Hallo Claus,
das was du schreibst war zu allen Zeiten so. Wenn du aus dem Erwerbsleben ausscheidest hast und hattest du schon immer weniger im Portemonnaie.
Es ist allerdings ein Unterschied, wenn man es selbst erlebt ... sonst waren es stets die anderen.
Doch was wohl auch wahr ist: keinem fehlen die großen Beträge. Das was du meinst und was einem das Genick bricht ist der fehlende Zehner am Ende des Monats oder die kaputte Waschmaschine, wenn man finanziell überdehnt ist. Die Ursache liegt jedoch im fehlenden guten Umgang mit Geld. Es gibt genügend Leute die verdienen 10.000 im Monat und geben 12.000 aus. Genauso gibt es Menschen, die haben 1200 und legen monatlich 50 Euro zurück. Wer ist vermögender.
Und ja, sich zu reduzieren war schon immer schwer. Aber man kann sich darauf vorbereiten. Ich habe begonnen mich schrittweise zu reduzieren. Ab Jahr 10 vor der Rente die Lücke ausgerechnet und im ersten Jahr 10% dieser Lücke, im zweiten 20% zurück- und angelegt. Das was dann da ist zahle ich mir geteilt durch 200 (die Monate, die ich etwa noch zu leben habe) aus. Wenn's gut läuft, habe ich dann mehr als den den letzten Jahren vor der Rente, wenn's nicht läuft, macht das keinen Unterschied, aber ich habe mich bereits an das Weniger gewöhnt. Mein Einkommen generiert jährlich einen Rentenpunkt, damit bin ich absoluter Durchschnitt. Also weder Reich noch Hungertuch. Man muss so etwas nur tun. Jeder kann das.
Mein Vater hat mir beim ersten Taschengeld gesagt: "Du wirst später alle möglichen Leute und für alle Dinge bezahlen müssen. Wer bezahlt dich?" Antwort klein Matthias: "ich kriege doch Gehalt" ... V: "Nein so meine ich das nicht. Du musst dich auch von deinem Gehalt bezahlen und zwar zuerst. Lege immer wenn du es bekommst 10% zurück und die wirst nie Not haben." Zeitsprung 12 Jahre später, Matthias begann seine Lehre und hatte 250,-DM als Stift im ersten. Moped, Freundin und solche Dinge. Matthias an Vater: das reicht doch vorne und hinten nicht. Wie soll ich von den 250 Mücken noch was zurückl..." Vater fällt mit unmissverständlichem Tonfall in Wort: "Dann musst du auch nur 25 Mark zurücklegen." Für den Satz bin ich ihm heute noch dankbar, denn er hatte recht und es hat letztlich im Alltag keinen Unterschied gemacht ... es war eh knapp. Aber wenn mal ein Brocken zu stemmen war (z.B. neue Reifen) dann konnte ich das Problemlos bestreiten. Und so ist es mit der gesetzlichen Rente auch. Es wurde uns schon in der Schule im Sozialkundeunterricht beigebracht, dass die gesetzliche Rente nur eine Säule der Altersvorsorge ist, man mehrer bräuchte und man nicht besonders schlau sei, wenn man trotz dieses Wissens allein auf diese Säule setzte. Ich denke die meisten sind dem Unterricht nicht besonders aufmerksam gefolgt, anders kann ich mir das böse Erwachen mancher nicht erklären. Nebenbei: die Rentenversicherung ist mein Arbeitgeber und von der Materie bilde ich mir ein, mir eine etwas über rudimetärem Niveau liegende Expertise erarbeitet zu haben.
