hat jemand Erfahrung mit dem Betrieb einer alten Starkstrombahn mit Kohlefadenlampen-Reguliergerät? Ich möchte gerne eine solche mal probehalber betreiben und habe dazu einige Fragen. Zum ersten stellt sich die Frage, ob das Reguliergerät auch mit herkömmlichen Glühbirnen entsprechend funktioniert? Ich besitze zwar die originalen Kohlefadenlampen, habe aber Angst davor diese beim Betrieb, hier insbesondere bei unsachgemäßen Umgang mit der Bahn, zu zerstören. Wenn ja, wieviel Watt müssten die Birnen dann aufweisen? Als zweites möchte ich gerne wissen, ob die Bahnen damals nur mit 110 Volt betrieben wurden, und ob somit ein Betrieb mit 230 Volt überhaupt ohne Schäden an Lok und Reguliergerät möglich ist. Ich würde mich freuen, wenn mir der ein ode andere Experte einige Ratschläge für den Betrieb einer Starkstrombahn geben könnte. Das der Betrieb einer solchen Anlage nicht ganz ungefährlich und möglicherweise heute sogar verboten ist, ist mir durchaus bewußt, denoch möchte ich meine Lok und mein Fahrgerät gerne einmal in Aktion sehen bevor alles in die Vitrine verschwindet.
es hat schon ein Grund warum die Bahnen (glaub 1927) in D verboten wurden...
Gehe mal über die Suchfunktion. Es gibt hier ganze Abhandlungen darüber. Wenn Du mit Elektrotechnik nichts am Hut hast, dann lass lieber die Versuche!
In der Vorkriegszeit gab es keine einheitliche Spannung! Die Stromversorgung war größtenteils noch lokal und somit mit verschiedensten Spannungen, teilweise sogar mit Gleichspannung. Die Spannungsanpassung ging dann über die "Kerzenstärke" der Vorschaltlampen.
Hallo, Rainer! Die alten Rheostaten hatten verschiedene Bestückungen mit Kohlefadenlampen. Das richtete sich danach, welche Spannung das Lichtnetz hatte. Es musste durch die Lampenwiderstände die Spannung auf ca. 70-80 Volt herabgeregelt werden, damit die Loks betrieben werden konnten. Zuweilen enthielten die Originalsets alternative Bestückungen für den Betrieb an 220v und/oder 110v Netzen. Dann konnte man die jeweils passende(n) Birne(n) einschrauben. Je nachdem, in welchem Land die Rheostaten gefertigt wurden, hatten die Sockel Schraubgewinde oder Bajonett-Steckgewinde. Kohlefäden hatten einen wesentlich höheren elektrischen Widerstand, als moderne Glühlampen (die ja stromsparend betrieben werden sollten). Von unserem Lichtnetz müsstest Du also mindestens 150V abregeln - solche Glühbirnen (wenn es sie denn gibt) dürfen nach meinem Wissen nicht mehr verkauft werden.... Am besten fragst Du einen versierten Elektriker, der das beruflich macht. Das Thema ELEKTRIK ist auf diesem Forum - mit Recht!!! - heikel, da wir ja alle nach dem Gesetz Laien sind und mit Beiträgen zu Fragen, wie der Deinen, in Haftung genommen werden könnten, falls ein Unglück geschieht. Ich schreibe daher explizit hinzu, dass es sich bei dieser meiner Antwort um eine Schilderung historischer Zusammenhänge handelt und jeglicher Versuch, einen alten Rheostaten zu betreiben, auf eigenes Risiko geschieht. Freundliche Grüße von Claudia
Solche Experimente sollte man lassen! ( Strom macht schwarz und hässlich )
Andererseits ist es recht einfach, auch Starkstromloks zu testen und auch einige Runden zu fahren. Bei Conrad und ähnlichen Verdächtigen gibt es für wenig Geld regelbare Labornetzteile.
Da kann man dann mal die nötige Fahrspannung einstellen und schauen was geht. Ein Problem bleibt: Alle! Spannungen über 40 V sind potenziell gefährlich. Und: Die alten Lackdrähte der Wicklungen sind halt alt, Schäden können da recht schnell auftreten.
Bernd, Du hast völlig Recht! Ich betreibe eine historische Starkstrom-Anlage aus Frankreich von 1926. Da hatte ich ständig Trafo-Probleme, bis ich mir auf den Rat einiger MoBa-Kollegen hin ein solches regelbares Labornetzgerät gekauft habe. Meine alten 3-Leiter-Wechselstrom Maschinen laufen problemlos und ohne jeden Umbau mit dem modernen Gleichstrom-Trafo. Keine billige Lösung (denn man muß ein Gerät kaufen, dass minimal 80 Volt bei 3 Ampere generiert), aber eine empfehlenswerte: dauerhaft, fein regelbar und relativ ungefährlich (wenn man seine Patschhändchen von den Schienen fernhält)!!! Grüße von Claudia
die einzige heute praktikable Betriebsmöglichkeit ist das Labornetzteil, wobei es den Motoren egal ist, ob es Gleichstrom oder Wechselstrom liefert.
Die damaligen, sogenannten Zwischengeräte gab es in verschiedenen Ausführungen. Für Gleichstrom und Wechselstrom gab es unterschiedliche Ausführungen, ebenso mußten die eingebauten Widerstände und die ein bis drei Kohlefadenlampen an die Spannung von entweder 110 oder 220 Volt angepaßt sein. Denn es war ja immer die gleiche Lok zu betreiben, die etw 40 Volt benötigt. Bis in die 1920er Jahre waren Gleichstomnetze üblich. Mit großer Wahrscheinlichkeit hast Du ein Zwischengerät für 110 Volt Gleichstrom, das Du nicht an 230 Volt Wechselstrom betreiben kannst. Die müßte zuerst die Widerstände von Lok, Regulierwiderstand und Kohlefadenlampe berechen, um zu ermitteln, für welche Spannung dein Zwischengerät ausgelegt ist. Würdest Du es einfach so versuchen, hast Du die längste Zeit eine funktionstüchtige Kohlefadenlampe gehabt.
Metallfadenlampen sind zum Beispiel die Lampen, für welche die EU ein Produktionsverbot erlassen hat. Eine Metallfadenlampe hat im kalten Zustand, bzw. beim Betrieb mit geringer Spannung einen niedrigen Widerstand. Deshalb geht sie gerade beim Einschalten so gerne kaputt. Bei einer 60 Watt-Glühlampe für 220 Volt liegt der Widerstand der Metallfadenlampe bei: 10 Volt: etwa 140 Ohm, es fließen etwa 70 mA durch die Lampe 40 Volt: etwa 350 Ohm, es fließen etwa 114 mA durch die Lampe 220 Volt: etwa 830 Ohm, es fließen etwa 265 mA durch die Lampe
Bei einer 50 Watt-Kohlefadenlampe für 220 Volt ändert sich der innere Widerstand ganz anders: 10 Volt: etwa 1400 Ohm, es fließen etwa 7 mA durch die Lampe 40 Volt: etwa 1300 Ohm es fließen etwa 30 mA durch die Lampe 220 Volt etwa 960 Ohm es fließen etwa 230 mA durch die Lampe
An den Zahlen kannst Du ablesen, daß man die Kohlefadenlampe nicht durch eine moderne Metallfadenlampe ersetzen kann.
Rainer, den Motoren ist es NICHT egal, ob das Netzteil Wechselstrom oder Gleichstrom liefert! Wechselstrom-Motoren laufen i.d.R. (Allstrom-Motoren) prima auf Gleichstrom. Gleichstrom-Motoren richtet man innerhalb kurzer (Fahr-)Zeit hin, wenn man sie mit Wechselstrom betreibt... Grüße von Claudia
Zitat von cmnhorsebreederRainer, den Motoren ist es NICHT egal, ob das Netzteil Wechselstrom oder Gleichstrom liefert! Wechselstrom-Motoren laufen i.d.R. (Allstrom-Motoren) prima auf Gleichstrom. Gleichstrom-Motoren richtet man innerhalb kurzer (Fahr-)Zeit hin, wenn man sie mit Wechselstrom betreibt... Grüße von Claudia
Claudia, das ist richtig. Aber die alten Loks haben noch keine reinen Gleichstrommotore gehabt, weil es am haltbaren Magneteisen für den Feldmagneten haperte. Daher: wenn man in der Lok eine Feldwicklung vorfindet, ist das Stromsystem egal.
Georg, weißt Du ungefähr, bis in welches Baujahr das galt? Ab wann sind denn gute Feldmagneten verbaut worden? Ich erinnere Umrüstsätze für die BING-Tischbahn aus dem Ende der 1920er Jahre. Die haben sich aber nicht durchgesetzt, weil die Magneten noch zu schwach waren bzw. zu früh erlahmten. Grüße von Claudia
das kann man sehr gut an der Entwicklung der H0-Modellbahn ablesen.
Trix und Märklin brachten ihre H0-Bahn 1935 heraus und benutzten noch Motore mit Feldwicklung für Wechselstrombetrieb, weil es noch keine geeigneten Magnete gab.
Hornby, England brachte seine H0-Bahn im Jahr 1938 heraus, und deren Lokomotiven waren von Anfang an für Gleichstrom (mit Permanent-Magnet) vorgesehen.
Zu der Zeit gelang es Magnete herzustellen, die ihre Magnetkraft nicht gleich wieder verloren, wenn man Wechselstrom an den Motor legte bzw. den Magneten zu stark erhitzte. Durch Zugabe von Kohlenstoff, Nickel, Aluminim, Mangan, Kupfer und Kobalt in der richtigen Dosierung kann man die Haltbarkeit verlängern. Durch große Hitze verlieren Magnete ihre Kraft. Manche Magnete (Neodym-Magnete) verlieren ihre Kraft schon bei 80°C, andere halten durch bis 200°C.
Vielen Dank für die guten Ratschläge und Erklärungen. Bin nun ein wenig enttäuscht, weil ich gedacht habe ich könnte meine Märklin Starkstromlok, die übrigens einen goldenen Pfeil als Kennzeichnung hat, mit meinem Reguliergerä, welches über zwei Kohlefadenlampen verfügt, einmal betreiben. Hätte davon dann ein Video gemacht und alles wieder in der Vitrine verstaut. Nun muß ich dieses Unterfangen wohl mal neu überdenken. Jetzt gilt es erst einmal herauszufinden, für welche Spannung das Reguliergerät gebaut worden ist und was die Lampen für Widerstände aufweisen. Könntet ihr mir vielleicht noch die Bedeutung des goldenenen Pfeils erklären. Auf den Schildern an der Lok steht auf der rechten Seite "Gleich- und Wechselstrom" und auf der anderen Seite "110-220 Volt Lampenschaltung".
Rainer, ich bin seit über 50 Jahre dabei und habe schon viele Vorschaltgeräte und anderes zum Betrieb der "Starkstromloks" in den Händen gehabt. Aber aufgrund der Erfahrungen der Altvorderen haben ich immer auf solche Versuche verzichtet -sicher zu meinem Glück! Aus den mir bekannten schaurigen Geschichten heraus kann ich Dir nur sagen: Stell diese Geräte ins Regal und es hat sich! Ich fahre ja auch heute nicht mehr mit Vorkriegstrafos. Auch dann nicht, wenn die Spannung stimmt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die so genannten Starkstromloks kann man ja auch mit heutigen Trafos ganz gut bewegen. Alles Gute für 2012 -ohne Stromschlag! Botho