel auf dem Herzstück steht. Bei höherer Geschwindigkeit läuft sie natürlich weiter, ruckt aber kurz.
Erste Betrachtungen von unten haben mir gezeigt, dass alle drei Treibachsen mit Kontaktblechen auf beiden Seiten bestückt sind! (auch die mit Haftreifen belegte Achse). Die zweiachsige Deichsel scheint äußerlich betrachtet zusätzlich für Massekontakt zu sorgen, da federnde Bleche von oben auf die Achsen drücken und am Rahmen (Getriebeblock) abgefedert sind. Also eigentlich sollten damit alle Voraussetzungen für gute Stromabnahme gelegt sein. Es scheint aber so, dass nur die einzelne Vorlaufachse den isolierten Pol führt. Vorsichtige Behandlung der Bleche und Radkränze mit Kontaktmittel haben gar nichts genützt.
Hat schonmal jemand ein solches Problem mit der Lok gehabt und gelöst?
wie gesagt,ich kenne die Lok nicht,aber kann es sein,das der Vorläufer auf der Weiche einen Kurzschluss verursacht ? Kann man die Vorlaufachse mal demontieren und es dann nochmal ausprobieren ?
Meine drei Ae 3/6 (mit den drei verschiedenen Betriebsnummern) kennen dieses Problem nicht.
Aber meine Phantasie geht in die gleiche Richtung wie beim Vorredner: Ist die Vorlaufachse möglicherweise falschherum eingesetzt worden oder ein anderweitiger Grund für einen Kurzschluss erkennbar?
vielen Dank für Eure Antworten. Zunächst: es ist mit Sicherheit kein Kurzschluss, weil ich zu Kontrollzwecken eine zweite Lok auf dem gleichen Gleis laufen ließ, und die lief unbeeindruckt weiter.
Wie man auf dem Foto von @aus_usa sieht, (bei sehr genauem Hinsehen, das ist nämlich die eigentlich isolierte Seite!)
Zitat von aus_usa
ist die einzelne Vorlaufachse tatsächlich werksseitig so eingebaut, dass deren Isolierbuchse auf der eigentlichen Masseseite sitzt. Dies hat wohl zum Zweck, dass die Achse den isolierten Pol führt, so dass dieser von der Andruckfeder (die hier auch als Kontakt dient) abgegriffen wird und zum Motor geleitet wird. Das ist auch das einzige, was bei meiner Lok offensichtlich funktioniert. Dagegen haben die drei isolierten Treibräder offensichtlich keinen Durchgang zum jeweiligen Motorpol.
Wenn ich dann mal weiß, wie eigentlich der Strom von den Radkranzschleifkontakten durch das Fahrgestell hindurch zum jeweiligen Motorpol geleitet wird, habe ich das Problem vielleicht gelöst. Aber dazu muss ich noch etwas zerlegen. Offensichtlich ist hier das Kabel nicht angelötet?! Das Zerlegen ist für mich nicht so einfach, weil teilweise Klipstechnik angewendet wird.
mittlerweile hab ich die Schweizerin in die Bestandteile zerlegt. Das fängt laut Betriebsanleitung folgendermaßen an:
Zuerst die beiden Gehäuseschrauben (1) öffnen, später kann man bereits durch Lösen der Schräubchen (2) und (3) die untere Getriebeplatte abheben, an der die Schleifkontakte der Räder befestigt sind. Vorne gibt es noch einen nach oben führendes Federblech, das ist der Casus Knactus (siehe Pos (3) im nächsten Bild!
Doch zuerst das Bleigewicht (1) an den Rastnasen (2) aushebeln.
Danach kann man die Beleuchtungsplatinen abschrauben und etwas hochdrehen. Vorsicht: die Birnchen fallen gerne raus und sind sehr klein! Nun lässt sich vorsichtig der Umlaufrahmen (aus Kunststoff) mit den Lichtleitern vom Fahrgestell abheben und über Motor und Getriebe nach oben demontieren (nicht ganz ohne Spreizen des Kunststoffteils).
Wenn man die Bürstenhalterplatte am Motor und die Umschalterplatine oben am Fahrgestellblock abschraubt, kann man die Elektrik schon fast weglegen. Das schwarze Kabel hängt nur noch an der Durchführung (5), die den Federkontakt (4) für die Vorlaufachse festhält. Dieses kleine graue Klötzchen aus Kunststoff ist in dem viereckigen Rahmenloch (6) eingeklipst und kann mit etwas Fingerspitzengefühl aus dem Rahmen herausgedrückt werden, ohne die Rastnasen zu beschädigen. In ihm ist außerdem der Drehzapfen für die Vorlaufdeichsel in einem metrischen Kunststoffgewindeloch (!) eingeschraubt.
Das folgende Bild zeigt den Blick von oben in das Rahmenloch ohne die Stromdurchführung, jedoch mit wieder aufgesteckter Getriebebodenplatte.
Man erkennt das nach oben führende Kontaktblech (2), das mit dem Gegenkontakt (1) in dem grauen Plastikteil elektrisch verbunden sein müsste. Und genau das war bei meiner Ae3/6 wohl nicht der Fall!
Nach dem Richten und Säubern der Kontakte, die recht stark oxydiert waren, konnte provisorisch wieder zusammengebaut werden und eine Probefahrt nur des Motorgestells vorgenommen werden. Die Briefklammer dient zur Überbrückung der sonst nur bei aufgesetztem Gehäuse funktionierenden Umschaltplatine O/U. Rot eingekreist die Problemstelle nach der Montage.
Hier nochmals der Blick in den Getriebekasten von unten mit dem recht aufwändig gemachten Zahnradgetriebe.
Mittlerweile ist alles wieder zusammengebaut und die Lok läuft absolut super, überhaupt keine Kontaktprobleme (kein Wunder, mit Stromabnahme über alle Achsen!) Nebenbei: die Montage war für meine Gussloks gewöhnten Wurstfinger schon eine kleine Herausforderung.
Ich hoffe, meine letztendlich zum Erfolg führende Lösung war interessant.