Kusan war ursprünglich ein Kunststoffhersteller von Plastikspielzeug für Kinder im Vorschulalter. Präsident der Firma war seinerzeit ein Herr namens Bill McLain, der Anfang der 50er Jahre seine Produktpalette um günstige Modelleisenbahnen erweitern wollte. Als Konstrukteur wurde George Dunbar engagiert, der die Spur 0 als ideale Größe der projektierten Bahn für Kinder sah. Seinerzeit hatte der amerikanische Modellbahnmarkt ein Gesamtvolumen von ca. 60 Mio. US$, lt. McLain reichten davon 1 Mio. zur kostendeckenden Produktion und 2 Mio. US$ für ein profitables Geschäft.
TCA Western - Kusan Trains
Zunächst wurde ein antriebsloser Bodenläufer-Zug, bestehend aus einer optisch stark an die Lionel O-27 Alco FA-2 angelehnte Diesellok und vier Güterwagen herausgebracht, der für sagenhafte 2,98 US$ verkauft wurde. Die flachen Räder des Zuges wurden bald durch welche mit Spurkranz ersetzt, die besser aussahen, und Handbetrieb auf Spur-0 Gleismaterial ermöglichten. Mit dem Kauf von Cornflakes-Packungen und den darin enthaltenen Coupons reduzierte sich der Preis des Zuges auf gerade einmal 1.98 US$. Hier kommt ein altes Werbevideo für den Kusan Kannonball Express.
Der aufwändig produzierte Film legt die Vermutung nahe, daß sich auch der Lokomotivbauer Alco davon einen gewissen Werbeeffekt versprach.
1954 konnte Kusan die Formen von AMT (Auburn Model Trains) von Jack Ferris kaufen, die für einige wenige Jahre die Produktpalette um sehr hochwertige Modellbahnen erweiterte, letztendlich aber wegen der zu hohen Produktionskosten bald eingestellt wurde. Hier wurden einige kuriose Neuerungen eingeführt, z.B. ein Gleissystem, das einen abnehmbaren Mittelleiter hatte. Die ex AMT EMD F7 Dieselloks bekamen isolierte Radsätze und einen Umschalter für wahlweisen 3- oder2-Leiterbetrieb.
Die Kannonball-Alco wurde Mitte der 50er Jahre überarbeitet und bekam einen Motor, auch die Kunststoff-Güterwagen der sogenannten K-Series wurden etwas aufgehübscht. Das K-Sortiment war eine reine Zweileiter-Bahn, die mit Wechselstrom betrieben wurde. Die Modelle gab es auch als Bausätze.
Schauen wir uns ein paar dieser Modelle an. Die Alco FA-2 war, wie schon geschrieben, der ersten Lionel Alco sehr ähnlich. Diese ist von der Chicago, Burlington & Quincy RR (Burlington Route). Es gab sie noch in der Lackierung einer Reihe weiterer Bahngesellschaften als angetriebene Lok, oder auch als motorlosen Dummy.
Die Schachteln hatten schön lithographierte Deckelbilder
Auch der gedeckte Güterwagen hatte deutliche Anleihen vom bekannten Lionel 6464 Boxcar, ohne jedoch eine 100%ige Kopie darzustellen. Die Wagenlänge z.B. ist geringfügig kürzer. Die Konstruktion ist insofern intelligent, als daß der Wagen gerade einmal aus 10 Einzelteilen besteht, alle aus Kunststoff. Dementsprechend leicht waren diese Modelle.
Dieser Wagen hatte zwei fest in die Gussform integrierte Türen, eine geschlossen, die andere geöffnet.
Die 12 Einzelteile des Schüttgutwagens garantierten ebenfalls eine ökonomische Produktion durch schnellen Zusammenbau. Dieses Modell hat bemerkenswert dünne Wände. Dazu wurde eine Gussform konstruiert, aus der der noch heiße und flexible Wagenkasten entnommen wurde, und die endgültige Form erst beim Erkalten bekam. Der Wagen war nahezu maßstäblich, lediglich die Breite war reduziert, um zu den anderen K-Series Modellen zu passen. Den Wagen gab es mit und ohne Klappdeckeldach.
Der Wagen mit Dach für Nässeempfindliche Güter-
Konstruktionsdatum 1958, dafür war das Dach bemerkenswert schön strukturiert.
Auch der Kesselwagen war in der Breite und im Kesseldurchmesser etwas reduziert, sonst aber recht maßstäblich.
Als ich diese Modelle bekam, war auch etwas Papierkram dabei, eine Produktübersicht zum Beispiel.
Und auch diese Bauanleitung für den Hopper.
Kusan fand einige Marktnischen, z.B. Militärzuge mit Kanonenwagen. Das in den 1950er Jahren beginnende Weltraumzeitalter spendierte auch Ideen für "Space Age Trains".
https://orau.org/health-physics-museum/c...omic-train.html
Im Jahr 1961 gab Kusan eine große Anzahl an Zugpackungen an die Kaufhauskette Sears auf Kommission ab. Der Hersteller garantierte eine Rücknahme nach dem Weihnachtsgeschäft für übrig gebliebene Artikel. Die Präsentation dieser Packungen in den Katalogen und Versandhausfilialen war nicht optimal, der überwiegende Teil der Ware wurde retourniert. Daraufhin wurde die Eisenbahnsparte von Kusan als unrentabel eingestellt, die Formen gingen in ein Zweigwerk nach Mexiko und bedienten u.a. auch den Mexikanischen Markt. Hier entstanden einige sehr gesuchte Modelvarianten. Die Produktion endete um 1968.
https://www.robertstrains.com/Kusan17.htm
Robert's Trains hat überhaupt viele Bilder zur Geschichte von Kusan.
https://www.robertstrains.com/Kusan.htm
Was kam dann? Die Kusan-Formen kaufte 1968 Andrew Kriswalus, der mit seiner Fa. Kris Model Trains die guten AMT Güterwagen bis Anfang der 80er Jahre weiterproduzierte. Die K-Series Formen wurden eingelagert. Mit dem Ende von KMT (Kriswalus) kaufte Jerry Williams die Formen und reaktivierte auch die K-Series wieder für einen kurzen Zeitraum. Auch die AMT F7 und einige der AMT-Güterwagen (Boxcar, Reefer) bekamen eine Frischzellenkur und kamen wieder in die Läden. Heute sind diese Formen bei Bachmann und werden z.T. noch genutzt. Mitte der 80er Jahre übernahm MDK K-Line die K-Series, die nach einer starken Überarbeitung das Basissortiment dieses Herstellers bildeten. Der Verbleib dieser Gussformen ist unklar. K-Line hat vermutlich einige dieser Formen komplett neu gebaut und die alten vernichtet.
Die Geschichte von K-Line und Williams kann man an anderer Stelle in diesem Forum nachlesen.
Die Daten und Informationen zu diesem Beitrag stammen aus verschiedenen Quellen, u.a. Greenberg*s Guide to Kusan Trains, USA 1987, ISBN 0-89778-073-6
Gerne dürfen weitere Kusan-Modelle zur Ergänzung gezeigt werden,
Martin