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wie reinige ich einen Distler-Motor?

#1 von Ralf0815 , 26.12.2010 19:35

Hallo zusammen,

ich sitze vor einem Distler-Motor von einer Trix Batterie-Lok, der keinen Mucks von sich gibt.
Die Kohlen oder wie auch immer das bei diesem Motor heißt habe ich gereinigt. Half nichts.

Jetzt möchte ich den Motor weiter aufmachen, um das Innenleben sauber zu bekommen. Wo setze ich da an? Ich habe vorsichtig die Laschen weggebogen in der Absicht, die durchsichtige Plastik-Kappe runterzuziehen. Zerstöre ich damit das Plastik? Gibt es einen anderen Ansatzpunkt?

Bin für jeden Tip dankbar!!


Gruß Ralf


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RE: wie reinige ich einen Distler-Motor?

#2 von Dieter Weißbach , 26.12.2010 20:32

Hallo Ralf,

der Distler-Motor ist eigentlich wartungsfrei und eigentlich auch unverwüstlich. Wenn der keinen Mucks mehr von sicht gibt, sind vermutlich die Ankerspulen durch. Der Motor verträgt zwar auch mal mehr als 4,5 V, aber irgendwann wird ihm doch die Sache zu heiß ...

Prüfe mal den Widerstand. Ist da ein Wert von 8 Ohm oder ähnlich auf den Kollektorflächen-Kombinationen messbar, oder gibt es Kombinationen ohne Durchgangswiderstand oder deutlich größeren Widerständen?

In so einem Fall würde ich mir eine andere Distler-Lok (mit zerbrochenen Gehäuse) aus der Ersatzteilkiste oder aus der Bucht besorgen und den Motor tauschen. Man kann auch die englischen Cadet Locos nehmen, da ist ebenfalls der Distler-Motor drin.

Viel Erfolg


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


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RE: wie reinige ich einen Distler-Motor?

#3 von Ralf0815 , 26.12.2010 22:39

OK,

dann bleibt noch die Frage, wie ich den Motor öffne, um an die Kollektorfläche ranzukommen.


Gruß Ralf


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RE: wie reinige ich einen Distler-Motor?

#4 von Georg , 27.12.2010 00:58

Zitat von Ralf0815
... Ich habe vorsichtig die Laschen weggebogen in der Absicht, die durchsichtige Plastik-Kappe runterzuziehen. Zerstöre ich damit das Plastik? Gibt es einen anderen Ansatzpunkt?...



Ralf,

Du müßtest auch das Zahnrad auf der anderen Seite vorher von der Welle abziehen. Doch der Reihe nach.

Bei dem Distler-Motor gibt es nichts zu reinigen. Daher eine Frage vorweg: läßt sich die Ankerwelle am Zahnrad leicht drehen, oder geht sie etwas schwer (und Du vermutest daher Schmutz im Innern des Motors)? Oder kommen beim Drehen mit der Hand kratzende Geräusche aus dem Motor. Oder sitzt die Welle sogar ganz fest?

Im Gegensatz zu anderen Modellbahnmotoren läßt sich die Ankerwelle des Distler-Motors ganz leicht drehen und der Motor hat auch ohne Schwungscheibe einen großen Schwungscheibeneffekt. Wenn sich die Welle des Motors nicht leicht drehen läßt, beim Drehen der Welle kratzende Geräusche auftreten oder die heraus ragende Welle sich gar nicht drehen läßt, kannst Du jeden Reparaturversuch aufgeben.

Die einzige Möglichkeit an das Innere des Motors zu kommen, ohne den Motor zu zerstören sind die quadratischen Öffnungen für die Schleifkohlen. Das hast Du ja schon probiert. Und da kann man mit einem Streichholz mal versuchen, ob man den Kollektor sauber bekommt. Ist der etwa schwarz? Mehr kann man, außer durch Biegen den richtigen Anpreßdruck der Schleifkohlen herstellen, nicht machen. Vielleicht noch etws Öl auf die Lager.

Der Distler-Motor ist an sich vollkommen geschlossen, so daß kein Schmutz in den Motor gelangen kann. Die einzigen Öffnungen des Motors sind die erwähnten Öffnungen für die Kohlen und darüber befinden sind Messingkappen. Es kann somit kein Schmutz in den Motor gelangen. Umgekehrt kann der Motor wegen fehlender Öffnungen schlecht Wärme abführen. In den 1950ern (der Bauzeit des Distler-Motors) waren normale Modellbahnmotore noch offen und der sich drehende Anker erzeugt einen Luftstrom, der den Anker kühlt.

Ich habe den Verdacht, daß der von Dir vermutete Schmutz auf eine defekte Motorwicklung hindeutet. (Den Verdacht hat Dieter ja auch schon geäußert.)

Der Distler-Motor ist kein herkömmlicher Motor, sondern eine frühe Form eines Glockenankermotors, wie er heute von der Firma Faulhaber angeboten wird. D. h. die Motorwicklung des Distler-Motors ist eisenlos, freitragend, kreuzförmig gewickelt und wird durch Kleber in einer glockenförmigen Form zusammengehalten. Die Glocke dreht sich außen um den im Zentrum des Motors befindlichen Magnetkern.

Wie Dieter schon geschrieben hat, ist der Motor für 4,5 Volt aus einer Flachbatterie ausgelegt. Er verträgt zwar kurzzeitig mal einen höheren Spannungsstoß aus dem normalen Fahrpult. Aber wenn der Motor zu lange mit einer zu hohen Spannung betrieben wird, wird die Wicklung, die nur durch den Kleber in der Glockenform gehalten wird, zu heiß. Der Kleber verliert seine Bindewirkung und in Verbindung mit der durch die hohe Spannung bedingten hohen Drehzahl fliegt die vergleichsweise große Wicklung (deshalb ist der Motor ja so groß) fliehkraftbedingt buchstäblich auseinander. Wenn die durch die Fliehkraft auseinanderstrebende Wicklung dabei andere Teile berührt, wird der im Vergleich zu anderen Motoren haardünne Draht der Wicklung schnellstens durchgescheuert. Die dadurch entstehenden Drahtenden können beim "Handbetrieb" kratzende Geräusche verursachen. Oder man spürt beim Drehen mit der Hand einen Widerstand. Der Motor ist dann unrettbar verloren. Du kannst nur Dieters Rat befolgen und Dir eine Lok mit zerbrochenem Gehäuse beschaffen.

Wenn Du erkannt hast, das Dein Motor defekt ist, kannst Du ja mal auf "Entdeckungsreise" gehen. Aber gebe Dich nicht der Hoffnung hin, da etwa retten zu können. Auf der Zahnradseite muß mit einem dafür geeigneten Abzieher das Zahnrad abgezogen werden. Wenn man "nur so" mit einem Werkzeug an dem Zahnrad zieht, hält das die empfindliche Wicklung nicht aus und wird schon dabei zerstört, selbst wenn sie bis dahin noch intakt war. Wenn das Zahnrad abgezogen ist, kannst man die Plastikkappe auf der Motorkohlenseite nach dem Aufbiegen der Laschen abziehen. Dann kann man die Welle mit dem Glockenanker heraus ziehen. - Wärst Du denn in der Lage, die einmal aufgebogenen Laschen, die die Platikkappe halten, wieder so fest zu bekommen, daß das Lager in der Plastikkappe wieder genauso fluchtet wie vor dem Zerlegen? Und dann muß Du wieder das Zahnrad aufpressen. . Glaube Dieter und mir, beschaffte Dir einen Motor aus einer Schrottlok.

Viele Grüße Georg


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RE: wie reinige ich einen Distler-Motor?

#5 von Ralf0815 , 27.12.2010 19:50

Hallo Georg,

danke für Deine sehr umfangreiche Antwort!

Ich habe 2 baugleiche Motoren.
Fangen wir mit dem schlechteren an:
Die Plastik-Kappe ist sehr sauber, fast durchsichtig. Beim Laufen macht er „sägende“ Geräusche.
Steht die Lok auf dem Gleis, braucht sie eine sehr hohe Anfangsspannung, damit sie überhaupt losfährt. Wenn sie stehenbleibt und erneut losfahren soll, kommt es oft vor, daß ich sie mit der Hand anschieben muss.

Der bessere sieht innen viel dreckiger aus, so braun bis kupfer-farben. Nachdem ich die Kohlen von dem anderen Motor eingesetzt habe, läuft er! Die Kohlen funktionieren jeweils nur in dem einen Motor, in dem anderen nicht. Ich habe sie nur paarweise getauscht.

Beim Drehen von Hand sind beide leichtgängig und leise. Der schlechtere hat merkbares Axial-Spiel, der bessere nicht.


Da beide Gehäuse Mängel haben, werde ich wohl keinen dieser Motoren öffnen. Sondern den besseren benutzen und den anderen in die Teilekiste legen.
Allerdings werde ich nach erfolgreicher Arbeit mit der Dampflok einem Distler-TEE zuleibe rücken. Da ist die Teile-Situation wohl eine andere....



Gruß Ralf


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