Und mal ehrlich: wir haben allerorten Arbeitskräftemangel.. Abschieben auf's Altenteil ist spätestens seit Corona passé. Was hindert also einen Rentner mit geringer Altersversorgung, der das Attribut "rüstig" trägt, daran sich beispielsweise für 10 Nachmittag an die Kasse einer Tankstelle zu setzten. Die sind doch froh, wenn da überhaupt noch jemand sitzt und sie nicht die Öffnungszeiten verändern müssen. Dann hast du deinen 500,-€-Dampfer. Und vermutlich wirst du diesen wesentlich mehr wertschätzen als all die Loks, die man sonst so mitgenommen hat. Das habe ich als 10-jähriger auch so gemacht. Werbeblätter für örtliche Schuhgeschäft ausgetragen, Taschengeld gespart und mir davon die 3054 gekauft. Die 125,-DM waren (abzüglich der väterlich verordneten Sparquote) ein Jahresgehalt + Überstunden für mich. Und die 3054 ist eine der beiden Loks (die andere ist die DA800, meine erste Lokomotive, mit der alles anfing), die ich niemals hergeben werde, weil ich weiß, was ich dafür getan habe. Ich bin so groß geworden, das, wenn man etwas möchte, man auch bereit sein muss etwas dafür zu tun. Und wenn man es wirklich will, dann klappt das auch, auch mit Mitte 70, einigermaßen erhaltene Gesundheit vorausgesetzt. Aber die haben die meisten in dem Alter noch.
Was ich zudem meine. In diesem Faden und in vielen davor wird regelmäßig geschrieben, wie hart unsere Eltern arbeiten mussten, wie lang sie sich strecken mussten, vielleicht Überstunden leisteten und sich in Verzicht übten, um uns eine Modelleisenbahn zu ermöglichen. Ist es zuviel verlangt, wenn wir das auch müssen? Und ich frage mich, haben sie auch so wehleidig geklagt. Wenn ja, dann haben wir das nicht mitbekommen, das war dann wohl eher ein "Erwachsenengespräch". Warum gab es denn zu Weihnachten oder Geburtstag nur ein oder zwei Wagons oder mal eine Lok? Setze das bitte mal in Relation zu den Stückzahlen, um die sich dein Bestand pro Jahr verändert.
Ich bin der Meinung, dass wir - schaut doch euch doch mal die Massen an, die in euren Schränken, Vitrinen und auf euren Anlagen lagern - was das Hobby betrifft ziemlich satt sind. Modellbahnartikel sind nichts besonderes mehr, weil man sie schon hat. Die kindliche Freude ist weg. Und da muss dann schon was Besonderes kommen, damit es uns vom Hocker zieht, denn: alles andere haben wir schon. Und da es nichts Besonderes ist, dann bitte nicht zu dem Preis. Womit wir wieder bei Märklin wären. Vieles wird in einem Hochlohnland (Ba-Wü) gefertigt und Märklin ist hinsichtlich seines Gehaltsgefüges nicht die erste Adresse als Arbeitgeber. Die werden sich im Stuttgarter Speckgürtel schon finanziell gewaltig strecken müssen, wenn sie gute Facharbeiter bekommen wollen. Zu den Kursen, die manche hier als angemessen betrachten, gäbe es kein Märklin mehr - vielleicht noch als Marke wie Grundig oder Telefunken auf irgendeinem Billiggerät - und die von dir beschriebene Altersarmut wäre bei einem, an diesem Preisgefüge orietierten Lohngefüge, sicher unumgänlich.
Ergo: alle wollen leben ... aber in Maßen, dann ist auch genug da. Schaue ich in meine MoBa-Bestände, so grenzt das schon an Völlerei. Schaut mal in eure Schränke und fragt euch, was würde euer Vater von damals sagen? Vermutlich: "Ziel erreicht! Der Wunsch dass er es einmal besser haben soll hat sich erfüllt". Denkt mal daran, wenn ihr in den Neuheitenkatalogen und Preislisten blättert.
Und wenn ich Beiträge über die diesjährigen amerikanischen Retromodelle lese in denen sinngemäß steht: "so toll finde ich die eigentlich nicht und zu teuer sind sie mir obendrein, doch ich muss ja, denn was will man machen, sonst wäre ja die Sammlung unvollständig", ohne diese Aussage in írgendeiner Form werten zu wollen - jeder kann machen was er möchte, es ist ein Hobby - so handelt es sich doch wohl eher um eine Wohlstandsproblematik als eine existentielle Krise. Die Frage ist doch nicht: "kann ich mir nicht leisten", sondern "will ich von meinem Geld Betrag X nach Göppingen tragen".
Vielleicht war's off topic, Thema verfehlt, sechs setzen. Wenn ja, dann seht es mir bitte nach, doch es war mir ein Bedürfniss diese Zeilen zu äußern.
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias